Autoren-Archive: Hagen Nickele

TRAINER KUTRIEB IM GESPRÄCH


Zum Zeitpunkt der Ligaunterbrechung wegen der Coronavirus-Pandemie stand Tennis Borussia mit fünf Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze der NOFV-Oberliga-Nord, hat allerdings auch ein Spiel mehr absolviert als Verfolger Greifswalder FC. Ob sportlich oder am "grünen Tisch", die Zeichen für einen Aufstieg in die Regionalliga Nordost stehen also nicht schlecht im Eichkamp. Dennoch verkündete der Trainer nun seinen Abschied im Sommer.


Ich würde sehr gerne die Saison und den Aufstieg zu Ende bringen – die Mannschaft im Übrigen genauso. So eine Aufstiegsfeier ist dann schon nochmal etwas ganz anderes, als wenn es auf einem Papier heißt: 'Okay, Ihr habt's jetzt geschafft'.

Berlinsport Aktuell sprach mit Dennis Kutrieb per Audio-Chat* über die Beweggründe zu diesem Schritt, wie er die Situation im Aufstiegsrennen beurteilt – und wie es für ihn weiter geht.

Zum Abhören bitte unten anklicken

*das Gespräch wurde am 12. Mai aufgezeichnet – für die hier und da auftretenden Neben- bzw. Störgeräusche bitten wir um Nachsicht
Beitrag+Fotos: BspA/Hagen Nickelé

PRÄSIDIALMITGLIED MATUR IM GESPRÄCH (NOV. 2019)


Seit dessen Gründung Anfang des Jahrtausends ist Mehmet Matur Vorsitzender des Ausschusses für Integration und Vielfalt im Berliner Fußball-Verband. Anlässlich eines vom BFV angebotenen Moscheebesuchs in der Kreuzberger Omar-Ibn-Al-Khattab-Moschee sprach Berlinsport Aktuell bereits im vergangenen November ausführlich mit Matur über die Entstehung und Arbeit des Ausschusses.


   Mehmet Matur (BFV-Präsidialmitglied)

Ich sehe mich auch als Brückenbauer zwischen den Vereinen, wenn es da mal irgendwelche Missverständnisse oder Wahrnehmungsschwierigkeiten gibt – dass ich da auch für Sensibilität und Akzeptanz werbe.


Zum Abhören bitte jeweils unten anklicken

Interview (Teil 1):

Interview (Teil 2):

Beitrag+Fotos: BspA/Hagen Nickelé

NEU-TRAINER DIEKMANN IM GESPRÄCH

 
Nach 20 absolvierten Spielen liegt der vor der Saison als Aufstiegskandidat gehandelte Berliner SV 92 auf dem 6. Platz der Bezirksliga Staffel 2. Ende Februar trennten sich die "Störche" von Trainer René Zampich – mittlerweile hat Frank Diekmann (zuletzt TuS Makkbi) das Amt bei den Wilmersdorfern übernommen. Nach nur einer Partie unter dessen Leitung folgte jedoch die Unterbrechung des Spielbetriebs wegen der Coronavirus-Epidemie. Der neue Trainer des BSV 92 sprach mit Berlinsport Aktuell u. a. über die Hintergründe der Zusammenarbeit.

Berlinsport Aktuell: Herr Diekmann, Sie haben zum Ende der vergangenen Saison aus familiären Gründen als Trainer beim Berlinligisten TuS Makkabi aufgehört – hatten Sie sich damals eine bestimmte Dauer ihrer Pause vorgestellt?

Frank Diekmann (BSV 92): Nein. Ich hatte bereits im April dem Vorstand mitgeteilt, dass ich nicht in der Lage sein werde, mich um die kommende Saison kümmern zu können. Mir ging es darum, dass der Verein genügend Vorlauf hatte, um einen passenden Nachfolger für mich zu finden. Über die Dauer meiner Auszeit hatte ich mir keine Gedanken gemacht.

BspA: Anfang März sind Sie nun beim Berliner SV 92 in der Bezirksliga wieder als Trainer in Erscheinung getreten. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Diekmann: Der Vorsitzende der Fußballabteilung, Christian Kalden – wir kennen uns schon seit Jahren –, hatte mich angerufen und gefragt, ob ich ihnen als Trainer aushelfen könne, weil die Zusammenarbeit zwischen dem bisherigen Trainer René Zampich und dem BSV 92 einvernehmlich beendet wurde.

BspA: Zu diesem Zeitpunkt lag der BSV 92 neun Punkte hinter Platz 1 und sieben hinter dem Tabellenzweiten – sind Sie explizit geholt worden, um in den – damals noch – verbleibenden elf Partien den Angriff auf die Aufstiegsplätze zu starten?

Diekmann: Der Verein wollte einen neuen Impuls für die Mannschaft auslösen, um oben noch einmal anzugreifen, weil er die Auffassung vertritt, dass die Mannschaft unter ihren Möglichkeiten spielt.


     Frank Diekmann (Berliner SV 92)

Ich hatte am 15. März einen Trainingsplan ausgegeben, der endet jedoch am 19. April. Theoretisch müsste ich anschließend einen neuen Plan ausgeben – aber ich gehe eher davon aus, dass das nicht mehr nötig und die Saison dann abgehakt sein wird.


BspA: Das erste Spiel unter ihrer Regie ging gegen einen direkten Mitkonkurrenten, Fortuna Pankow, auf eigenem Platz mit 1:2 verloren – ist der Aufstieg damit bei 10 bzw. neun Zählern auf die beiden Topplätze und zusätzlich noch drei bis vier Mitbewerbern für Sie gegessen?

Diekmann: Nein – ich halte 9 Punkte Rückstand auf einen Aufstiegsplatz bei noch 10 ausstehenden Spiele zwar für eine schwierige, aber nicht unlösbare Aufgabe.

BspA: Wie viel Zeit hatten Sie, das Team vor dem Spiel gegen Pankow kennenzulernen bzw. schon erste spielerische und taktische Maßnahmen nach Ihren Vorstellungen zu treffen?

Diekmann: Wir hatten lediglich 3 Trainingseinheiten zum Kennenlernen. Noch dazu war die Trainingsgruppe überschaubar, so dass da im mannschaftstaktischen Bereich noch gar nichts ging. Die Dinge hatten wir dann, nach dem Abschlusstraining, an der Tafel angedeutet.

BspA: Wie groß ist der Unterschied zwischen z. B. der Berlin-Liga und der Bezirksliga was Trainingsbedingungen und - pensum betrifft?

Diekmann: Ziemlich groß. Der gravierende Unterschied, was die Trainingssteuerung anbetrifft, liegt im Bereich der Anzahl von Trainingstagen. Wir haben nur zweimal wöchentlich Training. In der Berlinliga steht mindestens ein Tag mehr an. Gerade wenn es darum geht, eine Spielphilosophie einzuprägen und Automatismen zu entwickeln, halte ich das für nicht ausreichend. Wenn ein Spieler einmal in der Woche fehlt, dann hat er gleich 50 % an Input versäumt. Wenn man beispielsweise an zwei Trainingstagen gewisse Dinge ausarbeitet, dann möchte man am dritten Tag im Abschlusstraining gerne sehen, was davon hängen geblieben ist. Im Wettkampf liegt der für mich entscheidende Unterschied darin, dass der Schiedsrichter in der Bezirksliga ohne Assistenten auskommen muss. Ich hatte mir während meiner Pause auch einige Spiele in unteren Ligen angeschaut – was da teilweise im Rücken vom Schiedsrichter abläuft, motiviert mich keineswegs auf längere Sicht in solch einer Liga zu arbeiten.

BspA: Wie deutlich zeichnete sich zum Zeitpunkt ihres Amtsantritts bereits eine mögliche Liga-Unterbrechung wegen des Coronavirus ab?

Diekmann: Gar nicht. Zu diesem Zeitpunkt brachte man lediglich ein Bier mit dem Begriff „Corona“ in Verbindung.

BspA: Wenn Sie vorher gewusst hätten, dass es soweit kommen würde – hätten Sie das Amt überhaupt angetreten?

Diekmann: Die Frage hätte sich erübrigt. Wenn das absehbar gewesen wäre, hätte der Verein diesen Schritt mit Sicherheit nicht unternommen.

BspA: Ist die Pause für Sie und den Club ein besonderer Nachteil, weil Sie gerade erst die Arbeit aufgenommen haben?

Diekmann: Das ist natürlich für alle Clubs der gleiche Nachteil. Wenn allerdings ein neuer Trainer installiert wird, ist das meistens auch mit einer neuen Spielphilosophie verbunden. Und da ist es natürlich dann besonders bitter, wenn man mit der Mannschaft nicht auf dem Platz arbeiten kann.

BspA: Was und welche Umfänge lassen Sie ihre Spieler zur Zeit individuell trainieren?

Diekmann: Ich hatte am 15. März einen Trainingsplan mit Laufeinheiten an die Mannschaft ausgegeben, der endet jedoch am 19. April. Theoretisch müsste ich anschließend einen neuen Plan ausgeben – aber ich gehe eher davon aus, dass das nicht mehr nötig und die Saison dann abgehakt sein wird.

BspA: Ist die Vereinbarung zwischen Ihnen und dem BSV 92 über das Saisonende hinaus vereinbart?

Diekmann: Nein.

BspA: Können Sie sich vorstellen, zur neuen Spielzeit – wann immer diese auch beginnen würde – eine neue Aufgabe anzunehmen und welche Bedingungen müssten dabei erfüllt sein?

Diekmann: Das könnte ich mir durchaus vorstellen. Ich muss allerdings zugeben, dass ich auch gut damit leben könnte, wenn ich mir an den Wochenenden einfach nur einmal ein paar Begegnungen live anschaue. Das hatte ich im letzten Jahr tatsächlich sehr genossen. Wenn ich eine neue Aufgabe annehmen würde, dann sollten schon drei Trainingseinheiten pro Woche anstehen – und ein Gespann das Spiel am Wochenende leiten.

Beitrag+Fotos: BspA/Hagen Nickelé

– JAN SAWICKI IM GESPRÄCH (TEIL 2) –

 

BspA: Welche Maßnahmen musste der Verein bislang in finanzieller Hinsicht treffen, um aktuell erst mal den Schaden möglichst gering zu halten?

Sawicki: Wir haben für die festangestellten Mitarbeiter Kurzarbeit ab April beantragt. Dazu gab es Gespräche mit bezahlten Übungsleitern, die Verträge erst einmal auszusetzen, bis wir wissen, wie es weitergeht.

BspA: In welcher Hinsicht sind dennoch Einbußen zu befürchten, wenn die Saison zumindest noch verspätet begonnen werden kann?

Sawicki: Hier kommt es darauf an, wann begonnen wird. Bei einer verkürzten Saison werden auf jeden Fall Heimspiele fehlen – im Normalfall wären es mindestens sieben –, was sich auf die Zuschauereinnahmen auswirken wird. Des Weiteren generiert man an Spieltagen Spenden und bzw. oder neue Sponsoren, die Akquise in dieser Situation ist sehr schwer.

BspA: Was würde das „Worst-Case-Szenario“ – die Absage der kompletten Saison – für Konsequenzen bedeuten und für wie wahrscheinlich halten Sie dieses?

Sawicki: Wir hoffen immer noch, dass es am 30.5. losgehen kann. Haben aber schon einen Plan B in der Hinterhand, wenn die Saison komplett abgesagt wird. Planungen würden sich dann auf die Saison 2021 richten, der Verein ist erstmals seit Jahren fast komplett schuldenfrei. Dies und das gute Klima in der Mannschaft lassen optimistisch nach vorne schauen.

BspA: In den letzten Jahren waren die Adler finanziell nicht auf Rosen gebettet – wie stabil ist die Situation aktuell, um die unvorher- bzw. unabsehbaren Folgen der Corona-Krise zu überstehen?

Sawicki: Wie eben erwähnt, ist der Verein fast entschuldet. Das Jahr in der dritten Liga wurde hierzu genutzt. Im Hintergrund wird bereits daran gearbeitet, auch diese Krise zu überstehen.


              Jan Sawicki (Berlin Adler)

Als sechsmaliger deutscher Meister und dreimaliger europäischer Champion kann das Ziel nur Liga 1 heißen – aber wir wollen nichts überstürzen.


BspA: Sie haben auch zu „Hamsterkäufen“ im Fan-Shop oder ganz aktuell dem Erwerb der Adler-Hymne auf CD aufgerufen – wie gut wird das Angebot bislang angenommen vor dem Hintergrund, dem Verein damit in einer schwierigen Situation zu helfen?

Sawicki: Eigentlich war das so nicht geplant. Die CD war als Überraschung für die Fans zu Saisonbeginn bzw. zur Eröffnung des neuen Adler-Heims auf dem Gelände des Stade Napoleon gedacht. Da jetzt jeder Verein mit den finanziellen Folgen dieser Krise zu kämpfen hat, haben wir flexibel umgedacht. Das Angebot wird auch angenommen, weil die Fans wissen, um was es geht.

BspA: Im vergangenen November hat Stefan Mücke das Amt des Präsidenten an Thomas Minstedt abgetreten – was steckt hinter dem Führungswechsel?

Sawicki: Thomas Minstedt ist jahrelanger Unterstützer der Berlin Adler mit seiner Firma Betoplan Dachbau GmbH. Wir wollten auch nach außen signalisieren, dass mit den schwierigen Jahren abgeschlossen wird. Stefan Mücke hatte das Amt des Präsidenten in einer schwierigen Phase angetreten. Der Verein ist ihm sehr dankbar, dies getan zu haben. Dass es nur um eine reine namenstechnisch neue Besetzung geht, sieht man daran, dass Stefan Mücke weiter Teil des Vorstands ist.

BspA: Der neue Vorsitzende sprach selbstkritisch von Fehlern im Jahr 2018, aus denen nun die Lehren gezogen worden sind. Worauf bezieht sich Thomas Minstedt in dieser Aussage?

Sawicki: Die Fehlerkette begann schon in den Jahren zuvor. Es wurde Geld ausgegeben, welches nicht da war. Rechnungen konnten somit teilweise nicht bezahlt werden. So kam eines zum anderen. Das Recruiting für die Saison 2018 wurde viel zu spät begonnen. So war der Abstieg in Liga drei nur eine Konsequenz daraus.

BspA: Das Ziel für den Traditionsverein AFC Adler kann eigentlich nur die Rückkehr ins Oberhaus sein – gibt es dafür eine Frist, die man sich vereinsintern gesetzt hat?

Sawicki: Als sechsmaliger deutscher Meister und dreimaliger europäischer Champion kann das Ziel nur Liga 1 heißen – aber wir wollen nichts überstürzen. Als Vorbild sollte uns der Abstieg Anfang der 2000er in Liga zwei dienen. Dort haben wir uns einige Jahre konsolidiert und sind dann direkt nach dem Aufstieg in das GFL-Halbfinale eingezogen. Hier wäre keiner traurig, wenn sich Geschichte wiederholen würde

BspA: Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass die neu festgelegten Termine – Trainingsstart 20. April, Ligastart Ende Mai – eingehalten werden können?

Sawicki: Viele vergessen immer die mahnenden Worte des Robert-Koch-Instituts: Wir stehen erst am Anfang einer Pandemie. Kaum vorstellbar dass die Termine eingehalten werden können – realistischer ist da schon das Szenario einer verkürzten Saison.

Beitrag+Fotos: BspA/Hagen Nickelé

– JAN SAWICKI IM GESPRÄCH (TEIL 1) –

Die Berlin Adler, Aufsteiger in die German Football League 2 (GFL 2), mussten ihre Saisonvorbereitung wegen der Coronavirus-Epidemie aussetzen. Berlinsport Aktuell sprach mit Geschäftsstellenleiter Jan Sawicki über die (möglichen) sportlichen und finanziellen Konsequenzen bzw. die Maßnahmen, die der Verein angesichts des "Shutdowns" treffen musste.

Berlinsport Aktuell: Herr Sawicki, das Coronavirus und die mit ihm verbundene Epidemie betrifft natürlich auch den Football-Sport in der Hauptstadt – wie weit war denn das GFL2-Team der Adler bereits in der sportlichen Vorbereitung auf die Saison?

Jan Sawicki (Berlin Adler): Sehr weit – im Wintertraining werden die Grundlagen für eine erfolgreiche Saison gelegt. Neuzugänge wurden geholt, nicht nur aus Berlin. Die Mannschaft war bzw. ist heiß auf die neue Saison, die Import-Spieler aus Übersee sollten Anfang April dazustoßen.

BspA: Anders als in vielen Sportarten wird die Season im Football in Deutschland normalerweise etwa von Mai bis Oktober ausgetragen – was würden Sie aus Ihrer Sicht sagen: ist es aus sportlicher Sicht schwieriger, mitten in der Saison mit einer Unterbrechung klar zu kommen, oder doch während der Vorbereitung?

Sawicki: Eine Unterbrechung der Saison von ca. 3 Wochen hätte es in der Saison sowieso gegeben, eine kurze Sommerpause während der Fußball-EM. Eine Unterbrechung während der Vorbereitung stört massiv die Abläufe: Football ist ein komplexer Sport. Dies nun alles nur über diverse Videosequenzen einzustudieren, ist nicht gerade optimal.

BspA: Ihr Sport lebt u. a. viel von akribischem Einstudieren gewisser Spielzüge – wie weit wirft einen da eine solche Zwangsunterbrechung zurück und kann man die Defizite innerhalb eines guten Monats wieder wett machen?

Sawicki: Wie schon gesagt, im Wintertraining werden körperliche Grundlagen geschaffen. Die ersten Spielzüge mit Gegnerkontakt, werden auf dem Feld trainiert. Anfang März ging es los, drei Testspiele waren geplant. Dies sind Sachen, welche man nicht in kurzer Zeit aufholen kann, auch wenn einiges per Videostudium gelernt werden kann – aber das betrifft natürlich alle Mannschaften in der GFL bzw. GFL2.


           Jan Sawicki (Berlin Adler)

Als die ersten Befürchtungen aufkamen, dass es eine Pandemie globalen Ausmaßes wird, haben wir den Prozess gestoppt. Erstens ging es hier um zusätzliche Kosten – und zweitens weiß keiner, wie es weitergeht, ob es überhaupt eine Saison geben wird.


BspA: Mussten aufgrund der neuen Situation Verträge mit Spielern geändert oder sogar wieder aufgelöst werden? Und gibt es auch Spieler, die aufgrund der weltweiten Krise lieber in ihre Heimat zurückkehren wollen?

Sawicki: Die meisten Spieler kommen aus Berlin und dem Umland. Unsere Übersee-Imports hatten wir noch nicht geholt. Als die ersten Befürchtungen aufkamen, dass es eine Pandemie globalen Ausmaßes wird, haben wir den Prozess gestoppt. Erstens ging es hier um zusätzliche Kosten – und zweitens weiß keiner, wie es weitergeht, ob es überhaupt eine Saison geben wird. Wir sind aber weiterhin in Kontakt mit den Spielern, falls es doch eine Saison geben wird.

BspA: Müssen Sie eventuell aufgrund von durch die derzeitige Situation nicht zu Stande gekommenen Verträgen nochmal auf dem Spielermarkt aktiv werden?

Sawicki: Da uns kein Spieler abgesagt hat, erst mal nicht. Auf der Suche ist man aber immer.

BspA: Das Vereinsgelände im Stade Napoleon ist rundherum saniert bzw. erneuert worden – welche Vorteile bringt das für den gesamten Verein?

Sawicki: Die Bauarbeiten sollen Ende April abgeschlossen sein. Es wird auch weiterhin gebaut, trotz Covid-19 Krise. Jeder im Verein bekommt leuchtende Augen wenn er an das fertiggestellte Gelände denkt. Ein Platz für das komplette Jahr, man ist nicht mehr abhängig von anderen Dingen. Einer der modernsten Plätze in Europa, auch dies könnte ein zukünftiges Zugpferd für die Berlin Adler werden.

BspA: Die Spiele des GFL2-Teams werden weiterhin im Poststadion ausgetragen – wird sich der Aufstieg in Preiserhöhungen für die Eintrittskarten auswirken?

Sawicki: Letztes Jahr hatten wir einen sehr niedrigen Eintrittspreis und haben viel mit Freikarten gearbeitet. Als kleines Dankeschön an die treuen Fans und Wiedergutmachung für die schweren Jahre zuvor. So ein Aufstieg birgt aber auch zusätzliche Kosten (u.a. vier Fahrten nach NRW). Deswegen mussten wir etwas im Preis nach oben gehen. Aber der Einheitspreis von 8 € liegt immer noch unter dem Schnitt und ist sehr human. Außerdem haben Kinder bis 14 Jahren weiterhin freien Eintritt.

– Teil 2 des Gesprächs  folgt in den nächsten Tagen –

Beitrag+Fotos: BspA/Hagen Nickelé

 

Vorstand Tobias Schulze im Gespräch

Tennis Borussia hat die (vermeintlich) schwierige Situation in der Winterpause überstanden – nach der Neubesetzung des Vorstands kursierten Gerüchte, dass der Verein sich zum zweiten Halbjahr von einigen Spielern trennen müsste. Bis auf Daoud Iraqi (zurück zum BAK) hat letztlich dann aber kein Spieler mit Stammplatzanspruch den Club verlassen. Mit drei Siegen konnte obendrein die Tabellenführung zurückerobert werden, nun aber bringt das Coronavirus auch den Spielbetrieb der NOFV-Oberliga Nord zum Erliegen.

Vorstandsmitglied Tobias Schulze sprach mit Berlinsport Aktuell über Gerüchteküche, Aufstiegsambitionen – und wie sehr nun die Corona-Krise zur finanziellen Belastung wird.

Berlinsport Aktuell: Herr Schulze, wir sprachen zuletzt im Dezember über einen möglichen personellen Aderlass bei Tennis Borussia in der Winterpause – Sie hatten daraufhin geantwortet, die Mannschaft werde nicht auseinander brechen. Mit Daoud Iraqi hat dann letztlich nur ein Spieler, der Stammplatzambitionen anmelden konnte, den Verein verlassen – fühlen Sie sich im Nachhinein einfach nur bestätigt oder sind Sie vielleicht sogar selbst etwas überrascht?

Tobias Schulze (TeBe): Die Konditionen, die wir unseren Spielern in der Hinrunde geboten haben, waren für Fünftliga-Verhältnisse außerordentlich gut. Das lag auch an Zusatzvereinbarungen der Spieler mit dem alten Vorstand, die wir zunächst nicht kannten, dann aber trotzdem eingehalten haben. Dass wir diese Konditionen nicht über die gesamte Saison halten können, war allen Beteiligten klar. Um vertragstreu bleiben zu können und die Abstriche nicht zu hoch auszufallen zu lassen, sind wir aber auch im Winter noch mal finanziell an unsere Grenzen gegangen. Die Angebote, die wir den betreffenden Spielern gemacht haben, können sich also immer noch absolut sehen lassen. Etwas Vergleichbares ist selbst in der Regionalliga nicht so leicht zu finden. Insofern hielt sich unsere Überraschung in Grenzen.

BspA: Die Termine zu konkreteren Gesprächen mit den Spielern, die Zusatzvereinbarungen mit dem alten Vorstand besaßen, wurden in der Winterpause nochmal verschoben. Haben Sie in dieser Phase gemerkt, wie sich die Gerüchteküche – Tenor: „TeBe fällt im Winter auseinander“ – diesbezüglich wieder erhitzt hat?

Schulze: Ja, natürlich. Der Grund der Verzögerung war einfach, dass wir zwischen den Jahren nicht sofort alle an einen Tisch bekommen haben. Uns war klar, dass daraus Spekulationen entstehen – vielleicht auch von Leuten, die TeBe gerne scheitern sehen würden. Mit der Gerüchteküche muss man im Fußball aber klarkommen und das können wir auch.

BspA: Trotz der Gerüchte ist in dieser Zeit von Vereinsseite unseres Erachtens wenig über den Stand der Dinge nach außen gedrungen – wie schwierig war es, sich nicht dazu verleiten zu lassen, mit „Wasserstandsmeldungen“ vielleicht etwas Druck vom Kessel zu nehmen, aber eben auch möglicherweise falsche Erwartungen zu wecken?

Schulze: Es kamen fast täglich Nachfragen. Die meisten übrigens von TeBe-Mitgliedern und -Anhänger*innen, die am Verein hängen und die einfach wissen wollten, wie es in der Rückrunde weitergeht. Denen erst mal keine Antwort zu geben, war noch am schwersten. Letztendlich sind wir mit der Diskretion aber gut gefahren. Wir würden das wieder so machen.

BspA: Würden Sie widersprechen, wenn wir behaupten, dass Tennis Borussia ohnehin stets ein beliebtes Thema in Berliner Fußballkreisen ist und es deshalb auch in diesem speziellen Fall – vielleicht – gar keiner besonderen Aktivitäten von Sympathisanten des alten Vorstands bedurfte?

Schulze: Es gibt Menschen im Vereinsumfeld, denen es schwer fällt, die Entscheidungen der Gerichte und der Mitgliederversammlung zu akzeptieren. Die Meinungsverschiedenheiten würden wir am liebsten direkt austragen, zum Beispiel auf den Mitgliederabenden, die wir seit Saisonbeginn alle paar Monate veranstaltet haben. Daran haben aber nicht alle Interesse und damit müssen wir leben. Dass auch ohne Querschüsse im Berliner Fußball über TeBe geredet werden würde, ist natürlich richtig. Dass finden wir aber auch nicht schlimm. Tennis Borussia ist eben ein interessanter Verein.

BspA: Mit dem – das kann man wohl sagen – erfolgreichen Bestehen in dieser Verhandlungssituation schien so etwas wie der letzte Störfaktor gebannt, der die Mannschaft aus dem Meisterschaftsrennen hätte werfen können. Würden Sie das – aus der Sicht des Spielauftakts 2020 – auch so beurteilen?

Schulze: Der Rückrundenauftakt war überragend. Was auf dem Platz noch passieren wird, kann man aber nicht sagen – falls in dieser Saison überhaupt noch mal was passiert.


       Tobias Schulze (Tennis Borussia)

Wie Auf- und Abstiege geregelt werden, ist am Ende die Entscheidung der Verbände. Unter den Vereinen gab es in der Frage keine Einigkeit. Wir würden uns nach wie vor freuen, wenn unsere Investitionen in den Kader nicht umsonst waren und wir die Möglichkeit zum Aufstieg bekommen


BspA: Mit drei Siegen aus drei Spielen haben Team und Trainer zum Auftakt 2020 jedenfalls geliefert – nun ist aufgrund der Coronavirus-Epidemie der Spielbetrieb vorerst unterbrochen. Sorgt die neue, unerwartete Situation dafür, dass sie nun schon wieder mit den Spielern reden müssen – z. B. über Maßnahmen wie Betriebsferien oder Kurzarbeit?

Schulze: Wir können nicht unbedingt damit rechnen, dass in dieser Saison noch mal Fußball gespielt wird. Ich würde auch nicht unbedingt damit rechnen, dass es im August regulär wieder los geht. Die Eintrittsgelder werden uns in dem Fall sicher wegbrechen. Sponsoren werden auf absehbare Zeit auch erst mal nach sich selbst schauen müssen. Das trifft uns genauso wie andere Vereine und deshalb könnten wir genauso wie andere Vereine unmöglich ohne Spielbetrieb monatelang die vollen Gehälter zahlen. Wir würden gerne eine Lösung finden, die wir dem Aufsichtsrat und den Mitgliedern gegenüber verantworten können, die gleichzeitig aber auch den Angestellten des Vereins regelmäßige Einnahmen garantiert. Ein entsprechendes Angebot haben wir den Spielern und Trainern der Oberligamannschaft unterbreitet.

BspA: Wie schwierig ist bzw. wird die Spielbetriebspause für Tennis Borussia in finanzieller Hinsicht?

Schulze: Genau lässt sich das im Moment noch gar nicht beziffern. Aber uns ist klar: Der gesamte Fußball steht vor einem gewaltigen Umbruch. Für keinen Verein wird das einfach. Als Gremien müssen wir jetzt die richtigen Entscheidungen treffen, damit TeBe auch diese Krise überlebt. Wir tragen da im Moment eine Riesenverantwortung für den ganzen Verein und werden sicher keine leichtfertigen Entscheidungen treffen.

BspA: Diese Woche soll es zu einem informellen Treffen der Berliner Oberligisten gekommen sein - demnach haben sich alle Vertreter für den Abbruch der Saison ausgesprochen. Damit, so hieß es, würde TeBe als aktueller Tabellenerster quasi auf den Aufstieg in die Regionalliga verzichten - ist das richtig und welcher Gedanke steckt dahinter?

Schulze: Es gab ein Gespräch, um mal zu hören, wie es bei den anderen aussieht: Wie ist bei denen der Stand, wie gehen die mit den Problemen um, welche Wünsche haben sie an die Verbände? Richtig ist, dass alle gesagt haben: Es ist offensichtlich, dass in den nächsten Wochen keine Fußballspiele stattfinden werden. Also brauchen wir statt einer Hängepartie eine klare Entscheidung, damit wir Planungssicherheit haben und sehen können, wie wir unsere Vereine durch die Krise bringen. Wie Auf- und Abstiege geregelt werden, ist am Ende die Entscheidung der Verbände. Unter den Vereinen gab es in der Frage keine Einigkeit. Wir würden uns nach wie vor freuen, wenn unsere Investitionen in den Kader nicht umsonst waren und wir die Möglichkeit zum Aufstieg bekommen.

BspA: Gibt es im Fall eines Abbruchs der Spielzeit auch die Möglichkeit eines „Worst-Case-Szenarios“, dass die Mannschaft trotzdem nicht in die Regionalliga Nordost aufsteigen kann?

Schulze: Im Moment peilen wir immer noch den Aufstieg an. Sollte es damit nicht klappen, aus welchen Gründen auch immer, müssen wir damit leben. Das wäre natürlich erst mal bitter. Andererseits sehen wir in diesen Wochen alle mal wieder, dass es im Leben auch Wichtigeres gibt als Auf- und Abstiege.

Beitrag+Fotos: BspA/Hagen Nickelé


Im zweiten Teil des ausführlichen Interviews mit Vera Krings, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Berliner Fußball-Verband (BFV), geht es um die Rücktritte von gleich drei Vizepräsidenten, die Neubesetzung ihrer Posten sowie den Start eines Reformprozesses – alles natürlich auch vor dem Hintergrund der aktuellen Coronavirus-Epidemie und deren Auswirkungen.

Berlinsport Aktuell: Der BFV erlebt gerade selbst eine schwierige Phase: Durch die Rücktritte der drei BFV-Vizepräsidenten Gerd Liesegang, Jürgen Pufahl und Jürgen Tillack konnte in der Öffentlichkeit der Eindruck entstehen, dass es nicht unerhebliche, interne Querelen in der Verbandsführung gibt bzw. gegeben hat. Wie bewerten Sie bzw. der BFV diese Vorgänge?

Vera Krings (BFV): Im Februar hat der BFV die geordneten Rücktritte von Jürgen Tillack und Jürgen Pufahl bekannt gegeben. Zusammen mit Gerd Liesegang handelt es sich dabei um drei verdiente Kollegen und Mitarbeiter, die insgesamt mehrere Jahrzehnte für den Berliner Fußball-Verband tätig waren und sich außerordentlich engagiert haben. Dass ihre Rücktritte aufsehenerregend sind, ist daher absolut nachvollziehbar. Der BFV ist insgesamt weiterhin handlungsfähig und leitet nun die Rücktritte sowie die Vorbereitungen für die Wahlen der Nachfolger/innen ein.

BspA: Für Mitte Juni hat der BFV einen außerordentlichen Verbandstag einberufen – sind bereits Kandidaturen für die Neubesetzung der Posten eingegangen und können Sie schon Namen nennen?

Krings: Unser Präsident Bernd Schultz und unser Geschäftsführer Kevin Langner führen bereits Gespräche mit möglichen Nachfolger/innen. Unsere Intention war es, die entsprechenden Namen auf den Regionalkonferenzen zu kommunizieren und wir möchten an unserer Vorgehensweise festhalten: Zuerst informieren wir unsere Vereine, anschließend die breite Öffentlichkeit.

BspA: BFV-Präsident Schultz wollte auf vier Regionalkonferenzen zwischen 20. März und 1. April zum Stand der Dinge bezüglich der Kandidaturen informieren – sind diese Veranstaltungen wegen der Infizierungswelle noch durchführbar? Und daran anknüpfend: ist der außerordentliche Verbandstag am 13. Juni Stand heute durchführbar?

Krings: Aufgrund der Corona-Krise müssen die anberaumten Regionalkonferenzen leider verschoben werden. Ersatztermine sind derzeit noch nicht absehbar. Stand heute findet der außerordentliche Verbandstag am 13. Juni 2020 statt, jedoch gilt es, die Entwicklungen genau zu beobachten und täglich neu zu bewerten.

BspA: Wie problematisch würde man beim BFV die Situation einschätzen, sollten die drei Präsidiumsposten länger als bis Juni nicht besetzt werden können? Oder werden bereits Möglichkeiten in Erwägung gezogen, die Wahl ohne Zusammenkunft (also z. B. per Brief) durchzuführen?

Krings: Der BFV verfügt mit drei Vizepräsidenten und dem Geschäftsführer über vier vertretungsberechtigte Personen und ist damit voll handlungsfähig. Derzeit gibt es für uns keinen Grund, mögliche Szenarien durchzuspielen, falls der außerordentliche Verbandstag im Juni nicht stattfinden kann, denn auch das Gesamt-Präsidium trägt zur Handlungsfähigkeit des Verbandes bei.


Vera Krings (Pressesprecherin des BFV)

Foto:©sr Pictures Sandra Ritschel

Der BFV ist insgesamt weiterhin handlungsfähig und leitet nun die Rücktritte sowie die Vorbereitungen für die Wahlen der Nachfolger/innen ein.


BspA: Der Verband selbst hat sich einen „Reformprozess“ verordnet – stecken hinter diesem Vorgang bereits grundsätzliche Vorstellungen des BFV oder soll besagter Prozess erst durch Vorschläge seiner Mitglieder in Gang gesetzt werden?

Krings: Der Reformprozess ist eine interne Zielsetzung des BFV-Präsidiums. Darüber hinaus gingen aus dem Arbeits-Verbandstag im November 2019 viele Anträge und Themen hervor, die in dem zunächst als „AG Zukunft“ bezeichneten Kollektiv bearbeitet werden sollten. Einvernehmlich mit unseren Vereinen sollen diese beiden Verfahren nun in einem Reformprozess zusammengeführt werden. Die Ergebnisse werden in einzelnen Zukunftswerkstätten mit Vereins- und Verbandsvertreter/innen sowie Personen aus dem Sport erarbeitet. Das Ganze nennt sich nun „AG Zukunft und Vision“.

BspA: Ist auch der für April geplante Start der Zukunftswerkstätten, die der BFV zu diesem Punkt angedacht hat, durch die aktuelle Epidemie noch haltbar?

Krings: Der Start der Zukunftswerkstätten muss tatsächlich leider vorerst verschoben werden. Vereinsvertreter/innen, die Interesse an der Mitarbeit bekundet haben, werden trotzdem Ende März über das weitere Vorgehen informiert. Darüber hinaus prüfen wir für die Zukunftswerkstätten auch das Thema „Videokonferenz“.

BspA: Die Ergebnisse sollen auf dem ordentlichen Verbandstag im November2021 vorgelegt und gegebenenfalls in die Statuten des BFV übernommen werden – halten Sie diesen Ablauf durch den noch recht langen Zeitraum auch in einem verkürzten Prozess noch für denk- bzw. umsetzbar?

Krings: Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass trotz Corona-Krise die Ergebnisse der „AG Zukunft und Vision“ auf dem Verbandstag 2021 präsentiert werden können. Aufgrund der dynamischen Entwicklungen, die sich jeden Tag ändern können, ist es aber auch unsere Aufgabe, unsere Maßnahmen und Entscheidungen an eben jene Entwicklungen anzupassen.

Beitrag + Foto: BspA/Hagen Nickelé


Im Bereich des Berliner-Fußball-Verbands (BFV) ruht der Spielbetrieb wegen der Coronavirus-Pandemie bis zum 19. April. Berlinsport Aktuell fragte im ersten Teil des Interviews mit Vera Krings, Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim BFV, u. a. danach, welche Auswirkungen und Herausforderungen die Situation aktuell in der Verbandsarbeit selbst mit sich bringt.

Berlinsport Aktuell: Hallo Frau Krings, erreichen wir Sie im Home Office oder geht man beim BFV nach wie vor in der Humboldtstraße der täglichen Arbeit nach?

Vera Krings (BFV): Ich arbeite seit heute (18. März), wie viele meiner Kolleginnen und Kollegen, von zuhause aus. Auch intern sucht der BFV nach Lösungen, um die Verbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Ein großer Teil der Mitarbeiter/innen aus dem Haus des Fußballs hat seinen Arbeitsplatz nun ins Home Office verlagert. Alle Maßnahmen und Veranstaltungen im Haus des Fußballs sind vorerst abgesagt. Es herrscht eingeschränkter Publikumsverkehr und der Geschäftsbetrieb in der Geschäftsstelle wird mit einer Art Notbetrieb aufrechterhalten. Die telefonische Erreichbarkeit aller Mitarbeiter/innen ist aber nach wie vor gewährleistet.

Bsp A: Als Pressesprecherin des BFV sind sie derzeit für Auskünfte rund um das Coronavirus bzw. den dadurch beeinträchtigten Spielbetrieb zuständig – das klingt in Ihrem Fall also eher danach, dass Sie (noch) deutlich mehr zu tun haben als sonst. Ist das zutreffend?

Krings: Ich bin Teil der Koordinierungsgruppe, die seit vergangener Woche täglich über die aktuelle Lage konferiert und berät. Die Corona-Krise stellt uns alle vor eine große Herausforderung, dennoch sind wir uns der Verantwortung des BFV in dieser Zeit bewusst. Wir bewerten die Situation in Berlin jeden Tag aufs Neue und treffen anschließend gemeinsam Entscheidungen, auch was die Kommunikation betrifft. Diese strukturierte und professionelle Arbeitsweise trägt einen großen Teil dazu bei, dass wir unseren Aufgaben weiterhin gewissenhaft nachgehen können.


Vera Krings (Pressesprecherin des BFV)

Foto:©sr Pictures Sandra Ritschel

Es ist toll zu sehen, wie die gesamte Berliner Fußballfamilie in einer solchen Zeit zusammenhält und an einem Strang zieht. Das Verhalten unserer Vereine ist wirklich vorbildlich.


BspA: Wie ist Ihr Eindruck: wie haben die Vereine auf die Aussetzung des Spielbetriebs in Berlin bis zum Ende der Osterferien (19. April) reagiert?

Krings: Aus Sicht der Öffentlichkeitsarbeit haben wir ausschließlich positives Feedback erhalten. Auch die Kolleginnen und Kollegen aus dem Spielbetrieb berichteten von sehr verständnisvollen und befürwortenden Reaktionen der Vereine. Es ist toll zu sehen, wie die gesamte Berliner Fußballfamilie in einer solchen Zeit zusammenhält und an einem Strang zieht. Das Verhalten unserer Vereine ist wirklich vorbildlich.

BspA: Wie ergeht es Ihren Kolleginnen und Kollegen von der Abteilung Spielbetrieb nach der Festlegung: haben diese nun nichts mehr zu tun – oder basteln Sie bereits präventiv an Lösungen, wie die Spielzeiten in den jeweiligen Klassen noch weiterzuführen bzw. zu Ende gebracht werden können?

Krings: Die Kolleginnen und Kollegen aus dem Bereich Spielbetrieb sind ebenfalls Teil der Koordinierungsgruppe. Sie stehen täglich mit Vereinen im Austausch, um sich ein Bild über die Lage innerhalb der Vereine zu machen und ihnen weiterhin beratend zur Seite zu stehen. Darüber hinaus arbeiten sie bereits an verschiedensten Szenarien, wie es nach einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs für den Berliner Amateurfußballweitergehen könnte.

BspA: Wird auch bereits über Lösungen hinsichtlich von Auf- bzw. Abstieg diskutiert, sollte die Saison abgebrochen werden (müssen)?

Krings: Das Szenario eines Saisonabbruchs muss natürlich ebenfalls bedacht werden. Auch hier beraten die Kolleginnen und Kollegen aus dem Spielbetrieb über ein mögliches Vorgehen und Lösungsansätze.

BspA: Anfang des Monats hat der BFV für interessierte Vereinsvertreter noch einen Workshop zum Thema „Social Media im Fußballverein“ angeboten – gerade in Zeiten der Pandemie für die Kommunikation sicherlich auch von besonderer Bedeutung. Führt der BFV ganz aktuell aber noch der- oder andersartige Lehrgänge durch?

Krings: Alle BFV-Veranstaltungen sind zunächst bis einschließlich 19. April abgesagt worden. Im Rahmen unserer Vereinsberatung sind jedoch weitere, auch andersartige Veranstaltungen geplant, wie z.B. ein Workshop über die Integrität des Sports mit einem Experten der FU Berlin. Außerdem wollen wir zukünftig auch auf individuelle Bedürfnisse und Fragen unserer Vereine in Bezug auf Social Media-Arbeit im Fußballverein eingehen und arbeiten derzeit an einem Schulungskonzept. Weiterhin stehen wir unseren Vereinen natürlich auch jetzt entweder telefonisch, per E-Mail oder über unsere eigenen Social Media-Kanäle mit Rat und Tat zur Seite.

(Teil 2 des Interviews folgt am Wochenende)

Beitrag+Foto: Berlinsport Aktuell/Hagen Nickelé

 

Am heutigen Sonnabend sollte die Rückrunde der Rugby-Bundesliga Nord/Ost u. a. mit dem Derby RK03 Berlin - Berliner Rugby Club starten. Aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus entschied der Deutsche Rugby-Verband (DRV) jedoch vergangenen Mittwoch, den Spielbetrieb zunächst für dieses Wochenende auszusetzen. Berlinsport Aktuell sprach mit Alexander Schmidt, Vizepräsident des RK03, über die Situation

BerlinsportAktuell: Wie überraschend kam angesichts der allgemeinen Entwicklung zum Thema „Coronavirus und Sport(-Veranstaltungen)“ noch für Sie die Entscheidung des Deutschen Rugby-Verbands (DRV), den Spielbetrieb bis auf Weiteres auszusetzen und damit de facto auch das Derby RK03 - BRC für Samstag abzusagen?

Alexander Schmidt (RK03): Allein in den letzten sieben Tagen hat die komplette Thematik eine enorme Dynamik bekommen und täglich eine neue Eskalationsstufe erreicht. Aufgrund der Einmaligkeit dieser Vorgänge kam diese drastische Entscheidung einerseits schon überraschend, wenngleich sie uns aufgrund der Entwicklungen auch in anderen Sportarten schlussendlich nicht umgehauen hat. Rein sportlich ist es natürlich eine Katastrophe, da sich alle unsere Mannschaften über den Winter sehr hart auf das neue Rugbyjahr vorbereitet haben. Über das komplette Wochenende hinweg sollte es ja neben dem Bundesligaderby auch noch die Derbys der Reserveteams sowie in den Altersklassen U16 und U14 geben. Ein Riesending für unseren Klub, aber auch für den Berliner Rugbysport.

BspA: Bei einer zu erwartenden Zahl von (nur) mehreren hundert Zuschauern unter freiem Himmel in Weißensee: Wie weit geht das Verständnis beim RK03 für diese Entscheidung?

Schmidt: Den Sinn einer solchen Absage zum jetzigen Zeitpunkt noch in Frage zu stellen, ist aus meiner Sicht nicht zielführend – zumal wir uns folgerichtig umgehend dazu entschlossen haben, auch unseren kompletten Trainingsbetrieb ruhen zu lassen. Als RK03 sind wir Teil dieser Gesellschaft. Das Gebot der Stunde lautet Solidarität – und diesem wollen wir als Verein gerecht werden. Für diesen Wert ist unser Sport ja auch bekannt.


        Alexander Schmidt (RK03 Berlin)

Als RK03 sind wir Teil dieser Gesellschaft. Das Gebot der Stunde lautet Solidarität – und diesem wollen wir als Verein gerecht werden. Für diesen Wert ist unser Sport ja auch bekannt.


BspA: Oder ist die Aussetzung vielmehr auch auf Rugby als intensiven Kontaktsport und die möglicherweise damit verbundene Ansteckungsgefahr unter den Aktiven zu verstehen?

Schmidt: Ich denke die Aussetzung orientiert sich ganz klar an den Entscheidungen auf vielen gesellschaftlichen Ebenen. Mittlerweile ist ja auch die Schließung von Schulen und Kitas in Berlin beschlossen. Der Sport kann und wird das aushalten.

BspA: Wie groß ist die Enttäuschung, dass ausgerechnet das Derbywochenende betroffen ist?

Schmidt: Wie bereits eingangs erwähnt, ist es rein sportlich betrachtet eine Katastrophe. Wir können alle unserer Leidenschaft nicht nachgehen, egal ob als Aktiver, Trainer, Organisator oder Fan. Schlussendlich geht es jetzt aber um mehr. Es geht um den Gesundheitsschutz unserer Gesellschaft und hier vor allem um die benannten Risikogruppen. Das ist die Priorität!

BspA: Welche Vorbereitungen hat der Verein bereits für den Spieltag getroffen, die sich nun als „umsonst“ erweisen bzw. Unkosten verursachen, die für den Fall nicht ausgeglichen werden können?

Schmidt: Die Vorfreude auf den Beginn des Rugbyjahres wurde natürlich wie immer von einem Haufen Eifer unseres Orgateams begleitet. Rein wirtschaftlich werden uns die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern fehlen, die ein fester Bestandteil unseres Haushaltplanes sind. Wie wir das ausgleichen können, wissen wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht.

BspA: Wie wahrscheinlich schätzen sie beim RK 03 derzeit die Möglichkeit ein, dass der DRV die Saison vorzeitig für beendet erklärt?

Schmidt: Ich persönlich möchte mich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht an wilden Spekulationen beteiligen. Wenn ich beobachte, was in anderen Sportarten auf der ganzen Welt derzeit passiert, halte ich das aber nicht für unmöglich.

BspA: Für diesen Fall könnte der RK 03 (zum zweiten Mal in Folge*) als Austragungsort des Endspiels um die Deutsche Meisterschaft leer ausgehen – ist dies schon ein Thema im Verein?

Schmidt: Wir haben diese Option auf unserer Vorstandssitzung in dieser Woche kurz andiskutiert. Die Vorfreude, das größte Event des deutschen Rugbysports erneut im Stadion Buschallee ausrichten zu dürfen ist riesig. Die Zeit wird nun zeigen wo die Reise hingeht. Im schlechtesten Fall sind aller guten Dinge drei – und wir stehen auch 2021 bereit.

*Vergangene Saison musste der Endspieltermin aufgrund eines Relegationsspiels der Nationalmannschaft vorverlegt werden – der RK 03 Berlin sah sich daraufhin gezwungen, die Ausrichtung an Frankfurt 1880 abzugeben

Beitrag: Berlinsport Aktuell /Hagen Nickelé
Fotos: privat, Berlinsport Aktuell

TRAINER TIK IM GESPRÄCH (AUDIO)


Vergangenen Sonnabend holte der CFC Hertha 06 einen – verdienten – 2:0-Erfolg bei Blau-Weiß 90 und konnten damit Boden gut machen in der Abstiegszone. Zwar bleiben die Charlottenburger Tabellen-14., konnten ihren Rückstand auf die vor ihnen platzierten Ludwigsfelde, Stendal und Seelow (die letzten beiden mit einer Partie weniger) jedoch auf zwei Punkte verkürzen. In den beiden folgenden Begegnungen eben gegen Stendal und Ludwigsfelde wäre es nun um ganz wichtige Punkte gegangen – doch aus den bekannten Gründen ist der Spielbetrieb der Oberliga vorerst bis einschließlich 22. März ausgesetzt.


                 Murat Tik (Hertha 06)

Wir haben vom Tasmania-Spiel angefangen – dann kam Rostock, Strausberg, Staaken, Brandenburg Süd, Blau-Weiß – nur eine Niederlage, und drei Siege. Das vergessen die meisten, glaube ich


Berlinsport Aktuell sprach am Sonnabend mit Trainer Murat Tik noch über Personalprobleme, das Spiel gegen den BSC Süd – und die Bedeutung seiner Aussage ("Wir werden noch besser") nach der Partie in Staaken.

Zum Abhören bitte unten anklicken

Beitrag+Fotos: BspA/Hagen Nickelé