Autoren-Archive: Hagen Nickele

Denis Drnda

In seiner ersten Saison als 1. FC Novi Pazar (zuvor: 1. FC Neukölln) in der Landesliga hatte der Klub vom Hertzbergplatz mit Startschwierigkeiten zu kämpfen. Auch der im Oktober 2017 verpflichtete neue Trainer Denis Drnda hatte bis zur Winterpause Probleme, den Negativtrend in den Griff zu kriegen. Nach einem personellen Schnitt im Kader lief es in der Rückrunde aber deutlich besser, am Ende der Saison 2017/18 schloss Novi Pazar auf dem 8. Rang ab.

Vor Beginn der neuen Saison wurde der Kader der Neuköllner nun eher punktuell verstärkt. Mit Torwart Mika (BSC), den Verteidigern Aydin (Hertha 06, Oberliga) und Schrade (Stern 1900) sowie Angreifer Berjaoui (ebf. Stern 1900) kommen diese zum Teil aus höheren Spielklassen, aber etwa auch Mikelatze (Berlin United/Club Italia) konnte seine Qualität zuletzt in der Landesliga schon unter Beweis stellen.

Im Gespräch mit Berlinsport Aktuell äußert sich Trainer Denis Drnda über die vergangene Spielzeit, Ziele für die kommende Saison - und warum der 1. FC Novi Pazar den Sieg im Halbfinale des Neuköllner Bezirkspokals gegen den BSV Hürtürkel aberkannt bekam*.

Zum Abhören bitte unten anklicken

 

*Ein vor Ort anwesender Vertreter der veranstaltenden Neuköllner Stadt und Land GmbH legte Wert auf die Feststellung, dass die Regularien des Bezirkspokals keine andere Wertung zuließen. Der 1. FC Novi Pazar hatte nach der Urteilsverkündung auf die Teilnahme am Spiel um Platz 3 verzichtet.

Beitrag+Foto: Berlinsport Aktuell/Hagen Nickelé

Chance für die Unaufsteigbaren

Der zweimalige Vizemeister Eintracht Mahlsdorf geht als Favorit in die neue Saison der Berlin-Liga - doch das Titelrennen scheint offener als in den letzten Jahren

Geschlossene Gemeinschaft: Eintracht Mahlsdorf will weiter als starkes Ensemble auftreten

Wenn eine Mannschaft in einer 18er-Liga 78 bzw. 80 Punkte einfährt, am Ende aber jeweils nur Zweiter wird, dann gehört das wohl in die Kategorie: „Dumm gelaufen“. So erging es dem BSV Eintracht Mahlsdorf in den letzten beiden Spielzeiten der Berlin-Liga. Die Lilanen mussten dabei erst dem SC Staaken (86 Punkte) und dann der SP. VG. Blau-Weiß 90 (91) den Vortritt lassen, wurden ihrerseits jeweils mit deutlichem Vorsprung Berliner Vizemeister. Nicht, dass man in Mahlsdorf selbst die Aufstiegsambitionen offensiv formuliert hätte - aber die Bilanz der Eintracht spricht für sich: in den vergangenen zehn Spielzeiten war man nur einmal nicht unter den „Top 6“ der höchsten Spielklasse der Hauptstadt. Oft brachte sich der BSV durch Leistungseinbrüche während der Spielzeiten um ein besseres Resultat. Ursache waren häufig Personalprobleme durch Verletzungen, manchmal stand man sich wohl auch einfach selbst im Weg. So erarbeitete sich die Eintracht quasi nach und nach das Prädikat „unaufsteigbar“.

Doch vor dem Saisonstart am 10. August sucht man eine „Übermannschaft“ wie in den Jahren zuvor bislang noch vergebens. Somit fällt Eintracht Mahlsdorf automatisch die Favoritenrolle in der Berlin-Liga 2018/19 zu - und nimmt diese auch an. Der Sportliche Leiter, Ex-Zweitligaprofi Torsten Boer, sieht sein Team gerade aufgrund der Entwicklung in den letzten zwei Jahren auf dem richtigen Weg. Leistungen auf konstant hohem Niveau und die schrittweise Verbesserung des Kaders führen dazu, dass das Aufstiegsrennen in der anstehenden Saison wohl nur über Mahlsdorf führen wird. Christian Gehrke, der Boer vor der letzten Saison auf dem Trainerstuhl beerbte, hat dazu schon in der Oberliga gearbeitet. Als der Mannschaft 2017/18 Platz 1 außer Sicht geriet, vermochte der 38-Jährige dennoch, seine Spieler weiterhin zu motivieren und die Saison nicht herzuschenken. Ein Zeichen dafür, dass Trainer und Team auf gleicher Wellenlänge funken und der Charakter für den großen Wurf im Kader vorhanden ist.

Qualitätssteigerung: Christopher-Lennon Skade (l.) und Denis Mrkaljevic sind neu in Mahlsdorf

Dazu wurde das Aufgebot punktuell verstärkt: Fabian Fritsche (26) und Denis Mrkaljevic (26) etwa sind gemeinsam mit der VSG Altglienicke von der Berlin- in die Regionalliga durchmarschiert und versprechen für das Mittelfeld noch mehr Qualität. Christopher-Lennon Skade (22) kommt aus der Oberliga von Tennis Borussia und bietet eine weitere Option für die Offensive. Die ist mit Ringo Kretzschmar (28, 2016-18 insgesamt 26-mal getroffen) und Tilo Scheffler (23, 36 Tore) ohnehin stark besetzt. Dazu hat sich Christoph Zorn (31) nach einer von Verletzungen durchzogenen Saison wieder zurückgemeldet. Berlins Amateurfußballer 2017 hat immerhin die Empfehlung, in vier Jahren 120 Treffer für die Eintracht markiert zu haben, bevor er 2017/18 überhaupt nur zu sechs Einsätzen kam.

Kann Sparta auch eine komplette Saison auf hohem Niveau spielen?

Sparta-Coach Dragan Kostic

Sucht man nach möglichen Konkurrenten für Eintracht Mahlsdorf in der kommenden Spielzeit, ergibt sich eher ein verschwommenes Bild. Von den Klubs, die 2017/18 auf Platz 3 und weiter abwärts einliefen, durchlaufen viele einen personellen Umbruch. Beim SV Sparta, dem letztjährigen Tabellenvierten, hält der sich allerdings noch in Grenzen: zwar verlor man mit Philip Malinowski (28 Spiele, 10 Tore) einen wichtigen Mann, bekam aber in Serkan Tokgöz einen 20-jährigen Ersatz, der bereits zwei Saisons in der Regionalliga gespielt hat. Dazu kommt Ömer Toktumur (28), der sich nach weit über 100 Partien für Ligakonkurrent SD Croatia nun den Lichtenbergern angeschlossen hat. Was im Team von Trainer Dragan Kostic steckt, bewies es in der abgelaufenen Rückrunde: da brachte es der Neuling allein auf 43 Punkte. Die Frage, ob sich die Mannschaft auch die Zuverlässigkeit und Routine für eine komplette Saison erarbeiten kann, wird für den SV Sparta also im Kampf an der Tabellenspitze entscheidend werden.

Noch ein "Unaufsteigbarer": der SV Tasmania

Tas-Trainer Tim Jauer

Seit Jahren gehört in der Berlin-Liga auch der SV Tasmania stets zu den Mitfavoriten. Den Neuköllnern fehlte jedoch ebenso regelmäßig in den Schlüsselmomenten Fortune und Durchsetzungsvermögen. Vergangene Saison war das Meisterrennen allerdings zeitig gelaufen - im Gegensatz zu Eintracht Mahlsdorf aber verfiel die Mannschaft des jungen Trainers Tim Jauer (31) danach in einen Negativtrend, der nur noch ein Pünktchen aus den letzten acht Spielen mit sich brachte. Am Ende stand ein für das vorhandene Potenzial indiskutabler 8. Platz. Zur neuen Saison muss Jauer nun auch noch zahlreiche Neuzugänge integrieren - fünf davon aber immerhin mit Oberligaerfahrung. Nach einem von den Namen her schwierigen Auftaktprogramm dürften die Neuköllner nach vier Spieltagen Ende August schon einen Eindruck davon haben, wie gut das neue Team funktioniert.

Unruhe und Umbrüche bei den Topteams 2017/18 - Bringt Volbert Türkspor in die Spur?

Erster Gegner Tasmanias etwa ist der Berliner SC, der mit Platz 3 und dem Erreichen des Berliner Pokalfinals eine herausragende Saison absolviert hat. In der Vorbereitung offenbarten sich im Grunewald aber Querelen: Erfolgstrainer Wolfgang Sandhowe (64) musste gehen. Dazu gab der BSC einige Spieler ab - darunter seinen besten Torschützen 2017/18, Ricky Djan-Okai (23 Treffer), und den starken Torwart Mateusz Mika. Einen personellen Aderlass erlebten in der Sommerpause auch der SFC Stern 1900 (2017/18 Fünfter) und SD Croatia (7.), die letztes Jahr in der Hinrunde dem Primus Blau-Weiß 90 noch das Leben schwer gemacht hatten. Für eine ernsthafte Rolle im Titelrennen dürften beide Klubs dadurch kommende Spielzeit nicht in Frage kommen.

Türkspor-Trainer Daniel Volbert

Dagegen hat Berlin Türkspor seinen Kader entschlackt und mit drei Spielern von Oberligist Hertha 06 verstärkt. Sollte Trainer Daniel Volbert das traditionell unruhige Umfeld und den zur Launenhaftigkeit neigenden Kader in den Griff bekommen, ist auch Türkspor Einiges zuzutrauen. Schließlich ist Volbert schon zweimal der Aufstieg in die Oberliga gelungen - mit Lichtenberg 47 (2012) und Tennis Borussia (2015).

Neulinge kämpfen um's Drinbleiben

Bei drei von vier Neulingen - dem SC Charlottenburg, Berolina Stralau und dem Kreuzberger Kult-Club Türkiyemspor - dürfte es dagegen lediglich um den Klassenerhalt gehen. Für den Frohnauer SC wiederum ist bei seiner Rückkehr in die Berlin-Liga nach sechs Jahren durchaus ein sicherer Mittelfeldplatz drin.

Beitrag+Fotos: Berlinsport Aktuell/Hagen Nickelé

Sonntag, 5. August 2018

7. Tag des Derby-Meetings

123. Deutsches Traber-Derby:

Same procedure as every year!

Ehrung für die Sieger: Mister F Daag mit Robin Bakker (M.) gewinnt das 123. Deutsche Traber-Derby auf der Trabrennbahn Mariendorf (Foto: Marius Schwarz)

Same procedure as every year: So hieß es nach dem 123. Traber-Derby, denn am Ende hatte wieder mal das Dream-Team um Robin Bakker und Paul Hagoort die Nase vorn - zum fünften Mal binnen sechs Jahren. Man muss schon extrem weit im Geschichtsbuch zurückblättern, nämlich bis in die 1930er Jahre, um fündig zu werden nach einem Mann, dem Identisches gelang: dem unvergessenen Charlie Mills. Den kennt der 35jährige Bakker natürlich nicht persönlich, war sich aber nach vollbrachter Tat „der Ehre durchaus bewusst, mit diesem einstigen Weltbürger des Trabrennsports zumindest in dieser Hinsicht auf einer Stufe zu stehen.“ War das eine Standpauke von Mister F Daag, der persönlich beleidigt schien von all dem Wenn und Aber, das nach dem wackligen Start im Vorlauf vor einer Woche von vielen Seiten auf ein eingeprasselt war! Selbst Bakker hatte ja zugegeben, dass der alles andere als optimal verlaufen war, doch als sein „Mister“ endlich lag, er sich keinen stärkeren Partner habe wünschen können.

„Das ist jetzt Sache des Trainers“, hatte er verkündet, und der nahm die Ansage als Profi durch und durch auf und verpasste ihm unter der Woche den entscheidenden Feinschliff. War es tatsächlich der geringfügig veränderte Beschlag, war es schlichtweg die Tatsache, dass „der Hengst in dieser Saison zuvor noch gar keinen Autostart absolviert hat. Die Rennen in Frankreich sind ausschließlich mit Eindrehen aus dem Band gestartet worden. Vielleicht hat er deswegen hinter dem Auto etwas gestutzt“, wie Hagoort ein bisschen verdutzt im Nachhinein festgestellt hatte, oder war es eine Kombination aus beidem? Um „kurz nach Sechse“ am Sonntagnachmittag jedenfalls lag der Conway-Hall-Sohn, dem der Trainer die ersten Vorbereitungsrunden eigenhändig verpasst hatte, um die Auswirkung seiner Veränderungen zu testen, wie das berühmte Brett. „Paul hat mir gesagt, ich könne am Start ruhig etwas riskieren“ - und das tat Bakker denn auch. Zwar drehte er nicht am ganz großen Rad, das Chapter One und Ids Boko beim knüppelharten Kampf um die Spitze drehten, bis Rick Ebbinge ein Einsehen hatte, den furiosen Ritt abbrach und hinter Michael Nimczyks Schützling einparkte. Auch Fabio de Pervenche und Trainingskamerad Charmeur Royal ließ er vor sich an die Innenkante ziehen und übernahm, zunächst nach hinten versetzt, vor Officer Stephen, Very Impressive S und Crazy and Quick die Führung in der sogenannten Todesspur.

Die ist beileibe nicht jeden Pferdes Sache, doch scherte dies den vorjährigen Breeders-Crown- und Winterfavoriten-Sieger keinen Deut. Peu à peu tastete sich der Conway-Hall-Sohn an die Flanke des sich prächtig verkaufenden Chapter One, für den die Berliner Fans lange hofften, nach 30 Jahren endlich wieder einen der Ihren im Winner Cicle begrüßen zu können. Doch „denkste Puppe“ - mit jedem Meter der Zielgeraden wurde Mister F Daag unter einigen Rüttlern Bakkers stärker und stärker und hatte die Gegner felsenfest im Griff, von denen der sich um den allmählich müde werdenden Chapter One herumschlängelnde Ids Boko auch den Ehrenplatz in Hagoorts Quartier holte - knapp vor Fabio de Pervenche, einem der drei Vorlaufdritten, die Dion Tesselaar ins Finale gebracht und sich für ihn entschieden hatte. Wie tags zuvor im Blauen Band der Stuten durch Donna Granata blieb „Deutschland“ durch Chapter One „nur“ Rang vier vor Very Impressive S, der sich bei dem hohen Tempo vergeblich mühte, aus dem Mittelfeld in dritter Spur noch weiter nach vorn zu kommen.

Klare Angelegenheit: Mister F Daag (Nr. 4) und Robin Bakker fahren den Derby-Sieg in überlegener Manier ein (Foto: Marius Schwarz)

Als Sahnehäubchen gab’s den neuen Derby-Rekord von 1:12,3 oben drauf (zuvor Muscle Scott 1:12,5/2016). Riesenjubel auch bei Züchter und Besitzer, für die es jeweils der bedeutendste Erfolg ihrer Laufbahn war. Weit vom Stammbaum fiel der Siegapfel nicht, denn Mister F Daags Mutter Miss Love aus dem vierten hierzulande geborenen Jahrgang des französischen Star-Vererbers Love You war selbst ein außergewöhnliches Rennpferd, siegte 2011 im damals den Dreijährigen vorbehaltenen Auktionsrennen, musste wegen immer wiederkehrender gesundheitlicher Probleme ihre verheißungsvolle Laufbahn vorzeitig beenden und wurde von Besitzer Joseph Vanduffel für ein sogenanntes Rückgabe-Fohlen - eben diesen Mister F Daag - an Jean Huls für die Zucht abgegeben.

Robin Bakker war in den 30 Jahren, in denen es neben dem Derby ein Stuten-Derby gibt, der dritte Fahrer, der in einer Saison zum Doppeltäter wurde. Vor ihm gelang dies - natürlich - Heinz Wewering (1997 mit Gringo und Liberty Boshoeve) sowie Michael Schmid (2003 mit Nelson November und Nordic Gold November).

Tsunami Diamant auch in der Derby-Revanche vorn

In ein mitreißendes Gefecht um jeden Zentimeter mündete in der Derby-Revanche der Stuten das erwartete Duell der etablierten Stuten-Derby-Zweiten Charlotte Newport mit Newcomerin Voyage d’Amour, die erst in diesem Jahr richtig in den Rennbetrieb eingestiegen ist - und wie. Mit einigem Aufwand kam Michael Nimczyk nach 800 Metern an der Europabummlerin vorbei in Front, die 600 Meter vorm Pfosten nach außen wechselte und Charlotte ohne Unterlass piesackte. Erst nach Foto-Auswertung war ein knapper Vorteil für die Mommert-Stute auszumachen.

Sportlich einen ganzen Zacken wertvoller war die Revanche der Hengste und Wallache, an der neben dem Ersten, Zweiten und Vierten des Blauen Bandes 2017 auch der so unglückliche an einem Fehler im Einlauf gescheiterte Portland teilnahm. Allen eine lange Nase drehen wollte Aufsteiger Norton Commander, mit dem Marc Elias gegen den horrend drückenden Flying Fortuna die Pole Position partout nicht hergeben wollte - eine Entscheidung, die Beide auf dem letzten Abschnitt teuer bezahlen mussten. Ende der Überseite hatte die Todesspur dem Derby-Zweiten gründlich den Zahn gezogen, um den dessen Schatten Portland schwungvoll herumkurvte und den „Commander“ derart unter Druck setzte, dass der im Scheitel der finalen Biege das Handtuch im Galopp warf. Konnte Portland zu Beginn der Zielgeraden am Sieg schnuppern, so verdarb ihm Tsunami Diamant, der aus der zweiten Startreihe lange die rote Laterne trug, dann in dritter Spur aufzog und noch mal hinter Portland verschnaufen durfte, den Spaß gründlich. Ein, zwei Winke Robbin Bakkers genügten - schon machte der Gustav-Diamant-Sohn eine große Welle, in der Marion Jauß’ schmucker Fuchs förmlich ertrank. „Bronze“ ging an den innen engagierten Mac Smily vor Flying Fortuna, der mit der zweiten oder gar dritten Luft den nach idealem Verlauf nachgebenden Mister Ed Heldia abfing. „Dass wir auch die Revanche klipp und klar gewonnen haben, freut mich ganz besonders, denn oft hat es geheißen, Portland hätte ohne den Fehler das Derby gewonnen - so etwas nagt auf Dauer doch am Gemüt“, machte Mitbesitzer Johann Holzapfel aus seinem Herzen keine Mördergrube.

Marc Elias’ feines Schmuckstück

Bijou Bourbon H. H. dominierte mit Fahrer Marc Elias im Endlauf des Super Trot Cups (Foto: Marius Schwarz)

Bereits bei ihrem Vorlaufsieg zum Super Trot Cup hier in Berlin durch die Todesspur wussten Marc Elias und Bijou Bourbon H.H. ungemein zu beeindrucken - Conni Lugauers Sohn durch Kaltschnäuzigkeit, die Stute durch enormen Kampfgeist. Auf dem mit 2500 Meter um eine halbe Runde längeren Final-Weg fiel die Vorentscheidung zugunsten der Sam-Bourbon-Tochter nach der ersten Kurve, als die Dunkelbraune von Rudi Haller ohne Widerrede in Front gelassen wurde und sich fortan ihre Kräfte bestens einteilen durfte: Muscle Boy As, Friend of Nature und Khalid waren beim folgenden Paarlaufen innen ausbruchssicher verpackt, und außen belauerten sich hinter Den of Warlock die Favoriten Trecciadoro Rex, Arsenal und Touch of Wind Bi gegenseitig. Als sie 500 Meter vorm Ziel endlich in dritter Spur Fahrt aufnahmen, war die vordere Musik viel zu weit weg und hatte auch noch reichlich Töne auf Lager. Leichtfüßig setzte sich Elias’ Dunkelbraune zum neunten Treffer „lifetime“ ab. Ihren Sog nutzte Tyrolean Dream zum Ehrenplatz vor Touch of Wind Bi, die vom hinteren Flügel am schwungvollsten endete.

Wie fast schon gewohnt wurde der letzte Meeting-Tag mit dem überlegenen Sieg eines „Brenners“ eröffnet. 15:10 notierte der Totalisator für Payet, der mehr Probleme mit den Berliner Kurven denn mit den Gegnern hatte und Jaap van Rijn ganz schön in Atem hielt. Noch einmal kreuzte Hollands Nachwuchsstar im Winner Circle auf - mit Gideon H Renka, der Fantasia Newport aus der Todesspur erlegte und den am Start 20 Meter verschenkenden Get Lucky knapp in Schach hielt. Locker aus der Frontlage servierte Herbert Strobl mit dem wie ein Pfeil losgedüsten Call me Ritter sein ständiges Anhängsel Henry Havana ab. Eine Siegerschleife war für Österreichs Dauer-Champion reserviert: Mit dem ersten Schritt gab Gerhard Mayr mit Zampano As, dem kleinen Bruder solcher Cracks wie Muscle Boy As und Istogramma SAS, den großen Zampano und war durch den sich diesmal manierlich benehmenden Mon Filou nie ernsthaft zu erschüttern.

Im Pokal der Derby-Champions schaute Robin Bakker sicherheitshalber mal nach, ob sich am Winner Circle nach seinem gestrigen Besuch mit Avalon Mists etwas geändert habe: Mit der von Jeroen Engwerda vorbereiteten Hedy Beuckenswyk spannte er sich eine Runde vor Schluss vor die Konkurrenz und gab ihr 1200 Meter weiter mächtig Saures.

Erster Programmhöhepunkt war die durch zwei Nichtstarter abgewertete Rekordmeile. Vom verbleibenden Sextett hob Victorious Star sofort die Füße im Galopp, wogegen sich Rudi Haller mit Star Advisor Joli aus der zweiten Startreihe für die Schlussrunde in die Führung durchkämpfte. Das war dem Schwedenfuchs eindeutig zuviel, wie sich auf der Zielgeraden zeigte. Umso besser schmeckte Gilda Newport der Part hinter ihrem äußeren Zugpferd Cash Hanover, dem sie verblüffend leicht das Nachsehen gab. Einen neuen Bahnrekord gab’s jedoch nicht; mit 1:12,8 blieb die Stutenderby-Siegerin von 2016 deutlich über der Bestzeit, die Fridericus seit 2016 mit 1:11,2 hält.

Im vorjährigen Derby-Trostlauf war Heinz Wewering mit Mac Smily in einem dramatischen Kopf-Kopf-Finish gegen Jean-Pierre Dubois’ Classic Connection hauchdünn unterlegen. Die kalte Rache gelang dem siegreichsten Fahrer Europas ein Jahr später nicht minder dramatisch mit dem zuvor 1.570 Euro armen Great Gatsby As, den der ewige Goldhelm innen versteckte und Kurt Roeges’ Cesare W nach furiosem Fight in die Knie zwang. Erleichtert wurde dem großen Gatsby sein erster Sieg durch schwere Patzer der beiden Favoriten, die am Start (Provenzano) bzw. nach einer Runde (Emilion in Front) ausfielen.

Teil eins des Derby-Kombi-Pokals wurde eine bombensichere Sache für Susan Wiedijk und den erstmals unterm Sattel eingesetzten Cremers Boy, der den Gegnern ab der letzten Ecke davonrannte. Bei der Revanche vorm Wagen bewies Beau Lulu, dass seine hohe Wertschätzung für den Rechtskurs kein hohles Gerede war. Sofort von Thorsten Tietz auf die Pole Position gescheucht, hielt der Fuchs aus Frankreich eisern durch und war überlegene Ware. Die letzte Siegerschleife des Meetings blieb dem 29fachen Goldhelm: Dem mit drei roten Karten angetretenen Pepper K.L. trieb Heinz Wewering alle Flausen aus und zwang außen herum Power of Rhythm sicher in die Knie.

Der letzte Blick gilt dem, was unterm Strich an den Wettkassen herausgekommen bzw. in sie hinein geflossen ist. Am Derby-Tag lag der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr rund fünf Prozent höher. Insgesamt wurden an den sieben Tagen landauf, landab 2.717.106,60 gewettet - knapp 110.000 Euro mehr als 2017. Das dürfte zum einen der neuen V7+-Wette und einem nochmals ausgeweiteten Jackpot- und Garantie-Festival geschuldet sein bei teils schmalen Starterfeldern, die so manche Prüfung zur (wett-)sportlichen Farce werden ließen.

Umsatz bei 14 Rennen: 717.040,71 Euro (incl. 351.720,06 Euro Außenumsatz)
Umsatz PMU-Rennen (Derby) in Frankreich: 60.139 Euro

 

Samstag, 4. August 2018
6. Tag des Derby-Meetings

Teil eins der Hagoort-Saga im Kasten

Avalon Mists (3) un Fahrer Robin Bakker gewinnen das Deutsche Stuten-Derby 2018 (Foto: Marius Schwarz)

Klare Sache für die Favoritin bei den Holland-Festspielen rund ums Blaue Band. Respektlos war das nicht gemeint, als Paul Hagoort, der Gigant aus dem kleinen westfriesischen Oldetrijne, vor dem zum 30. Mal ausgetragenen Stuten-Derby gefragt wurde, ob er fest mit einem Sieg seiner Avalon Mists rechne und wie sein genialer Vollstrecker diese Mission angehen solle: „Es wäre schön, würden wir die Spitze bekommen - wenn nicht, ist das auch nicht schlimm. Obwohl die beiden Stuten von Dion (Tesselaar; Cahaya und Isabella Boshoeve) tolle Rennpferde sind, glaube ich nicht, dass sie Avalon Mists bezwingen können. Sie hätte auch im großen Derby antreten können, doch dort habe ich ja bereits zwei starke Aspiranten, und ich will mich unbedingt auch mal in die Siegerliste des Arthur-Knauer-Rennens eintragen. Das einzige, was ich mir wünsche, ist ein fairer Verlauf - dann sollte das wohl klappen.“ Gesagt, getan lautete die Vollzugsmeldung um kurz nach 18.30 Uhr.

Fast selbstverständlich lief es nicht so, wie es sich der 40jährige Erfolgscoach gewünscht hatte. Robin Bakker sah keine Veranlassung, in der Startphase Kopf und Kragen zu riskieren und landete prompt lediglich im vierten Paar außen hinter Girlofmanymissions, für die die extrem schwierige Mission - schließlich hatte sie diesen Posten erst nach 500 Metern durch Spur drei beziehen können - nach wenig mehr als einer Runde ruckartig beendet war, Lightning Bo und Laura Vici. An die Spitze war Donna Granata gefegt und hatte die sofortige Anfrage Cahayas um das Zepter rigoros abgelehnt, die daraufhin im Windschatten der Bayerin vor ihrer Trainingsgefährtin Isabella Boshoeve und Intouchable verschwand.

Happy End im Winner's Circle: Robin Bakker mit der Trophäe - an seiner Seite Avalon Mists, Siegerin im Traber-Derby der Stuten 2018 (Foto: Marius Schwarz)

Wenn es überhaupt den einen siegbringenden Schachzug gab, geschah der in der langsamsten Phase 1000 Meter vorm Ziel. Bakker polte seine Partnerin auf Attacke, brauste binnen 200 Metern an die Flanke Donna Granatas und hatte umgehend die totale Kontrolle. Drei, vier dezente Handzupfer zu Beginn der Zielgeraden, schon lichteten sich alle Nebel um seine Partnerin, die überlegen davonzog - nur deswegen auf lediglich 1½ Längen, weil ihr Chauffeur sie auf den letzten 50 Metern nur austrudeln ließ und sich lieber herzlicher Grüße ans Publikum befleißigte. Grandios verkaufte sich bei ihrem erst dritten Start Cahaya, die in der internen Stallmeisterschaft zwei Längen vor der viel erfahreneren Isabella Boshoeve blieb. Deutschlands Ehre gegen Oranjes Übermacht rettete die durch einen Reifenschaden gehandicapte Donna Granata um Haaresbreite vor Robbin Bots Intouchable, womit in seltener Eintracht die vier Vorlaufsiegerinnen unter sich blieben - exakt so, wie am Totalisator angeschlagen. Sechs Längen zurück führte Olena den gebeutelten Rest ins Ziel. „Es freut mich besonders für Paul, dass er dieses Rennen gewinnen konnte - mir ist das ja schon 2010 mit Rob de Vliegers Anky Kievitshof gelungen. Ernsthafte Probleme? Die gab’s zu keiner Sekunde“, konstatierte Bakker und war in Gedanken wohl schon beim Sonntag, wo mit Mister F Daag das Double gelingen soll.

Trostlauf für Imax

Lediglich sieben Ladys wollten im Trostlauf um 10.000 Euro ran, aus dem Calamintha und Uptoheaven Diamant dann auch noch mit Attest Valet sagen mussten. Das verbliebene Fünfer-Feld blieb mit Ausnahme von Will Power bis zum Pfosten dicht beisammen, und Lady Star Bo, die der späteren Siegerin Imax zu Beginn der Tribünengeraden die Führung auf dem Silbertablett serviert hatte, musste sogar „Hände voll“ zusehen, wie die ersten drei Prämien ohne ihr Zutun verteilt wurden. Yvonne Wagenaar hielt mit Imax, „die erst im nächsten Jahr richtig gut werden wird“, einen „Hals“ Vorteil gegen Smilla fest, die ein Gespür für die Todesspur hatte und unermüdlich kämpfte. „Daheim werden sie jetzt alle vom Sofa gesprungen sein“, freute sich die Tochter Jan Wagenaars, der in Holland ähnlichen Kultstatus genießt wie hierzulande Heinz Wewering.

Mit einem Favoritensieg ging der Renntag los: Hellboy begann seine Laufbahn wie die Hölle, gab der schwachen Gegnerschaft Start-Ziel den Takt vor und hat als ersten Eintrag 1:16,7 und 17:10 im Fahrtenbuch stehen. „Ein bisschen grün ist der Fuchs noch und bedarf im Rennen besonderer Aufmerksamkeit“, bemerkte „Mr. Hundert Prozent“ Uwe Zevens - es war seine einzige Fuhre bei diesem Meeting. Überhaupt nicht schrecken durch die permanente Todesspur ließ sich für gar nur 12:10 Navy Blue, die mit Alexander Kelm im zweiten Lauf der deutschen Nachwuchsmeisterschaft einsame Klasse war, im schlanken Gang den vierten Erfolg en suite für Besitzerin Sarah Kube markierte und Kelm vor Lisa Hanikirsch und Jan Thirring den Gesamtsieg bescherte.

Dem wollte ihr ebenfalls 2014 geborener Trainingskumpel New Dawn im nach Zahl und Klasse toll besetzten Pokal der Publikumslieblinge nicht nachstehen, der wie die Stute heuer Vieles von dem nachzuholen gedenkt, was er im Vorjahr wegen Krankheit verpasst hat. Von Thorsten Tietz nach 500 Meter an Rebound vorbei in Front dirigiert, regierte der nunmehr siebenfache Saisonsieger wie ein König, ließ seinen äußeren Begleiter Skyfall abblitzen und stiefelte locker in 1:12,7 weit vor den kämpfenden Skyfall, Little Danny und Rebound nach Hause. Nach einer ausgefuchsten Fuhre von Josef Franzl hatte Indigious-Bruder Il Principe am Ende wenig Mühe, Tempomacher Inschallah H und dessen Begleiter Iglesias Boshoeve in die Schranken zu weisen. Durch Mon Amour H ging eine weitere Siegerschleife nach Bayern; Robert Pletschacher profitierte von der aus der Deckung eingesetzten Stute auch von Fehlern der Konkurrenz - von acht Teilnehmern sahen vier die rote Karte.

Echter Männersport kam im an den am 12. Juli 1999 mit dem Auto tödlich verunglückten Gottlieb Jauß erinnernden Memorial in der Klasse bis 50.000 Euro aufs Tapet. Prince of Persia revidierte seine letzten beiden Formen gründlich, stürmte sofort vor Favorit Azimut ins Kommando - und diese Beiden sollten in einem heroischen Gefecht die Plätze eins und zwei unter sich ausmachen. Azimut griff unermüdlich an, der Prinz hatte Antwort um Antwort parat und streckte letztlich seine rote Nase um einen „Hals“ vor seinem braunen Widerpart an die Linie.

Die Vorläufe des martialischen Derbykampfs der Geschlechter litten unter dünnen Starterfeldern. Bei den acht Herren bewies Jörg Hafer taktisches Geschick, legte mit dem sofort in Front gefegten Big Boss As den Schnellgang ein, als Mad World gerade nach einer Runde an seiner Flanke aufgetaucht war, nahm jenem dadurch gründlich den Angriffswind aus den Segeln und setzte sich überlegen ab. Nach Streichung von Super Trader nahmen gar nur sechs Frauen den Kampf um die fünf Finalplätze auf, von denen sich Julia Knoch die Taktik des nunmehr 1.349-fachen Siegers zu eigen machte und mit Napster ebenfalls von vorn alle leicht in Schach hielt. Das Finale wurde nach identischem Muster die Beute des „Bosses“, der nach einer harten Anfangsmassage diesmal bis zum Schluss von Jörg Hafer mächtig bei Laune gehalten werden musste, um sich den unermüdlichen Freedom Fighter sowie Napster vom Leib zu halten.

Bester der „Luxus-Handicapper“ wurde Kleiner Donner, der im Finale stramm vorneweg einen großen Theaterdonner inszenierte. Thomas Panschow ließ den Lets-Go-Sohn aus dem ersten Band nach einem Blitzstart munter kesseln, führte durchweg mit rund 20 Metern und brachte davon drei Längen gegen die spät auf Touren kommenden Iceman Bo und Jilliane nach Hause, was der Toto mit 20fachem Geld entlohnte. Ihren Sensationssieg vom 28. Juli wiederholten Come on Scully und Georg Kowalski, wobei eine gehörige Portion Glück im Spiel war. Erst sprang Favorit Free Bird im Schlussbogen, dann genügte der sich knapp nach Hause raufende Horatio Fortuna nicht in der Gangart und sah nachträglich die blaue Karte.

Youngster erstmals auf dem Prüfstand

Letzter Programmpunkt war praktischerweise unmittelbar vor der Jährlingsauktion das Equine-Auktionsrennen für all jene Zweijährigen, die im Vorjahr auf der Derby-Auktion vorgestellt worden waren. Nach Streichung von Lady Lucie entwickelte das Quintett ein Rennen, das lange Zeit im Zeichen des Duells zwischen Spectacular und Cherry Lady S stand. Als Hugo Langewegs Tempomacher unter dem Druck der Franzl-Stute 200 Meter vorm Ziel sprang, war der erste Fisch geputzt für die im Vorjahr für 90.000 Euro von Marion Jauß ersteigerte Muscle-Hill-Tochter, die nach 1:18,9/1900m erste 5.000 Euro dieser Investition zurückzahlte. Weil auch Jetway Fortuna nach der zweiten Galoppade die rote Karte sah, durfte sich ewig zurück Gerhard Mayrs Jeudi Fortuna vor Venividivici S die zweite Prämie einstecken.

Die schmalen Felder dürften ursächlich dafür gewesen sein, dass der Umsatz um 13.000 Euro oder rund drei Prozent unter jenem des Vorjahrs blieb.

Umsatz bei 14 Rennen: 434.244,54 Euro (incl. 204.450,74 Euro Außenumsatz)

Quelle: Berliner Trabrenn-Verein (BTV)

Freitag, 3. August 2018

5. Tag des Derby-Meetings

Das „falsche Meisje“ vorn

Gian Luca Pasel (2) mit Jaap Van Rijn gewinnt das Bruno-Cassirer-Rennen 2018 (Foto: Marius Schwarz)

Wie so viele der höher dotierten Prüfungen dieses Meetings wanderte das sich inzwischen nur noch an Stuten bis 20.000 Euro Gewinnsumme richtende Bruno-Cassirer-Rennen, mit dem Mariendorfs Retter und langjährigem Präsidenten gedacht wird, in die Niederlande. Es war jedoch nicht die in Vor- wie Endlauf gleichermaßen angepriesene Hindy Heikant, die Lorbeeren samt 10.000 Euro Prämie einstrich; ihr nützten im Finale auch veränderter Beschlag und Zäumung nichts, denn ohne Biss landete die Langeweg-Stute nur auf dem achten und letzten Platz. Umso besser lief es für Gian Luca Pasel, die ihr anspruchsvolles Meeting-Programm vor einer Woche mit einem leichten Sieg begonnen hatte - an jenem Tag hatte Michael Nimczyk im Sulky gesessen - und sich als harte Nuss erwies. Ein gerüttelt’ Maß „Schuld“ daran, dass Rudi Haller mit Vorlaufsiegerin Sotchi Santana, die nach wenigen Metern die Führung von der springenden Velvet Affair geerbt hatte, nicht nach Hause kam, trug Jaap van Rijn, der zum x-ten Mal zeigte, warum er einer der meistgebuchten Catchdriver unseres Nachbarlandes ist.

Der 23jährige installierte die bullige Braune sofort hinter der Bayerin, „und dann hatte ich das Glück, dass es Rudi Haller nicht allzu langsam machte. Eine explosive Speedrakete ist meine Stute nämlich nicht. Ist das Tempo jedoch gleichmäßig hoch, kann sie ihre gewaltige Stamina einbringen.“ Der Rest ist leicht erzählt: Als Arendelle, der Siegerin des zweiten Vorlaufs, an der letzten Ecke in der Todesspur allmählich die Luft ausging, war der Ausstieg aus dem Gefängnis wenig später da, den van Rijn eiskalt und dankend annahm. Der Rest war reine Spielerei für die Majestic-Son-Tochter aus dem Quartier Marcel Haubers, die sich ganz leicht durchsetzte. Den Raum, den sie innen schaffte, nutzte Franz-Josef Stamer mit seiner direkt hinter ihr liegenden Nelly Pepper zu Platz drei vor der aus dem Windschatten Arendelles mächtig auf Touren kommenden C’est La Vie C.

Vielleicht fiel eine gewisse Vorentscheidung zugunsten der „Erstbändler“ bereits vor dem 1. Vorlauf, der extrem unter der Absage von vier Teilnehmerinnen litt. Das verbliebene Quartett war somit schon vorab für den Endlauf qualifiziert, und so entwickelte sich ein gemütlicher, Kräfte sparender Gänsemarsch, aus dem lediglich Gian Luca Pasel nach einer Runde ausbrach. Doch auch sie vermochte Sotchi Santana nicht zu kippen, hinter der Rudi Haller einen ruhigen Nachmittag verbrachte, schwer darauf erpicht war, Velvet Affair nicht aus der Falle entfleuchen zu lassen und deshalb durch die Niederländerin doch noch etwas in die Bredouille geriet.

Wesentlich mehr Schwung war auch in Vorlauf 2 nicht drin, in dem Michael Nimczyk sich mit Arendelle früh gegen Friday Fortuna durchsetzte, anschließend die Fahrt stark drosseln durfte und auf dem rasanten letzten Abschnitt den aus der zweiten Außenposition angesetzten Schlussangriff von Favoritin Hindy Heikant locker ins Leere laufen ließ. Nelly Pepper, die sich einen Startgalopp leistende Good Girl As und C’est La Vie C, die den Gänsemarsch nach 900 Metern aufgebrochen hatte, begleiteten dieses Duo ins Finale.

„Take five“ für den Goldhelm

Siegerehrung: Goldy Stardust mit Michael Nimczyk gewinnt den Derby-Marathon-Pokal (Foto: ©Marius Schwarz)

Im den heißen Renntag eröffnenden Trabreiten musste Ronja Walter trotz des gewohnten Blitzstarts mit Garry über eine Niederlage quittieren und noch ein bisschen auf ihren 100. Sieg warten. Obwohl er sofort dem 20 Meter voraus wie ein Wiesel vom Start gefegten Ciao Amore im Nacken saß - wobei es bei beiden schwer nach einem zu frühen Durchreiten des Bandes roch -, vermochten sie den Bayern nicht aus den Angeln zu heben. Sina Baruffolo, für die es während der Derby-Meetings im Monté stets besonders gut läuft, hatte die Fäden, die in diesem Falle Zügel waren, felsenfest in der Hand.

Das Mittelstück der Veranstaltung bildeten vier nach Frankreich übertragene PMU-Rennen, in deren erstem der kurzfristig aus Schweden an die Spree beorderte diffizile Hector Boko mit Dennis Spangenberg aus der Frontlage in einem einsamen Duell weit vor dem Rest Kentucky Bo in Schach hielt und in der Klasse bis 12.000 Euro Gewinnsumme mit der Tagesbestzeit von 1:12,5 ein deutliches Ausrufungszeichen setzte, welche Zeiten auf der gut präparierten Piste möglich waren. Im wenig ansehnlichen „Trotteur-Français-Match“, in dem vier der zwölf Teilnehmer das Klassenziel nicht erreichten und drei nach einer Runde stehend KO waren, profitierte Diego du Bellay von einem Katapultstart, der schwer nach Fehlstart roch. Michael Nimczyk gab den einmal ergatterten Vorteil gegen Baliverne Buroise und Brandy Hornline nicht mal ansatzweise aus der Hand, womit das Ergebnis vom 27. Juli fast punktgenau wiederholt wurde. Nach identisch simplem Rezept - sofort die Führung schnappen, ungestraft bummeln und sie am Ende nicht mehr hergeben - holte sich Dennis Spangenberg über den 2500 Meter weiten Weg mit Fire Lane ganz bequem gegen Libero den Derby-Pokal der Steher. Danach war wieder Michael Nimczyk angesagt, der die 11:10-Bank Hercules Petnic zum vierten Mal in Folge souverän verwandelte, womit Gold- und Silberhelm sich die PMU-Beute schiedlich-friedlich teilten.

Nur drei Gespanne erreichten im 8. Rennen ohne Beanstandungen das Ziel, wobei Daniel Wagners Online PS davon profitierte, dass der führende Windhund unter zunehmendem Druck Hamilton SRs im Schlussbogen im Galopp die Segel strich und es seinem Quälgeist 100 Meter vorm Ziel durch Online PS ähnlich erging. Windhunds Lapsus bügelte Rudi Haller umgehend aus. Über die englische Meile flog Shakira CH mit vollem Risiko in Front und widerstand der Attacke ihres steten Schattens Flavio As in erstklassigen 1:13,3, womit die Fuchsstute ihre Bestmarke um 2,9 Sekunden verbesserte.

Nachdem Sina Baruffolo mit Stall Aleos Janus R.A. auch ihr zweites Engagement, diesmal im Sulky, mit viel taktischer Übersicht und einigen Rochaden in einen Sieg umgemünzt hatte - durch den lange führenden Fittipaldi gab’s gar einen Berliner Doppelschlag -, war es erneut dem siegeshungrigen Michael Nimczyk mit seiner Superstute Goldy Stardust vorbehalten, einen Glanzpunkt zu setzen. Wie die bei 10:10 wie Wasser gewettete Stute sich auf den finalen 300 Metern des Marathon-Pokals über die bis 1978 gültige Derby-Distanz von 3200 Metern O’Sunday zur Brust nahm, der seinerseits 600 Meter vorm Ziel den bis dahin konsequent führenden Gobelin abserviert hatte, war schlichtweg eine Augenweide. „Sie ist ein Pferd, wie man es sich besser nicht wünschen kann - angenehm zu fahren und mental enorm stark. Heute hat sie wieder alles von allein gemacht und spielerisch gewonnen“, räsonierte der Goldhelm staunend über die Fünfjährige, die von 18 Starts überhaupt erst vier nicht gewonnen hat. Und weil er so richtig in Schwung war, machte er im letzten Rennen mit der Debütantin Idol, die bis auf ein kurzes Intermezzo zu Beginn mit Hayanni TS das Zepter schwang, in toller Manier den Deckel drauf und wurde mit diesem Fünfer-Pack ein weiteres Mal zum Mann des Tages.

Eine kleine Bremsspur nach den Steigerungen der letzten Tage gibt’s von der Umsatzfront zu vermelden. Mit 345.320 Euro wurde quasi eine Punktlandung im Vergleich zum Vorjahr hingelegt, in dem 2.000 Euro weniger an den Kassen gedreht worden waren.

Umsatz bei 13 Rennen: 345.320,14 Euro (incl. 169.138,44 Euro Außenumsatz)
Umsatz PMU-Rennen (Rennen 4 bis 7) in Frankreich: 1.091.229 Euro

Donnerstag, 2. August 2018

4. Tag des Derby-Meetings

Thomas Royer und der Wüstenkönig - ein bayrisch-österreichisches Märchen

Siegerehrung: Desert King (4) mit Thomas Royer gewinnt die Internationale Derby-Meisterschaft der Amateure (Foto: Marius Schwarz)

Am lauschigen Abend der Amateure, die vier der zwölf Gänge bestritten, wurde mit der 1997 ins Leben gerufenen Internationalen Derby-Meisterschaft der Amateure das mit 25.000 Euro höchst dotierte Amateurfahren der Republik die bombensichere Beute einer bayrisch-österreichischen Kooperation. Josef Franzls Desert King eilte schon vorab ein exzellenter Ruf voraus - kein Wunder, hatte der Braune doch bei zuvor lediglich neun Versuchen sechsmal den Winner Circle besucht. Wenn dann noch ein oder besser gesagt der österreichische Spitzenamateur Thomas Royer verpflichtet werden kann, der bei Großereignissen mit fast schon unheimlicher Konstanz in vordere Ränge fährt, sollte der Favorit nicht schwer zu finden sein. Bereits in seinem Vorlauf ließ der „Wüstenkönig“ für 10:10 die Rivalen stramm vorneweg geradezu vor Ehrfurcht erstarren und ging im Finale für ganz magere 12:10 gegen gewiss nicht schlechte Konkurrenz ab. Einzig der Bänderstart barg ein gewisses Risiko, weil Desert King ihn noch nicht kannte.

Den bekam der Cantab-Hall-Sohn im Gegensatz zu seinen Bandgefährten Pompano Julian, Offroader und Realist, die allesamt mehr oder weniger ausgiebig sprangen, wie aus der Pistole geschossen hin. Und als sich der Hotelier aus Ramsau am Dachstein vor den Tribünen umschaute, war ihm nur Mephisto PS halbwegs auf den Fersen. Sämtliche Aspiranten des zweiten Bandes - jene besten Fünf aus Vorlauf 2 - hatten enorme Probleme, den Kontakt zu diesem Duo herzustellen, was Mister Big Yankee als deren Speerspitze erst nach der Hälfte der Strecke gelang. Etwas besser konnte es dann gegenüber in zweiter Spur die im Vorlauf erst spät aus der Umklammerung frei gekommene Wildcat Hanseatic, die sich zügig auf den Weg in vordere Sphären machte. Natürlich hatte Royer das gesehen, gab seinem Geschoss an der letzten Ecke den Kopf frei - und hatte umgehend zum zweiten Mal in diesem Klassiker nach 2014 mit dem ebenfalls von Josef Franzl vorbereiteten Faust Hanover gewonnenes Spiel.

Majestätisch zog er, wie es einem König geziemt, seine Bahn - „ein Pferd, von dem ich noch immer nicht weiß, wo seine Grenzen sind. Thomas hat das unheimlich cool verwandelt. Er ist ein Mann mit Nerven aus Stahl und von mir schon fest für die Aufgabe im nächsten Jahr gebucht“, zog Josef Franzl fröhlich Bilanz - und ließ der sich wie gewohnt mit jeder Faser ihres großen Kämpferherzen reinhängenden Wildcat Hanseatic nicht den Hauch einer Umsturzchance. Die erst Anfang fünfjährig in den Rennbetrieb eingestiegene Stute blieb ihrerseits bombensicher vor Mephisto PS, der den Bandvorteil teuflisch konsequent nutzte und sich knapp gegen Mister Big Yankee, Lady Vera und Kelso behauptete. Der Lasbeker, in Vorlauf 2 knapper Sieger über Wildcat Hanseatic und angeblich beim zweiten Start stets besser auf Zack, hatte nach äußerst mäßigem Beginn nie eine Szene.

„Natürlich mache auch ich Fehler, aber ich bemühe mich, die Quote so gering wie möglich zu halten und daraus zu lernen. Darf man so tolle Pferde fahren, ist es anderseits nicht allzu schwer, im Rampenlicht zu stehen - und dieser Desert King ist wirklich ein Traum von Rennpferd. Ich muss mich bei Trainer und Besitzer für die Fuhre bedanken, denn der ‚King’ hätte bei diesem Meeting sicherlich auch andere lukrative Aufgaben gehabt“, gab der 39jährige Steiermärker die Komplimente zurück. Total happy war Besitzer Hermann Lehner: „Thomas ist der coolste Amateur überhaupt. Es hat sich ausgezahlt, dass wir Desert King im Vorjahr als Dreijährigen nicht über Gebühr strapaziert und ihm das Derby erspart haben. So konnte er in Ruhe ausreifen. Und das tollste: Ich habe ihn selbst gezüchtet!“

Genauso drückend warm wie das Wetter war Atlantic CG überlegen in der den Amateurfahrern vorbehaltenen Auftaktprüfung und siegte mit Dr. Marie Lindinger fünf Längen voraus zum Geldwechsel-Kurs von 10:10, was allein diejenigen erfreut haben dürfte, die über die Siegwette Jagd auf den Hauptgewinn der Prämienausspielung, einen nagelneuen PKW, machten. Dem wollte Michael Nimczyk nicht nachstehen, der mit Night Star Sam trotz eines Rumplers vor der Startmarke, der ihn gut und gern 40 Meter kostete, im Einlauf den sich durch die Todesspur prächtig verkaufenden Eminent Frisia locker am Wickel hatte.

Die Hoffnungen der Berliner, ihr Liebling Mighty Hanover könnte vorneweg den Derby-Pokal der Flieger in der Hauptstadt halten, erfüllten sich nicht. Eiskalt wartete der Goldhelm in dessen Windschatten auf freie Bahn, warf Nileo wuchtig ins Gefecht und knöpfte dem Adlermühler in für die Meile mäßigen 1:14,0 zwei Längen ab. Danach klingelte es endlich für das Quartier des Schöneichers, denn mit dem eigens aus der schwedischen Filiale angereisten Dennis Spangenberg benahm sich Tragopan Jet brav wie ein Lämmchen. Von Trainingskumpel Flash di Quattro für die Schlussrunde ans Regiepult gelassen, war der italienische Jet turmhoch überlegene Ware und verabschiedete sich wie er wollte, zumal Candyman Hornline als designierter Herausforderer hinter mauen Kontrahenten fest steckte.

Gut wie nie zuvor in seiner Karriere nahm Krabat das Halbfinale B des Handicap de luxe unter die Hufe, knöpfte Blitzstarter Iceman Bo in der ersten Kurve das Kommando ab und konnte, obwohl die vermeintlich schärfste Herausforderin Apollonia begonnen hatte wie die berühmte Karre Sand und am Ende mit Ach und Krach das Finale erreichte, doch nicht gewinnen. Nicht Iceman Bo, der mit Rang drei zufrieden sein musste, sondern die an dritter Position innen lauernde Jilliane mit Manfred Zwieners Lebensgefährtin Nicole Fink lief zur Knaller-Quote von 392:10 Krabat den ersten Rang verblüffend leicht um drei Längen ab. Das Halbfinale A, dessen beste Fünf im Endlauf mit 20 Meter Vorsprung auf die Reise gehen werden, wurde eine leichte Beute Kristian Nostos, der mit Heiner Christiansen Start-Ziel Chef im Ring war, sich auf der Zielgeraden aus dem Staub machte und für das seit Jahrzehnten im Trabrennsport engagierte Alt-Mariendorfer Ehepaar Christa und Hartmut Dillges seinen ersten Sieg überhaupt feierte.

Ebenfalls zum ersten Mal klingelte es im Derby-Pokal der Stuten für die am Start von Hollands Nachwuchsstar Jaap van Rijn zurückgehaltene Hanna Greenwood, die ab 400 Meter vorm Ziel mit jedem Schritt überlegener wurde und die Gegnerinnen gnadenlos abkanzelte, sowie für Il Capo dei Capi. Gerhard Mayr stukte den Muscle-Hill-Sohn in einem turbulenten Rennen, aus dem sich der führende Highlander Boko unvermittelt 500 Meter vorm Ziel sprang, mit Augenmaß an den kämpfenden Joeyboy und Rien n’est plus vorbei und nährte die Hoffnung seiner Besitzer, die 100.000 Euro für den Hengst bei der Derby-Auktion 2016 gut angelegt zu haben.

Shootingstar-Cup fest in holländischer Hand

Siegerehrung: Viveur Bi mit Michael Nimczyk gewinnt den Shootingstar-Cup 2018 (Foto: Marius Schwarz)

Wie erwartet war der erstmals seit seiner Gründung 1997 ohne Vorläufe entschiedene Shootingstar-Cup fest in der Hand holländischer Trainer, die die Prämien I, II, III und V einstrichen. Andererseits hatte am Sieg des in Italien auf dem berühmten Gestüt der Biasuzzis zur Welt gekommenen Viveur Bi ein Deutscher gerüttelten Anteil, für den diese Prüfung allmählich zum Erbhof wird: Zum dritten Mal in Folge und vierten Mal seit 2013 war Michael Nimczyk „Man of the Match“. Mit dem von Hollands Trainerchampion Jeroen Engwerda vorbereiteten, an Renate Gramüller und Johann Holzapfel verkauften Varenne-Sohn umkurvte er im Einlauf aus dem zweiten Paar innen Tempomacher Bachelet und rang innen entlang die nach acht Siegen aus neun Aufgaben zur Favoritin gekürte Fuchsschimmel-Stute Happy Hollandia, eine Nichte der einst europaweit als „fliegende Friesin“ apostrophierten Action Skoatter, um eine Länge nieder. Platz drei und fünf gingen durch Hairos F Boko und Bachelet ebenfalls an „Oranje“, in dessen Phalanx sich allein der Jaußsche Here I am zu schieben vermochte. „Ein starker Typ, der speziell am Start viel leichter zu händeln war als angekündigt. Auch beim Schluss-Slalom offenbarte er nicht das kleinste Problem“, klappte Michael Nimczyk nach dem dritten Sieg des Abends höchst zufrieden sein Fahrtenbuch zu.

Auch der Veranstalter dürfte nach Kassensturz gestrahlt haben: Mit 302.831,59 Euro rubelten Toto- und virtuelle Wettkassen rund elf Prozent mehr um als bei den zwölf Prüfungen in 2017, was vor allem an der neuen V7+-Wette gelegen haben dürfte.

Umsatz bei 12 Rennen: 302.831,59 Euro (incl. 184.337,49 Euro Außenumsatz)

Quelle: Berliner Trabrenn-Verein (BTV)

Ein Hauch von Oberhaus*

Die Zahl der Berliner Vertreter in der Oberliga wächst auf sechs – mindestens drei von ihnen haben vor Beginn der Saison 2018/19 den Aufstieg im Sinn.

Rot gegen (Lila-)Weiß: Das Duell Lichtenberg 47 (mit Thomas Brechler, r.) gegen Tennis Borussia (Nils Göwecke) könnte die Spielzeit in der Oberliga prägen

Vergangene Saison „berlinerte" es in der NOFV-Oberliga Nord bereits kräftig – vier Teams der „Top Five" kamen aus der Hauptstadt. Platz eins und den Aufstieg sicherte sich allerdings mit Optik Rathenow ausgerechnet der einzige Club aus Brandenburg in der Spitzengruppe. Durch Aufsteiger Sportliche Vereinigung Blau-Weiß 90 steigt die Zahl der Berliner Oberligavereine in der Anfang August startenden Saison auf sechs. Ein Drittel aller Mannschaften aus der Nord-Staffel sind also in Berlin beheimatet. Dies, so ist von vielen Seiten zu hören, erhöht die Attraktivität der nicht überall geliebten Oberliga deutlich. Schon der erste Spieltag beschert den Fans etwa die klangvolle Paarung Blau-Weiß 90 gegen Tennis Borussia – immerhin ein Duell zweier Ex-Bundesligisten.

Lila-Weiß will Platz 1 - auch mit neuem Trainer

Platz 1 im Visier: TeBe's neuer Trainer Dennis Kutrieb (M.), hier mit Assistent Sascha Schrödter (l.)

TeBe zählt selbstredend zu den Mitfavoriten für den Aufstieg in die Regionalliga Nordost – schließlich hatte der Vereinsvorsitzende Jens Redlich bereits im Jahr 2016 das Ziel formuliert, binnen drei Jahren die Regionalliga zu erreichen. An dieser Vorgabe halten die Verantwortlichen auch fest, obwohl gerade ein größerer personeller Umbruch in der Mannschaft stattfand. Schon auf der Trainerbank kam es zum Wechsel: Ex-Nationalspieler Thomas Brdaric verließ den Verein Richtung Erfurt (Regionalliga). Trotz starker 72 Punkte und dem zweiten Platz in der vergangenen Spielzeit wollte man die finanzielle Belastung in dem mit Krisen vertrauten Club nicht weiter auf sich nehmen. Man entschied sich für eine „interne" Lösung: Dennis Kutrieb, seit Januar Trainer der U19, hat das Amt bei den Herren übernommen. Der 38-Jährige weiß zumindest, wie man den ersten Platz in der Oberliga erreicht: Erst vor einem guten Jahr war er am Durchmarsch der VSG Altglienicke in die Regionalliga Nordost beteiligt.

Kutrieb muss nun also nicht nur in Brdaric’ große Fußstapfen treten, sondern auch die Renovierung des Kaders übernehmen. Insgesamt haben zehn Spieler TeBe im Sommer verlassen, nur drei aller Neuzugänge kommen aber ebenfalls von anderen Oberligisten. Lediglich der junge Abwehrspieler Fynn Johannes Rocktäschel (20 Jahre, elf Einsätze für St. Pauli II) kommt aus einer höheren Spielklasse. Gleich beide Torhüterpositionen mussten zudem neu besetzt werden, die Nachfolger sind jünger und somit unerfahrener. So wird im Kampf um den Aufstieg wohl viel an den bei den Veilchen gebliebenen Routiniers liegen: allen voran an Spielmacher und Standardspezialist Thiago Rockenbach da Silva (33, früher unter anderem Werder Bremen), der allerdings ebenso wie Stürmer Karim Benyamina (36, früher unter anderem 1. FC Union) schon deutlich jenseits der 30 ist. Dazu soll Rifat Gelici (27) weiter für das spielerische Element sorgen, in der Verteidigung wird auch Trainer Kutrieb wieder auf Thomas Franke (30), Nils Göwecke (27) und Kapitän Nico Matt (29) bauen.

Lichtenberg 47 bleibt sich treu

Gewinnen durch Gemeinschaft: Lichtenberg 47 setzt weiter auf das Kollektiv um Christian Gawe (3. v.l.)

Mit bewährten Kräften arbeiten, das ist auch seit Jahren die Philosophie beim SV Lichtenberg 47. Da man der eigenen Einschätzung nach aber mit den anderen Vereinen an der Spitze finanziell nicht mithalten kann, wird der Sprung in die Viertklassigkeit nicht als Muss ausgegeben. Sportlich gesehen läuft es seit Jahren top bei den Rot-Weißen: In der abgelaufenen Spielzeit stellte man einen weiteren, internen Punktrekord (66) auf und besaß hinter dem Meister aus Rathenow die zweitbeste Offensive. Bei etwas mehr Cleverness wäre für die Lichtenberger noch mehr möglich gewesen – doch die kommt mit der Zeit.

So hat man das Team um Korsettstangen wie Abwehrrecke Sebastian Reiniger, Kapitän David Hollwitz (früher 1. FC Union) oder Angreifer Thomas Brechler beisammengehalten. Dazu kehrt mit Maik Haubitz ein Mittelfeldspieler mit Regionalliga-Erfahrung zurück an die Ruschestraße. Und natürlich hat man auch Christian Gawe gehalten – 2017/18 war der 25-jährige Mittelfeldspieler bester Vorlagengeber der Oberliga (20 Assists) und wurde gerade zu Berlins Amateurfußballer des Jahres gewählt.

Schatte mit Comeback bei "kleiner Hertha"

Hertha-03-Präsident Niroumand will bis zum Jahr 2020 aufsteigen.
Kamyar Niroumand, Präsident des FC Hertha 03, will mittelfristig mit seinem Verein aufsteigen 

Auch beim FC Hertha 03 wird von der Regionalliga geträumt – Präsident Kamyar Niroumand hat mit der Frist bis zum Jahr 2020 den Rahmen zur Realisierung aber etwas großzügiger als etwa bei TeBe gesteckt. Wie TeBe gehen die Zehlendorfer mit einem neuen Trainer ans Werk – Markus Schatte war allerdings dort schon einmal über zwei Jahre tätig und kennt den Verein überaus gut. Der 62-Jährige muss ebenfalls mit einigen Abgängen vor dieser Spielzeit leben, von denen aber nicht jeder ins Gewicht fällt.

Von den Neuzugängen verfügt jedoch nur Daniel Wahl (von Lichtenberg 47) über den „Stallgeruch" der Oberliga, Rückkehrer Efraim Gakpeto nimmt bei den 03ern einen neuen Anlauf. Im Sturm hat er aber Sebastian Huke vor der Nase, an dem das Toreschießen bei der „kleinen Hertha" wohl weiterhin hängen wird: 24-mal traf der 28-Jährige in der vergangenen Spielzeit. Auch zwei Junioren aus der berühmten Nachwuchsarbeit von Hertha 03 stoßen dazu – ob das für den großen Wurf reicht, ist jedoch durchaus zu bezweifeln.

Kann der Aufsteiger auf Anhieb mitmischen?

Louis-Nathan Stüwe verstärkt ab diesem Sommer den Aufsteiger Blau-Weiß 90.
Louis-Nathan Stüwe verstärkt ab diesem Sommer den Aufsteiger Blau-Weiß 90 

Neuling Blau-Weiß 90 hat sich selbst den Aufstieg in die Regionalliga bis 2022 als Ziel gesteckt. Wird der Plan „übererfüllt", hat man an der Rathausstraße aber sicher nichts dagegen. Dass der Aufsteiger finanziell in der Oberliga mithalten kann, beweisen die fünf Neuzugänge von Konkurrenten aus dieser Spielklasse. Mit Louis-Nathan Stüwe (Altglienicke) kommt sogar ein Spieler aus der Regionalliga zu Blau-Weiß. Zum Akklimatisieren in der neuen sportlichen Umgebung reicht das Personal also allemal, zum Angriff auf Platz eins aber wird man in Mariendorf wohl erst 2019/20 blasen.

Bei den übrigen beiden Berliner Vertretern hat ein gesicherter Platz im Teilnehmerfeld Priorität. Der SC Staaken sollte diesen trotz einiger Abgänge mit seinem Teamgeist erreichen. Bei Hertha 06 erwartet Trainer Murat Tik – vor drei Jahren mit dem Verein aufgestiegen – nach seiner Rückkehr auf die Bank der Charlottenburger dagegen sicher ein schwierigerer Job.

Und wem wäre am ehesten die Rolle von „Optik 2.0" zuzutrauen – also dem Verein, der die Hauptstadtaspiranten allesamt in die Röhre gucken lassen könnte? Da kämen wohl der Brandenburger SC Süd 05 oder FC Anker Wismar in Betracht. Beide Teams hatten in der Rückrunde 2017/18 – auch unter dem Eindruck der an der Spitze davoneilenden Rathenower – etwas abgebaut. 2018/19 aber ist in jedem Fall ein engeres Rennen um den Aufstieg zu erwarten – mit einem Mangel an Motivation ist da diese Saison also nicht zu rechnen.

*Dieser Beitrag erschien bereits als Printversion, Stand: Mitte Juli

Beitrag+Fotos: Hagen Nickelé

Samstag, 4. August 2018

6. Tag des Derby-Meetings

Die Nebel lichten sich bei den dreijährigen Ladys

Donna Granata und Fahrer Rudolf Haller (Foto: Lingk)

(mw). Wie ließe sich Albert Einsteins Relativitätstheorie mit „Küchenphysik“ besser erklären als mit dem Derby-Meeting? Das Warten zieht sich endlos hin, und dann ist das zehn Tage lange Treffen der zwei- und vierbeinigen Sulky-Künstler im Sauseschritt vorbei, kaum dass es begonnen hat. Untrügliches Zeichen dafür ist der Derby-Samstag, bei dem um 13.00 Uhr zum ersten von 14 heißen Tänzen gebeten wird.

Auf die Siegerin des Stuten-Derbys müssen die Fans allerdings lange warten. Sie wird erst im vorletzten Rennen um 18.20 Uhr gekürt, wobei die in den Niederlanden vorbereiteten Meisjes im Mittelpunkt stehen werden. Bis zu den Vorläufen galt Avalon Mists aus dem Stall von Erfolgstrainer Paul Hagoort als Jahrgangskönigin, die sich heuer mit zwei feinen Platzierungen in französischen Langstrecken-Aufgaben den Grobschliff geholt hat. Fein ziseliert wurde dann im Buddenbrock-Rennen der Stuten, wo sie ihre exponierte Stellung mit einem überlegenen Sieg untermauerte, und auch im Vorlauf vor Wochenfrist hatte die amerikanisch-italienische Blutlinien führende Braune keinerlei Probleme.

Doch Vorsicht ist bekanntlich die Mutter der Porzellankiste - besonders vor den beiden Stuten Dion Tesselaars. Isabella Boshoeve galt mit Siegen in Auktionsrennen und Jugend-Preis im Vorjahr als Primadonna der Generation 2015; auch sie hat sich den Schneid fürs Blaue Band der Stuten im Ausland geholt. Sie erledigte die Pflicht vor der mit 91.877 Euro dotierten Final-Kür in einem derart schlanken Gang, dass aus ihrem Qualifier keine der sonstigen Qualifikantinnen berufen scheint, den Grandes Dames in die Suppe zu spucken. Quasi über Nacht hat Tesselaar eine zweite Lady aus dem Ärmel geschüttelt. Cahaya bekam zum Debüt gleich das Buddenbrock-Rennen aufs Auge gedrückt, in dem sie auf Anhieb Zweite wurde, und steigerte sich beim zweiten Start, dem Vorlauf, auf 1:13,4 - die schnellste Zeit aller Aspirantinnen. Zeiten sind zwar Schall und Rauch, doch Art und Weise imponierten gewaltig. Tesselaar hatte die Qual der Wahl, nimmt sich die Unerfahrenere vor und vertraut die elegante Isabella Europas Rekordmann Heinz Wewering an. Und wer wüsste besser als der ewige Goldhelm, wie man dieses Arthur-Knauer-Rennen angeht. Schließlich hat er sich bereits neunmal in der 29 Namen umfassenden Siegerliste verewigt und tritt wegen des vorjährigen Triumphs mit Motion Pure quasi als Titelverteidiger an. Schon einmal - 1994 - hat er für Besitzer Wiebe Landman mit Liberty Boshoeve das Blaue Band der Stuten geholt, während man den Namen Paul Hagoorts bislang vergeblich auf der Ehrentafel sucht. Oder zündet Rudi Haller mit Donna Granata die nächste Stufe? Immerhin hat die Corleone-Tochter des Stalles Wieserhof die für den Vorlauf gesetzte Laura Vici verblüffend locker weggeputzt; die ist damit aber längt nicht vom Tisch für eine vordere Platzierung.

Ein echtes Schmankerl dürfte auch das dem 1999 tödlich verunglückten 16fachen Berliner Fahrerchampion Gottlieb Jauß gewidmete Memorial werden, denn im Feld der Neun sind mit Opalis, Gonzales Greenwood, Azimut, Rayman und Amiral de Retz fünf frische Sieger versammelt; soviel Qualität auf einen Plutz sah man beim heurigen Meeting im Rahmenprogramm selten. Das Gute daran: Die Rechtskurs-Spezialisten Tequila F. und Cassari wittern durchaus ihre Chance, und auch der schmucke Prince of Persia weiß sicherlich noch aus dem Vorjahr, wie man sich zu einem kleinen König des Meetings macht. Das 7. Rennen um 15.48 Uhr hat’s folglich gewaltig in sich.

Elf echte Publikumsmagneten kreuzen im 5. Rennen (14.48 Uhr) die Klingen. Der einstige Berliner Derby-Teilnehmer Nico Way, Little Danny, der schwierige Gustavson Be, Thorsten Tietz’ im Vorjahr wegen Krankheit verhinderter Derby-Kandidat New Dawn, der 2018 Vieles nachgeholt hat, Rebound, Skyfall, Willow Bay Evert - sie alle und noch viel mehr haben über die Jahre dank toller Einsätze in Hülle und Fülle beim Publikum dicke Steine im Brett.

Die beiden letzten Programmpunkte sind den Jungspunden reserviert. Gegen 19.00 Uhr kann vor der offenen, 105 Jahre alten Endellschen Tribüne aus dem Gründungsjahr der Mariendorfer Trabrennbahn in die Zukunft investiert werden: 81 nobel gezüchtete Jährlinge sollen unter den Hammer kommen, und dafür, dass exzellente Qualität auch etwas fürs nicht so üppig gefüllte Portemonnaie sein kann, ist Orlando Jet ein leuchtendes Beispiel. Für 7.500 Euro war Deutschlands aktuell bestes älteres Trabrennpferd vor vier Jahren zu haben - bei einer Gewinnsumme von derzeit 229.599 Euro ein echtes Schnäppchen.

Als nicht zu übersehendes Appetithappen präsentiert der Berliner Trabrenn-Verein als letzte Prüfung um 18.50 Uhr im Auktionsrennen um 10.000 Euro sechs Youngster, die im Vorjahr auf der Auktionsliste gestanden haben. Von 13.000 - Spectacular, der im friesischen Wolvega in der schnellsten Zeit von 1:18,3 die Startberechtigung erworben hat und wohl Favoritenehren genießen wird - bis 90.000 Euro, die für Cherry Lady S auf den Tisch des Auktionshauses geblättert wurden, war an jenem 5. August 2017 für fast jeden Geldbeutel etwas dabei.

Unsere Tipps: 
1. Hellboy – Odin’s Oak – Camus
2. Navy Blue – Helene des Moeres – Mystical Sunshine
3. Big Boss As – Mad World – Titus
4. Sansibar Diamant – Freedom Fighter – Napster
5. New Dawn – Skyfall – Willow Bay Evert – Gustavson Be
6. Iglesias Boshoeve – Eboli de Vandel – Lewandowski
7. Azimut – Prince of Persia – Cassari
8. Gucci Fortuna – Graf Bismarck – Grazia Greenwood
9. Finale “ Kampf der Geschlechter “
10. Calamintha – Lady Star Bo – Smilla
11. Finale “ Handicap-Pokal de luxe “
12. Free Bird – Namanga Hill – Come on Scully
13. Avalon Mists – Donna Granata – Isabella Boshoeve – Cahaya
14. Spectacular – Cherry Lady S – Venividivici S

Sonntag, 5. August 2018

7. Tag des Derby-Meetings

Manege frei fürs Blaue Band!

Leuchtet wie im Vorjahr Oranje im Winner Circle?

Mister F Daag (Nr. 4) und Fahrer Robin Bakker gehören zu den Topfavoriten auf den Sieg im Deutschen Traber-Derby der Hengste und Wallache 2018 (Foto: Lingk)

Man kann den Spruch von Englands Alt-Internationalem Gary Lineker, dass Fußball ein Spiel mit 22 Akteuren sei, bei dem am Ende immer die Deutschen gewinnen, durchaus auf das zum 123. Mal ausgetragene deutsche Traber-Derby münzen: Zwölf Aspiranten nehmen im Finale (12. Rennen) um 18.00 Uhr die ausgelobten Rennpreise von 215.633 Euro in Angriff, und am Ende gewinnt sowieso der Bakker. Mit „dem Bakker“ ist Robin gemeint, der seit Jahr und Tag die exquisite Trainingsarbeit, die Paul Hagoort im kleinen friesischen Oldetrijne wenige Kilometer entfernt von Hollands trabrennsportlichem Schmuckkästchen Wolvega leistet, mit schnöder Selbstverständlichkeit im Rennen umsetzt. Viermal in den letzten fünf Jahren stellte dieses Dream-Team den Derby-Sieger - für Hagoort hat Roland Hülskath mit 2009 den ersten Lorbeerkranz eingefahren -, und für viele Experten geht jener des Jahres 2018 nur über dieses kongeniale Duo, womit es auf Augenhöhe mit Altmeister Charlie Mills angelangt wäre.

Lässt man die Vorläufe Revue passieren, so präsentierten sich deren vier Sieger bärenstark mit Vorstellungen, die glasklar über jenen der Mitstreiter lagen. Zwei „Winner“ kamen aus Hagoorts Quartier, beide wurden von Bakker verwandelt, der anschließend die Qual der Wahl hatte. Er entschied sich gegen den erst in den letzten Wochen auf den rasant dahinbrausenden Derby-Zug aufgesprungenen Ids Boko, der mit dem ersten Schritt ein gnadenloses Regiment führte und in der Mariendorfer Saisonrekordzeit von 1:12,1 - für alle Altersklassen wohlgemerkt - die fast schon verzweifelte Schlussattacke seines steten Schattens Laurel Park locker an sich abtropfen ließ. Das war eine überdeutliche Ansage, wobei man im Hinterkopf das geflügelte Wort der „Zeiten, die Schall und Rauch sind“, haben sollte.

Mit Hollands Champion Rick Ebbinge wurde ein erstklassiger Catchdriver verpflichtet, der gegen Trainingskumpel Mister F Daag keineswegs chancenlos ist - wenn der sich am Start so wackelig präsentiert wie beim Qualifier. Da hatte Bakker alle Mühe, ihn vor einem Fehler zu bewahren, und geriet dadurch etwas ins Hintertreffen. Als er endlich „lag“, gab’s nichts zu deuteln an dem seit Monaten als Vorab-Favorit Gehandelten, der sich die Härte heuer ausschließlich über die Frankreich-Route geholt hat. Nicht minder imponierend stellte Cees Kamminga Very Impressive S vor, an dessen 1:12,6-Performance es nur zu kritteln gab, dass er am Start nicht der Schnellste ist. Dafür ist der kleine Schwarze mit einem enormen Kämpferherzen gesegnet.

Deutsche Hoffnungen, in die Phalanx der „Oranjes“ einzubrechen und nach Dream Magic BE (2012) mal wieder einen hierzulande vorbereiteten Sieger im Winner Circle zu begrüßen, lasten auf Michael Nimczyks Schultern. Chapter One aus dem Besitz der Herren Brocker und Mommert überzeugte im bei 1:13,6 langsamsten Vorlauf - aber was besagt das schon - mit rasantem Antritt und schneidigem Durchzug bis zur Ziellinie. Eine ähnliche Vorstellung sollte reichen, um sich einen großen Happen des Preisgeldkuchens einzuverleiben. Und dann ist da noch Velten von Polly, der mit famosem Endspurt im „Mister-F-Daag-Vorlauf“ auf Platz zwei schoss. Gelingt es Hugo Langeweg, ihn diesmal dichter bei der vorderen Musike unterzubringen, ist eine Überraschung nicht gänzlich ausgeschlossen. Hagoorts dritten Schützling Charmeur Royal wird Deutschlands Trabrennlegende Heinz Wewering steuern, die sich bereits achtmal mit dem Blauen Band schmücken konnte.

Trost für Emilion?

Den mit 20.000 Euro dotierten Trostlauf (6. Rennen, 15.06 Uhr) nimmt der im Vorlauf an seiner Startschwäche gescheiterte Emilion diesmal von der selbst gewählten „7“ in Angriff. Dort draußen kann sich Michael Nimczyks Schützling zunächst aus Vielem heraushalten; gelingt ihm dies, sollte der Sieger gefunden und mit einem 10.000-Euro-Scheck getröstet sein.

Wackelt Fridericus’ Bahnrekord? Vor zwei Jahren fegte der Wallach in der Breeders Crown in 1:11,2 um die Bahn - eine Zeit, die nie wieder erreicht wurde. Lief der Schwarzbraune dies damals über 1900 Meter, so geht’s in der Derby-Rekordmeile nur über 1609 Meter - mit Start im Bogen, was die Angelegenheit für die erfahrenen Recken nicht einfach macht. Einer, dem eine solche Fabelzeit durchaus zuzutrauen ist, steckt in Victorious Star, mit dem Marc Elias die englische Meile von der „2“ in Angriff nimmt. Fliegend beginnen kann Distanzspezialist Star Advisor Joli, der mit Rudolf Haller jedoch wie Cash Hanover aus Startreihe zwei beginnen muss. Nachhaltig empfohlen hat sich auf den letzten Drücker Mr Lindy, der am Dienstagabend im Rahmenprogramm zu Jägersros Hugo Åbergs Memorial als Zweiter in 1:11,0 schon mal gezeigt hat, dass er den hiesigen Rekord durchaus in den Hufen hat. Nun gilt’s, den auch aufs Tapet zu zaubern.

Zum mit der Zunge schnalzen sind die Derby-Revanchen. Jene der Stuten (9. Rennen, 16.24 Uhr) sollte die Knauer-Zweite Charlotte Newport beherrschen, die gerade rechtzeitig zu Hochform aufgelaufen ist und sich in kurzer Folge die Skalps von Portland und New Dawn geangelt hat. Durch ist sie nicht, denn Voyage d’Amour ist besser als ihr Formenspiegel, der zuletzt von sauschweren Frankreich-Reisen herrührt. Die erst Ende letzten Jahres in den Rennbetrieb eingestiegene Kampfmaus hat Vor- und Endlaufsieg des Hamburger Schwarzer-Steward-Rennens als erstklassige Referenz vorzuweisen.

Bei den Herren spitzt sich alles auf das nächste Duell zwischen Derby-Sieger Tsunami Diamant und Portland zu - quasi die Revanche der Revanche. Marion Jauß’ im Derby-Finale an einer Galoppade in bester Lage auf der Zielgeraden gescheiterter Fuchs hat heuer in Frankreich zwei astreine, mit Ahs und Ohs begleitete Siege gefeiert und dem Tsunami in Kopenhagen gründlich das Wasser abgegraben, konnte bei seiner aktuellen Aufgabe auf der Derbybahn einer Charlotte Newport jedoch keine 20 Meter Vorsprung geben. Heute geht’s hinter dem Auto los - das ist dem Ganymède-Sohn ohnehin lieber. Mac Smily, der in Schweden gestählte Flying Fortuna, Baxter Hill, Norton Commander - sie alle sind kein Kanonenfutter und werden sich kräftig zu wehren wissen, wenn die Prämien im 10. Rennen um 16.48 Uhr zur Disposition stehen.

Super Traber im Super Trot Cup

Zweitwertvollstes Match ist der 2016 begründete Super Trot Cup, für den sich die Teilnehmer in Wien, Jägersro oder Berlin qualifizieren mussten. Wer an eine der fünf Prämien ran will, die sich zu 70.000 Euro summieren, muss für 2500 Meter Puste mitbringen. In Wien schockte der 2016er Derby-Vierte Muscle Boy As für 175:10 Wetter und Rivalen gleichermaßen wie in Berlin Khalid, der bei 530:10 eigentlich gar keine Chance hatte - und die zu einem phänomenalen Speedsieg in 1:13,3 über Rainbow Diamant und Apache Jeloca nutzte. Gelingt Thorsten Tietz noch ein solcher Paukenschlag? Ganz zu schweigen von der Schwedin Bijou Bourbon H.M., die sich im zweiten Berliner Qualifier durch die Todesspur in 1:13,4 als Stärkste erwies und wiederum von Conni Lugauers Sohn Marc Elias gesteuert wird, der in den letzten Monaten richtig Schliff hatte. Ebenfalls nicht von schlechten Eltern waren die Malmöer Siege von Arsenal über die italienische Holländerin Touch of Wind Bi sowie von deren Landsfrau Trecciadoro Rex, die über Lutfi Kolgjinis Friend of Nature obsiegte. Die drei Erstgenannten müssen im 8. Rennen um 15.56 Uhr das Handicap der zweiten Startreihe ausbügeln.

Bei derart vielen sportlichen Knüllern lässt sich der Veranstalter nicht lumpen und greift ein letztes Mal tief in die Garantie-Auszahlungs- und Jackpot-Tasche. Hellster Stern am Wetter-Himmel ist die seit kurzem spielbare V7+-Wette, in der es gilt, die sieben Sieger des 2. bis 8. Rennens auf einem Wettschein zu vereinen. Allein dafür spendiert der BTV eine Garantieauszahlung von 40.000 Euro - da dürfte der Umsatz in schwindelerregende Höhen fliegen.

Es lohnt, bis zum letzten Startschuss dran zu bleiben: Erstens ist das 14. Rennen mit einem Siegjackpot von 3.000 Euro unterfüttert, zweitens wird danach der Hauptpreis der sich übers gesamte Meeting hinziehenden Prämienausspielung ausgelost: ein nagelneuer VW join up!

Unsere Tipps:

1. Payet – Affogato – Sweet Ann Moor
2. Henry Havanna – National Pride – Simba Diamant
3. Fantasia Newport – Get Lucky – Late Night Show
4. Highway Fortuna – Hedy Beuckenswyk – Aperol CG
5. Cash Hanover – Victorious Star – Celestial Light TK
6. Emilion – Provenzano – Nashua – Iron Transs R
7. Fiobano – Brazil Elegance – Beau Lulu
8. Arsenal – Friend of Nature – Bijou Bourbon H.M. – Trecciadoro Rex
9. Charlotte Newport – Voyage d’ Amour – Pearl Stardust
10. Portland – Tsunami Diamant – Baxter Hill
11. Kiss Me Bo – Glorious Boko – Zampano As
12 Mister F Daag – Ids Boko – Very Impressive S – Chapter One
13. Fiobano – Eras Beuckenswijk – Brazil Elegance
14. Perfect Hall – Power of Rhythm – Pepper K.L.

Quelle: Berliner Trabrenn-Verein (BTV)

 


Nach dem 0:3 zum Auftakt gegen Rot-Weiß Erfurt konnte die VSG bei Herthas U23 am Mittwochabend den ersten Saisonsieg (3:2) einfahren. Chinedu Ede (2) und Christopher Quiring sorgten für die zwischenzeitliche 3:0-Führung, in der Schlussphase wurde es dann nochmal eng.

D. Böhm

Nach dem Spiel stand Altglienickes Sportlicher Leiter, Daniel Böhm, Berlinsport Aktuell für ein Gespräch zur Verfügung. Darin ging es u. a. um den neuen Trainer Andreas Zimmermann (Foto oben, 2. v.l.), Personalprobleme in der Offensive und die Ziele für die Saison 2018/19.

Zum Abhören bitte unten anklicken

 

Beitrag+Fotos: Berlinsport Aktuell/Hagen Nickelé

Donnerstag, 2. August

4. Tag des Derby-Meetings

Feuerwerk auf und neben dem Platz

Der österreichische Amateur-Fahrer Thomas Royer bei der Arbeit (Foto: Lingk)

Am Tag 4 der Derby-Woche (Start des 1. Rennens um 17.00 Uhr) haben sich der Maxime des Veranstalters zuliebe, ein Meeting für alle anzubieten, traditionsgemäß die Professionals etwas zurückzuhalten. Fünf der 13 Rennen sind den Amateuren reserviert, bei denen man bei vielen von Hobbyfahrern gar nicht schreiben möchte. Spitzenkräfte wie Mutter und Tochter Lindinger, Thomas Royer, die Hufschmiede Hans-Jürgen von Holdt und André Pögel, Jörg Hafer, Marian Tux stehen in punkto Taktik und Gewitztheit manchem Profi in nichts nach, was rasante Fights um jeden Zentimeter erhoffen lässt.

Duell, Dreikampf und Derby-Championat

Sie steigen in den Renntag ein mit dem Duell zwischen Atlantic CG und Richard Parker. Nach einem Profi-Rennen, in dem vor allem Get Lucky und Night Star Sam dem frischen Berliner Doppelsieger Eminent Frisia die Daumenschrauben ansetzen wollen, gilt es für die Damen und Herren Amateure dann richtig. Wie schon seit 1997 - damals noch als Derby-Pokal der Amateure ausgetragen - geht’s in der Internationalen Derby-Meisterschaft der Amateure in zwei Vorläufen und dem Finale Grande (10. Rennen, 20.40 Uhr) neben dem Eintrag auf die noble Ehrenliste um richtig viel Kohle. Allein 25.000 Euro werden im „Endspiel“, das die jeweils besten Fünf bestreiten, verteilt, womit dies das wertvollste Amateurfahren in deutschen Landen ist.

Vor der großen Kür haben 20 Gespanne die Pflicht der Vorläufe zu absolvieren. Die Ärmeren bis maximal 20.000 Euro Gewinnsumme messen sich im 3. Rennen um 17.52 Uhr, und dort sticht sofort ein Gespann ins Auge, das erste Chancen gar auf den Gesamtsieg anmeldet: Desert King und Thomas Royer. Der von Josef Franzl geformte „Wüstenkönig“ hat heuer in vier von fünf Auftritten der Konkurrenz das Wasser deftig abgegraben und die Generalprobe am 1. Juli in München mit dem Hotelier aus Ramsau am Dachstein in einen überlegenen Triumphmarsch gemünzt. Der zählt in Austria zu den profiliertesten Männern seiner Zunft und hat auch hierzulande durch schneidige Fahrten - und noch schneidigere Bonmots - gepunktet. Das Starts-Siege-Verhältnis des 39jährigen ist phänomenal, und wie man diese Meisterschaft gewinnt, hat er dem faszinierten Publikum bereits 2014 beim Durchmarsch mit Faust Hanover vorgeführt. Da werden sich Realist, Kashmir, Pompano Julian, Finnegan Bros, Offroader und Tipsport Boy als allesamt sehr solide Größen bzw. deren Steuerleute einiges einfallen lassen müssen, um dem Favoritenduo eins auszuwischen.

In sich hat’s Vorlauf 2 (4. Rennen, 18.16 Uhr) für die Reichen - jene bis 50.000 Euro Einkommen. Die bayerische Macht Cachamour mit dem mit allen Wassern gewaschenen Marian Tux, Lasbeks Dauerläufer Kelso mit Dennis Kristiansen, einem der besten Amateure Dänemarks, Wildcat Hanseatic, die seit 1½ Jahren „läuft und läuft und läuft“, aus 30 Starts zwölf Siege und sieben Ehrenplätze ins Gefecht wirft und mit Hans-Jürgen von Holdt hier im Dezember 2017 Vorlauf und Finale des Winterpokals der Amateure an ihre reich geschmückte Fahne geheftet hat, dazu der nach sieben Monaten Pause gerade rechtzeitig in Form gekommene Titelverteidiger Out of the Slums mit Thomas Maassen - gegen dieses Super-Quartett wird selbst für Könner wie den inzwischen in Österreich seine Brötchen verdienenden einstigen Seriensieger Mister Big Yankee wie den enorm zuverlässigen SJ’s Sunday der Griff nach einem der Final-Billetts kein Zuckerschlecken. Der Kampf mit offenem Visier ist eröffnet!

Wer wird "Shootingstar"?

Natürlich gehen auch die Profis nicht leer aus, was lukrative Prüfungen anbelangt. Für all jene Vierbeiner, deren Karriere drei- und vielleicht auch vierjährig noch nicht recht ins Rollen gekommen ist, wurde 1997 der Shootingstar-Cup ins Leben gerufen. Pferde wie Celebrate Light, Celestial Dreams, Arc de Triomphe, Indio Corner, Out of the Slums haben diese Art „zweiter Bildungsweg” zum Durchstarten in eine bemerkenswerte Laufbahn genutzt. Erstmals wird der Shootingstar in lediglich einem Lauf ermittelt, in dem es wie so häufig beim Derby-Meeting heißt: Holland gegen den Rest der Welt. Die Hälfte der zehn Aspiranten im 12. Rennen (21.30 Uhr), in dem es neben 14.000 Euro Rennpreisen für die Wetter um eine garantierte Dreierwette-Auszahlung von 8.888 Euro geht, hat einen mehr oder weniger intensiven niederländischen Hintergrund. Zwei Kandidaten schickt das Quartier von Hugo Langeweg ins Gefecht, die beide erstmals deutschen Boden betreten.

Für Bachelet trifft dies nicht ganz zu, denn geboren wurde die Lady 2014 im holsteinischen Gestüt Westerau. Die Braune, die bei ihren neun Versuchen nie schlechter als Dritte war und fünfmal ganz vorn angeschlagen hat, wird vom Trainer selbst gesteuert, was in ihrem Fall nicht unbedingt ein Hinweis sein muss. Noch eindrucksvoller liest sich nämlich Happy Hollandias Bilanz, die bei allen sechs Saisonstarts unbezwingbar war und mit Finn Verkaik einen Nachwuchsmann im Sulky weiß, der mit ihr acht Siege herausgefahren und gerade in den letzten Monaten auch in „offenen“ Prüfungen für viel Furore gesorgt hat. Nicht so sehr „Oranje“, sondern eher „Rot-Weiß“ könnte nach diesem Match im Winner Cicle aufkreuzen, denn die glückliche Holländerin ist einer der seltenen Fuchsschimmel. Bange machen gilt bekanntlich nicht, und so werden die frischen Sieger Here I am, Hairos F Boko und Titan As alles daran setzen, den Langeweg-Express zu stoppen. Oder kann Hocus Pocus alle aus dem Weg zaubern? Den nötigen Schliff hat sich der Wallach auf dem Gelsenkirchener Rechtskurs geholt. Michael Nimczyk versucht den dritten Streich in Folge mit Viveur Bi, der Italiener aus dem Championatsstall von Jeroen Engwerda hat sich allerdings zum Comeback nach halbjähriger Auszeit enorme Brocken eingeladen.

Rekordhalter Fridericus gegen starke Konkurrenz

Dort, wo die Shootingstars hinwollen, sind die acht Teilnehmer im Derby-Pokal der Flieger bereits angekommen: in der oberen Gehaltsliste. Über die an 7. Stelle um 19.28 Uhr ausgetragene Meile gibt’s ein Wiedersehen mit Mariendorfs Bahnrekordler Fridericus, der nach seiner erfolgreichen Schweden-Rallye nun beim Ur-Berliner Roman Matzky gelandet ist. Mit Startplatz „8“, der wie für Thai Investment (7) die zweite Startreihe beim etwas kniffligen „Ab“ im Bogen bedeutet, sind dem „Preussen“ zunächst die Füße gebunden. Im Vorjahr krallte sich Immosand diese Aufgabe. Sollte der Achtjährige geschwind wie immer in die Hufe kommen und die Mitstreiter einschläfern, könnte es für Mighty Hanover, Nileo, Rapido OK, Paymybills Diamant & Co ein böses Erwachen geben.

Kein Einschlafen, sondern Ahs und Ohs gibt’s noch mal nach dem letzten Rennen beim Höhenfeuerwerk, zu dem man sich um die Vierbeiner keine Sorgen machen muss: Zum Einen sind diese längst in ihren Boxen, zum Anderen wird auf laute Knalleffekte verzichtet - es lockt ein Augenschmaus.

Unsere Tipps: 

1. Atlantic CG – Richard Parker – Katy Perry
2. Mr Bathuan Byd – Get Lucky – Eminent Frisia
3. Desert King – Offroader – Pompano Julian
4. Out of the Slums – Wildcat Hanseatic – SJs Sunday
5. Handicap-Pokal de Luxe, Halbfinale B
6. Hanna Greenwood – Taj Mahal Diamant – Only You
7. Rapido Ok – Paymybills Diamant – Nileo
8. Candyman Hornline – Tragopan Jet – Ivy Corner
9. Handicap-Pokal de Luxe, Halbfinale A
10. Int. Derby-Meisterschaft der Amateure Finale A
11. Danielle Simoni – Lewandowski – Highlander Boko
12. Happy Hollandia – Hairos F Boko – Bachelet
13. Int. Derby-Meisterschaft der Amateure Finale B

Freitag, 3. August

5. Tag des Derby-Meetings

Freitagabend - Damenwahl!

Nein, nicht im weltberühmten Café Keese, sondern rund 15 Kilometer südwestlich am 5. Tag des Derby-Meetings auf der Mariendorfer Pferde-Avus, wo um 16.10 Uhr zum 1. Start gebeten wird.

Anfang Juni war Arendelle mit "Goldhelm" Michael Nimczyk im Sulky in Mariendorf erfolgreich (Foto: Marius Schwarz)

Im Mittelpunkt des 13 Rennen umfassenden Menü, von dem die Rennen 4 bis 7 über den französischen Kooperationspartner PMU nach Frankreich übertragen und dort bewettet werden, steht seit je her das in zwei Vorläufen und Finale entschiedene Bruno-Cassirer-Rennen für die Traberladys. Mit dieser Prüfung erinnert die Derby-Bahn an jenen Mann, ohne dessen großzügiges finanzielles und ideelles Engagement die im April 1913 eingeweihte Piste - damals noch vor den Toren Berlins - gar nicht mehr existieren würde. Ende jenes Jahres war der Verein pleite, und nur Cassirers erheblichen Mitteln war es zu danken, dass es weiterging. 20 Jahre leitete der Verleger und Kunstmäzen die Geschicke Mariendorfs und auch Ruhlebens, bis er vor den nationalsozialistischen Machthabern 1938 endgültig ins Londoner Exil flüchtete.

28.000 Euro lässt sich der Berliner Trabrenn-Verein das Memorial kosten, wovon allein in dessen als 10. Rennen anstehendem Finale (20.22 Uhr) 20.000 Euro verteilt werden. Vor diesen fetten Preis haben die Ausschreibungsgötter den Schweiß gesetzt: Nur wer in den Vorläufen unter die besten Fünf kommt, darf sich Hoffnung auf einen weiteren üppigen Scheck machen.

3-mal Lasbek gegen 2-mal Bayern

In Vorlauf 1 (2. Rennen; 16.40 Uhr) für die etwas ärmeren Ladys rüstet Deutschlands berühmtestes Gestüt Lasbek kräftig an: Drei Ladys gehen für Günter Herz’ kaffeebraune Farben mit den weißen Nähten ins Gefecht, von denen sich Christian Lindhardt für Misty Morning entschieden hat. Eigentlich ist dies die erste Wahl - er als Gestütstrainer sollte schließlich wissen, wer die Beste ist. Nicht minder gut ist es allerdings um Medici Isabella bestellt, für die Jörgen Sjunnesson verpflichtet wurde. Der südschwedische Catchdriver hat bei seinen zahlreichen Berlin-Gastspielen fast immer für enorme Furore gesorgt und ist selten ohne Sieg im Gepäck heimgereist. Etwas ab fällt Marimba - da muss es mit Heinz Wewering niemand Geringerer als der mit fast 17.000 Siegen erfolgreichste europäische Trabrennfahrer richten.

Sehr gut möglich allerdings, dass mit Sotchi Santana ein bayerisches „Madl“ allen einen dicken Strich durch jedwede Rechnung macht. Sieben ihrer elf Starts hat sie als Klassenbeste absolviert, dazu kommen zwei Ehrenplätze - und im Sulky sitzt Rudi Haller, der in Berlin stets zu besonderer Hochform aufläuft. Landsfrau Velvet Affair hat sich mit einem souveränen Sieg das nötige moralische Rüstzeug geholt; auch Josef Franzl präsentiert seine Schützlinge fast durchweg in extrem starker Manier.

"Berliner Pflanze" Nelly Pepper will ins Finale

Elimination 2 (3. Rennen; 17.10 Uhr) ist den reicheren Damen vorbehalten, die im Finale 20 Meter mehr laufen müssen. Im Vorjahr gewann Michael Nimczyk mit Goldy Stardust aus dieser Konstellation nach dem Vor- auch den Endlauf - es ist also durchaus machbar. Diesmal sieht es für ihn und die zuverlässige Arendelle a priori nicht ganz so rosig aus, denn einige Gegnerinnen sind von besonderer Güte. An erster Stelle ist die von Hugo Langeweg geformte Hindy Heikant zu nennen. Richtig ins Rollen gekommen ist die Braune erst vor einem knappen Jahr, doch dann ging’s rapide voran. Seither hat sie samt 12.000 Euro ein halbes Dutzend Rennen gewonnen, darunter drei PMU-Prüfungen, und wagt sich nun erstmals nach Deutschland.

Viele Meriten hat Good Girl As eingeheimst, mit der Bahneigentümer Ulrich Mommert ganz im Stile Bruno Cassirers, der einst ebenfalls einen erstklassigen Rennstall sein Eigen genannt hat, den großen Coup anpeilt; ganz so zwingend wie im Vorjahr scheint die Tochter von Derby-Sieger Abano As jedoch derzeit nicht zu sein. Und dann ist da noch Lokalmatadorin Nelly Pepper aus dem Stall der Familie Stamer. Achtmal hat die Dunkelbraune den Gegnern bereits Eisen und Hacken gezeigt und ist dank ihrer Speedstärke in ihrem bislang schwersten Match selbst für den Sieg nicht außen vor. Im Finale sollten die Berliner ihre „kesse Göre“ auf jeden Fall wiedersehen.

Einige Favoriten auf der Langstrecke

Neben dem PMU-Intermezzo ist der Derby-Marathon-Pokal (12. Rennen, 21.14 Uhr) über die bis 1978 gelaufene Derby-Strecke von 3200 Metern ein echter Hingucker, bei dem die elf Aspiranten von drei Startpunkten auf die 2½ Runden weite Reise gehen. Mit 3240 Meter haben der US-Finne Classic St Pat sowie Running Allmar am meisten zu ackern, wobei der Italiener in diesem Jahr in einem ähnlich langen Rennen in Florenz schon mal als Bester vom Platz gegangen ist. Die Konkurrenz allerdings ist enorm anspruchsvoll. Von der 3200-Meter-Grundarke werden die formstarken General Lee, Glaedar und Gobelin auf niemanden warten und versuchen, die Chance resolut beim Schopf zu packen. Im zweiten Band lauert mit Goldy Stardust die Cassirer-Siegerin des Vorjahrs, die überhaupt erst vier ihren 17 Starts nicht als Siegerin beendet hat. Ein auf diesen Distanzen bewährter Recke ist O’Sunday - kein Siegertyp, für die Dreierwette, in der eine Garantieauszahlung von 7.777 Euro winkt, jedoch allemal denkbar.

Nach dem 13. Rennen (21.40 Uhr) heißt’s für die Vierbeiner dann „husch, husch in die Boxe“; ausklingen soll der Renntag gegen 22.00 Uhr mit einem romantischen Klassikfeuerwerk.

Unsere Tipps: 

1. Ciao Amore – Top Winner – Garry
2. Sotchi Santana – Medici Isabella – Velvet Affair
3. Hindy Heikant – Arendelle – Nelly Pepper
4. Gri Maximus – Kentucky Bo – Cromwell
5. Astasia du Vivier – Casanova d’Amour – Deniro – Chronos
6. Stradivari – Libero – Fire Lane
7. Hercules Petnic – Arkadiusz Simoni – Gameboy Newport
8. Hamilton SR – Houdini Newport – Windhund
9. Shakira CH – Chuckaluck – Flavio As
10. Finale Bruno Cassirer-Rennen
11. Samir – Lordano Ass – Janus R.A.
12. Goldy Stardust – General Lee – O’Sunday
13. Idol – Be Happy – Naymoon

Quelle: Berliner Trabrenn-Verein (BTV)

Sonntag, 29. Juli 2018

3. Tag des Derby-Meetings

Oranje - ganz weit oben

Es ist angerichtet für das höchstdotierte deutsche Trabrennen des Jahres, das am kommenden Sonntag zum 123. Mal entschiedene Derby. Was die Auguren im Vorfeld von den vier Qualifiern erwartet hatten, wurde hinsichtlich eines Faktums gar noch übertroffen. Man muss kein großartiger Prophet sein, um zu vermuten, dass am 5. August zum sechsten Mal in Folge im Winner Circle niederländischer Zungenschlag dominiert. Neun der zwölf Finalisten kommen aus dem Nachbarland: Je drei aus dem Quartier Paul Hagoorts, das zwei Vorläufe und einen Ehrenplatz an seine Fahne heftete, und Dion Tesselaar, der das Kunststück mit drei dritten Plätzen schaffte. Einzelkämpfer sind der im Speed als Zweiter restlos überzeugende „adlige“ Velten von Polly (Hugo Langeweg), der erneut ungemein beeindruckende Very Impressie S (I., Cees Kamminga) sowie Inspector Bros (II., Stefan Schoonhoven). Und weil Altmeister Jean-Pierre Dubois den in der Normandie vorbereiteten Laurel Park (II.) weiterbrachte, stemmen sich diesen Zehn mit Ulrich Mommerts und Hans Brockers Chapter One, dem es vor allem zuzutrauen ist, die Phalanx dieser fremden Armada aufzubrechen, sowie Marion Jauß’ Standbyme lediglich zwei hierzulande trainierte Aspiranten entgegen.

Ids Boko hängt Favorit Emilion ab

Ids Boko mit Robin Bakker gewinnt den ersten Vorlauf zum 123. Deutschen Traber-Derby (Foto: Marius Schwarz)

Der Vorlauf-Reigen begann mit einem Knaller. Der im Vorfeld selbst für den Derby-Sieg hoch gehandelte Emilion bzw. seine Entourage bekamen knallhart unter die Nase gerieben, dass ein Sicherheitsstart, wie ihn Michael Nimczyk dem Sam-Bourbon-Sohn verschrieb, mit rund 30 Meter Bodenverlust ein zu großes Handicap ist, wenn die Anderen wie geschehen nicht auf ihn warten. Ids Boko, von dem Trainer Paul Hagoort meinte, das Derby käme für ihn vielleicht zwei, drei Wochen zu früh, setzte sich gegen Jean-Pierre Dubois’ Laurel Park fürs Kommando durch und „never looked back“. Emilion war etwa zur Halbzeit dran am Feld und wurde eingangs gegenüber in Spur drei dirigiert, wo der von Dubois senior gezüchtete Hengst aus dem Hause Mommert bei dem enormen Knast nur mühsam vorankam und seine Derby-Ambitionen als Vierter sogar komplett begraben musste. In sagenhaften 1:12,1 - Berliner Saisonrekord und deutscher Mitteldistanz-Rekord für dreijährige Wallache - ließ Ids Boko den Angriff des prima durchstehenden Laurel Park locker um eine Länge an sich abtropfen; 2½ weitere Längen zurück war Platz drei und damit die erste Niederlage seines jungen Arbeitslebens für Dion Tesselaars Crazy and Quick durchaus ein kleines Ruhmesblatt, das mit der Endlauffahrkarte belohnt wurde.

Very Impressive S eindrucksvoll ruhig

Siegerehrung: Very Impressive S mit Cees F. Kamminga gewinnt den zweitten Vorlauf zum 123. Deutschen Traber-Derby (Foto: Marius Schwarz)

Der nächste Paukenschlag ließ nicht lange auf sich warten. Cees Kamminga ließ sich in Qualifier 2 von der Hetzjagd, die der nach einer Runde in Front springende Iron Transs R und dessen Verfolger Charmeur Royal anzettelten, mit dem Geldwechsler Very Impressive S nicht im Geringsten aus der Ruhe bringen. Vorsichtig ins Match gebracht, machte sich der Schwarzbraune in der Außenspur auf die Verfolgung der Flüchtlinge, baute den Buddenbrock-Sieger nach einer Runde dahinter für 300 Meter auf und wechselte im Scheitel der letzten Kurve nach außen. Wie eine Windsbraut zog er drückend überlegen in 1:12,6 über Charmeur Royal hinweg und warf mit dem dritten Berliner Sieg in Folge seinen Hut höchst nachdrücklich in den Derby-Ring. Fürs dritte Finalbillett kämpfte Standbyme den gerade mal 320 Euro reichen Great Gatsby As mit Ach und Krach nieder.

Chapter One siegt von der Spitze

Siegerehrung: Chapter One mit Michael Nimczyk gewinnt den dritten Vorlauf zum 123. Deutschen Traber-Derby (Foto: Marius Schwarz)

Endlich mal ein deutsches Kapitel schlug Chapter One in Vorlauf 3 auf, der beim Sieg im Adbell-Toddington-Rennen einem Very Impressive S das Nachsehen gegeben hatte. Mit ihm ging Michael Nimczyk sofort volles Risiko, mischte sich kräftig in den zwischen City Guide und Officer Stephen tobenden Zweikampf um die Spitze ein, den City Guide mit einem 13 Sprünge umfassenden Fehler im ersten Bogen beendete, und übernahm nach 500 Metern die Spitze, „womit die halbe Miete schon drin war“, wie Trainer Wolfgang Nimczyk im Nachgang bestätigte. Die ganze wurde es mit Beginn der Zielgeraden, als Deutschlands Goldhelm ihm den Kopf freigab. Im Sturmschritt setzte er sich in 1:13,6 klar und deutlich von Inspector Bros und Officer Stephen ab, der dem nach seinem Fehler zügig in die Todesspur dirigierten City Guide um Haaresbreite widerstand.

Mister F Daag dreht nach schwachem Start auf

Mister F Daag mit Robin Bakker gewinnt den vierten Vorlauf zum 123. Deutschen Traber-Derby (Foto: Marius Schwarz)

Nach dem Motto „Der Beste zum Schluss“ hatte der BTV Mister F Daags Vorlauf als Nummer 4 angesetzt, und der haushohe Favorit auf das Blaue Band ließ sich nicht lumpen. Robin Bakker hatte mit dem Hagoort-Schützling am Start einige Probleme, so dass sich zunächst die Anderen kräftig ins Zeug legen konnten. Dennoch kam der Sohn der Miss Love, der sich die Rennhärte heuer ausschließlich in Frankreich geholt hat, nach 500 Metern im zweiten Paar außen unter - idealer konnte es für den 10:10-Geldwechsler nicht laufen. 600 Meter vorm Ziel machte Bakker das erste Mal ein bisschen Ernst, umflankte sein Zugpferd Ibra Boko wie nix und legte sich an die Flanke des Leaders Fabio de Pervenche. Bis Mitte des Einlaufs blieb er mit diesem auf Augenhöhe und stiefelte dann aus der Hand locker-flockig in starken 1:12,8 ab. Den totalen holländischen Triumph komplettierte der ganz spät eingesetzte Velten von Polly, der mit Hugo Langeweg dem tapferen Tempomacher die zweite Prämie stahl und eine kleine deutsche Note ins Spiel brachte: Besitzerin ist die seit Jahrzehnten überaus engagierte Sigrid Velten. Ein Haar in der Siegersuppe fand Robin Bakker doch: „Am Start gefiel er mir gar nicht, nahm nicht genug Tempo auf und rumpelte sogar kurz. Wollen wir im Derby eine Chance haben, müssen wird das schleunigst abstellen - dafür ist der Trainer zuständig!“

Zauni - Deutschlands Sattelkönig

Siegerehrung: Zauni mi tFahrerin  Ronja Walter (M.) gewinn (Foto: Marius Schwarz)

Einen weißen Fleck in ihrer langen Erfolgsliste tilgte Ronja Walter im zum sechsten Mal ausgetragenen Derby-Monté um stolze 20.000 Euro, in dem sie ihrem Zauni vorab kaum Chancen gegen die französisch- schwedischen Spezialisten ausgerechnet hatte. Doch der seit dieser Saison ausschließlich - und das mit immensem Erfolg - unterm Sattel eingesetzte St-Leger-Sieger der Saison 2016 fand viel besser in die Hufe als befürchtet, konnte nach 600 Metern in dritter Spur hinter dem sich kräftig beharkenden Schweden-Duo Victorious Star innen und Star Advisor Joli einparken und hatte, als der Fuchs die Todesspur mehr und mehr spürte, nur noch den Lugauer-Schützling vor der Nase. Der zeigte unter Zaunis wachsendem Druck 100 Meter vorm Ziel deutliche Wirkung und wurde von ihm um zwei Längen weggebürstet. „Obwohl er am Start mehrmals einen Fehler andeutete, lief doch alles gut ab, und einen besseren Verlauf hätte ich mir auf den letzten 1000 Metern nicht wünschen können. Wie er sich in seine Aufgaben reinhängt, ist einfach bombastisch“, war Deutschlands Monté-Königin nach ihrem insgesamt 98. Sieg zu Freudentränen gerührt.

Heinz Wewering - ein putzmunterer Oldie

Acht Piloten mit zusammen mehr als 30.000 Siegen trafen sich im Derby-Pokal der Oldies, der das Rennen jenes Mannes wurde, der lange Zeit mit 707 Saison- sowie später mit Gesamt-Siegen die Rangliste aller Professionals weltweit angeführt hat und derzeit bei Numero 16.872 angekommen ist (mehr hat lediglich der Amerikaner Dave Palone auf dem Kerbholz): Heinz Wewering. Es war ein Verlauf so recht nach dem Geschmack des 68jährigen „ewigen Goldhelms“, der Unstoppable mit dem ersten Schritt derart unerbittlich kesseln ließ, dass der Rest spätestens auf der Zielgeraden nur das staunende Nachsehen hatte. Der „Oldie but Goldie“ verpasste dem fürwahr nicht zu stoppenden, sonst von Schwiegersohn Robbin Bot chauffierten Zola-Boko-Sohn als Nebenprodukt mit 1:13,1 eine neue Hausmarke. Ex-Europameister Manfred Zwiener befriedigte seine Berliner Fans mit Rang zwei durch Late Night Show, Gerd Biendl rettete sich mit der lange außen rum marschierenden Marie Galante zu „Bronze“.

Wie im Vorjahr ein Sieg für die TraberParti

Richtig voll im Winner Circle wurde es nach dem 11. Rennen, in dem Hannah Hazelaar, das Pferd mit den 350 TraberParti-Besitzern, eine im Grunde nicht mehr zu gewinnende Partie mit einer tollen Speedshow doch noch zu ihren Gunsten hinbog. Durch ständige Führungswechsel bis an die letzte Position zurückgeschoben, nutzte Michael Nimczyk mit eisernen Nerven die gegenüber in dritter Spur vorrückende Hélène des Moères als Lokomotive. Wer unterwegs nicht viel investieren muss, hat am Ende reichlich in petto - und das hatte die brave Hannah unter dem Jubel ihrer Besitzer mit verblüffender Leichtigkeit: „Sie wird immer besser und ist für die Idee, mit einem Traber Viele glücklich zu machen, das ideale Pferd. Keine Bange - wir haben in punkto Beschlag- und Ausrüstungsvariationen noch einiges in der Hinterhand, so dass wir noch lange nicht das Ende der Erfolgsstange gesehen haben“, war des Goldhelms Statement über die Lady, die sich um 1,2 Sekunden auf 1:14,5 steigerte.

Vor dem 1. Derby-Vorlauf wurde dem Publikum eher sportliche Schonkost geboten, denn sowohl beim Sieg der mit Roland Hülskath sofort in Front gedüsten Ivonne Dragon wie bei jenem Gian Luca Pasels, die sich endlich wieder ihrer Top-Form vor zwölf Monaten erinnerte und mit Ersatzmann Michael Nimczyk Richard Parker niederrang, war doch reichlich Sand im Getriebe der Anderen. Zumindest bis zum Ziel spannender machte es der Berliner Krabat, mit dem Manfred Zwiener den von Gerhard Mayr angekündigten Iceman Bo in Abteilung 1 des 2. Handicap-de-Luxe-Vorlaufs eiskalt mit Augenmaß einsammelte. In Abteilung 2 scheiterte er mit der braven Jilliane knapp an Apollonia, mit der Michael Nimczyk eine Runde vor Schluss die Regie übernahm und bis zum Pfosten alle Hände voll zu tun hatte, die nicht überzeugende Sechsjährige zusammenzuhalten.

Startnummer „1“ war für Dr. Marie Lindinger in einem der vielen Derby-Pokale der Amateure Programm. Die Pole Position ließ sie sich mit Atlantic CG auf keinem Meter streitig machen und hatte endgültig gewonnenes Spiel, als Zweitausend PS, der den Wieserhofern noch am nächsten war, 400 Meter vorm Ziel im Galopp Adieu sagte.

Start-Ziel dominierten Be Happy und Victor Gentz eine maßgeschneiderte Aufgabe, zumal das „Stallgeflüster“ Payet viel zu weit aus dem Rennen lag, um die Lauvenburgerin trotz famosem Endspurts in Verlegenheit zu bringen; am Zielstrich fehlte ihm eine halbe Länge. Den Schlusspunkt setzte ein Nimczyk - diesmal Vater Wolfgang, der mit dem familieneigenen Red Lover den mit Michael liierten Best Kept Secret auf Distanz hielt, was durchaus erwartet worden war.

Dank der heißen Favoriten Very Impressive S und Mister F Daag, die bei 10:10 nichts zum Geld mehren, wohl aber etwas für die Jagd auf Prämienlose waren, machte der Umsatz knapp unter der 400.000-Euro-Grenze halt und lag damit fast fünf Prozent über dem des Vorjahrs.

Umsatz bei 14 Rennen: 397.624,89 Euro (incl. 255.075,74 Euro Außenwette)

 

Samstag, 28. Juli 2018:

2. Tag des Derby-Meetings

Dreimal Holland, einmal Bavaria

Auf diese Kurzformeln lassen sich die vier Vorläufe zum Arthur-Knauer-Rennen 2018 bringen, womit die für die Setzliste Verantwortlichen im Vorfeld ausgezeichneten Spürsinn bewiesen haben. Die gemeinten Stuten gaben sich lediglich in einem Fall eine kleine Blöße: Allein Laura Vici vermochte sich nicht als Siegerin fürs 30. Stuten-Derby zu empfehlen und schaffte mit Ach und Krach Rang zwei - das lässt ihr nach den erstklassigen Vorstellungen der Siegerinnen nur bedingte Chancen, diese Scharte auszubügeln, wenn es in einer Woche um den großen „Pott“ geht.

Cahaya und Fahrer Dion Tesselaar siegten im ersten Vorlauf zum Stuten-Derby (Foto: Marius Schwarz)

Die etwas ungewöhnlich nach nur einem Start - dem Ehrenplatz im Buddenbrock-Rennen - gesetzte Cahaya wurde im 1. Vorlauf dieser Wertschätzung vollauf gerecht - und das, obwohl ihr die Losfee den äußersten Startplatz „8“ aufgebürdet hatte. Dion Tesselaar riskierte mit der Love-You-Tochter gar nichts, sondern überstellte ihr erst auf der Tribünengeraden aus vierter Stelle den Marschbefehl. Thorsten Tietz war mit Blitzstarterin Girlofmanymissions gut beraten, die 13:10-Favoritin für die Schlussrunde vorbeizulassen, die fortan niemanden mehr in ihrer Nähe duldete und sich in bestechender Manier in 1:13,4 überlegen verabschiedete. An ihrer Vorderfrau Girlofmanymissions, die als Dritte den Endlauf bombensicher erreichte, raufte sich Intouchable locker vorbei.

Auch Avalon Mists und Fahrer Robin Bakker wurden im zweiten Vorlauf zum Stuten-Derby ihrer Favoritenrolle gerecht (Foto: Marius Schwarz)

Kurioserweise musste auch Avalon Mists, die heiße Favoritin auf den Gesamtsieg, in Elimination 2 von der „8“ los - und erledigte die Pflicht vor der großen Kür noch schmuckloser. Robin Bakker kannte kein Erbarmen, ließ die Pastor-Stephen-Tochter vom Fleck weg knattern und wurde von Björn Goop ausgangs der ersten Kurve auf den Regiestuhl durchgewinkt. Nach diesem ersten heftigen Run drosselte Bakker das Tempo enorm, so dass bis auf die kurz nach dem „Ab“ gesprungene Gri Happy Girl das Feld dicht zusammen blieb. Da änderte sich schlagartig, als es „Leinen los“ hieß für die 10:10-Favoritin. Nach 1:14,2 war die Messe souverän vor der vergeblich attackierenden Unicorn Diamant und Nagama, die sich bis zum Schluss tapfer durch Todesspur mühte, in den schönsten Liedern gesungen: „Sie wäre vielleicht auch gut genug fürs ‚große’ Derby, aber wir haben uns bewusst für die vermeintlich leichtere Aufgabe entschieden. Sie ist topsicher und kann speziell am Start noch zügiger loslegen - das wird sie im Finale vermutlich auch müssen. Doch da haben wir auf jeden Fall eine bessere Startnummer“, resümierte Bakker.

Donna Granata und Rudolf Haller düpierten im dritten Vorlauf zum Stuten-Derby Favoritin Laura Vici (Foto: Marius Schwarz)

Als einzige der Gesetzten sollte es für Adbell-Toddington-Siegerin Laura Vici in Vorlauf 3 nicht zum Sieg reichen, weil Donna Granata sich mit dem „Rudi-Haller-Berlin-Effekt“ in bestechender Verfassung präsentierte. An der sofort in Front gezogenen, „immer etwas faulen“ Corleone-Tochter biss sich die nach einer Runde in die Angriffsspur dirigierte Laura Vici derart gründlich die Zähnchen aus, dass sie für den Ehrenplatz um ein Haar von Trainingsgefährtin Lightning Bo erwischt worden wäre. „Wir haben sie etwas anders zurechtgemacht - das hat sich ausgezahlt“, war des Bayern kurzes Statement zum nicht unbedingt erwarteten Erfolg, der nach 1:13,7 zwei Längen voraus ganz leicht ausfiel.

Isabella Boshoeve wurde im vierten Vorlauf zum Stuten-Derby von Dion Tesselaar erwartungsgemäß zum Sieg gesteuert (Foto: Marius Schwarz)

Den Lapsus Laura Vicis bügelte Isabella Boshoeve im 4. und letzten Qualifier umgehend in einem Stil aus, an dem es nicht das kleinste Fitzelchen zu deuteln gab. Aus dem irren Gefecht um die Spitze zwischen Fitforfun, die im ersten Bogen ausfiel, Olena und der sich letztlich durchsetzenden Brétigny hielt sich Dion Tesselaar mit der heuer in Schweden und Frankreich gestählten Ready-Cash-Tochter nach dem Motto zurück: „Wenn du gegen diese Gegnerinnen früh aufs Ganze gehst und Galopp fährst, hast du gar nichts. Es gilt allein, ohne große Umstände das Finale zu erreichen.“ Als sich der Pulverdampf nach 500 Metern verzogen hatte, machte sich der 49jährige mit viel Verve auf den Weg nach vorn und wurde von Michael Nimczyk 1100 Meter vorm Ziel bereitwillig in Front gelassen. Wie Wiebe Landmans Stute ihr Pensum nach diesem kernigen Zwischenspurt abspulte, hinterließ gehörigen Eindruck. Ohne auch nur im Entferntesten gefordert zu werden, setzte sie sich in erstklassigen 1:13,8 überlegen auf fünf Längen ab. Brétigny, deren großer Bruder Broadwell kurz zuvor mit seinem Sieg im Prix de Milan zu Enghien sein vorläufiges Meisterstück abgegeben hatte, bekam den anfänglichen Kraftakt deutlich zu spüren, wurde immer müder und rettete nicht mal den dritten und letzten Finalplatz, für den sich Lusiana Bo und Olena als die deutlich Munteren erwiesen.

Rayman in Tagesbestzeit

Vor der feierlichen Eröffnung mit Durchschneiden des Blauen Bandes war „Wewering-Time“ angesagt. Genau wegen solcher Vorstellungen wie mit dem bislang sieglosen Henry Havana, den er erstmals in Händen hatte und auf Anhieb um 2,4 Sekunden verbesserte, ist der ewige Goldhelm zur Legende geworden. „Was war denn da los?“ wurde „Heinz the Champ“ gefragt. „Das Pferd wollte rennen wie der Deibel, und ich hab ihm den Willen gelassen“. Das reichte für den üppigen 145:10-Außenseiter, der den harschen Schlussangriff Drachenbluts ausstand und Heinz Wewering den 16.871. Sieg bescherte - so sich die Statistiker bei der Masse nicht verzählt haben.

Der nächste Schocker ließ nicht lange auf sich warten: Nachdem Janika Bo scheinbar souverän voraus 250 Meter vorm Ziel ausfiel und sich die Waage sehr deutlich Local Hero zuneigte, kam auch jener kurz vorm Ziel aus dem Takt, so dass die innen von Herbert Plankl klug geschonte Flying Wings für 329:10 abstaubte und die Phalanx der V7+-Wetter radikal dezimierte. Auch für die Tochter von Derby-Sieger 2002 Lets Go gab’s die erste Siegerschleife der Karriere.

Es blieb Navy Blue und Deutschlands Amateurchampionesse Sarah Kube vorbehalten, im 3. Rennen den Fluch, der über den Favoriten lag, zu brechen. Obwohl sie zur Halbzeit die wohlfeile Lage hinter Tempomacher Falco verließen und ihnen anschließend der äußere Fahrtwind ins Gesicht blies, legten sie den Holländer in einem einsamen Duell vor dem Rest locker zu den Akten.

In Abteilung II sprang der schon so oft angesungene Locarno über seinen Schatten - bzw. zog nach zahlreichen Ausfällen mit André Pögel in der Todesspur ohne Fehl und Tadel durch. Des Rätsels Lösung für den kniffligen Burschen, der überlegen in 1:13,6 nach Hause rannte, als kenne er keinen Fehler, war ein Bodenblender, der installiert wurde, damit er sich nicht vor Schatten erschreckt.

Als echter Publikums- und Wetterliebling entpuppte sich RitchiRich Diamant, mit dem Gerd Biendl nach zurückhaltendem Beginn ab der Tribünengeraden als Lokomotive durch die Außenspur dampfte und Mariendorfs Pferd des Jahres 2015 Mighty Hanover, dem Thorsten Tietz zügig die Tête gesichert hatte, mit Augenmaß zu den Akten legte. „Dank seines riesigen Kämpferherzens kann man ihm solch einen Transport durchaus zumuten“, war des oftmaligen bayerischen Champions Resümee, der den mit zunehmendem Alter immer stärker werdenden Conway-Hall-Sohn zum 19. Sieg aus 44 Auftritten führte.

Gelohnt hat sich die weite Anreise aus Dinslaken für Bourgogne, von dem im 1. Vorlauf des Handicap de Luxe lange gar nichts zu sehen war. Als sich die Anhänger des durchweg führenden Kleiner Donner wahlweise Richtung Winner Circle bzw. Auszahlkasse aufmachten, kam weit außen Wolfgang Musga mit dem Sam-Bourbon-Sohn angeflogen und schnappte ihm den Sieg sicher vor der Nase weg. Dass es auch für die „Handicapper“ kein leichtes Amt ist, zeigte die Siegzeit von 1:16,0 für den bei 88:10 notierten Hengst.

Der erste Vergleich des Fahrernachwuchses ging auf die Kappe des Favoriten-Duos Fire Lane und Jan Thirring, das sich aus der Frontlage zum Schluss sputen musste, um nicht von der von Lisa Hanikirsch fein auf Touren gebrachten Tiffany Diamant erwischt zu werden.

Kurz vor Toresschluss hatte auch Thorsten Tietz noch einen messerscharfen Pfeil im Köcher, mit dem nach den letzten Leistungen nicht unbedingt zu rechnen war. Lag es daran, dass sein Züchter Roman Krüger aus der Normandie tags zuvor nach Berlin gereist war? Rayman präsentierte sich in einer wilden Tempojagd, bei der am Ende mit 1:12,7 die schnellste Zeit des heißen Samstags zu Buche stand, kernig wie in besten Tagen. Schon der Griff nach dem Taktstock gegen den mächtig gegenhaltenden Little Danny war nichts für schwache Nerven, doch machte das dem Lets-Go-Sohn gar nichts aus. Erstmals mit Backenfellen ausstaffiert, rannte der Wallach unter Tietz’ energischen Hilfen wie um sein Leben und war auch vom wieder genesenen Tequila F. nicht einzufangen.

Zum guten Ende schepperte es noch mal ordentlich: Come on Scully stand einen Fluchtversuch eisern durch und spendierte den wenigen Glücklichen, die ihr und ihrem Fahrer Georg Kowalski ihr Erspartes anvertraut hatten, mit 921:10 die bisher höchste Sieg-Quote des Meetings.

Der Umsatz blieb um eine Idee unter jenem des Vorjahrs, in dem bei 14 Rennen 321.541 Euro umgesetzt worden waren. Das entspricht einem Schnitt von rund 23.000 Euro im Vergleich zu den 22.616 dieses Samstags.

Umsatz bei 13 Rennen: 294.011,58 Euro (incl. 188.785,13 Euro Außenumsatz)

Freitag, 27. Juli 2018:

1. Tag des Derby-Meetings

Orlando Jet - nur fliegen ist schöner

Siegerehrung: Orlando Jet mit Fahrer Rudolf Haller gewinnt das Charlie-Mills-Memorial 2018 (Foto: Marius Schwarz)

Auch wenn im traditionsreichen Charlie-Mills-Memorial nur sechs Starter an die auf ebenso viele Schecks verteilten 20.000 Euro Prämie wollten, wurde es den Erwartungen auf ein erstes sportliches Highlight des Derby-Meetings 2018, das ja offiziell erst am Samstag eröffnet wird, vollauf gerecht. Orlando Jet, Deutschlands aktuelles und einziges Aushängeschild fürs „ältere“ internationale Parkett, für 10:10 zum Geldwechsel-Kurs angetreten und ganz sicher im Fokus all jener „Jäger“, die sich über die Bank des Renntages ihr üppiges Quantum Anrechtscheine für die große Prämienausspielung um einen nagelneuen PKW sichern wollten, stellte seine riesige Anhängerschar vollauf zufrieden.

„Ich war mir im Vorfeld ziemlich sicher, wir würden das Ding nach Hause schaukeln, hatte aber gehörigen Respekt vor Cash Hanover. Ist der auf Hundert und man lässt ihn sein Ding durchziehen, kann es durchaus eine böse Überraschung geben“, verriet der „Haller Rudi“ im Nachgang und ging das Rennen auf die gnadenlos harte Tour an, zumal Michael Nimczyk hatte verlauten lassen, keineswegs vorm großen Namen zu kuschen und sich durchaus eine klitzekleine Chance auszurechnen. Und so donnerten sie denn mit Urgewalt los - ganz innen SJs Junior C, Cash Hanover in der Mitte und Hallers „bestes Pferd, das ich in meiner langen Karriere je hatte“, in dritter Spur. Zu Beginn der ersten Biege bei 1:05,8 für die ersten 300 Meter zog sich Stefan Schoonhoven zurück, doch brauchte der „Jet“ Vollschub bis zu deren Mitte, um endlich an Cash Hanover vorbeizukommen. Danach war der Fisch im Grunde geputzt, denn nach dem irren Anfangstempo konnte Haller die Fahrt deutlich drosseln. Seine behäbig eingetretene zweite Waffe Stark Bi wurde eingangs gegenüber von Josef Franzl in Marsch gesetzt, und nun musste Cash Hanover, wollte er nicht rettungslos eingebaut werden, wohl oder übel selbst in Spur zwei.

Das alles spielte dem von Peter Busch gezüchteten wuchtigen Orlando-Vici-Sohn nur noch effektiver in die Karten. Nach 1:09,2 für die vorletzten setzte es 1:10,4 für die finalen 400 Meter - fertig war in 1:12,5 der 13. Sieg aus lediglich 17 Versuchen, mit dem der braune Bomber, an dessen Manier und Exterieur ganz sicher auch der trabrennsportliche Weltenbürger Charlie Mills seine Freude gehabt hätte, nun 229.599 Euro reich ist. Kein schlechter Schnitt für Einen, den Hallers langjährige österreichische Besitzerfamilie Bauer bei der Derby-Auktion 2014 für ganze 7.500 Euro an Land gezogen hat und der sich nun wieder den fetten Prämientöpfen Frankreichs zuwenden wird: Am 14. August soll er in Enghien sein nächstes Engagement im Prix de la Porte Versailles um 70.000 Euro wahrnehmen, für das er den überaus warmen Applaus der hiesigen Zuschauer mitnimmt. Der Mumm, dem großen Favoriten tapfer die Stirn geboten zu haben, wurde Cash Hanover mit dem sicheren Ehrenplatz vor Stark Bi entgolten.

Keine Überraschung im Derby-Cup

Pelle Barosso mit Fahrer Josef Franzl hat die Nase im Derby-Cup vorne (Foto: Marius Schwarz)

Auch der erste sportliche Höhepunkt war nur mit sechs Aspiranten bestückt, auch er wanderte in weiß-blaue Gefilde. Wobei der mit 7.500 Euro dotierte Derby-Cup der Vierjährigen „aufm Platz“ als echter Langweiler daherkam, denn Pelle Barosso vor Kentucky Bo lautete die Reihenfolge nach 200 wie 1900 Metern. Josef Franzl durfte mit dem verhinderten Derby-Starter 2017 in Seelenruhe schalten und walten, wie er wollte, legte ausgangs des Schlussbogens ein gehöriges Pfund drauf und war durch nichts mehr zu erschüttern. Die krachende Bayern-Doublette vollendete Rudi Haller, der mit Kentucky Bo gut beraten war, dem 1:13,3 auslaufenden Favoriten bei der Kommandoübernahme keinen Stein in den Weg gelegt zu haben. „Ich hoffe, er bleibt endlich mal eine Weile gesund und kann alle zwei, drei Wochen starten. Im Training ist er nämlich kein Weltmeister; er braucht Rennen, damit er mal den Gipfel seiner Kapazitäten erreicht“, hoffte Franzl auf anhaltende Gesundheit für die Zukunft, „immer wieder sind uns kleinere Malaisen dazwischengekommen.“

Den Amateuren blieb die erste Siegerschleife der sieben tollen Renntage vorbehalten. In einer „Zuchtmeisterschaft“ der Bins-Traber hielt Sarah Kubes in Schweden registrierter Gonzales Greenwood sich für das kürzlich erlittene Pech schadlos. Nach betulichem Start riss er mit energischem Zwischenspurt einen Kilometer vorm Ziel den Taktstock an sich und widerstand dem Konter seines in Deutschland eingetragenen Verfolgers Miguel Greenwood recht sicher um einen „Hals“, womit das Meeting für Berlins in letzter Zeit ziemlich gebeutelten Thorsten Tietz schwungvoll begann.

Genau andersherum lief es unmittelbar danach im Trabreiten, bei dem der ebenso laufgewaltige wie kapriziöse Vrytzen mit seinem 20-Meter-Bandvorteil gar nichts anzufangen wusste und im Mittelfeld verschwand. Umso stärker präsentierte sich der hünenhafte Franzose auf dem zweiten Kilometer, wurde von Sytske de Vries mit aller Finesse ans vordere Duo herangeführt und wischte an dem schon mit dem Sieg liebäugelnden Ramazotti Diamant wuchtig vorbei.

Danach waren wieder die Amateure an der Reihe, bei denen Hans-Jürgen von Holdt mit seinem Paradepferd Wildcat Hanseatic der gewiss nicht schlechten Konkurrenz Start-Ziel Saures gab. Für die erst Anfang des Vorjahrs in den Rennbetrieb eingestiegene Sechsjährige war der 13. Volltreffer in 1:13,6/1900m nicht viel mehr als eine schärfere Übungseinheit für die am Donnerstag anstehende Internationale Meisterschaft der Amateure.

Nimczyk mit Doppelsieg

Das Rendezvous der über 2500 Meter gescheuchten Trotteurs Français wurde eine sichere Beute Michael Nimczyks, der sich aus einem bis zum Schluss zusammenbleibenden Quintett mit dem in Polen von Robert und Magdalena Kieniksman vorbereiteten Diego du Bellay um eine Länge durchsetzte. Viel leichteres Spiel hatte Deutschlands Goldhelm gleich im Anschluss mit Kiss Me Bo, die auch beim vierten Start ihrer spät begonnenen Karriere vorneweg nicht zu ballern war und sich auf 1:15,5 steigerte. Die kleine Schwester der 2013er Stuten-Derby-Fünften Donna Kievitshof, auch sie eine Füchsin mit einer markanten Gesichtszeichnung, offenbarte gehöriges Potential nach oben.

 

Seinen Treffer setzte Berlins Lokalmatador Thorsten Tietz mit Gri Maximus, den er sich immer besser hingebogen hat. Selbst die Todesspur konnte den vierjährigen Wallach nicht bremsen, der sich Frontrenner Chuckaluck souverän zum vierten Sieg in Folge zur Brust nahm. Einen dritten Treffer für das Quartier aus Schöneiche verhinderte im Abschlussrennen die vorneweg wie entfesselt marschierende Opalis, mit der Franz Klein als einziger „Dreistelliger“ bei 114:10 souverän seine Bahnen zog. Jolie Coer bzw. Sarah Kube, die außen rum bei 1:13,8 kein leichtes Amt hatten und letztlich auf Rang vier landeten, musste genauso chancenlos wie alle anderen anerkennen, dass diese Schwarzbraune heute nicht zu kippen war.

Umsatz bei 9 Rennen: 224.073,59 Euro (incl. 163.678,94 Euro Außenumsatz)

Umsatz PMU-Rennen (Rennen 4 bis 7) in Frankreich: 1.093.136 Euro

Quelle: Berliner Trabrenn-Verein (BTV)

 


Vor sechs Jahren stieg der Frohnauer SC aus der Berlin-Liga ab und wurde gleich in die Bezirksliga durchgereicht. Nun fand der Verein auf vergleichbare Art, nur in umgekehrter Richtung, wieder den Weg zurück in Berlins höchste Spielklasse. Andreas Weiner ist seit vielen Jahren beim Frohnauer SC tätig, zuletzt als Trainer der A-Jugend, und übernimmt nun zur neuen Saison das Amt des scheidenden Olaf Jahn bei den 1. Herren.

A. Weiner


Im Interview mit Berlinsport Aktuell spricht Weiner über die vergangenen Jahre, über die Zu- und Abgänge sowie die Ziele für die kommende Spielzeit.

Zum Abhören bitte unten anklicken

 

Beitrag+Fotos: Berlinsport Aktuell/Hagen Nickelé