Vera Krings (BFV): „Der Verband ist weiterhin handlungsfähig“


Im zweiten Teil des ausführlichen Interviews mit Vera Krings, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Berliner Fußball-Verband (BFV), geht es um die Rücktritte von gleich drei Vizepräsidenten, die Neubesetzung ihrer Posten sowie den Start eines Reformprozesses – alles natürlich auch vor dem Hintergrund der aktuellen Coronavirus-Epidemie und deren Auswirkungen.

Berlinsport Aktuell: Der BFV erlebt gerade selbst eine schwierige Phase: Durch die Rücktritte der drei BFV-Vizepräsidenten Gerd Liesegang, Jürgen Pufahl und Jürgen Tillack konnte in der Öffentlichkeit der Eindruck entstehen, dass es nicht unerhebliche, interne Querelen in der Verbandsführung gibt bzw. gegeben hat. Wie bewerten Sie bzw. der BFV diese Vorgänge?

Vera Krings (BFV): Im Februar hat der BFV die geordneten Rücktritte von Jürgen Tillack und Jürgen Pufahl bekannt gegeben. Zusammen mit Gerd Liesegang handelt es sich dabei um drei verdiente Kollegen und Mitarbeiter, die insgesamt mehrere Jahrzehnte für den Berliner Fußball-Verband tätig waren und sich außerordentlich engagiert haben. Dass ihre Rücktritte aufsehenerregend sind, ist daher absolut nachvollziehbar. Der BFV ist insgesamt weiterhin handlungsfähig und leitet nun die Rücktritte sowie die Vorbereitungen für die Wahlen der Nachfolger/innen ein.

BspA: Für Mitte Juni hat der BFV einen außerordentlichen Verbandstag einberufen – sind bereits Kandidaturen für die Neubesetzung der Posten eingegangen und können Sie schon Namen nennen?

Krings: Unser Präsident Bernd Schultz und unser Geschäftsführer Kevin Langner führen bereits Gespräche mit möglichen Nachfolger/innen. Unsere Intention war es, die entsprechenden Namen auf den Regionalkonferenzen zu kommunizieren und wir möchten an unserer Vorgehensweise festhalten: Zuerst informieren wir unsere Vereine, anschließend die breite Öffentlichkeit.

BspA: BFV-Präsident Schultz wollte auf vier Regionalkonferenzen zwischen 20. März und 1. April zum Stand der Dinge bezüglich der Kandidaturen informieren – sind diese Veranstaltungen wegen der Infizierungswelle noch durchführbar? Und daran anknüpfend: ist der außerordentliche Verbandstag am 13. Juni Stand heute durchführbar?

Krings: Aufgrund der Corona-Krise müssen die anberaumten Regionalkonferenzen leider verschoben werden. Ersatztermine sind derzeit noch nicht absehbar. Stand heute findet der außerordentliche Verbandstag am 13. Juni 2020 statt, jedoch gilt es, die Entwicklungen genau zu beobachten und täglich neu zu bewerten.

BspA: Wie problematisch würde man beim BFV die Situation einschätzen, sollten die drei Präsidiumsposten länger als bis Juni nicht besetzt werden können? Oder werden bereits Möglichkeiten in Erwägung gezogen, die Wahl ohne Zusammenkunft (also z. B. per Brief) durchzuführen?

Krings: Der BFV verfügt mit drei Vizepräsidenten und dem Geschäftsführer über vier vertretungsberechtigte Personen und ist damit voll handlungsfähig. Derzeit gibt es für uns keinen Grund, mögliche Szenarien durchzuspielen, falls der außerordentliche Verbandstag im Juni nicht stattfinden kann, denn auch das Gesamt-Präsidium trägt zur Handlungsfähigkeit des Verbandes bei.


Vera Krings (Pressesprecherin des BFV)

Foto:©sr Pictures Sandra Ritschel

Der BFV ist insgesamt weiterhin handlungsfähig und leitet nun die Rücktritte sowie die Vorbereitungen für die Wahlen der Nachfolger/innen ein.


BspA: Der Verband selbst hat sich einen „Reformprozess“ verordnet – stecken hinter diesem Vorgang bereits grundsätzliche Vorstellungen des BFV oder soll besagter Prozess erst durch Vorschläge seiner Mitglieder in Gang gesetzt werden?

Krings: Der Reformprozess ist eine interne Zielsetzung des BFV-Präsidiums. Darüber hinaus gingen aus dem Arbeits-Verbandstag im November 2019 viele Anträge und Themen hervor, die in dem zunächst als „AG Zukunft“ bezeichneten Kollektiv bearbeitet werden sollten. Einvernehmlich mit unseren Vereinen sollen diese beiden Verfahren nun in einem Reformprozess zusammengeführt werden. Die Ergebnisse werden in einzelnen Zukunftswerkstätten mit Vereins- und Verbandsvertreter/innen sowie Personen aus dem Sport erarbeitet. Das Ganze nennt sich nun „AG Zukunft und Vision“.

BspA: Ist auch der für April geplante Start der Zukunftswerkstätten, die der BFV zu diesem Punkt angedacht hat, durch die aktuelle Epidemie noch haltbar?

Krings: Der Start der Zukunftswerkstätten muss tatsächlich leider vorerst verschoben werden. Vereinsvertreter/innen, die Interesse an der Mitarbeit bekundet haben, werden trotzdem Ende März über das weitere Vorgehen informiert. Darüber hinaus prüfen wir für die Zukunftswerkstätten auch das Thema „Videokonferenz“.

BspA: Die Ergebnisse sollen auf dem ordentlichen Verbandstag im November2021 vorgelegt und gegebenenfalls in die Statuten des BFV übernommen werden – halten Sie diesen Ablauf durch den noch recht langen Zeitraum auch in einem verkürzten Prozess noch für denk- bzw. umsetzbar?

Krings: Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass trotz Corona-Krise die Ergebnisse der „AG Zukunft und Vision“ auf dem Verbandstag 2021 präsentiert werden können. Aufgrund der dynamischen Entwicklungen, die sich jeden Tag ändern können, ist es aber auch unsere Aufgabe, unsere Maßnahmen und Entscheidungen an eben jene Entwicklungen anzupassen.

Beitrag + Foto: BspA/Hagen Nickelé