TeBe: Neuer Vorsitzender stellt sich mit ernüchternden Zahlen vor

Stellten sich den Fragen (v.l.n.r.): Andreas Voigt (Geschäftsführer), Jörg Zimmermann (Vorstand Sport), Jens Redlich (Vorsitzender), Michael Scholich (Vorstand Finanzen)

Oberligist drückt 6-stelliges Defizit +++ Hauptsponsor muss drohende Insolvenz abwenden

Als Sonntag vor einer Woche publik wurde, dass NOFV-Oberligist Tennis Borussia seinen Vorstand umbesetzt, konnten aufmerksame Beobachter schon hellhörig werden. Zumal der neue Vereinsvorsitzende beim Hauptsponsor auch die Position des Geschäftsführenden Gesellschafters bekleidet. Im Club-Umfeld wurde daraufhin spekuliert, Erinnerungen wurden wach an die beiden Insolvenzen, nachdem Investoren bei den Lila-Weißen ein- und wieder ausgestiegen waren.

Daraufhin sah sich die Vereinsführung veranlasst, eine offene Fragerunde anzuberaumen, um Mitgliedern, Fans und Interessierten genauere Informationsmöglichkeiten zu verschaffen. Was Jens Redlich, der neue „TeBe-Chef“, dann am Montagabend nach einer kurzen Vorstellung seiner Person den etwa vierzig Gästen mitzuteilen hatte, dürfte die Mehrheit überrascht haben. Jedenfalls war im Casino des Mommsenstadions förmlich zu spüren, wie im Auditorium der Atem angehalten wurde, als Redlich die aktuelle Situation des Vereins ungeschminkt darstellte.

Demnach drückt den Charlottenburger Club ein Defizit im sechsstelligen Bereich, das bereits Ende des kommenden Monats zwangsläufig zur Anmeldung der Insolvenz geführt hätte. Redlich, Leiter einer Fitnessstudio-Kette, versicherte den Anwesenden jedoch nachdrücklich, das nötige Geld zur Abwendung des Verfahrens zur Verfügung zu stellen. Um Tennis Borussia für neue Sponsoren interessant zu machen, hält der Geschäftsmann es allerdings für unabdingbar, eben auch in leitender Position im Verein einzusteigen.

Regionalliga bleibt mittelfristig das Ziel

Ziel bleibt, in spätestens drei Jahren den Aufstieg in die Regionalliga zu erreichen. So lange wollen Redlich und sein Unternehmen TeBe auf jeden Fall erhalten bleiben. Der Gedanke ist jedoch, dass die Lila-Weißen – auch mit Hilfe der Kontakte des neuen Vorsitzenden - einen Sponsorenpool aufbauen, der sie nicht abhängig von einem einzelnen Geldgeber macht. Dazu sollen Einsparungen u. a. im Lizenzspielerbereich, mit denen zum Teil schon in der Winterpause begonnen wurde, ebenfalls zum Abbau des Defizits beitragen.

Der aktuelle Fehlbetrag sei dabei aus einem Minus der vergangenen Spielzeit sowie u. a. nicht vollumfänglich Folge geleisteten oder ausgefallenen Sponsorenzahlungen entstanden. Letztere seien allerdings, so Redlich, vom alten Vorstand auch nur teilweise vertraglich festgelegt worden. Die Kritik an dieser Praxis ließ der neue Vorsitzende dabei mehr als nur zwischen den Zeilen durchscheinen. Dazu sei die gefährliche Entwicklung bei den Finanzen viel zu spät erkannt worden.

Auf sportlicher Ebene soll der Schwerpunkt zukünftig wieder mehr auf der Jugendarbeit mit der Heranführung von Talenten an den Herrenbereich liegen. Dazu schwebt Redlich z. B. ein durchgehend einheitliches Spielsytem in den Nachwuchsteams vor. Bei den Herren sei die Saison nach der Niederlage bei Optik Rathenow im Grunde abgeschlossen, über die Ziele für die kommende Spielzeit wollte sich der Vorstand noch nicht äußern. Dazu, so der neue Vorsitzende, sei im Moment angesichts der drängenden Erledigung existenziell wichtiger Fragen für den Verein noch nicht der Zeitpunkt.

Beitrag+Foto: Berlinsport-Aktuell/H. Nickelé