Preussens Lust und FASS mit Frust

Großes Bild: Während die Preussen (hier: weiße Trikots) wieder jubeln können, herrscht bei FASS (rot) aktuell Enttäuschung

Eishockey: Berlins Oberligisten mit unterschiedlicher Gefühlslage

Kann der ECC die Euphorie nutzen?

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Sieggarant: Preussen-Goalie Olaf Schmidt (l.) ließ in Essen keinen Gegentreffer zu

Ein besonders reizvoller Aspekt am Sport ist dessen Unberechenbarkeit. Besonders schön sind dabei für die Fans natürlich Überraschungen in positiver Hinsicht.

So durfte der Anhang des zuletzt arg gebeutelten Eishockey-Oberligisten ECC Preussen am vergangenen Wochenende jubeln - und zwar so richtig. Am Freitagabend gab es vor eigenem Publikum zunächst einen 6:2-Sieg im Derby gegen FASS Berlin. Nun mag ein Sieg über den Tabellenletzten alles andere als eine Überraschung sein - nach einer Serie von nur einem Sieg aus den vorhergegangenen elf Spielen standen die Preussen aber unter besonderem Druck. Dass das Erfolgserlebnis auch noch recht deutlich ausfiel, damit war nun wirklich nicht unbedingt zu rechnen.

Den richtigen Knalleffekt setzten die Charlottenburger dann aber beim Auswärtsspiel in Essen. Am Sonntagabend holten sich die Preussen mit einem 1:0 nach Penaltyschießen bei den ESC Moskitos zwei wirklich überraschende Punkte. Somit war nicht nur das "goldene Wochenende" für das Team von Trainer Lenny Soccio perfekt - zweimal Punkte aus einem Freitags- und Sonntagsspiel konnte man bisher nur zum Saisonauftakt Ende September erzielen. Darüber hinaus gelang dem ECC und Keeper Olaf Schmidt der erste "Shutout" der Saison - sprich: erstmals überstand man eine Partie ohne Gegentreffer. Insgesamt 65 Schussversuche der Essener konnten der überragende Schmidt und seine Verteidigung entschärfen - sensationell! Als auch in der Overtime kein Tor fallen wollte, musste eine Entscheidung im Penaltyschießen her: Veit Holzmann behielt schließlich die Nerven und setzte den entscheidenden Treffer für die überglücklichen Preussen.

"Und die Heimmannschaft machte auch direkt Druck auf das Tor der Gäste, kombinierte ein ums andere Mal im Drittel der Preussen. Am Ende stand allerdings immer Olaf Schmidt im Weg."   www.hockeyweb.de

Somit konnte der Club vom Glockenturm sein Punktekonto auf 19 aufstocken und rückte im Klassement auf Rang 13 vor. Balsam für die Seele von Spielern, Fans und Verantwortlichen beim ECC. Der Spielplan meint es allerdings nicht allzu gut: am Freitag empfängt man auf heimischem Eis den Tabellenvierten aus Halle (19.30 Uhr, Eisstadion am Glockenturm), Sonntag reist man zum gut aufgelegten Sechsten, den Füchsen Duisburg. Schwere Aufgaben fürwahr, doch mit den beiden Erfolgserlebnissen aus dem Derby und der Außenseiterposition in Essen im Rücken scheint aktuell nichts unmöglich bei den Preussen - und das endlich auch mal wieder in positiver Hinsicht.

FASS muss sich neu aufstellen im Abstiegskampf

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Kehrt FASS und Berlin den Rücken: Abwehrtalent Nico Ehmann

Für FASS Berlin standen die Prognosen dagegen gar nicht so übel, obwohl der Club lange schon auf den Abstiegsplätzen feststeckt. Wenn man bedenkt, dass die Akademiker erst im Oktober überhaupt angefangen haben zu punkten, lesen sich drei Siege in dieser Zeit gar nicht so schlecht. Inzwischen aber ist auch die Anzahl der Niederlagen auf acht in den letzten elf Partien angestiegen.

Am letzten Wochenende ging die Mannschaft von Trainer Oliver Miethke komplett leer aus. Bei der 2:6-Pleite im Derby wurde ein psychologisch wichtiger Schlag gegen einen Mitkonkurrenten deutlich verpasst. Der Sonntag blieb auch nur in schöner Erinnerung, weil man im Vorpogramm der "großen" Eisbären in der Arena am Ostbahnhof auftreten durfte. Das 2:7 gegen die Crocodiles Hamburg wies aber einmal mehr nach, dass die FASS-Defensive einfach zu viele Gegentore zulässt.

Nun wurde dazu bekannt, dass mit Nico Ehmann (22) ein Abwehrtalent, das von den Eisbären Juniors gekommen war, den Verein Richtung Essen verlässt. Viele ungute Neuigkeiten also vor dem Heimspiel am Freitag (19 Uhr, Sportforum) gegen den Herner EV, der als unangefochtener Tabellenführer in den Wellblechpalast kommt. Da dürfte der Schwerpunkt mehr auf Schadensbegrenzung liegen - Sonntag bei den Black Dragons Erfurt (11. der Oberliga Nord) könnte dagegen eher etwas gehen. Doch angesichts des inzwischen wieder deutlich abwärts zeigenden Saisonverlaufs scheint für den Tabellenletzten FASS im Moment nirgendwo viel drin zu sein.

"Es wird in den nächsten Tagen und Wochen Veränderungen bei uns geben, damit wir unsere Ziele erreichen."   Heinrich Seifert, Vorsitzender FASS e. V.

Immerhin tut sich auf der Planungsebene bei den Akademikern etwas: diese Woche konstituierte sich der Aufsichtsrat innerhalb der "FASS Oberliga Service GmbH". Mit Heinrich Seifert gehört auch der Vorsitzende des FASS e. V. zu besagtem Gremium. Um das sportliche Ziel, den direkten Klassenerhalt auf mindestens dem 14. Platz (derzeit sechs Punkte Rückstand) zu erreichen, werde es schon in naher Zukunft Veränderungen im Verein geben, kündigte Seifert in diesem Zusammenhang schon mal an.

(Archiv-)Fotos + Text: Berlinsport-Aktuell / Hagen Nickelé