Die Mariendorfer Derby-Woche: Tag 6 – 8

Tag 6: Goldy, das Goldstück

Michael Nimczyk gewinn mit Goldy Stardust das Bruno Cassirer-Rennen – Marathon-Sieg für Rossini Diamant (Thorsten Tietz) – Cramer Flevo (Angelin Batist) überrascht zu dreistelliger Quote im Trabreiten, Baliverne Buroise (Lea Ahokas) im Franzosenrennen

(mf) Am Freitag vor dem Derby stehen traditionell die „Damen“ im Mittelpunkt, womit in der Regel die vierbeinigen gemeint sind, die sich im traditionellen Bruno Cassirer-Rennen messen. Doch passend zum Thema des Tages fuhren bzw. ritten auch zwei weibliche Aktive zur Siegerehrung vor.

Goldy Stardust eine Macht

Michael Nimczyk präsentierte sich bislang in Gala-Form (Foto: Marius Schwarz)

Das Michael Nimczyk, der im Lauf der Derbywoche eine schon jetzt atemberaubende Erfolgsserie abgeliefert hat, mit Goldy Stardust das mit insgesamt 28.000 Euro dotierte Bruno Cassirer-Rennen gewinnen würde, ahnten die meisten Experten schon im Vorfeld. Schließlich war die Siegesserie der im Besitz seines Onkels Hans Brocker befindlichen Vierjährigen nur kurz unterbrochen worden, als sie einmal etwas zu spät angegriffen hatte. In welchen Stil die einmal mehr nicht im Geringsten an ihre Grenzen gehende Braune aber Vorlauf und Finale für sich entschied, machte ungeheuren Eindruck.

In der Qualifikation zum Finale durch den Startplatz in der zweiten Reihe zunächst zur Passivität verurteilt, rollte Goldy Stardust das gesamte Feld mit einem Zwischenspurt auf der Gegengeraden auf und gewann lediglich deshalb mit „nur“ sieben Längen, weil ihr Steuermann noch Reserven fürs Finale bewahren wollte. Dort wurde angesichts einer 20 Meter-Zulage ebenfalls am Anfang nichts übertrieben, Nimczyk rückte lediglich nach einer Runde zur führenden Lambalamba auf, doch als es Ernst wurde, stand die Siegerin im Handumdrehen fest. Diesmal waren es fünf Längen bis zur im Speed gut aufkommenden Zweitplatzierten Yen, doch hätte die 11:10-Favoritin bei Bedarf jederzeit noch zulegen können. Hinter der tapferen Lambalamba holte sich mit Gwenda Beuckenswyk (Richard Slijfer) die Gewinnerin des ersten Vorlaufs das vierte Geld, war trotz der Vorgabe für die gewinnärmeren Ladys aber ebenso chancenlos wie die anderen auch.

Bei der Siegerehrung traf sich fast die gesamte Nimczyk/Brocker-Familie inklusive Omas, Schwestern, Schwiegermüttern und wer sonst im nahen und weiteren Sinn noch zu diesem engagierten und erfolgreichen „Clan“ gehört. Einen dritten Tagessieg feierte der Goldhelmträger in der letzten Tagesprüfung – natürlich mit einer Stute, denn Here she goes war beim zweiten Start nach einer Pause topfit und erinnerte an frühere gute Leistungen.

Marathon-Jogging für Rossini Diamant

Mussten Goldy Stardust und Co. an diesem Tag, bedingt durch die Doppelstarts, 4.000 Meter zurücklegen, standen im Derby-Marathon 3.200 Meter in einem einzigen Rennen auf dem Programm. Kein Problem für Thorsten Tietz, der sich schon im Vorfeld sehr optimistisch gezeigt hatte und mit Rossini Diamant gleich ins Kommando gelangte. Durch eine geschickte Tempoverschleppung machte der Berliner Champion es seinem Erfolgswallach so einfach wie möglich, den bereits zwölften Saisonerfolg unter Dach und Fach zu bringen. Wenn auch mit 19:10 die Siegquote etwas opulenter als bei Goldy Stardust ausfiel, gehörte auch Rossini Diamant zur Kategorie „Top-Favoriten“ des Tages.

Die gemeinten Pferde waren ebenfalls in den beiden mit jeweils 7.500 Euro dotierten Prüfungen der Vierjährigen vorn, bei denen zunächst Guillaume Boko (Robbin Bot) eine Kostprobe seines großen Könnens abgab, bevor Dennis Spangenberg hinter dem immer besser werdenden Khalid seine ganze fahrerische Klasse aufbieten musste, um dem spät ins Rennen findenden Rappen den bislang größten Scheck seiner Laufbahn zu verschaffen.

Frauenpower

Wesentlich überraschender waren die Ergebnisse in den von zwei jungen Damen dominierten Prüfungen. Insbesondere im Trabreiten hatten nur wenige mit dem scheinbar formschwachen Cramer Flevo gerechnet, obwohl in dessen Sattel mit Angeline Batist eine der besten Reiterinnen Hollands Platz genommen hatte und der Wallach zusätzlich vom Branchendienst trab-inside.de als „Außenseiter des Tages“ nominiert worden war. Nach einem spannenden Endkampf, bei dem Cramer Flevo auf der Ziellinie die Nase gegen die lange das Bild bestimmenden Rio Chico und Viva la Marc vorn hatte, konnte sein Anhang die lohnende Quote von 208:10 kassieren.

Pech hatte dagegen Charlie PM, der zwischen dem kämpfenden Trio die entscheidende Passage gefunden hatte, aber mit dem Sieg vor Augen über die Ziellinie galoppierte. Auch im Rennen der Franzosen sah es lange nach einem Favoriteneinlauf aus, bevor die in Sattel wie Sulky gleichermaßen talentierte Lea Ahokas nach einer souverän vorgetragenen Schlussattacke mit Baliverne Buroise (144:10) die weitaus höher eingeschätzten Casanova d’Amour und Chance Classique auf die Verliererstraße schickte. Auch der allererste Sieger des Abends hatte eine weibliche Note: Katharina Merz, Trainerin des mit Heinz Wewering nach dem frühen Ausfall der hohen Favoritin Easter Smart überlegen erfolgreichen Speed of Moor, feierte am Freitag Geburtstag.

Einen Doppelerfolg verpasste der holländische Nachwuchsstar Jaap van Rijn mit viel Pech, denn nachdem Gian Luca Pasel wieder auf die Siegerstraße zurückgekehrt war, kam die haushohe Favoritin Gotta Jibboo zu spät auf freie Bahn, um das Blatt gegen die rechtzeitig enteilte Floor Charisma (Roland Hülskath) noch wenden zu können. Dagegen wurde Ex-Amateurchampion Jörg Hafer mit SJs Sunday der hohen Einschätzung der Wetter mühelos gerecht, als er den Hengst zwar erst auf der zweiten Hälfte des Weges einsetzte, aber trotzdem schon zu Beginn der Endgeraden als Sieger feststand.

Gesamtumsatz: 343.148,25 Euro - Bahnumsatz: 198.325,00 Euro - Außenumsatz: 144.823,25 Euro

Tag 7: Emotion pur durch Motion Pure

Motion Pure (4) mit Heinz Wewering gewinnt das Stuten-Derby 2017 (Foto: Marius Schwarz)

Es kam am Tag des Stutenderbys mal wieder etwas anders als gemutmaßt, doch im Nachhinein war man dennoch nicht sonderlich verwundert über die neue Königin des Derbyjahrgangs und fragte sich, warum solange Rätselraten dominiert hatte. Weder die drei Mommert-Stuten noch die favorisierte Alegra B standen nach dem Eduard Winter Deutschem Stutenderby im Winner-Circle, sondern Motion Pure mit dem deutschen Rekordchampion und vielfachen Triumphator in dieser Prüfung. Heinz Wewering war selbst zwar cool und abgeklärt zu einem erneuten Stutenderbysieg, seinem neun insgesamt gekommen, doch drumherum war alles pure Emotion.

Natürlich gab es nach dem Stuten-Derby, das in Erinnerung an einen großen Pferdemann und Gönner der Mariendorfer Piste als Arthur Knauer-Rennen seit 1989 „getrennt“ vom Hauptderby gelaufen wird, einen großen Bahnhof für die Siegerin, doch die berühmten emotionalen Momente hatte es schon vor dem Akt der Ehrung gegeben. Vor dem Start zu der mit 103.802 EUR üppig dotierten Prüfung knisterte die Spannung auf der gut gefüllten Anlage am Mariendorfer Damm. Sollte es einer der drei Vorlaufsiegerinnen aus dem Stall von Ulrich Mommert gelingen, die Angelegenheit zur Zufriedenheit des Bahneigentümers zu regeln, oder sollte man doch lieber mit der überlegensten Vorlaufsiegerin gehen, der aus Schweden angereisten Alegra B? Da schien die letzte „Mohikanerin“ aus dem Gestüt Lasbek ein wenig unterzugehen in der Vorbetrachtung. Als einziges Pferd des M-Jahrgangs hatte die Muscle Hill-Tochter ein Derbyfinale erreicht und versuchte das Lasbeker Fähnlein aufrechtzuerhalten.

Die richtigen Bewegungen

Die für 52:10 am Toto als Co-Favoritin gehandelte Motion Pure enttäuschte ihren Anhang ebenso wenig wie der hinter ihr sitzende Akteur. Der mittlerweile 67 Jahre „junge“ Heinz Wewering warf als Dauer-Catchdriver seine ganze Klasse und Routine in die Waagschale, verlor nie die Nerven und gewann in 1:14,1 letztlich leicht. Doch leicht hatte man es der kleinen Stute nicht gemacht, die einmal mehr über sich hinauswuchs, wie es ihre Art zu sein scheint: „Sie ist zwar klein, aber sie glaubt, zwei Meter groß zu sein“, hatte ihr Trainer Christian Lindhardt metaphorisch den Kampfgeist der Stute schon vor einiger Zeit in Worte gefasst, was Heinz Wewering im Siegerinterview nur bestätigen konnte: „Sie hat ein großes Herz und setzt sich immer voll ein.“ Da nahm Motion Pure auch nicht übel, dass die eingangs zum ersten Bogen wegspringende Favoritin Alegra B ihr bös in die Quere hüpfte. So manche Dreijährige hätte dies selbst zum Anlass für einen Fehler genommen. Motion Pure setzte unbeeindruckt nach einem Schlenker nach und hatte dann das Glück in Honesty Newport ein Führpferd zu finden. So entwickelte sich in der von Tijuana Diamant angeführten Prüfung sich plötzlich doch noch alles günstig für die Lasbekerin, was schon im letzten Bogen für Optimismus beim Fahrer gesorgt hatte: „Das ist mein Rennen, dachte ich, und so war es dann ja auch. Im Einlauf machte sie sich beim Laufen immer kleiner!“ beschrieb Wewering die letzten Meter und die Einsatzfreude der kleinen Stute mit dem großen Kämpferherzen. Aus zweiter Position außen überlief Motion Pure recht locker die beiden Mommert-Stuten und kam zu einem mit 49.401 EUR honorierten Sieg. Die von Rudi Haller gelenkte Charlotte Newport kam ebenfalls noch an Tijuana Diamant vorbei, womit für die Mommert-Armada die Ränge zwei und drei heraussprangen.

So ist das Leben

Marion Jauß hatte keine Stute in das Finale gebracht, hoffte im Finale B auf die im Vorjahr so glänzend gelaufene NYSE, doch die Stute vermochte sich nicht zu behaupten und endete als Dritte zu C’est La Vie C und Hotspot. Siegfahrer Stefan Schoonhoven, der viel außen fahren musste, stellte trefflich fest: „Der Rennverlauf war nicht top, aber die Stute war stark und wird immer besser!“
Hatte im Vorjahr Dion Tesselaar mit Gilda Newport für Marion Jauß das Stutenderby gewinnen können, so verfügt zumindest der Trainer schon jetzt für eine interessante Kandidatin für die Edition 2018. Im Auktionsrennen für Zweijährige war die Ready Cash-Tochter Isabella Boshoeve Start-Ziel andere Ware.
Auch wenn Michael Nimczyk im Stutenderby leer ausging, so blieb er auch am vorletzten Tag des Derbymeetings nicht ohne Erfolgserlebnis. Gleich zum Auftakt gewann der Champion Start-Ziel mit Amici P und ließ dann die Gegner mit Skyfall alt aussehen, denn auch die weit enteilte Euforia sammelte er aus zweiter Reihe über die Meile im Einlauf lässig ein.

Keine Vorlaufsieger

Sowohl im Derby-Kampf der Geschlechter als auch im Finale zum Handicap-Pokal „de luxe“ waren die Vorlaufsieger im Endlauf nicht vorn. Katharina Kramer hatte sich mit Lovely Princess gegen Tornado Jet und Sarah Kube ins Ziel gerettet, während Late Night Show mit Hans-Jürgen von Holdt den Vorteil gegen den speedigen Falco in der Hand von Fred Handelaar nicht verteidigen konnte. Das Finale sicherte sich dann aus erster Startreihe den umgehend nach vorgezogenen Tornado Jet mit Sarah Kube. Nach dem Ausfall von Barbarella im Vorfeld schien alles für Fast Shadow zu sprechen, doch beim Bänderstart verweigerte der „Durchmarschsieger“ im dritten und entscheidenden Durchgang zum Handicap-Pokal „de luxe“ den Dienst und begann im gestreckten Galopp. Ein perfekt eingesetzter Johnnys Rockets setzte sich aus dem Rücken von Classic Garden mit Thomas Panschow durch.

Eine tolle Kampfpartie entschied Victor Gentz mit Soccer zu seinen Gunsten gegen den sich tapfer wehrenden Rebound in der Hand von Roland Hülskath. Da musste Trainingsgefährte Lordano Ass mit Lea Ahokas im 2. Lauf zur Internationalen Deutschen Nachwuchs-Meisterschaft sich deutlich weniger gegen MaxundAlex und Alexander Kelm anstrengen. Auch die Start-Ziel dominierende Normandie Royal konnte beim zweiten Lebensstart ungeschlagen bleiben und musste bei weitem mit Hugo Langeweg ihre Karten nicht aufdecken.

Beeindruckend fiel dann noch der Sieg von Tyrolean Dream aus, mit dem Rudi Haller es vorn so richtig kesseln ließ. In Tagesbestzeit von 1:12,7 fertigte er die gewiss nicht schlechte Konkurrenz ab. Den Schlusspunkt setzte nach totaler Offensive Tom Kooyman mit Guy Pomponne, ehe vor der altehrwürdigen Endell’schen Tribüne die große Derby-Jährlingsauktion stieg – nach dem Stutenderby ist eben immer auch vor dem Derby, und das gilt auch 2018 oder 2019, wenn die aktuell teilweise zu erheblichen Kursen verauktionierten Jährlinge beim Kampf um das Blaue Band mitsprechen wollen.

Gesamtumsatz: 447.006,20 Euro - Bahnumsatz: 266.751,50Euro - Außenumsatz: 180.254,70 Euro

Quelle: Berliner Trabrenn-Verein (BTV)


 

Tag 8: Robin Bakker setzt die Serie fort

 

Tsunami Diamant und Robin Bakker gewinnen das 122. Deutsche Traber-Derby (Foto: Marius Schwarz)

Der Niederländer gewinnt mit Tsunami Diamant sein viertes Derby in den letzten fünf Jahren – Knapp geschlagen wird Flying Fortuna (Christoffer Eriksson) Zweiter vor Ganyboy (Thorsten Tietz), Mister Ed Heldia (Björn Goop) und Mc Arthur (Michael Larsen) – Faszinierendes Finish zwischen den Fahrerlegenden Jean Pierre Dubois (Classic Connection) und Heinz Wewering (Mac Smily) im Finale B Orlando Jet (Rudolf Haller) und Gilda Newport (Dion P. Tesselaar) in den Derby-Revanchen überlegen – Michael Nimczyk gewinnt mit Lighten up Today hauchdünn den Super Trot Cup und mit Banks souverän die Rekordmeile – Italienischer Sieg durch Ze Doca (Davide Nuti) bei den Zweijährigen.

Es war ein großer Tag in Mariendorf mit einem würdigen Derbysieger Tsunami Diamant. Das niederländische Erfolgsduo Robin Bakker als Fahrer und Paul Hagoort als Trainer schaffte etwas, das selbst deutschen Legenden wie Johannes Frömming oder Heinz Wewering nie und dem großen Charlie Mills lediglich in den 1930er-Jahren einmal gelungen war: Zum vierten Mal innerhalb der letzten fünf Auastragungen stellten beide den Sieger im „Blauen Band“, das in diesem Jahr mit 251.408 Euro dotiert war. Bis die Entscheidung nach ohnehin schon dramatischem Verlauf feststand, wurden die Nerven aller Beteiligten auf eine harte Probe gestellt: Ausgerechnet im „Rennen der Rennen“ war die Zielfotoanlage defekt, so dass zunächst nicht zweifelsfrei ermittelt werden konnte, ob der fast an den äußeren Rails heranstürmende Tsunami Diamant oder ganz innen der vom Start weg führende Flying Fortuna mit seinem schwedischen Fahrer Christoffer Eriksson gewonnen hatte.

Nach Beratung zwischen Zielrichter und Rennleitung sowie Zuhilfenahme der aufgrund der Kameraposition nicht verbindlichen Rennaufzeichnung kam man zu dem Schluss, dass man auf ein „totes Rennen“ zwischen beiden Pferden guten Gewissens verzichten und den Sieg Tsunami Diamant zusprechen könne. Eine Entscheidung, die – so knapp es auch zuging – zweifellos richtig war und auch vom ansonsten durchaus diskussionsfreudigen Mariendorfer Publikum nicht im Geringsten angezweifelt wurde. Für das Besitzerduo Johann Holzapfel/Stall MS Diamanten bzw. Züchter Max Schwarz und sein Team vom Gestüt MS Diamanten war der Derbyerfolg verdienter Lohn für großes Engagement mit viel Investitionsbereitschaft.

Hinter den beiden Erstplatzierten eroberte Berlins Champion Thorsten Tietz mit dem Außenseiter Ganyboy den dritten Platz, während Schwedens Weltklassefahrer Björn Goop mit Mister Ed Heldia Vierter vor Mc Arthur (Michael Larsen) wurde. Pech hatte der klare Favorit Portland, dessen Besitzerin Marion Jauß viele den Sieg ebenfalls gegönnt hätten. Als Roland Hülskath den Hengst zu Beginn der Zielgeraden in vielversprechender Haltung in Angriffsposition gebracht hatte, gestattete der sich einen Schlenker nach innen, kollidierte kurz mit Mister Ed Heldia und reagierte darauf mit einer Galoppade.

Weltklasse-Fahrer mit internationalen Hoffnungsträgern

Kampfreiche Entscheidung mit Weltklassefahrern, die alle Register ihres Könnens zogen, waren nahezu den gesamten Nachmittag lang zu erleben. Den Anfang machten im Finale B des Derbys, mitunter auch als Trostlauf bezeichnet, Jean-Pierre Dubois und Heinz Wewering mit zwei Pferden, die man gerne auch im Finale erlebt hätte. Der 76-jährige Franzose, genau wie sein neun Jahre jüngerer deutscher Kontrahent immer noch „fit wie ein Turnschuh“, hatte mit Classic Connection ständig führend einfach den besseren Rennverlauf gegenüber dem ihn außen begleitenden Mac Smily, so dass er einen minimalen Vorteil die gesamte Zielgerade lang verteidigen konnte.

Ähnlich knapp ging es im erst zum zweiten Mal ausgetragenen „Super Trot Cup“ zu, den lange der Schwede Springfield zu dominieren schien. Als aus seinem Windschatten aber Lighten up Today und Deutschlands Champion Michael Nimczyk auf den Plan traten, musste der Favorit überraschenderweise passen, Lighten up Today sich jedoch gegen den Dänen Amazing Dynamite wehren, der seinem Namen gerecht werdend förmlich explodierte. Nur Zentimeter trennten die drei Erstplatzierten, und dann musste der Sieger auch noch eine Überprüfung durch die Rennleitung überstehen. Aber am Ende hieß es wie so oft in dieser Derbywoche: Gratulation an Fahrer Michael Nimczyk und Besitzer Ulrich Mommert. Nimczyk konnte sich eine halbe Stunde später die nächsten Glückwünsche abholen, als der in sein Quartier gewechselte Banks die Derby-Rekordmeile gewonnen hatte. Mit einer tollen Speedleistung, aber auch dem Glück des Tüchtigen, dass die „Tür“ im richtigen Moment aufging, setzte sich der achtjährige Wallach souverän durch. Bei einer Siegerzeit von 1.11,4 fehlten zu einem neuen Bahnrekord nur wenige Zehntel. In Kürze soll es nach Frankreich gehen.

An einem großartigen Derbytag mit vielen hart umkämpften Entscheidungen gab es aber auch zwei Sieger, die schon vor ihrem Rennen so gut wie im Ziel standen, und die als jeweils 10:10-Favoriten ihrem Anhang sogar keinerlei Rendite brachten. Gefeiert wurden die in ihren Derby-Revanchen mit großer Überlegenheit agierenden Orlando Jet (Rudolf Haller) und Gilda Newport (Dion P. Tesselaar) dennoch – zu stolz ist Traberdeutschland, solche sogar für den internationalen Einsatz bereiten Pferde erleben zu dürfen. International ging es auch bei den Zweijährigen zu, die sich um 40.000 Euro bewarben. Der Sieg ging an den vom Deutschen Holger Ehlert trainierten italienischen Wallach Ze Doca, mit dem Davide Nuti früh das Kommando übernommen hatte, vor der deutschen Stute Nonas Kiss und dem niederländischen Hengst Very Impressive S, während sich der Franzose Emilion bei einem gut aussehenden Schlussangriff um alle Chancen galoppiert hatte.

Drei Mal Gestüt Lasbek

An jedem normalen Renntag hätte die dreifache Siegesserie eines Trainers oder erst recht Besitzers im Mittelpunkt der Berichterstattung gestanden. Am Derbytag kann so eine brillante Leistung beinahe untergehen, wenn sie lediglich in „normalen“ Rennen erreicht wurde. Dessen ungeachtet waren die Vorstellungen der von Christian Lindhardt vorbereiteten Traber aus dem Gestüt Lasbek einmal mehr exzellent. Allrounder Juan unterstrich seine Klasse beim Doppelstart in zwei Disziplinen, als er zunächst mit Christina Lindhardt unter dem Sattel und später mit dem Trainer selbst vor dem Sulky jeweils klar favorisiert erfolgreich war. Auch Kelso beeindruckte einmal mehr und gewann mit dem Dänen das letzte Rennen einer in vielfacher Hinsicht spektakulär verlaufenen Derbywoche 2017.

Gesamtumsatz: 684.714,70 Euro – Bahnumsatz: 401.385,40 Euro – Außenumsatz: 283.329,30 Euro.