Die Mariendorf-Nachschau vom Sonntag

Finish-Krimi mit unbefriedigendem Ergebnis

Der von Dennis Spangenberg gesteuerte Lovers Hall gewinnt den Buddenbrock-Trial der Hengste, obwohl der Dreijährige zu keinem Zeitpunkt ernsthaft in die Entscheidung eingreifen kann. Der Stutenlauf geht an Heinz Wewering und Motion Pure.

 

Toptrio mit Galoppade - Lovers Hall "lachender Vierter"

Glückliche Gewinner: Lovers Hall mit Besitzerehepaar Graf und Fahrer Dennis Spangenberg (Foto: ©Marius Schwarz)

Zwei herausragende Pferde und Fahrer, die sich im dramatischen Kampf um den Sieg keinen Zentimeter schenken – so schienen sich dem Mariendorfer Publikum am Sonntag die entscheidenden letzten Meter des Buddenbrock-Trials der Hengste zu präsentieren. In dem mit 8.000 Euro Preisgeld dotierten Rennen kamen nur der von Roland Hülskath gesteuerte Pelle Barosso, der eingangs der Tribünengeraden das Kommando übernommen hatte, und der außen vehement attackierende Maxi Cup mit Heinz Wewering im Sulky für den Sieg in Frage.

Ein absoluter Finish-Krimi, denn eingangs der Zielgeraden konnte sich Pelle Barosso zwar mit einer knappen Länge absetzen, aber sein Widersacher tankte sich hartnäckig wieder heran und schien den Spieß noch umdrehen zu können. Doch dann geschah das Unglück: Pelle Barosso wich im Endkampf abrupt nach außen und kam dem zeitgleich etwas nach innen drängelnden Maxi Cup entscheidend in die Quere. Die Räder von Pelle Barossos Sulky touchierten die Beine des Lasbeker Hengstes, der daraufhin in Galopp verfiel und disqualifiziert wurde.

Für die Rennleitung gab es nur eine logische Konsequenz: Pelle Barosso wurde aus der Wertung genommen. Da obendrein auch noch der an dritter Stelle liegende Ganyboy (Thorsten Tietz) im Einlauf nicht mehr auf den Beinen zu halten war, ging der Sieg an den von Dennis Spangenberg gefahrenen Lovers Hall, obwohl der an vierter Stelle innen postierte Hengst deutlich an seine  Grenzen gestoßen war und nie eine ernsthafte Erfolgschance besaß.

Sportlich gesehen war das Resultat also höchst unbefriedigend, da nur Pelle Barosso oder Maxi Cup, die an diesem Tag leistungsmäßig deutlich über ihren Konkurrenten standen, den Triumph verdient hätten. „Doch solche Dinge passieren halt“, gab sich Heinz Wewering später im Interview versöhnlich und vermied dabei zugleich jeden Vorwurf an seinen mit 14 Tagen Fahrverbot bestraften Gegner. „Roland hat das ja nicht mit Absicht gemacht und ist über diesen Vorfall sicherlich genauso betrübt wie ich.“

Wewering "tröstet" sich nicht nur mit Sieg im Stutenrennen

Europas erfolgreichstem Sulkyfahrer blieb zudem der tröstende Gedanke, dass er kurz zuvor mit der Lasbekerin Motion Pure den mit ebenfalls 8.000 Euro Preisgeld dotierten Buddenbrock-Trial der Stuten gewonnen hatte. „Das Pferde war top vorbereitet – ich musste nur noch vollstrecken“, lobte Wewering die Arbeit des Trainers Christian Lindhardt. Motion Pure zeigte schon in der Startphase viel Lauffreudigkeit und ordnete sich nur nach einiger Gegenwehr hinter der außen enorm Druck aufmachenden Charlotte Newport (Michael Nimczyk) ein.

Da keine der anderen Teilnehmerinnen wirklich entscheidende Akzente setzen konnte, blieb diese Reihenfolge bis in den Schlussbogen hinein unverändert und erst als Heinz Wewering mit Motion Pure seinen Angriff einleitete, kam etwas Bewegung ins Geschehen. Motion Pure erarbeitete sich im Einlauf rasch einen Vorteil und siegte in 15,0/1.900m mit zwei Längen Vorsprung leicht. Charlotte Newport zog ebenfalls gut durch und hielt die auf der Schlusshalben aufgerückte 27:10-Favoritin Mary Ann J (Roland Hülskath) für das zweite Geld knapp in Schach.

Heinz Wewering punktete außerdem just in dem Moment, als die Nachricht von Orlando Jets großartigem Pariser Sieg wie ein Lauffeuer auf der Derby-Bahn die Runde machte, mit Rainbow Diamant, der von der Spitze aus flotte 14,1/1.900m vorlegte.

Und natürlich ließ es sich auch Gestüts Lasbeks Trainer Christian Lindhardt nicht nehmen, selber ein Pferd auf die Ehrenrunde zu führen. Der Däne siegte mit dem außen herum tapferen Kelso, der die Tagesbestzeit von 14,0/1.900m erzielte. Angesichts der Bahrenfelder Leistungen des Wallachs war dieses Ergebnis keine allzu große Überraschung.

Absoluter Außenseiter siegt - bei 1.067:10!

In der Gewinnsummenklasse bis 50.000 Euro gab es dagegen eine absolute Sensation, denn mit dem 1.067:10-Sieger Immosand und seiner Fahrerin Lea Ahokas hatte nahezu niemand gerechnet. Die Amazone verhalf ihrem Schützling, der trotz regennasser Piste fulminante 14,6/1.900m erzielte, zu einem Traumrennen. Nach anfänglicher Führung lag Immosand immer an zweiter Stelle innen und verabschiedete sich aus dem Schlussbogen heraus mit einem bravourösen Spurt mit vier Längen von den Gegnern.

Nicht nur die Siegquote war phänomenal – auf Place zahlte der Wallach stolze 212:10 und die Quote der Dreierwette mit SJs Sunday (Roland Hülskath) und Flirty or Dirty (Thomas Panschow) auf den weiteren Rängen betrug 27.961:10.

Amateurmeister Pögel: Einmal gewonnen, doppelt ausgezeichnet

Eine besondere Ehrung wurde André Pögel zuteil: Der Hufschmied wurde vom Mariendorfer Bahneigentümer Ulrich Mommert im Winner-Circle nachträglich zu seinem Triumph bei der Deutschen Amateur-Meisterschaft beglückwünscht.

Der Hufschmied war zuvor am Ort der Siegerehrungen aber schon mit Melchior Mo aufgetaucht, den er zu einem souveränen Treffer geführt hatte. Der Wallach ging im trotto.de-Bogen aus der Außenspur heraus nach vorne und trumpfte mit zwei Längen Vorsprung auf.

Die restlichen Rennen des Tages

Die weiteren Sieger der Veranstaltung: Den überlegensten Erfolg des Nachmittags gab es für Desert King und Roland Hülskath. Der noch ungeschlagene Hengst des Rennstalls Germania kam 800 Meter vor dem Ziel mächtig auf Touren. Desert King flog im Rush am gesamten Feld vorbei und degradierte seine Gegner zu Statisten.

Mit nicht ganz so überlegenem Vorsprung, aber ebenfalls in starker Manier siegte ein weiterer für das Derby vorgesehener Dreijähriger: Nämlich der von Daniel Wagner gesteuerte und von Hannu Voutilainen trainierte Glaedar, der nach einer ruhigen ersten Runde auf der Schlusshalben richtig Dampf machte und seinem einzigen ernsthaften Konkurrenten Flavio As kräftig den Zahn zog.

Lady Vera (Dennis Spangenberg) übte auf dem langen 2.500-Meter-Kanten in der Anfangsphase mächtig Druck auf Lemaitre (Maik Esper) aus und löste den Piloten nach einer halben Runde an der Spitze ab. Diese Reihenfolge blieb bis zur Ziellinie so erhalten.

Herbie Dot, der erstaunliche 74:10 zahlte, obwohl sein Trainer und Fahrer Manfred Zwiener den Sieg im Vorab-Interview glasklar angekündigt hatte, lag unterwegs an dritter Position und besaß in 15,2/1.609m die mit Abstand größten Reserven.

Tornado Jet (Sarah Kube) – früher oft ein Nervenbündel und daher nur selten mitten im Pulk zu finden – präsentierte sich in 14,7/1.900m diesmal überaus manierlich und gewann aus der zweiten Position innen heraus sicher. Der Fünfjährige wirkte enorm gefestigt und wird zukünftig noch viel von sich reden machen.

Gesamtumsatz: 134.434,19 Euro – Bahnumsatz: 47.301,10 Euro - Außenumsatz: 87.133,09 Euro.

Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung findet am Sonntag, dem 2. Juli statt. Im Mittelpunkt stehen der erste Lauf des Super Trot Cups 2017 sowie die nach Gewinnsumme unterteilten beiden Läufe des Mariendorfer Criteriums. Alle drei Rennen sind jeweils mit 10.000 Euro Preisgeld dotiert! Beginn ist um 13.30 Uhr.

Quelle: Berliner Trabrenn-Verein (BTV)