Trab: Vorschau auf Derby-Tag 4 und 5 in Mariendorf

Donnerstag, 2. August

4. Tag des Derby-Meetings

Feuerwerk auf und neben dem Platz

Der österreichische Amateur-Fahrer Thomas Royer bei der Arbeit (Foto: Lingk)

Am Tag 4 der Derby-Woche (Start des 1. Rennens um 17.00 Uhr) haben sich der Maxime des Veranstalters zuliebe, ein Meeting für alle anzubieten, traditionsgemäß die Professionals etwas zurückzuhalten. Fünf der 13 Rennen sind den Amateuren reserviert, bei denen man bei vielen von Hobbyfahrern gar nicht schreiben möchte. Spitzenkräfte wie Mutter und Tochter Lindinger, Thomas Royer, die Hufschmiede Hans-Jürgen von Holdt und André Pögel, Jörg Hafer, Marian Tux stehen in punkto Taktik und Gewitztheit manchem Profi in nichts nach, was rasante Fights um jeden Zentimeter erhoffen lässt.

Duell, Dreikampf und Derby-Championat

Sie steigen in den Renntag ein mit dem Duell zwischen Atlantic CG und Richard Parker. Nach einem Profi-Rennen, in dem vor allem Get Lucky und Night Star Sam dem frischen Berliner Doppelsieger Eminent Frisia die Daumenschrauben ansetzen wollen, gilt es für die Damen und Herren Amateure dann richtig. Wie schon seit 1997 - damals noch als Derby-Pokal der Amateure ausgetragen - geht’s in der Internationalen Derby-Meisterschaft der Amateure in zwei Vorläufen und dem Finale Grande (10. Rennen, 20.40 Uhr) neben dem Eintrag auf die noble Ehrenliste um richtig viel Kohle. Allein 25.000 Euro werden im „Endspiel“, das die jeweils besten Fünf bestreiten, verteilt, womit dies das wertvollste Amateurfahren in deutschen Landen ist.

Vor der großen Kür haben 20 Gespanne die Pflicht der Vorläufe zu absolvieren. Die Ärmeren bis maximal 20.000 Euro Gewinnsumme messen sich im 3. Rennen um 17.52 Uhr, und dort sticht sofort ein Gespann ins Auge, das erste Chancen gar auf den Gesamtsieg anmeldet: Desert King und Thomas Royer. Der von Josef Franzl geformte „Wüstenkönig“ hat heuer in vier von fünf Auftritten der Konkurrenz das Wasser deftig abgegraben und die Generalprobe am 1. Juli in München mit dem Hotelier aus Ramsau am Dachstein in einen überlegenen Triumphmarsch gemünzt. Der zählt in Austria zu den profiliertesten Männern seiner Zunft und hat auch hierzulande durch schneidige Fahrten - und noch schneidigere Bonmots - gepunktet. Das Starts-Siege-Verhältnis des 39jährigen ist phänomenal, und wie man diese Meisterschaft gewinnt, hat er dem faszinierten Publikum bereits 2014 beim Durchmarsch mit Faust Hanover vorgeführt. Da werden sich Realist, Kashmir, Pompano Julian, Finnegan Bros, Offroader und Tipsport Boy als allesamt sehr solide Größen bzw. deren Steuerleute einiges einfallen lassen müssen, um dem Favoritenduo eins auszuwischen.

In sich hat’s Vorlauf 2 (4. Rennen, 18.16 Uhr) für die Reichen - jene bis 50.000 Euro Einkommen. Die bayerische Macht Cachamour mit dem mit allen Wassern gewaschenen Marian Tux, Lasbeks Dauerläufer Kelso mit Dennis Kristiansen, einem der besten Amateure Dänemarks, Wildcat Hanseatic, die seit 1½ Jahren „läuft und läuft und läuft“, aus 30 Starts zwölf Siege und sieben Ehrenplätze ins Gefecht wirft und mit Hans-Jürgen von Holdt hier im Dezember 2017 Vorlauf und Finale des Winterpokals der Amateure an ihre reich geschmückte Fahne geheftet hat, dazu der nach sieben Monaten Pause gerade rechtzeitig in Form gekommene Titelverteidiger Out of the Slums mit Thomas Maassen - gegen dieses Super-Quartett wird selbst für Könner wie den inzwischen in Österreich seine Brötchen verdienenden einstigen Seriensieger Mister Big Yankee wie den enorm zuverlässigen SJ’s Sunday der Griff nach einem der Final-Billetts kein Zuckerschlecken. Der Kampf mit offenem Visier ist eröffnet!

Wer wird "Shootingstar"?

Natürlich gehen auch die Profis nicht leer aus, was lukrative Prüfungen anbelangt. Für all jene Vierbeiner, deren Karriere drei- und vielleicht auch vierjährig noch nicht recht ins Rollen gekommen ist, wurde 1997 der Shootingstar-Cup ins Leben gerufen. Pferde wie Celebrate Light, Celestial Dreams, Arc de Triomphe, Indio Corner, Out of the Slums haben diese Art „zweiter Bildungsweg” zum Durchstarten in eine bemerkenswerte Laufbahn genutzt. Erstmals wird der Shootingstar in lediglich einem Lauf ermittelt, in dem es wie so häufig beim Derby-Meeting heißt: Holland gegen den Rest der Welt. Die Hälfte der zehn Aspiranten im 12. Rennen (21.30 Uhr), in dem es neben 14.000 Euro Rennpreisen für die Wetter um eine garantierte Dreierwette-Auszahlung von 8.888 Euro geht, hat einen mehr oder weniger intensiven niederländischen Hintergrund. Zwei Kandidaten schickt das Quartier von Hugo Langeweg ins Gefecht, die beide erstmals deutschen Boden betreten.

Für Bachelet trifft dies nicht ganz zu, denn geboren wurde die Lady 2014 im holsteinischen Gestüt Westerau. Die Braune, die bei ihren neun Versuchen nie schlechter als Dritte war und fünfmal ganz vorn angeschlagen hat, wird vom Trainer selbst gesteuert, was in ihrem Fall nicht unbedingt ein Hinweis sein muss. Noch eindrucksvoller liest sich nämlich Happy Hollandias Bilanz, die bei allen sechs Saisonstarts unbezwingbar war und mit Finn Verkaik einen Nachwuchsmann im Sulky weiß, der mit ihr acht Siege herausgefahren und gerade in den letzten Monaten auch in „offenen“ Prüfungen für viel Furore gesorgt hat. Nicht so sehr „Oranje“, sondern eher „Rot-Weiß“ könnte nach diesem Match im Winner Cicle aufkreuzen, denn die glückliche Holländerin ist einer der seltenen Fuchsschimmel. Bange machen gilt bekanntlich nicht, und so werden die frischen Sieger Here I am, Hairos F Boko und Titan As alles daran setzen, den Langeweg-Express zu stoppen. Oder kann Hocus Pocus alle aus dem Weg zaubern? Den nötigen Schliff hat sich der Wallach auf dem Gelsenkirchener Rechtskurs geholt. Michael Nimczyk versucht den dritten Streich in Folge mit Viveur Bi, der Italiener aus dem Championatsstall von Jeroen Engwerda hat sich allerdings zum Comeback nach halbjähriger Auszeit enorme Brocken eingeladen.

Rekordhalter Fridericus gegen starke Konkurrenz

Dort, wo die Shootingstars hinwollen, sind die acht Teilnehmer im Derby-Pokal der Flieger bereits angekommen: in der oberen Gehaltsliste. Über die an 7. Stelle um 19.28 Uhr ausgetragene Meile gibt’s ein Wiedersehen mit Mariendorfs Bahnrekordler Fridericus, der nach seiner erfolgreichen Schweden-Rallye nun beim Ur-Berliner Roman Matzky gelandet ist. Mit Startplatz „8“, der wie für Thai Investment (7) die zweite Startreihe beim etwas kniffligen „Ab“ im Bogen bedeutet, sind dem „Preussen“ zunächst die Füße gebunden. Im Vorjahr krallte sich Immosand diese Aufgabe. Sollte der Achtjährige geschwind wie immer in die Hufe kommen und die Mitstreiter einschläfern, könnte es für Mighty Hanover, Nileo, Rapido OK, Paymybills Diamant & Co ein böses Erwachen geben.

Kein Einschlafen, sondern Ahs und Ohs gibt’s noch mal nach dem letzten Rennen beim Höhenfeuerwerk, zu dem man sich um die Vierbeiner keine Sorgen machen muss: Zum Einen sind diese längst in ihren Boxen, zum Anderen wird auf laute Knalleffekte verzichtet - es lockt ein Augenschmaus.

Unsere Tipps: 

1. Atlantic CG – Richard Parker – Katy Perry
2. Mr Bathuan Byd – Get Lucky – Eminent Frisia
3. Desert King – Offroader – Pompano Julian
4. Out of the Slums – Wildcat Hanseatic – SJs Sunday
5. Handicap-Pokal de Luxe, Halbfinale B
6. Hanna Greenwood – Taj Mahal Diamant – Only You
7. Rapido Ok – Paymybills Diamant – Nileo
8. Candyman Hornline – Tragopan Jet – Ivy Corner
9. Handicap-Pokal de Luxe, Halbfinale A
10. Int. Derby-Meisterschaft der Amateure Finale A
11. Danielle Simoni – Lewandowski – Highlander Boko
12. Happy Hollandia – Hairos F Boko – Bachelet
13. Int. Derby-Meisterschaft der Amateure Finale B

Freitag, 3. August

5. Tag des Derby-Meetings

Freitagabend - Damenwahl!

Nein, nicht im weltberühmten Café Keese, sondern rund 15 Kilometer südwestlich am 5. Tag des Derby-Meetings auf der Mariendorfer Pferde-Avus, wo um 16.10 Uhr zum 1. Start gebeten wird.

Anfang Juni war Arendelle mit "Goldhelm" Michael Nimczyk im Sulky in Mariendorf erfolgreich (Foto: Marius Schwarz)

Im Mittelpunkt des 13 Rennen umfassenden Menü, von dem die Rennen 4 bis 7 über den französischen Kooperationspartner PMU nach Frankreich übertragen und dort bewettet werden, steht seit je her das in zwei Vorläufen und Finale entschiedene Bruno-Cassirer-Rennen für die Traberladys. Mit dieser Prüfung erinnert die Derby-Bahn an jenen Mann, ohne dessen großzügiges finanzielles und ideelles Engagement die im April 1913 eingeweihte Piste - damals noch vor den Toren Berlins - gar nicht mehr existieren würde. Ende jenes Jahres war der Verein pleite, und nur Cassirers erheblichen Mitteln war es zu danken, dass es weiterging. 20 Jahre leitete der Verleger und Kunstmäzen die Geschicke Mariendorfs und auch Ruhlebens, bis er vor den nationalsozialistischen Machthabern 1938 endgültig ins Londoner Exil flüchtete.

28.000 Euro lässt sich der Berliner Trabrenn-Verein das Memorial kosten, wovon allein in dessen als 10. Rennen anstehendem Finale (20.22 Uhr) 20.000 Euro verteilt werden. Vor diesen fetten Preis haben die Ausschreibungsgötter den Schweiß gesetzt: Nur wer in den Vorläufen unter die besten Fünf kommt, darf sich Hoffnung auf einen weiteren üppigen Scheck machen.

3-mal Lasbek gegen 2-mal Bayern

In Vorlauf 1 (2. Rennen; 16.40 Uhr) für die etwas ärmeren Ladys rüstet Deutschlands berühmtestes Gestüt Lasbek kräftig an: Drei Ladys gehen für Günter Herz’ kaffeebraune Farben mit den weißen Nähten ins Gefecht, von denen sich Christian Lindhardt für Misty Morning entschieden hat. Eigentlich ist dies die erste Wahl - er als Gestütstrainer sollte schließlich wissen, wer die Beste ist. Nicht minder gut ist es allerdings um Medici Isabella bestellt, für die Jörgen Sjunnesson verpflichtet wurde. Der südschwedische Catchdriver hat bei seinen zahlreichen Berlin-Gastspielen fast immer für enorme Furore gesorgt und ist selten ohne Sieg im Gepäck heimgereist. Etwas ab fällt Marimba - da muss es mit Heinz Wewering niemand Geringerer als der mit fast 17.000 Siegen erfolgreichste europäische Trabrennfahrer richten.

Sehr gut möglich allerdings, dass mit Sotchi Santana ein bayerisches „Madl“ allen einen dicken Strich durch jedwede Rechnung macht. Sieben ihrer elf Starts hat sie als Klassenbeste absolviert, dazu kommen zwei Ehrenplätze - und im Sulky sitzt Rudi Haller, der in Berlin stets zu besonderer Hochform aufläuft. Landsfrau Velvet Affair hat sich mit einem souveränen Sieg das nötige moralische Rüstzeug geholt; auch Josef Franzl präsentiert seine Schützlinge fast durchweg in extrem starker Manier.

"Berliner Pflanze" Nelly Pepper will ins Finale

Elimination 2 (3. Rennen; 17.10 Uhr) ist den reicheren Damen vorbehalten, die im Finale 20 Meter mehr laufen müssen. Im Vorjahr gewann Michael Nimczyk mit Goldy Stardust aus dieser Konstellation nach dem Vor- auch den Endlauf - es ist also durchaus machbar. Diesmal sieht es für ihn und die zuverlässige Arendelle a priori nicht ganz so rosig aus, denn einige Gegnerinnen sind von besonderer Güte. An erster Stelle ist die von Hugo Langeweg geformte Hindy Heikant zu nennen. Richtig ins Rollen gekommen ist die Braune erst vor einem knappen Jahr, doch dann ging’s rapide voran. Seither hat sie samt 12.000 Euro ein halbes Dutzend Rennen gewonnen, darunter drei PMU-Prüfungen, und wagt sich nun erstmals nach Deutschland.

Viele Meriten hat Good Girl As eingeheimst, mit der Bahneigentümer Ulrich Mommert ganz im Stile Bruno Cassirers, der einst ebenfalls einen erstklassigen Rennstall sein Eigen genannt hat, den großen Coup anpeilt; ganz so zwingend wie im Vorjahr scheint die Tochter von Derby-Sieger Abano As jedoch derzeit nicht zu sein. Und dann ist da noch Lokalmatadorin Nelly Pepper aus dem Stall der Familie Stamer. Achtmal hat die Dunkelbraune den Gegnern bereits Eisen und Hacken gezeigt und ist dank ihrer Speedstärke in ihrem bislang schwersten Match selbst für den Sieg nicht außen vor. Im Finale sollten die Berliner ihre „kesse Göre“ auf jeden Fall wiedersehen.

Einige Favoriten auf der Langstrecke

Neben dem PMU-Intermezzo ist der Derby-Marathon-Pokal (12. Rennen, 21.14 Uhr) über die bis 1978 gelaufene Derby-Strecke von 3200 Metern ein echter Hingucker, bei dem die elf Aspiranten von drei Startpunkten auf die 2½ Runden weite Reise gehen. Mit 3240 Meter haben der US-Finne Classic St Pat sowie Running Allmar am meisten zu ackern, wobei der Italiener in diesem Jahr in einem ähnlich langen Rennen in Florenz schon mal als Bester vom Platz gegangen ist. Die Konkurrenz allerdings ist enorm anspruchsvoll. Von der 3200-Meter-Grundarke werden die formstarken General Lee, Glaedar und Gobelin auf niemanden warten und versuchen, die Chance resolut beim Schopf zu packen. Im zweiten Band lauert mit Goldy Stardust die Cassirer-Siegerin des Vorjahrs, die überhaupt erst vier ihren 17 Starts nicht als Siegerin beendet hat. Ein auf diesen Distanzen bewährter Recke ist O’Sunday - kein Siegertyp, für die Dreierwette, in der eine Garantieauszahlung von 7.777 Euro winkt, jedoch allemal denkbar.

Nach dem 13. Rennen (21.40 Uhr) heißt’s für die Vierbeiner dann „husch, husch in die Boxe“; ausklingen soll der Renntag gegen 22.00 Uhr mit einem romantischen Klassikfeuerwerk.

Unsere Tipps: 

1. Ciao Amore – Top Winner – Garry
2. Sotchi Santana – Medici Isabella – Velvet Affair
3. Hindy Heikant – Arendelle – Nelly Pepper
4. Gri Maximus – Kentucky Bo – Cromwell
5. Astasia du Vivier – Casanova d’Amour – Deniro – Chronos
6. Stradivari – Libero – Fire Lane
7. Hercules Petnic – Arkadiusz Simoni – Gameboy Newport
8. Hamilton SR – Houdini Newport – Windhund
9. Shakira CH – Chuckaluck – Flavio As
10. Finale Bruno Cassirer-Rennen
11. Samir – Lordano Ass – Janus R.A.
12. Goldy Stardust – General Lee – O’Sunday
13. Idol – Be Happy – Naymoon

Quelle: Berliner Trabrenn-Verein (BTV)