Autoren-Archive: Hagen Nickele

Benjamin Kandler (DJK Schwarz-Weiß Neukölln)

Letzte Saison sicherte sich DJK Schwarz-Weiß als Aufsteiger mit einem erfolgreichen Schlussspurt den Klassenerhalt in der Berlin-Liga. Zum Auftakt dieser Spielzeit gab es am Sonnabend ein 1:1 beim SV Empor, das in Folge des späten Führungstreffers der Neuköllner doch als ärgerlich bezeichnet werden musste.

Trainer Benjamin Kandler war aber vor allem insgesamt nicht sehr zufrieden mit dem Spiel, weiß die Leistung zu Saisonbeginn aber natürlich einzuordnen. Entsprechend offen geht Kandler in den Vergleich am heutigen 2. Spieltag zuhause gegen Topfavorit Blau-Weiß 90 im Stadion Britz-Süd - und auch das Derby beim TSV Rudow am Sonntag.

Das Gespräch wurde am vergangenen Samstag im kleinen Jahnsportpark aufgezeichnet.

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René Zampich (SV Empor)

Nach dem Auftaktspiel gegen Schwarz-Weiß Neukölln (1:1) spricht der Trainer des SV Empor über die Vorbereitung, Neuzugänge und die Zielsetzung im Prenzlauer Berg für die neue Saison. Dazu sind die anstehenden Aufgaben in der Englischen Woche ein Thema.

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Ayhan Bilek (1. FC Schöneberg)


Berlin-Liga: Zum Auftakt der Saison 2017/18 unterlag u. a. Aufsteiger 1. FC Schöneberg dem SV Tasmania mit 1:3. Der Trainer des Gastgebers, Ayhan Bilek, haderte angesichts der Leistung seines Teams mit dem Endergebnis, zeigte sich aber auch selbstkritisch. Trotz des schweren Auftaktprogramms in der Englischen Woche ist Bilek optimistisch, dass seine Mannschaft das Ziel Klassenerhalt erreicht.

Mario Reichel (SV Tasmania)


Auch Tasmanias Mario Reichel sah - zu Saisonbeginn naturgemäß - noch Luft nach oben und bemängelte vor allem die Chancenverwertung seines Teams. So stand das Spiel v. a. im zweiten Durchgang nach Platzverweis und Ausgleichstor auf der Kippe, ehe in Unterzahl noch die beiden Tore zum Auswärtssieg gelangen.

 

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Großes Bild: Völlig losgelöst - gerade hat Tasmanias Einwechselspieler Mohammed Hassane mit seinem Tor zum 3:1 für die Entscheidung in Schöneberg gesorgt

Blau-Weiß 90 bezwingt BSC im Topspiel +++ Croatia und Stern beeindrucken +++ Mahlsdorf und Tasmania siegen auswärts mit Mühe +++ Aufsteiger verlieren am Sonntag

Nach dem Eröffnungsspiel TSV Rudow - SV Sparta (0:1) am Freitag und dem Unentschieden zwischen Empor und Schwarz-Weiß Neukölln am Samstag (1:1) wurde der 1. Spieltag der Saison 2017/18 am Sonntag komplettiert. Die augenscheinlichen Favoriten gaben sich dabei keine Blöße, während die Neulinge das berüchtigte Lehrgeld bezahlen mussten.

Alter schützt vor Toren nicht: Rani Al-Kassem (BW 90)

Die SP. VG. Blau-Weiß 90, mit zahlreichen illustren Neuzugängen der Topfavorit auf die Meisterschaft, setzte sich im Topspiel des Tages zuhause gegen den Berliner SC durch. Auch das Team aus dem Grunewald hat sich mit dem ein oder anderen Berlin-Liga-Spieler verstärkt und gilt zumindest zu Beginn der Spielzeit als Geheimtip. Blau-Weiß-Trainer Marco Gebhardt ließ dagegen schon einige "Namen" draußen und begann u. a. mit den jungen Göth-Brüdern in der Startelf. Das Tor des Tages erzielte dann aber ein alter Bekannter: Rani Al-Kassem traf zum 1:0 unmittelbar vor der Pause und sorgte zu Beginn der Englischen Woche gleich für den ersten Dreier der Mariendorfer, die noch Schwarz-Weiß Neukölln (Mi. auswärts) und den 1. FC Schöneberg vor der Brust haben.

Von den Topteams der letzten Saison beeindruckte zum Auftakt besonders der SD Croatia. Die Tempelhofer besiegten im heimischen Ebert-Stadion die Füchse klar mit 4:0 (2:0). Neuzugang Erhan Bahceci bewies mit zwei Treffern gleich, dass mit ihm auch in der neuen Spielzeit an neuer Wirkungsstätte zu rechnen sein wird. Ohadi und Wilson steuerten die restlichen Treffer bei. Der SFC Stern 1900 machte kurzen Prozess mit Aufsteiger FSV Spandauer Kickers - bereits zur Pause war beim Stand von 4:0 der Drops gelutscht. Am Ende hieß es 5:1 - Dennis Freyer avancierte mit vier Treffern zum "Man of the Match", Hofmann erzielte den fünften Treffer für die Steglitzer. Für "SpaKi" gelang Jack Krumnow in der Schlussphase der Ehrentreffer.


Hören Sie bei Berlinsport Aktuell bis Mittwoch die Trainerstimmen zur Partie 1. FC Schöneberg - SV Tasmania sowie von René Zampich (SV Empor) und Benjamin Kandler (Schwarz-Weiß Neukölln)


Der Vorjahreszweite Eintracht Mahlsdorf geriet beim BFC Preussen früh durch ein Tor von Abou-Chaker in Rückstand, konnte durch Borchardt unmittelbar vor dem Pausenpfiff aber ausgleichen. Der Gastgeber von der Malteserstraße, dem durch zahlreiche Abgänge vor der Saison diesmal nur ein Mittelfeldplatz zugetraut wird, verlor die Partie allerdings erst in der Schlussphase. In Abwesenheit des verletzten Torjägers Christoph Zorn erwies sich die Einwechslung von Nico Englert in der Schlussphase für die Gäste als Glücksgriff: mit zwei Treffern (85., 90.) sorgte der "Joker" noch für den Sieg der Mahlsdorfer in Lankwitz.

Schwer tat sich auch der SV Tasmania beim Aufsteiger 1. FC Schöneberg: zwar gelang dem Tabellenvierten 2016/17 mit der ersten Chance die Führung durch Neuzugang Leonard Kirschner (20.), ließ im Anschluss aber zahlreiche Chancen zur zeitigen Vorentscheidung aus. Höhepunkt: Asma scheiterte kurz vor der Pause per Elfmeter an Schönebergs Keeper Walter-Born. Als die Neuköllner sich in Person von Toni Mielke nach einer Stunde einen Platzverweis einhandelten und wenig später den Ausgleich durch Kenan Kaplan kassierten, schien die Partie aber sogar zugunsten der Hausherren kippen zu können. Der eingewechselte Metin Karasu markierte aber eine Viertelstunde vor Schluss bei einem Konter mit etwas Glück den erneuten Führungstreffer für Tasmania, Hassane sorgte in der Nachspielzeit schließlich für das Endergebnis von 1:3, bei dem die Schöneberger ordentlich Lehrgeld bezahlen mussten.

Überraschend hingegen verlor Aufsteiger SpVgg Hellas Nordwest sein erstes Spiel in der Berlin-Liga bei TuS Makkabi mit 0:1. Der Neuling, mit zahlreichen Oberligaspielern aufgerüstet, geriet früh durch Abay in Rückstand und konnte diesen im weiteren Verlauf nicht mehr egalisieren. Makkabi gilt vielen Experten wegen zahlreicher Abgänge als Abstiegskandidat in diesem Jahr.

Schon am Mittwoch geht die höchste Spielklasse der Hauptstadt in die zweite Runde, das Topspiel dürfte hier zweifelsohne SFC Stern 1900 - Eintracht Mahlsdorf (20 Uhr, Schildhornstraße) lauten.

Die Ergebnisse des 1. Spieltags der Berlin-Liga:

TSV Rudow - SV Sparta 0:1 (0:0)
SV Empor - Schwarz-Weiß Neukölln 1:1 (0:0)
BFC Preussen - Eintracht Mahlsdorf 1:3 (1:1)
TuS Makkabi - Hellas Nordwest 1:0 (1:0)
1. FC Schöneberg - SV Tasmania 1:3 (0:1)
SFC Stern 1900 - Spandauer Kickers 5:1 (4:0)
Blau-Weiß 90 - Berliner SC 1:0 (1:0)
SD Croatia - Füchse Berlin 4:0 (2:0)
BSV AL-Dersimspor - Nordberliner SC 0:0

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Aaron Müller (TSV Rudow)

 

Der TSV Rudow hat das Eröffnungsspiel der Berlin-Liga gegen den SV Sparta am Freitagabend mit 0:1 verloren. Am Sonnabend trafen wir Trainer Aaron Müller beim Spiel SV Empor - Schwarz-Weiß Neukölln (1:1) und er stand noch einmal für aktuelle Fragen zur Verfügung.

 

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Regen unerwünscht – Windstoß nicht

Die Galopprennbahn Hoppegarten feiert am 12./13. August ihren Saisonhöhepunkt – wichtigstes Rennen: der traditionsreiche “Große Preis von Berlin“ am Sonntag

Der nicht ganz in der Materie bewanderte Besucher der Galopprennbahn Hoppegarten mochte sich vielleicht gewundert haben, dass dort Ende Juli noch ein „After Work-Raceday“ ausgetragen wurde. Zweieinhalb Wochen vor dem Saisonhöhepunkt laufen die Pferde an einem Mittwochnachmittag nochmal in zehn Prüfungen? Gerade angesichts der zum Teil sintflutartigen Regenfälle, die im Juni und Juli über der Hauptstadtregion niederprasselten, mochte man sich Sorgen machen, dass das Geläuf vor dem Wochenende des Großen Preises von Berlin doch allzu arg ramponiert werden könnte.

Doch außer dem „Grand Prix Festival Meeting“ an diesem Sonnabend und Sonntag gibt es in Hoppegarten eben nur neun weitere Renntage in diesem Jahr. Drei davon sind zudem an Werktagen - also „After Work“ – und ziehen traditionell nicht so sehr Publikum an wie an den Wochenenden. Dennoch zählt auch jeder Renntag und bedeutet bares Geld. Und was die Bodenverhältnisse angeht: nur Anfang Juni wurde davor noch vor den Toren Berlins geritten. Dazu gilt die Bahn als sehr stabil auch bei ungünstigen Witterungsbedingungen.

Bahnpflege: Ausbesserungsarbeiten nach den Rennen gehören dazu

So hatten die Greenkeeperinnen während der Rennen zwar zu tun, aber nicht übermäßig – und gingen ihrer Arbeit keineswegs hektisch nach. Regen wird natürlich dennoch nicht gerne von den Veranstaltern gesehen – der „After Work-Raceday“ lag z. B. mitten in einer verregneten Woche und dürfte schon allein deshalb zahlreiche potenzielle Besucher abgehalten haben. Dass es dann am Nachmittag selbst vergleichsweise glimpflich in Bezug auf die Niederschläge zuging, konnte daran nicht mehr viel ändern. Lediglich etwas mehr als 1.000 Besucher fanden sich schließlich ein.

Dazu liegt die „Rennbahn im Grünen“ für Berliner Kurzentschlossene dann doch zu weit draußen. Eine dreiviertel Stunde braucht man etwa vom Hauptbahnhof mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hoppegarten, vom dortigen S-Bahnhof sind es nochmal zehn Minuten Fußweg. Jeder ausbleibende Reitsportinteressierte kostet allerdings nicht nur den Eintritt, sondern auch den ein oder anderen Euro Einsatz am Totalisator. Entsprechende Wettumsätze sind für die Veranstalter von Pferderennen – sei es nun Trab oder Galopp – weiterhin von Bedeutung.

Ausgerechnet beim Topereignis des deutschen Galopprennsports, dem Deutschen Derby in Hamburg-Horn Anfang Juli, kostete das schlechte Wetter bereits reichlich Besucher – der Eröffnungstag fiel sogar komplett ins Wasser. So wird das Hoppegartener Führungsteam um Bahnbesitzer Gerhard Schöningh die Daumen fest drücken, dass sich Petrus an diesem Wochenende als Freund des Pferderennsports erweist.

Höhepunkt ist der „Große Preis von Berlin“ am Sonntag, mit insgesamt 175.000 Euro dotiert und eines von nur sieben in Deutschland ausgetragenen Gruppe I-Rennen. Die Veranstaltung hat eine lange Historie, an der auch die geschichtlichen Umbrüche offenbar werden. Im Jahr 1888 fand es erstmals in Hoppegarten statt, 1909 folgte der Umzug nach Grunewald im Westen der Stadt.

Ausgerechnet die Olympischen Spiele 1936 verhalfen dem Großen Preis zu einem Comeback am ursprünglichen Austragungsort: von den Umbauarbeiten auf dem geplanten „Reichssportfeld“ war auch der Grunewalder Kurs betroffen. So ging das Rennen 1934 zurück nach Hoppegarten und wurde dort noch zehn Jahre ausgetragen.

Nach Kriegsende und der Teilung Berlins zog der Große Preis als der von Nordrhein-Westfalen weiter nach Düsseldorf . Dreißig Jahre später erhielt er dort seinen ursprünglichen Namen wieder, wurde dann 1996 in „Deutschlandpreis“ umbenannt.

Hoppegartens "Schirm-Herr": Eigentümer Gerhard Schöningh (r.) sorgt auch schon mal für eine Siegerehrung im Trockenen

Die wirtschaftlichen Unwägbarkeiten der Nachwendezeit, die der Galopprennbahn Hoppegarten besonders schwere Momente bescherte, sorgten dafür, dass der große Preis von Berlin erst 2011 wieder am ursprünglichen Standort stattfinden sollte.

Mit Gerhard Schöningh hatte sich 2008 ein privater Investor gefunden, der der Rennbahn erst einmal mittelfristig das Überleben sichern konnte. Und die Faszination war schnell wieder hergestellt: über 10.000 Galoppfreunde pilgerten zur ersten Austragung in Hoppegarten seit 67 Jahren. Im Jahr 2015 wurde der Große Preis von Berlin als bestes Rennen der Saison ausgezeichnet.

Traditionell trifft sich hier der eine oder andere Derbyteilnehmer sechs Wochen nach dem Galopphöhepunkt in Hamburg-Horn erneut zum Kräftemessen über die Distanz von 2.400 Metern. Und so ist es auch diesmal: mit Spannung erwartet wird der Auftritt von Windstoß, dem Derbysieger 2017. Die Geschichte des Dreijährigen ist ja schon eine für sich: auf der Jährlingsauktion 2015 in Baden-Baden wurde er für 12.000 Euro angeboten – allerdings fand sich kein Käufer. So blieb er dem Gestüt Röttgen erhalten, dem er nun den ersten Derby-Sieg seit 1959 bescherte.

Dazu spielte Windstoß allein mit diesem Triumph über eine halbe Million Euro ein. Dabei zählte er zwar zum erweiterten Favoritenkreis, ging aber mit dem Malus eines Sturzes vier Wochen zuvor auf der Neuen Bult in Hannover in den Saisonhöhepunkt. Mit dem erst 26 Jahre alten Maxim Pecheur im Sattel preschte er dann am 2. Juli aber der Konkurrenz am Ende auf und davon.

Derby-Sieger 2017: Jockey Maxim Pecheur - hier auf Romantic Angel beim Hoppegartener After-Work-Raceday im Juli - gewann mit Windstoß auf der Galopprennbahn Hamburg-Horn

Beim Großen Preis in der Hauptstadt gibt es nun ein Wiedersehen mit Colomano, der noch eine Scharte auszuwätzen hat. Der im Gestüt Fährhof gezogene Hengst galt mit Jockey Andreas Helfenbein als Topfavorit auf die Derby-Krone, lief dann auf dem 13. Platz aber unter „ferner liefen“ ein. Mit Shanjo (4.) und Monreal (6.) sind auch zwei Pferde am Start, die in Hamburg-Horn im vorderen Feld landeten. Dem nicht genug, ist mit Sirius der Sieger des Großen Preises von 2014 wieder in Hoppegarten dabei.

Dazu unterstreichen einige Teilnehmer aus England, Irland und Frankreich den internationalen Stellenwert des Rennens. Best Solution und Permian etwa gingen Anfang Juni beim legendären Derby von Epsom ins Rennen. Keine Frage also: das Starterfeld wird dem eines Topereignisses im deutschen Galoppsport mehr als gerecht.

Beendet wird die Saison dann im Oktober, wenn u. a. der Preis der Deutschen Einheit (03.10.) in Hoppegarten stattfindet. Vielleicht wird man sich zu dieser Gelegenheit eher noch einmal Gedanken über den Zustand der Anlage machen müssen - denn ausgerechnet im rennfreien September steht das Gelände wohl vor einer der größten Belastungsproben seiner Geschichte. Dann, wenn zum Musikfestival „Lollapalooza“, das erstmals in Hoppegarten durchgeführt wird, an zwei Tagen etwa 140.000 Besucher erwartet werden.

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Blau-Weiß 90 und der Fünfjahresplan

Großes Bild: Spannendes Spiel - am 1. Spieltag empfängt Titelfavorit Blau-Weiß 90 den Berliner SC - hier eine Szene aus der vergangenen Saison vom BSC-Sportplatz

Der frühere Bundesligist drängt zurück in den überregionalen Fußball – und hat vor der Saison 2017/18 in der Berlin-Liga deshalb personell kräftig aufgerüstet

Die vergangene Saison war noch nicht abgelaufen, da begann man bei der Sportlichen Vereinigung Blau-Weiß 90 gewissermaßen, bereits den Hut für die kommende Spielzeit in den Ring zu werfen. Der Verein aus Mariendorf mit einem Jahr Bundesliga in seiner Historie (1986/87) war gerade erst in die sechstklassige Berlin-Liga aufgestiegen, die höherklassigen Ambitionen aber schon länger hinterlegt.

Das Ganze trägt den Titel „Blau-Weiß 90 is back“ und beginnt im Jahr 2015 – nach dem Konkurs 1992 und Löschung aus dem Vereinsregister vier Jahre später war der Traditionsname zur Spielzeit 2015/16 wieder frei. Es gelang der Aufstieg aus der Landesliga. Mit der Rückbenennung wollte man an die Tradition anknüpfen und dadurch auch Sponsoren und Spieler für sich gewinnen. Binnen fünf Jahren will man in der Regionalliga Nordost ankommen - spätestens.

Die Mariendorfer verpflichten 11 namhafte Spieler

Mit ihm ging es los: Lukas Rehbein

Im Mai 2017 also, gegen Ende des ersten Jahrs in der Berlin-Liga, verkündeten die Verantwortlichen dann schon mal zwei bemerkenswerte Wechsel. Mit Robin Mannsfeld und Lukas Rehbein verpflichteten die Blau-Weißen zwei Stammspieler des Oberligisten Tennis Borussia für die Saison 2017/18.

Doch das sollte nur der Anfang sein: binnen eines Monats gaben die Mariendorfer neun weitere Neuzugänge mit höherklassiger Erfahrung bekannt. Ob Julian Austermann und Pascal Matthias (VSG Altglienicke), Jeffrey Gleisinger (BFC Dynamo), Michael Hinz (1. FC Neukölln, früher mal 3. Liga u. a. bei Union), Tim Lensinger (FC Viktoria 89), Tobias Francisco und Kiyan Soltanpour (FSV Luckenwalde) oder Kevin Giese und Kevin Gutsche (Tennis Borussia) – gleich eine komplette Elf mit Stammplatzanspruch wurde verpflichtet. Um den nötigen Platz zu schaffen, verabschiedete man sich vom halben Kader der Vorsaison.

Gehalten wurden Routiniers wie Bruckmann, Hendschke, Kuche, Steinert oder Torwart Pruschke, die alle mal das Trikot von TeBe trugen. Und natürlich Rani Al-Kassem, der mit seinen inzwischen 37 Jahren den Altersdurchschnitt im Kader deutlich anhebt. Doch der 1,90m große Stürmer ist eine Identifikationsfigur an der Rathausstraße, spielt dort (mit einem Jahr Unterbrechung) seit 2010. Dazu hat er das Toreschießen nicht verlernt: 69 Treffer allein in den letzten beiden Spielzeiten verdeutlichen das.

Macher in Mariendorf: Michael Meister

Der Mann hinter dem ganzen Plan in Mariendorf ist Michael Meister, Präsident des Vereins. Der Mittfünfziger dürfte auch als finanzieller Unterstützer von „Blau-Weiß 90 is back“ nicht unmaßgeblich beteiligt sein – ganz genau lässt er sich in dieser Hinsicht nicht in die Karten schauen. Mit einem Augenzwinkern kommentiert er seine Bemerkung zu den Neuverpflichtungen. Nämlich, dass man seinem Verein nun nicht den Vorwurf machen könne, bei der Konkurrenz in der Berlin-Liga gewildert zu haben.

Der Ball liegt unter diesen Voraussetzungen jetzt natürlich beim Trainer – der aber hat aufgrund seiner Laufbahn wohl kaum ein Akzeptanzproblem. Marco Gebhardt hat schließlich mit Eintracht Frankfurt und Energie Cottbus in der Bundesliga gespielt und im Berliner Fußball drei Jahre beim 1. FC Union Spuren hinterlassen. Seine Schützlinge können dabei sicher sein, dass Vorgeschichte bei Gebhardt nichts zählt – beim Ex-Profi wird streng nach Leistung aufgestellt. Man darf gespannt sein, wie die kompromisslose Art im Kader ankommt.

Wer sind die Konkurrenten?

Torgarant: Christoph Zorn

Die Frage nach dem Favoriten für die Saison 2017/18 in der Berliner Meisterschaft und dem damit verbundenen Aufstieg in die Oberliga wäre damit ausführlich beantwortet. Hinter der SP.VG. Blau-Weiß 90 dürfen sich wohl die „üblichen Verdächtigen“ in die Warteliste eintragen: der Vorjahreszweite Eintracht Mahlsdorf und dessen Verfolgertrio, bestehend aus SD Croatia, SV Tasmania und SFC Stern 1900.

Bei den Mahlsdorfern ist der Torjäger Christoph Zorn - gerade zum Berliner Amateurfußballer 2017 gewählt – alleine für eine Platzierung im vorderen Drittel gut. Die 120 Treffer aus den letzten vier Saisons sprechen für sich. Der neue Trainer Christian Gehrke hat dazu bei Germania Schöneiche letztes Jahr Oberligaluft geschnuppert.

Bleibt in der Liga: Erhan Bahceci

Beim SD Croatia konnte man zwei Transfercoups landen: mit Efraim Gakpeto (FC Hertha 03, Oberliga) und Erhan Bahceci (SC Staaken, 16/17 34 Tore) hat die Offensive bei den Tempelhofern nochmal richtig Schub bekommen. Trainer Marco Wilke, der letztes Jahr vom Teamgeist und nun von seinen Neuzugängen schwärmte, musste allerdings auch einen überraschenden Abgang verkraften. Alianni Urgelles Montoya, ehemaliger kubanischer Nationalspieler, verließ den Club offenbar ohne Angabe von Gründen und kehrte zu Schwarz-Weiß Neukölln zurück. Eine Personalie, die reichlich Wellen schlug und das Gefüge bei Croatia beeinflussen könnte.

Der SV Tasmania gehörte in den vergangenen vier Jahren immer zu den Favoriten, verpasste zwischen Platz 2 und 4 aber immer mehr oder weniger knapp den großen Wurf. Dadurch, dass der Nachfolger des legendären Bundesligisten von 1965/66 schon Anfang des Jahrtausends mehrfach knapp Platz 1 verpasste, gilt er inzwischen quasi als „unaufsteigbar“. Der Umbruch, den die Neuköllner vor dieser Spielzeit vollzogen haben, scheint nach den ersten Eindrücken aber keinen gravierenden Leistungsabfall zur Folge zu haben. Ein Platz unter den „Top Five“ ist also allemal drin.

Sehr solide wird seit Jahren beim SFC Stern 1900 gearbeitet. Da man aber auch eine sehr erfolgreiche Jugendarbeit und eine starke Frauenabteilung gleichermaßen berücksichtigt, erwies sich der Kader bei der 1. Herren oft nicht den Schwierigkeiten wie Verletzungspech oder Urlaubsplanung gewachsen. Andreas Thurau löst nun Manuel Cornelius nach vier Jahren auf der Bank ab. Als Spieler war Thurau eher ein „Enfant Terrible“ – er kennt den Verein aber gut und könnte mit seiner ganz anderen Art den erfolgreichen Weg mit Stern weiter beschreiten.

Neu beim Neuling Türkspor 04: Ertan Turan kam von Oberligist TeBe

Zu beachten sein wird auch Aufsteiger Hellas Nordwest, der nach einer Fusion ab sofort unter dem Namen Berlin Türkspor 04 firmiert. Auch im Norden Charlottenburgs verfolgt man mittelfristig ehrgeizige Pläne, zur neuen Saison wurde bereits ein halbes Dutzend Spieler mit Oberligaerfahrung unter Vertrag genommen – weitere Neuzugänge nicht ausgeschlossen.

Dem ehrgeizigen Aufsteiger wie dem ambitionierten Altbundesligisten dürften dabei die kritischen Blicke der Konkurrenz sicher sein. Und für den Fall des Reinfalls - das weiß Michael Meister jetzt schon genau - gilt: „Dann“, sagt der Blau-Weiß-Präsident, „werden wir natürlich zur Lachnummer.“

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Gesprächsrunde am Donnerstagabend u. a. mit BFV-Präsident Bernd Schultz (3. v. l.) und Spielleiter Joachim Gaertner (l.). Foto: BFV

Ab der Spielzeit 2017/18 verfügt die Berlin-Liga mit "11teamsports" über einen so genannten Kooperationspartner. Am Donnerstagabend wurde die Partnerschaft in den Räumlichkeiten des Sportausrüsters in Berlin-Charlottenburg vorgestellt. Die 18 Vereine der Berlin-Liga erhalten laut "Fußball-Woche" 500 Euro pauschal für eine Saison und noch einmal 1.000 Euro extra, wenn sie ihre Trikots auf dem rechten Ärmel mit dem neuen Logo der Spielklasse bedrucken lassen. Dazu gibt es Rabatt bei der Anschaffung von Ausrüstung.

Bislang haben 15 von 18 Clubs dem kompletten Angebot inklusive Badge zugestimmt - Berliner SC, Füchse Berlin und der TSV Rudow, der das Eröffnungsspiel am Freitag gegen den SV Sparta ausrichtet, haben sich noch nicht endgültig geäußert. Die Partnerschaft wurde mit dem Berliner Fußball-Verband (BFV) über zwei Jahre vereinbart.

Hören Sie hier zwei Stimmen des BFV - sie wurden aus der Gesprächsrunde vom Donnerstagabend zusammengeschnitten.

 

BFV-Präsident Schultz über die erstmalige Partnerschaft der Berlin-Liga:

Spielleiter Gaertner über die Saison 17/18 der Berlin-Liga:

 

Weitere Fotos: Berlinsport Aktuell (1), BFV (1)

Beitrag: Berlinsport Aktuell

Aaron Müller (Trainer TSV Rudow)

Beim TSV Rudow wird am Freitag die neue Spielzeit der Berlin-Liga eröffnet (gegen den SV Sparta um 19.30 Uhr). Trainer Aaron Müller geht dabei in seine zweite Saison bei den Süd-Neuköllnern.

Im Interview mit Berlinsport Aktuell spricht der 28-Jährige über sein erstes Jahr an der Stubenrauchstraße, Zu- und Abgänge - und was man sich für 2017/18 vorgenommen hat.

Das Gespräch wurde bereits Sonntag vor einer Woche aufgezeichnet.

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Tag 6: Goldy, das Goldstück

Michael Nimczyk gewinn mit Goldy Stardust das Bruno Cassirer-Rennen – Marathon-Sieg für Rossini Diamant (Thorsten Tietz) – Cramer Flevo (Angelin Batist) überrascht zu dreistelliger Quote im Trabreiten, Baliverne Buroise (Lea Ahokas) im Franzosenrennen

(mf) Am Freitag vor dem Derby stehen traditionell die „Damen“ im Mittelpunkt, womit in der Regel die vierbeinigen gemeint sind, die sich im traditionellen Bruno Cassirer-Rennen messen. Doch passend zum Thema des Tages fuhren bzw. ritten auch zwei weibliche Aktive zur Siegerehrung vor.

Goldy Stardust eine Macht

Michael Nimczyk präsentierte sich bislang in Gala-Form (Foto: Marius Schwarz)

Das Michael Nimczyk, der im Lauf der Derbywoche eine schon jetzt atemberaubende Erfolgsserie abgeliefert hat, mit Goldy Stardust das mit insgesamt 28.000 Euro dotierte Bruno Cassirer-Rennen gewinnen würde, ahnten die meisten Experten schon im Vorfeld. Schließlich war die Siegesserie der im Besitz seines Onkels Hans Brocker befindlichen Vierjährigen nur kurz unterbrochen worden, als sie einmal etwas zu spät angegriffen hatte. In welchen Stil die einmal mehr nicht im Geringsten an ihre Grenzen gehende Braune aber Vorlauf und Finale für sich entschied, machte ungeheuren Eindruck.

In der Qualifikation zum Finale durch den Startplatz in der zweiten Reihe zunächst zur Passivität verurteilt, rollte Goldy Stardust das gesamte Feld mit einem Zwischenspurt auf der Gegengeraden auf und gewann lediglich deshalb mit „nur“ sieben Längen, weil ihr Steuermann noch Reserven fürs Finale bewahren wollte. Dort wurde angesichts einer 20 Meter-Zulage ebenfalls am Anfang nichts übertrieben, Nimczyk rückte lediglich nach einer Runde zur führenden Lambalamba auf, doch als es Ernst wurde, stand die Siegerin im Handumdrehen fest. Diesmal waren es fünf Längen bis zur im Speed gut aufkommenden Zweitplatzierten Yen, doch hätte die 11:10-Favoritin bei Bedarf jederzeit noch zulegen können. Hinter der tapferen Lambalamba holte sich mit Gwenda Beuckenswyk (Richard Slijfer) die Gewinnerin des ersten Vorlaufs das vierte Geld, war trotz der Vorgabe für die gewinnärmeren Ladys aber ebenso chancenlos wie die anderen auch.

Bei der Siegerehrung traf sich fast die gesamte Nimczyk/Brocker-Familie inklusive Omas, Schwestern, Schwiegermüttern und wer sonst im nahen und weiteren Sinn noch zu diesem engagierten und erfolgreichen „Clan“ gehört. Einen dritten Tagessieg feierte der Goldhelmträger in der letzten Tagesprüfung – natürlich mit einer Stute, denn Here she goes war beim zweiten Start nach einer Pause topfit und erinnerte an frühere gute Leistungen.

Marathon-Jogging für Rossini Diamant

Mussten Goldy Stardust und Co. an diesem Tag, bedingt durch die Doppelstarts, 4.000 Meter zurücklegen, standen im Derby-Marathon 3.200 Meter in einem einzigen Rennen auf dem Programm. Kein Problem für Thorsten Tietz, der sich schon im Vorfeld sehr optimistisch gezeigt hatte und mit Rossini Diamant gleich ins Kommando gelangte. Durch eine geschickte Tempoverschleppung machte der Berliner Champion es seinem Erfolgswallach so einfach wie möglich, den bereits zwölften Saisonerfolg unter Dach und Fach zu bringen. Wenn auch mit 19:10 die Siegquote etwas opulenter als bei Goldy Stardust ausfiel, gehörte auch Rossini Diamant zur Kategorie „Top-Favoriten“ des Tages.

Die gemeinten Pferde waren ebenfalls in den beiden mit jeweils 7.500 Euro dotierten Prüfungen der Vierjährigen vorn, bei denen zunächst Guillaume Boko (Robbin Bot) eine Kostprobe seines großen Könnens abgab, bevor Dennis Spangenberg hinter dem immer besser werdenden Khalid seine ganze fahrerische Klasse aufbieten musste, um dem spät ins Rennen findenden Rappen den bislang größten Scheck seiner Laufbahn zu verschaffen.

Frauenpower

Wesentlich überraschender waren die Ergebnisse in den von zwei jungen Damen dominierten Prüfungen. Insbesondere im Trabreiten hatten nur wenige mit dem scheinbar formschwachen Cramer Flevo gerechnet, obwohl in dessen Sattel mit Angeline Batist eine der besten Reiterinnen Hollands Platz genommen hatte und der Wallach zusätzlich vom Branchendienst trab-inside.de als „Außenseiter des Tages“ nominiert worden war. Nach einem spannenden Endkampf, bei dem Cramer Flevo auf der Ziellinie die Nase gegen die lange das Bild bestimmenden Rio Chico und Viva la Marc vorn hatte, konnte sein Anhang die lohnende Quote von 208:10 kassieren.

Pech hatte dagegen Charlie PM, der zwischen dem kämpfenden Trio die entscheidende Passage gefunden hatte, aber mit dem Sieg vor Augen über die Ziellinie galoppierte. Auch im Rennen der Franzosen sah es lange nach einem Favoriteneinlauf aus, bevor die in Sattel wie Sulky gleichermaßen talentierte Lea Ahokas nach einer souverän vorgetragenen Schlussattacke mit Baliverne Buroise (144:10) die weitaus höher eingeschätzten Casanova d’Amour und Chance Classique auf die Verliererstraße schickte. Auch der allererste Sieger des Abends hatte eine weibliche Note: Katharina Merz, Trainerin des mit Heinz Wewering nach dem frühen Ausfall der hohen Favoritin Easter Smart überlegen erfolgreichen Speed of Moor, feierte am Freitag Geburtstag.

Einen Doppelerfolg verpasste der holländische Nachwuchsstar Jaap van Rijn mit viel Pech, denn nachdem Gian Luca Pasel wieder auf die Siegerstraße zurückgekehrt war, kam die haushohe Favoritin Gotta Jibboo zu spät auf freie Bahn, um das Blatt gegen die rechtzeitig enteilte Floor Charisma (Roland Hülskath) noch wenden zu können. Dagegen wurde Ex-Amateurchampion Jörg Hafer mit SJs Sunday der hohen Einschätzung der Wetter mühelos gerecht, als er den Hengst zwar erst auf der zweiten Hälfte des Weges einsetzte, aber trotzdem schon zu Beginn der Endgeraden als Sieger feststand.

Gesamtumsatz: 343.148,25 Euro - Bahnumsatz: 198.325,00 Euro - Außenumsatz: 144.823,25 Euro

Tag 7: Emotion pur durch Motion Pure

Motion Pure (4) mit Heinz Wewering gewinnt das Stuten-Derby 2017 (Foto: Marius Schwarz)

Es kam am Tag des Stutenderbys mal wieder etwas anders als gemutmaßt, doch im Nachhinein war man dennoch nicht sonderlich verwundert über die neue Königin des Derbyjahrgangs und fragte sich, warum solange Rätselraten dominiert hatte. Weder die drei Mommert-Stuten noch die favorisierte Alegra B standen nach dem Eduard Winter Deutschem Stutenderby im Winner-Circle, sondern Motion Pure mit dem deutschen Rekordchampion und vielfachen Triumphator in dieser Prüfung. Heinz Wewering war selbst zwar cool und abgeklärt zu einem erneuten Stutenderbysieg, seinem neun insgesamt gekommen, doch drumherum war alles pure Emotion.

Natürlich gab es nach dem Stuten-Derby, das in Erinnerung an einen großen Pferdemann und Gönner der Mariendorfer Piste als Arthur Knauer-Rennen seit 1989 „getrennt“ vom Hauptderby gelaufen wird, einen großen Bahnhof für die Siegerin, doch die berühmten emotionalen Momente hatte es schon vor dem Akt der Ehrung gegeben. Vor dem Start zu der mit 103.802 EUR üppig dotierten Prüfung knisterte die Spannung auf der gut gefüllten Anlage am Mariendorfer Damm. Sollte es einer der drei Vorlaufsiegerinnen aus dem Stall von Ulrich Mommert gelingen, die Angelegenheit zur Zufriedenheit des Bahneigentümers zu regeln, oder sollte man doch lieber mit der überlegensten Vorlaufsiegerin gehen, der aus Schweden angereisten Alegra B? Da schien die letzte „Mohikanerin“ aus dem Gestüt Lasbek ein wenig unterzugehen in der Vorbetrachtung. Als einziges Pferd des M-Jahrgangs hatte die Muscle Hill-Tochter ein Derbyfinale erreicht und versuchte das Lasbeker Fähnlein aufrechtzuerhalten.

Die richtigen Bewegungen

Die für 52:10 am Toto als Co-Favoritin gehandelte Motion Pure enttäuschte ihren Anhang ebenso wenig wie der hinter ihr sitzende Akteur. Der mittlerweile 67 Jahre „junge“ Heinz Wewering warf als Dauer-Catchdriver seine ganze Klasse und Routine in die Waagschale, verlor nie die Nerven und gewann in 1:14,1 letztlich leicht. Doch leicht hatte man es der kleinen Stute nicht gemacht, die einmal mehr über sich hinauswuchs, wie es ihre Art zu sein scheint: „Sie ist zwar klein, aber sie glaubt, zwei Meter groß zu sein“, hatte ihr Trainer Christian Lindhardt metaphorisch den Kampfgeist der Stute schon vor einiger Zeit in Worte gefasst, was Heinz Wewering im Siegerinterview nur bestätigen konnte: „Sie hat ein großes Herz und setzt sich immer voll ein.“ Da nahm Motion Pure auch nicht übel, dass die eingangs zum ersten Bogen wegspringende Favoritin Alegra B ihr bös in die Quere hüpfte. So manche Dreijährige hätte dies selbst zum Anlass für einen Fehler genommen. Motion Pure setzte unbeeindruckt nach einem Schlenker nach und hatte dann das Glück in Honesty Newport ein Führpferd zu finden. So entwickelte sich in der von Tijuana Diamant angeführten Prüfung sich plötzlich doch noch alles günstig für die Lasbekerin, was schon im letzten Bogen für Optimismus beim Fahrer gesorgt hatte: „Das ist mein Rennen, dachte ich, und so war es dann ja auch. Im Einlauf machte sie sich beim Laufen immer kleiner!“ beschrieb Wewering die letzten Meter und die Einsatzfreude der kleinen Stute mit dem großen Kämpferherzen. Aus zweiter Position außen überlief Motion Pure recht locker die beiden Mommert-Stuten und kam zu einem mit 49.401 EUR honorierten Sieg. Die von Rudi Haller gelenkte Charlotte Newport kam ebenfalls noch an Tijuana Diamant vorbei, womit für die Mommert-Armada die Ränge zwei und drei heraussprangen.

So ist das Leben

Marion Jauß hatte keine Stute in das Finale gebracht, hoffte im Finale B auf die im Vorjahr so glänzend gelaufene NYSE, doch die Stute vermochte sich nicht zu behaupten und endete als Dritte zu C’est La Vie C und Hotspot. Siegfahrer Stefan Schoonhoven, der viel außen fahren musste, stellte trefflich fest: „Der Rennverlauf war nicht top, aber die Stute war stark und wird immer besser!“
Hatte im Vorjahr Dion Tesselaar mit Gilda Newport für Marion Jauß das Stutenderby gewinnen können, so verfügt zumindest der Trainer schon jetzt für eine interessante Kandidatin für die Edition 2018. Im Auktionsrennen für Zweijährige war die Ready Cash-Tochter Isabella Boshoeve Start-Ziel andere Ware.
Auch wenn Michael Nimczyk im Stutenderby leer ausging, so blieb er auch am vorletzten Tag des Derbymeetings nicht ohne Erfolgserlebnis. Gleich zum Auftakt gewann der Champion Start-Ziel mit Amici P und ließ dann die Gegner mit Skyfall alt aussehen, denn auch die weit enteilte Euforia sammelte er aus zweiter Reihe über die Meile im Einlauf lässig ein.

Keine Vorlaufsieger

Sowohl im Derby-Kampf der Geschlechter als auch im Finale zum Handicap-Pokal „de luxe“ waren die Vorlaufsieger im Endlauf nicht vorn. Katharina Kramer hatte sich mit Lovely Princess gegen Tornado Jet und Sarah Kube ins Ziel gerettet, während Late Night Show mit Hans-Jürgen von Holdt den Vorteil gegen den speedigen Falco in der Hand von Fred Handelaar nicht verteidigen konnte. Das Finale sicherte sich dann aus erster Startreihe den umgehend nach vorgezogenen Tornado Jet mit Sarah Kube. Nach dem Ausfall von Barbarella im Vorfeld schien alles für Fast Shadow zu sprechen, doch beim Bänderstart verweigerte der „Durchmarschsieger“ im dritten und entscheidenden Durchgang zum Handicap-Pokal „de luxe“ den Dienst und begann im gestreckten Galopp. Ein perfekt eingesetzter Johnnys Rockets setzte sich aus dem Rücken von Classic Garden mit Thomas Panschow durch.

Eine tolle Kampfpartie entschied Victor Gentz mit Soccer zu seinen Gunsten gegen den sich tapfer wehrenden Rebound in der Hand von Roland Hülskath. Da musste Trainingsgefährte Lordano Ass mit Lea Ahokas im 2. Lauf zur Internationalen Deutschen Nachwuchs-Meisterschaft sich deutlich weniger gegen MaxundAlex und Alexander Kelm anstrengen. Auch die Start-Ziel dominierende Normandie Royal konnte beim zweiten Lebensstart ungeschlagen bleiben und musste bei weitem mit Hugo Langeweg ihre Karten nicht aufdecken.

Beeindruckend fiel dann noch der Sieg von Tyrolean Dream aus, mit dem Rudi Haller es vorn so richtig kesseln ließ. In Tagesbestzeit von 1:12,7 fertigte er die gewiss nicht schlechte Konkurrenz ab. Den Schlusspunkt setzte nach totaler Offensive Tom Kooyman mit Guy Pomponne, ehe vor der altehrwürdigen Endell’schen Tribüne die große Derby-Jährlingsauktion stieg – nach dem Stutenderby ist eben immer auch vor dem Derby, und das gilt auch 2018 oder 2019, wenn die aktuell teilweise zu erheblichen Kursen verauktionierten Jährlinge beim Kampf um das Blaue Band mitsprechen wollen.

Gesamtumsatz: 447.006,20 Euro - Bahnumsatz: 266.751,50Euro - Außenumsatz: 180.254,70 Euro

Quelle: Berliner Trabrenn-Verein (BTV)


 

Tag 8: Robin Bakker setzt die Serie fort

 

Tsunami Diamant und Robin Bakker gewinnen das 122. Deutsche Traber-Derby (Foto: Marius Schwarz)

Der Niederländer gewinnt mit Tsunami Diamant sein viertes Derby in den letzten fünf Jahren – Knapp geschlagen wird Flying Fortuna (Christoffer Eriksson) Zweiter vor Ganyboy (Thorsten Tietz), Mister Ed Heldia (Björn Goop) und Mc Arthur (Michael Larsen) – Faszinierendes Finish zwischen den Fahrerlegenden Jean Pierre Dubois (Classic Connection) und Heinz Wewering (Mac Smily) im Finale B Orlando Jet (Rudolf Haller) und Gilda Newport (Dion P. Tesselaar) in den Derby-Revanchen überlegen – Michael Nimczyk gewinnt mit Lighten up Today hauchdünn den Super Trot Cup und mit Banks souverän die Rekordmeile – Italienischer Sieg durch Ze Doca (Davide Nuti) bei den Zweijährigen.

Es war ein großer Tag in Mariendorf mit einem würdigen Derbysieger Tsunami Diamant. Das niederländische Erfolgsduo Robin Bakker als Fahrer und Paul Hagoort als Trainer schaffte etwas, das selbst deutschen Legenden wie Johannes Frömming oder Heinz Wewering nie und dem großen Charlie Mills lediglich in den 1930er-Jahren einmal gelungen war: Zum vierten Mal innerhalb der letzten fünf Auastragungen stellten beide den Sieger im „Blauen Band“, das in diesem Jahr mit 251.408 Euro dotiert war. Bis die Entscheidung nach ohnehin schon dramatischem Verlauf feststand, wurden die Nerven aller Beteiligten auf eine harte Probe gestellt: Ausgerechnet im „Rennen der Rennen“ war die Zielfotoanlage defekt, so dass zunächst nicht zweifelsfrei ermittelt werden konnte, ob der fast an den äußeren Rails heranstürmende Tsunami Diamant oder ganz innen der vom Start weg führende Flying Fortuna mit seinem schwedischen Fahrer Christoffer Eriksson gewonnen hatte.

Nach Beratung zwischen Zielrichter und Rennleitung sowie Zuhilfenahme der aufgrund der Kameraposition nicht verbindlichen Rennaufzeichnung kam man zu dem Schluss, dass man auf ein „totes Rennen“ zwischen beiden Pferden guten Gewissens verzichten und den Sieg Tsunami Diamant zusprechen könne. Eine Entscheidung, die – so knapp es auch zuging – zweifellos richtig war und auch vom ansonsten durchaus diskussionsfreudigen Mariendorfer Publikum nicht im Geringsten angezweifelt wurde. Für das Besitzerduo Johann Holzapfel/Stall MS Diamanten bzw. Züchter Max Schwarz und sein Team vom Gestüt MS Diamanten war der Derbyerfolg verdienter Lohn für großes Engagement mit viel Investitionsbereitschaft.

Hinter den beiden Erstplatzierten eroberte Berlins Champion Thorsten Tietz mit dem Außenseiter Ganyboy den dritten Platz, während Schwedens Weltklassefahrer Björn Goop mit Mister Ed Heldia Vierter vor Mc Arthur (Michael Larsen) wurde. Pech hatte der klare Favorit Portland, dessen Besitzerin Marion Jauß viele den Sieg ebenfalls gegönnt hätten. Als Roland Hülskath den Hengst zu Beginn der Zielgeraden in vielversprechender Haltung in Angriffsposition gebracht hatte, gestattete der sich einen Schlenker nach innen, kollidierte kurz mit Mister Ed Heldia und reagierte darauf mit einer Galoppade.

Weltklasse-Fahrer mit internationalen Hoffnungsträgern

Kampfreiche Entscheidung mit Weltklassefahrern, die alle Register ihres Könnens zogen, waren nahezu den gesamten Nachmittag lang zu erleben. Den Anfang machten im Finale B des Derbys, mitunter auch als Trostlauf bezeichnet, Jean-Pierre Dubois und Heinz Wewering mit zwei Pferden, die man gerne auch im Finale erlebt hätte. Der 76-jährige Franzose, genau wie sein neun Jahre jüngerer deutscher Kontrahent immer noch „fit wie ein Turnschuh“, hatte mit Classic Connection ständig führend einfach den besseren Rennverlauf gegenüber dem ihn außen begleitenden Mac Smily, so dass er einen minimalen Vorteil die gesamte Zielgerade lang verteidigen konnte.

Ähnlich knapp ging es im erst zum zweiten Mal ausgetragenen „Super Trot Cup“ zu, den lange der Schwede Springfield zu dominieren schien. Als aus seinem Windschatten aber Lighten up Today und Deutschlands Champion Michael Nimczyk auf den Plan traten, musste der Favorit überraschenderweise passen, Lighten up Today sich jedoch gegen den Dänen Amazing Dynamite wehren, der seinem Namen gerecht werdend förmlich explodierte. Nur Zentimeter trennten die drei Erstplatzierten, und dann musste der Sieger auch noch eine Überprüfung durch die Rennleitung überstehen. Aber am Ende hieß es wie so oft in dieser Derbywoche: Gratulation an Fahrer Michael Nimczyk und Besitzer Ulrich Mommert. Nimczyk konnte sich eine halbe Stunde später die nächsten Glückwünsche abholen, als der in sein Quartier gewechselte Banks die Derby-Rekordmeile gewonnen hatte. Mit einer tollen Speedleistung, aber auch dem Glück des Tüchtigen, dass die „Tür“ im richtigen Moment aufging, setzte sich der achtjährige Wallach souverän durch. Bei einer Siegerzeit von 1.11,4 fehlten zu einem neuen Bahnrekord nur wenige Zehntel. In Kürze soll es nach Frankreich gehen.

An einem großartigen Derbytag mit vielen hart umkämpften Entscheidungen gab es aber auch zwei Sieger, die schon vor ihrem Rennen so gut wie im Ziel standen, und die als jeweils 10:10-Favoriten ihrem Anhang sogar keinerlei Rendite brachten. Gefeiert wurden die in ihren Derby-Revanchen mit großer Überlegenheit agierenden Orlando Jet (Rudolf Haller) und Gilda Newport (Dion P. Tesselaar) dennoch – zu stolz ist Traberdeutschland, solche sogar für den internationalen Einsatz bereiten Pferde erleben zu dürfen. International ging es auch bei den Zweijährigen zu, die sich um 40.000 Euro bewarben. Der Sieg ging an den vom Deutschen Holger Ehlert trainierten italienischen Wallach Ze Doca, mit dem Davide Nuti früh das Kommando übernommen hatte, vor der deutschen Stute Nonas Kiss und dem niederländischen Hengst Very Impressive S, während sich der Franzose Emilion bei einem gut aussehenden Schlussangriff um alle Chancen galoppiert hatte.

Drei Mal Gestüt Lasbek

An jedem normalen Renntag hätte die dreifache Siegesserie eines Trainers oder erst recht Besitzers im Mittelpunkt der Berichterstattung gestanden. Am Derbytag kann so eine brillante Leistung beinahe untergehen, wenn sie lediglich in „normalen“ Rennen erreicht wurde. Dessen ungeachtet waren die Vorstellungen der von Christian Lindhardt vorbereiteten Traber aus dem Gestüt Lasbek einmal mehr exzellent. Allrounder Juan unterstrich seine Klasse beim Doppelstart in zwei Disziplinen, als er zunächst mit Christina Lindhardt unter dem Sattel und später mit dem Trainer selbst vor dem Sulky jeweils klar favorisiert erfolgreich war. Auch Kelso beeindruckte einmal mehr und gewann mit dem Dänen das letzte Rennen einer in vielfacher Hinsicht spektakulär verlaufenen Derbywoche 2017.

Gesamtumsatz: 684.714,70 Euro – Bahnumsatz: 401.385,40 Euro – Außenumsatz: 283.329,30 Euro.