Berlin Adler: „Keiner weiß, ob es überhaupt eine Saison geben wird“

– JAN SAWICKI IM GESPRÄCH (TEIL 1) –

Die Berlin Adler, Aufsteiger in die German Football League 2 (GFL 2), mussten ihre Saisonvorbereitung wegen der Coronavirus-Epidemie aussetzen. Berlinsport Aktuell sprach mit Geschäftsstellenleiter Jan Sawicki über die (möglichen) sportlichen und finanziellen Konsequenzen bzw. die Maßnahmen, die der Verein angesichts des "Shutdowns" treffen musste.

Berlinsport Aktuell: Herr Sawicki, das Coronavirus und die mit ihm verbundene Epidemie betrifft natürlich auch den Football-Sport in der Hauptstadt – wie weit war denn das GFL2-Team der Adler bereits in der sportlichen Vorbereitung auf die Saison?

Jan Sawicki (Berlin Adler): Sehr weit – im Wintertraining werden die Grundlagen für eine erfolgreiche Saison gelegt. Neuzugänge wurden geholt, nicht nur aus Berlin. Die Mannschaft war bzw. ist heiß auf die neue Saison, die Import-Spieler aus Übersee sollten Anfang April dazustoßen.

BspA: Anders als in vielen Sportarten wird die Season im Football in Deutschland normalerweise etwa von Mai bis Oktober ausgetragen – was würden Sie aus Ihrer Sicht sagen: ist es aus sportlicher Sicht schwieriger, mitten in der Saison mit einer Unterbrechung klar zu kommen, oder doch während der Vorbereitung?

Sawicki: Eine Unterbrechung der Saison von ca. 3 Wochen hätte es in der Saison sowieso gegeben, eine kurze Sommerpause während der Fußball-EM. Eine Unterbrechung während der Vorbereitung stört massiv die Abläufe: Football ist ein komplexer Sport. Dies nun alles nur über diverse Videosequenzen einzustudieren, ist nicht gerade optimal.

BspA: Ihr Sport lebt u. a. viel von akribischem Einstudieren gewisser Spielzüge – wie weit wirft einen da eine solche Zwangsunterbrechung zurück und kann man die Defizite innerhalb eines guten Monats wieder wett machen?

Sawicki: Wie schon gesagt, im Wintertraining werden körperliche Grundlagen geschaffen. Die ersten Spielzüge mit Gegnerkontakt, werden auf dem Feld trainiert. Anfang März ging es los, drei Testspiele waren geplant. Dies sind Sachen, welche man nicht in kurzer Zeit aufholen kann, auch wenn einiges per Videostudium gelernt werden kann – aber das betrifft natürlich alle Mannschaften in der GFL bzw. GFL2.


           Jan Sawicki (Berlin Adler)

Als die ersten Befürchtungen aufkamen, dass es eine Pandemie globalen Ausmaßes wird, haben wir den Prozess gestoppt. Erstens ging es hier um zusätzliche Kosten – und zweitens weiß keiner, wie es weitergeht, ob es überhaupt eine Saison geben wird.


BspA: Mussten aufgrund der neuen Situation Verträge mit Spielern geändert oder sogar wieder aufgelöst werden? Und gibt es auch Spieler, die aufgrund der weltweiten Krise lieber in ihre Heimat zurückkehren wollen?

Sawicki: Die meisten Spieler kommen aus Berlin und dem Umland. Unsere Übersee-Imports hatten wir noch nicht geholt. Als die ersten Befürchtungen aufkamen, dass es eine Pandemie globalen Ausmaßes wird, haben wir den Prozess gestoppt. Erstens ging es hier um zusätzliche Kosten – und zweitens weiß keiner, wie es weitergeht, ob es überhaupt eine Saison geben wird. Wir sind aber weiterhin in Kontakt mit den Spielern, falls es doch eine Saison geben wird.

BspA: Müssen Sie eventuell aufgrund von durch die derzeitige Situation nicht zu Stande gekommenen Verträgen nochmal auf dem Spielermarkt aktiv werden?

Sawicki: Da uns kein Spieler abgesagt hat, erst mal nicht. Auf der Suche ist man aber immer.

BspA: Das Vereinsgelände im Stade Napoleon ist rundherum saniert bzw. erneuert worden – welche Vorteile bringt das für den gesamten Verein?

Sawicki: Die Bauarbeiten sollen Ende April abgeschlossen sein. Es wird auch weiterhin gebaut, trotz Covid-19 Krise. Jeder im Verein bekommt leuchtende Augen wenn er an das fertiggestellte Gelände denkt. Ein Platz für das komplette Jahr, man ist nicht mehr abhängig von anderen Dingen. Einer der modernsten Plätze in Europa, auch dies könnte ein zukünftiges Zugpferd für die Berlin Adler werden.

BspA: Die Spiele des GFL2-Teams werden weiterhin im Poststadion ausgetragen – wird sich der Aufstieg in Preiserhöhungen für die Eintrittskarten auswirken?

Sawicki: Letztes Jahr hatten wir einen sehr niedrigen Eintrittspreis und haben viel mit Freikarten gearbeitet. Als kleines Dankeschön an die treuen Fans und Wiedergutmachung für die schweren Jahre zuvor. So ein Aufstieg birgt aber auch zusätzliche Kosten (u.a. vier Fahrten nach NRW). Deswegen mussten wir etwas im Preis nach oben gehen. Aber der Einheitspreis von 8 € liegt immer noch unter dem Schnitt und ist sehr human. Außerdem haben Kinder bis 14 Jahren weiterhin freien Eintritt.

– Teil 2 des Gesprächs  folgt in den nächsten Tagen –

Beitrag+Fotos: BspA/Hagen Nickelé