Tischtennis: Auswahlen gewinnen in der Quali

Sportforum: Damen schlagen Slowenien 3:1, Herren Serbien mit 3:2

Bericht: Jo Lissner; Fotos: Eckhard Herfet
Ein kalter Dienstagabend, 24. Januar, 19 Uhr. Ort: die große Sporthalle im Sportforum Hohenschönhausen. 650 Zuschauer sind gekommen, um großen Tischtennissport zu sehen. Ein Doppel-Länderspiel in der Qualifikation für die Mannschafts-Europameisterschaften im September in Luxemburg. Die deutschen Männer treten gegen Serbien an und parallel - in der selben Halle - die deutschen Frauen gegen Slowenien. Der DTTB hatte die Ausrichtung und Organisation in die bewährten Hände des amtierenden Triple Champions ttc berlin eastside und dessen rührigen Präsidenten Alexander Teichmann gelegt.

Nach zwei Spielen steht es 1:1, ...

Bundestrainerin Jie Schöpp (l.) Debütantin Wan Yuan (M.) und Kristin Silbereisen (r.) verfolgen den Auftritt von Nina Mittelham (Foto: Eckhard Herfet)

Für die beiden deutschen Teams war die Ausgangslage relativ entspannt: Die Damen standen vor diesem, dem abschließenden Spieltag der Qualifikation, bereits als Gruppensieger fest und konnten sich so erlauben, Spielerinnen aus der zweiten Reihe eine Chance im Nationaldress zu geben. Chantal Mantz vom ttc eastside ist kurzfristig verletzt, so dass Bundestrainerin Jie Schöpp mit der Ex-Berlinerin Kristin Silbereisen (Weltranglistenplatz 50, Doppel-Europameisterin, Jahrgang 1985) doch eine erfahrene Akteurin zu Nina Mittelham (WR 103, Jahrgang 1996) und Wan Yuan (WR 172, Jahrgang 1997) gesellte.

Im Vergleich dazu stehen die Sloweninnen deutlich weiter hinten im Ranking: Alex Galić (WR 135), Manca Fajmut (WR 209) und Ana Tofant (WR 392). Umso weniger hatten sie zu verlieren. Es entwickelten sich im Sportforum spannende, umkämpfte Duelle und keineswegs das befürchtete Einbahnstraßentischtennis zu deutschen Gunsten. Nina Mittelham machte den Auftakt gegen Manca Fajmut. Mittelham unterliefen eine Vielzahl von Fehlern, die Fajmut kompromisslos nutzte. Dennoch siegte Mittelham in den Sätzen knapp, aber insgesamt deutlich 3:0.

...dann setzen sich die deutschen Damen durch

Match 3 sieht eine trotz ihrer kurzfristigen Nominierung gut aufgelegte Kristin Silbereisen, die gegen Ana Tofant gleich eine erste Duftmarke setzt und den ersten Satz nicht zu hoch 11:1 gewinnt. Ein Aufbäumen von Tofant in Satz 2 (6:11) ist nur ein Strohfeuer, Satz 3 und 4 gehen zu 9 und zu 3 an Silbereisen. Match 4 ist dann auch schon das letzte bei den Frauen. Nina Mittelham und Alex Galić sorgen für ein Offensivfeuerwerk. Mittelham macht viel weniger Fehler als in ihrem ersten Match und gewinnt nach Kampf, aber hochverdient 3:1 (11:8, 11:4, 9:11, 19:17).

Das ist somit auch das Endresultat der deutschen Frauen gegen Slowenien, die verlustpunktfrei ihre Qualfikationsgruppe gewinnen, Slowenien hat noch ein Match gegen England, kann dort aber nicht mehr den letzten Platz verlassen. England erreicht ein Playoff um die EM-Teilnahme.

"Klare Sache" gar nicht so klar

Holte zwei Punkte für das deutsche Herren-Team: Benedikt Duda (Foto: Eckhard Herfet)

Das Männer-Länderspiel der Deutschen gegen Serbien sah von den Weltranglistenpositionen her sehr einseitig für die Deutschen aus. Bisher waren sie von einem Sieg zum anderen geeilt und benötigten nur einen Einzelerfolg gegen die Serben, hätten sich also sogar eine Gesamt-Niederlage erlauben können. DTTB-Sportdirektor Richard Prause wird nach dem Spiel sagen: "Bei den Herren war es heute knapp, man merkt einfach, dass auch Spieler mit höheren Weltranglistenpositionen spielen können. Am Ende war es aber dann doch ein recht deutlicher Sieg." Recht hat er: ganz knapp und dann doch deutlich.

Walther verliert zum Auftakt deutlich

Ricardo Walther (WR 61) begann gegen Nikola Strugarević (keine WR-Position). Anders als erwartet, kam Walther nie ins Spiel. Strugarević spielte unbeschwert und kompromisslos auf. Und traf praktisch alles optimal. Walther hingegen konnte nie seinen Aufschlag etablieren und im Rückschlag stellte er zu schnell zu hoch und wurde abgeschossen. Er hielt es zwar noch knapp, verlor aber verdient mit 0:3 (12:14, 9:11, 12:14).

Duda holt schon den entscheidenden Punkt

Deutschland lag also hinten, Benedikt Duda (WR 42) sollte den Ausgleich schaffen gegen Ivor Katić (keine WR-Position). Ein Linkshänderduell. Duda trat viel stärker als Walther auf und verleitete Katić zu vielen, einfach scheinenden, aber dem Schnitt geschuldeten Fehlern: 11:7. Satz 2 gewann er ebenfalls mit 14:12 gegen jetzt starke Gegenwehr. Katić spielte auf der Rückhand einen guten Topspin, hatte aber Schwächen, wenn der Ball nicht schön lang kam, er reagierte dann oft falsch. In Satz 3 wurden Katić' Aufschläge zunehmend zu lang, Duda konnte sie bequem attackieren und den Satz 11:7 und damit auch ganze Match mit 3:0 holen - sehr gut herausgespielt. Mit diesem Erfolg ist Deutschland Gruppenerster und sicher bei der EM in Luxemburg dabei.

Debüt geht daneben, Walther macht es besser

Aber verlieren wollte die Begegnung gegen Serbien deswegen niemand. Es folgte das Debüt des 20-jährigen Qiu Dang (WR 274) in den deutschen Farben. Sein Gegner, Dragan Subotić (WR284), erwies sich als zu routiniert und sicher, profitierte von vielen Aufregungsfehlern des absolut talentierten Schwaben. Ein schnelles 0:3 war die Quittung. Serbien lag erneut vorne.Match 4: Ricardo Walther gegen Ivor Katić. Es wurde deutlich, dass Walther an diesem Abend Probleme mit der Atmung hatte, er biss sich aber durch. Gegen Katić gelang ihm das viel besser als zum Auftakt. Rechtshänder Walther nagelte den Linkshänder Katić oft auf dessen schwächerer Vorhandseite fest und siegte sicher, von der ersten Partie her kaum wiederzuerkennen 13:11, 11:5, und 11:6: Deutschland 2, Serbien 2.

Duda wird zum Matchwinner

Match 5 brachte die Entscheidung. Benedikt Duda gegen Nikola Strugarević bot im ersten Satz Spektakel, danach setzte sich Dudas größere Klasse unaufhaltsam durch. Strugarević versuchte weiter alles, machte aber mehr Fehler als in seinem ersten Spiel und Duda brachte viel mehr zurück. Und so ging das letzte Spiel des Abends mit einem satten 3:0 (12:10, 11:3, 11:3) zu Ende. Deutschland schlägt Serbien also 3:2. Die Serben können sich mit einem Sieg gegen die Schweiz noch für ein EM-Playoff qualifizieren.

Kritik am Modus

Richard Prause, Sportdirektor des DTTB (Foto: Eckhard Herfet)

Fazit: eine gelungene Veranstaltung. Die deutschen Frauen können in Luxemburg vom 13.-17.9. zur Titelverteidigung antreten, die deutschen Männer wollen nach 2014 ein weiteres Mal den Titel erspielen. Wie in allen Sportarten stellen Events wie die EM-Qualifikation aber auch zusätzlichen Stress dar, betont Sportdirektor Prause: „Unsere Teams haben die Qualifikation souverän gemeistert. Der Qualifikationsmodus und die zusätzliche Belastung für Spieler sollte jedoch überdacht werden." In den Dreiergruppen scheidet nur ein Team aus, der Zweitplatzierte kommt in die Playoffs gegen einen anderen Zweiten. Die Zuschauer hingegen sehen so die Nationalspieler öfter. Leider nicht die Timo Bolls oder Dima Ovtcharovs - die braucht man in der Quali nicht, der einzige Wermutstropfen aus Besuchersicht.

Hinweis des Veranstalters "in eigener Sache"

Bei der Veranstaltung konnten die Ausrichter vom ttc berlin eastside übrigens auch gleich darauf verweisen, dass der Termin für das Champions-League-Rückspiel gegen Grand-Quevilly feststeht: Am 10. Februar ab 19 Uhr in der Großen Spielhalle in der Paul-Heyse-Str. Hochklassiges Tischtennis gibt es also schon bald wieder in der Stadt zu sehen - mit Petrissa Solja, Shan Xiaona, Gina Pota, Yui Hamamoto und Chantal Mantz gegen starke Gegnerinnen. Das Hinspiel ist bereits am Sonntag, dem 29. Januar in Frankreich.