Die Rückschau vom Mariendorfer Trabsonntag

Viel Cash für Michael Nimczyk

Der Deutsche Meister gewinnt zwei der drei mit jeweils 10.000 Euro Preisgeld dotierten Hauptrennen und schrammt mit dem überragenden Cash Hanover obendrein nur hauchdünn am Mariendorfer Bahnrekord vorbei. Das dritte „dicke Ding“ geht an Michael Larsen.

Cash Hanover (6) mit Michael Nimczyk gewinnt das Mariendorfer Criterium (II) - Foto: ©Marius Schwarz

Der Auftakt des Super Trot Cups und die beiden Läufe des Mariendorfer Criteriums: Auf der Derby-Bahn standen am Sonntag drei mit jeweils 10.000 Euro Preisgeld dotierte Rennen im Mittelpunkt. Das graue Nieselwetter verlieh der Veranstaltung auf den ersten Blick zwar keinen edlen Glanz – aber es war immerhin ein Fortschritt im Vergleich zu den sintflutartigen Regenfällen, die zuvor die Hauptstadt beherrscht hatten. Und außerdem wurde sehr schnell klar: Die tristen äußeren Bedingungen konnten nicht von dem herausragenden sportlichen Geschehen ablenken, das auf der absolut optimal präparierten Piste zur Realität wurde.

Wer angesichts des traurigen Wetters eher langsame Kilometerzeiten erwartet hatte, wurde schnell eines Besseren belehrt. Das Niveau war exzeptionell: Die Traber rasten im Düsenjet-Tempo über die Bahn und stellten sogar einige neue nationale Bestzeiten auf. Den Zuschauern blieb glatt die Spucke weg. Beinahe hätte es sogar so etwas wie einen Urknall gegeben – denn eines der Pferde schrammte nur hauchdünn am Bahnrekord vorbei.

Cash Hanover überragt im ersten Criterium

Und was für ein Pferd! Mit einer alles überragenden Leistung blieb Ulrich Mommerts Vierbeiner-Star Cash Hanover im Mariendorfer Criterium nur zwei Zehntelsekunden über jener Marke, die Fridericus am letztjährigen Breeders-Crown-Wochenende aufgestellt hatte. Die Uhren blieben für den von Michael Nimczyk präsentierten Hengst bei sensationellen 11,4/1.900m stehen. Wenn es der Goldhelm wirklich darauf angelegt hätte, wäre sogar noch ein schnellerer Kilometerschnitt möglich gewesen – denn Cash Hanover wurde zu keinem Zeitpunkt ernsthaft gefordert. Der Fünfjährige, der zunächst an vierter Stelle auszumachen war und nach einer halben Runde aufrückte, verkraftete sogar einen Rennverlauf in der Außenspur ohne die geringsten Probleme.

Siegerehrung: Cash Hanover mit Nimczyk und Besitzerin Mommert - Foto: ©Marius Schwarz

Es ist gar keine Frage: Die Erfolgs-Story dieses Pferdes, das zugleich einen neuen deutschen Rekord für fünfjährige Hengste auf der Mitteldistanz aufstellte, hat gerade erst begonnen – der Braune hat in den zurückliegenden Monaten einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht und wird bald auch international den endgültigen Durchbruch schaffen. Obwohl sich die zweitplatzierte Celestial Light TK (Gerhard Biendl), die vor den Tribünen das Kommando übernommen hatte und ihre Bestmarke um glatte zwei Sekunden steigerte, ebenfalls großartig verkaufte und dem Sieger bis zum Erreichen der Zielgeraden Gegenwehr leistete, musste sich die Stute letztlich mit fünf Längen Rückstand geschlagen geben. Eine weitere Länge dahinter erhielt Dreambreaker (Dennis Spangenberg), der auf den ersten Metern kurz die Führung innehatte, das dritte Geld.

Prince of Persia bezwingt die Favoritin

Im zweiten Lauf des Criteriums, der sich an Pferde der Gewinnsummenklasse bis 20.000 Euro richtete, hatte das Publikum ebenfalls mit einem Sieg des Deutschen Meisters gerechnet, denn Michael Nimczyks Schützling Goldy Stardust wurde als glasklare 15:10-Favoritin gehandelt. Doch die Vierjährige unterlag einem Pferd, das ebenfalls aus dem Rennstall von Ulrich Mommert und seiner Frau Karin stammt: nämlich dem von seinem Trainer Michael Larsen gesteuerten Prince of Persia.

Der dänische Profi machte mit dem Triumph seines Schützlings den Nachmittag für das Berliner Besitzerehepaar perfekt. Der bei 93:10 gehandelte Fuchswallach stürmte sofort an die Spitze und brachte das Rennen mit einer Rekordverbesserung um mehr als anderthalb Sekunden in 11,8/1.900m mit einem Halsvorteil gegen die gewaltig spurtende Goldy Stardust nachhause.

Für Michael Larsen war dies keine Überraschung: „Ich war schon im Vorfeld sehr optimistisch, denn Prince of Persia wird mit jedem Tag besser. Angst hatte ich eigentlich nur vor der Favoritin Goldy Stardust. Aber als ich sah, dass Michael Nimczyks Stute im Verkehr steckengeblieben war und zunächst am ganzen Feld vorbei musste, habe ich Prince of Persia weiter Tempo gehen lassen. Der Wallach hat seine Sache wirklich erstklassig gemacht!“ Den triumphalen Erfolg schreibt der sympathische und stets bescheidene Michael Larsen ohnehin nur seinem Pferd zu: „Prince of Persia hat alles von alleine gemacht – auch jeder andere Fahrer hätte an diesem Tag mit ihm gewonnen!“

Ein dickes Lob hatte sich aber auch die in allen Ehren unterlegene Gegnerin Goldy Stardust verdient, die sich ebenso wie der zuvor erwähnte Cash Hanover nicht lumpen ließ und den deutschen Mitteldistanzen-Rekord für fünfjährige Stuten auf 1:11,8 min. schraubte.

Nimczyk siegt überraschend gegen den "Hexer"

Die Pflicht ist getan – das dürfte sich Michael Nimczyk nach den beiden Läufen des Criteriums gesagt haben, denn ein erster und ein zweiter Rang in diesen wichtigen Rennen waren zweifellos eine tolle Ausbeute. Zu diesem Zeitpunkt konnte der 30-jährige Profi ja noch nicht ahnen, dass er auch bei dem dritten großen Ereignis eine Hauptrolle spielen würde: dem ersten Vorlauf des Super Trot Cups. Sogar ein Weltklasse-Fahrer wie Jos Verbeeck hatte es sich nicht nehmen lassen, beim Auftakt der international konzipierten Rennserie dabei zu sein.

Das Gastspiel verlief für den „Hexer“ allerdings überhaupt nicht positiv – sein Plan, mit dem von Conrad Lugauer trainierten Wallach Victorious Star den ersten oder zweiten Platz und damit das Finale am 6. August zu erreichen, zerplatzte wie eine Seifenblase. Victorious Star wirkte schon in den Minuten vor dem Start sehr nervös und ging aus der zweiten Startreihe heraus sofort Galopp.

Deutlich besser sah es zunächst für Global Spotify (Rudolf Haller) aus, der lange das Tempo bestimmte, am Ende aber restlos geschlagen war. Von denjenigen Pferden, die anfangs das Geschehen dominierten, war sowieso bis auf den außen herum überaus tapferen Easy Joe (Michel Rothengatter), der für seine Zähigkeit mit dem dritten Geld belohnt wurde, in der Entscheidung nicht mehr allzu viel zu sehen. Easy Joe verursachte aber zugleich die alles entscheidende Rennszene. Denn als der Rappe ausgangs der letzten Kurve etwas nach außen driftete und dabei SJs Junior C (Stefan Schoonhoven) in die Quere kam, war urplötzlich der Weg für Michael Nimczyk und Ginger Heldia frei.

Der für die Farben von Hans Brocker laufende Fuchshengst hatte nach gutem Start unterwegs an sechster Stelle außen gelegen und heftete sich dank der grandiosen Taktik seines Fahrers genau im richtigen Moment an die Fersen von Easy Joe. Michael Nimczyk wurde für den Schachzug prompt entlohnt: Ginger Heldia, dessen Sieg zur Quote von 210:10 keineswegs erwartet worden war, löste sich in bombastischen 12,8/1.900m mit dreieinhalb Längen vom Feld. Man wird den Sechsjährigen nun genauso wie den zweitplatzierten Iron Steel (Victor Gentz), der ihm auf der Schlussrunde wie ein Schatten gefolgt war, in dem mit 60.000 Euro dotierten Finale wiedersehen.

Der Goldhelm schlägt noch zweimal zu

Und hier die weiteren Sieger der Veranstaltung, die fast allesamt von der Spitze aus gewannen: Michael Nimczyk gelangen noch zwei weitere Treffer für die Mommert-Farben. Der Goldhelm führte die Hengste Ear to Earth und Houdini Newport rasch in die Führungsposition und wählte damit genau die richtige Erfolgstaktik.

Der ebenfalls für das Derby genannte Aurelio CG (Dennis Spangenberg) wusste enorm zu beeindrucken, denn er musste in Front mehrfach Attacken parieren und gewann trotzdem mühelos. Gentle Yankee (André Pögel) marschierte bei seinem zweiten Volltreffer en suite genauso stramm vorneweg und gewann ungefährdet. In der gleichen Manier rannte Khalid (Thorsten Tietz) seine Gegner in 13,8/1.900m in Grund und Boden – der Vierjährige erzielte sogar einen Weile-Vorsprung.

Soccer (Victor Gentz), der ebenfalls vom Fleck weg die Führungsposition innehatte, löste sich im Einlauf in souveränem Stil und deklassierte seine Konkurrenten mit sechs Längen. Gräfin Greenwood (Michel Rothengatter) ließ sich einen Tick länger Zeit und übernahm die Spitze erst auf der Tribünengeraden. Genau die gleiche taktische Route schlug Thomas Holtermann ein, der mit Uldimeo seinen Konkurrenten auf der Schlussrunde nicht den Hauch einer Chance ließ.

Gesamtumsatz: 139.387,70 Euro – Bahnumsatz: 47.720,70 Euro - Außenumsatz: 91.667,00 Euro.

Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung findet am Sonntag, dem 9. Juli statt. Im Mittelpunkt stehen die mit insgesamt 40.000 Euro Preisgeld dotierten beiden Läufe des Buddenbrock-Rennens sowie der Trial I zum Jugend-Preis! Beginn ist um 13.30 Uhr.

Quelle: Berliner Trabrenn-Verein (BTV)