Oberliga / Tennis Borussia: Jens Redlich im Interview

Drei Spieltage sind in der NOFV-Oberliga Nord absolviert, da steht der erste Trainerwechsel bereits fest. Beim Berliner Vertreter Tennis Borussia muss Cemal Yildiz gehen - sein Nachfolger steht schon fest: der frühere Nationalspieler Thomas Brdaric wird morgen im Spiel beim Tabellenführer Optik Rathenow erstmals an der Seitenlinie stehen.

Der Vorstandsvorsitzende der Charlottenburger, Jens Redlich, im Interview mit Berlinsport Aktuell u. a. über die Gründe für die Entscheidung.

Berlinsport Aktuell: Herr Redlich, warum musste Trainer Cemal Yildiz gehen?

Jens Redlich (Vorsitzender Tennis Borussia)

Jens Redlich: Also erst mal muss man sagen, dass ohne "Teddy" Yildiz dieser Kader so nicht zu Stande gekommen wäre und er in der Vorbereitung hervorragende Arbeit geleistet hat. Manchmal ist es allerdings so, dass der, der den Flügel zusammenbaut, ihn am Ende nicht gut genug spielen kann. "Teddy" hat es leider nicht geschafft, der Mannschaft für die ersten Spiele ein funktionierendes System zu vermitteln. Das haben wir auch im Gespräch vom Mannschaftsrat mitgeteilt bekommen - daher haben wir uns nach dem Punktspiel bei Lichtenberg 47 zusammengesetzt und diese Entscheidung getroffen.

War seine Arbeit denn schon vergangene Saison kritisch betrachtet worden?

Nein - unsere Eindrücke, die jetzt zu der Entscheidung geführt haben, rührten aus der Startphase dieser Spielzeit.

Stellt sich die Frage nach dem Zeitpunkt: warum die Entlassung schon nach drei Liga-Spielen? Drei Punkte sind sicher keine tolle Ausbeute, ein komplett neuer Kader wie der von TeBe braucht aber auch Zeit...

Für uns war eben der Zeitpunkt nicht entscheidend, sondern - nochmal - die Tatsache, dass nach drei Spielen kein System zu erkennen war. Wenn die Mannschaft in dieser Hinsicht Zweifel anmeldet, muss man sich dann schon die Frage stellen, ob der Trainer noch der richtige Mann ist.

Abgang: Cemal Yildiz verlässt TeBe

Wie lange haben Sie denn schon andere Trainer kontaktiert - und war Cemal Yildiz informiert darüber?

Nein, da steht der Verein über allem - das würde zuviel Unruhe hereinbringen. Grundsätzlich muss man sich in einer Situation wie unserer aber immer mit Alternativen beschäftigen.

Ist das Trainerteam, das mit Cemal Yildiz zusammengearbeitet hat, ebenfalls von der Trennung betroffen?

Nein. Ich bin, als die Entscheidung gefallen war, sofort zu Patrick Lindhorst (Co-Trainer) und Nico Hinz (Torwarttrainer) gegangen und habe gesagt, das betrifft nur die Cheftrainerposition. Das Funktionsteam bleibt bestehen, wird aber eventuell auf Wunsch von Thomas Brdaric um einen Posten erweitert.

Haben Sie nicht die Sorge, dass das Team und der neue Trainer im Fall einer Niederlage beim Spitzenreiter Optik Rathenow gleich wieder unter Druck stehen?

Den Druck haben wir jetzt auch schon - dem neuen Trainer bleiben ja nur drei Trainingseinheiten bis zum Spiel am Freitag. Wir starten mit fünf Auswärtsspielen in die Saison, weil das Mommsenstadion für die Leichtathletik-EM im nächsten Jahr vorbereitet wird - auch nicht gerade ein Vorteil. All das kann aber keine Ausrede sein, dass wir unser Ziel für diese Saison nicht erreichen - nämlich bis zum Schluss den Drei- oder Vierkampf an der Spitze offen halten zu wollen.

Wie kam der Kontakt zu Thomas Brdaric zu Stande?

Wir reden ja immer noch von Tennis Borussia Berlin. Wir sind mit unserem Namen sicherlich im Stande, Kontakt herzustellen mit allen Trainern - von oben bis runter in die Kreisliga. Wie und wo, das sind Fragen vereinsinterner Natur - wichtig ist, dass der Kontakt überhaupt zu Stande gekommen ist.

Geht TeBe mit der Verpflichtung des Ex-Nationalspielers ein finanzielles Risiko ein?

Nein, das ist alles budgetiert und somit kein Risiko. Wie bei jedem anderen Oberligisten verursacht aber auch bei Tennis Borussia das Personal Kosten: Spieler und Trainer im Herrenbereich, Jugendtrainer oder auch unsere Geschäftsstellenstruktur.

Im Fall von Thomas Brdaric haben wir sicher einen finanziellen Rahmen gefunden, der für uns angemessen ist. Er hat da auch absolut professionell reagiert und ich denke, seine Entscheidung für TeBe hat auch eine persönliche Seite gehabt. Wie wir so zusammen gesessen haben und unsere Vorstellungen formuliert haben, hat man gemerkt: Thomas ist absolut darauf ausgerichtet, hier das Feld bei TeBe mit bestellen zu wollen.

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Was hat sich - seit der abgewendeten Insolvenz im Frühjahr - denn inzwischen konkret getan auf Ebene der Sponsoren ?

Wir haben viele Unterstützer im Bereich zwischen 2.500 und 10.000 Euro dazu gewinnen können. Wir werden auch noch den Bereich der Geschäftsstelle weiter justieren, um dort auf inhaltlicher Ebene noch professioneller zu werden. Das steht jetzt im Vordergrund - denn wir alle haben ein Interesse, TeBe auf solide Beine zu stellen. Wir werden das alles sukzessive aufbauen und uns dabei nicht übernehmen.

Und Ihr sportliches Ziel hat sich nicht verändert?

Nein, warum? Wir haben gesagt, bis Ende der Spielzeit 2018/19 wollen wir in die Regionalliga aufsteigen. Wenn wir noch eine Formation auf die Beine bekommen sollten, die es diese Saison schafft, wehren wir uns natürlich auch nicht dagegen. Aber spätestens bis Ende nächster Saison werden wir dieses Ziel erreichen.

 

Beitrag+Fotos: Berlinsport Aktuell/Hagen Nickelé