Trab: Vorschau auf das Finale des Derby-Meetings 2020

Mariendorf vor dem Grande Finale

Derby-Meeting, Tag 5 (20. September):

Im Finale des Deutschen Traber-Derbys 2020 am Start: Keytothehill und Fahrer Heinz Wewering (Foto:©Lingk)

Keytothehill: Der Schlüssel zum Derby-Sieg – Winnetou Diamant auf dem Trostlauf-Kriegspfad – Derby-Revanche: La Grace und Rock my Dreams gegen die Boys – Neuerlicher Sturmlauf von Cindy Truppo? – Jugend-Preis: Zwölf Zweijährige gegen ALL IN LOVE

Es ist angerichtet für Deutschlands wertvollstes und national bedeutendstes Rennen! Nach einer mit hochkarätigen Derby-Talkrunde mit Gästen wie Heinz Wewering, Michael Nimczyk und Rudolf Haller, die bereits um 11.15 Uhr beginnt und auf trotto.de sowie den Facebook- und YouTube-Accounts des Rennvereins übertragen wird, geht das Geschehen auf der Sandpiste um 12.30 Uhr mit einer nicht leicht zu durchschauenden Auftaktprüfung für die trabenden Anfänger los. Im 11. Rennen um 17.10 Uhr wird zum 125. Mal der Champion der Dreijährigen gesucht - und nach Lage der Vorprüfungen rund 2½ Minuten später in Keytothehill gefunden sein.


Wichtige Hinweise und Selbstauskunftsformular für die Mariendorfer Derby-Veranstaltungen


Deutsches Traber-Derby der Hengste und Wallache 2020

So lange dauert es in etwa, bis die zwölf Cracks, die sich vor vierzehn Tagen in vier Vorläufen für das mit 205.050 Euro gespickte Traber-Derby qualifiziert haben, im Ziel sind. Als heißester Anwärter auf das Blaue Band, das schon lange von Lorbeerkranz, Siegerdecke und Pokalen für das Umfeld des vierbeinigen Siegers ersetzt worden ist, gilt Keytothehill, der im Siegfall eine weitere Krönung erfährt: Er wäre der 19. Traber, der mit der seit 1922 möglichen - imaginären - dreifachen Krone geadelt würde, die neben dem Derby-Triumph Siege in den klassischen Vorprüfungen Adbell-Toddington- und Buddenbrock-Rennen beinhaltet.

Genau die hat der unkomplizierte Braune völlig souverän gegen den vermeintlichen Kronprinzen Wild West Diamant auf unnachahmliche Weise an seine Fahne geheftet, war dabei keine Sekunde - wie auch im Vorlauf - zu erschüttern und präsentierte sich durchweg als die klare Nummer eins. Geformt wurde und wird er vom Holländer Arnold Mollema, der das Derby als Fahrer 2005 mit Unforgettable, 2014 mit Expo Express gewonnen hat, sich seit einigen Jahren aufs Vorbereiten konzentriert und das Rennenfahren anderen überlässt. Der letzte Traber, der sich mit der dreifachen Krone geschmückt hat, war jener „Express“ - der 71-Jährige weiß also, wie man Champions aufbaut. Als Vollstrecker hätte er für den nach einem Herzinfarkt noch nicht wieder einsatzfähigen Roland Hülskath keinen besseren Catchdriver als Heinz Wewering wählen können.

Acht Mal ist der 29fache deutsche Meister der Trabrennfahrer nach dem Derby auf die stets vielumjubelte Ehrenrunde gegangen - angefangen 1981 mit Noble Stardom bis zu Unikum, dessen einzigartiger Triumph genau zehn Jahre her ist. Diamond Way, Chergon und Oscar Schindler SL gewannen mit und dank ihm die viel besungene dreifache Krone. Auch der mit Ehrungen überhäufte gebürtige Münsterländer weiß also, wie man den Deckel drauf macht. Dass er bereits 70 Jahre alt ist, sollte kein Hinderungsgrund sein: „Ich muss ja schließlich nicht selbst rennen“, wie er jovial meinte, und gerade in diesem Jahr haben ihm zwei 70jährige vorexerziert, wie man ein Derby gewinnt: Steen Juul in Dänemark und Pekka Korpi in Finnland schossen als alte Kanonen die Konkurrenz aus dem Feld.

Natürlich weiß auch Wewering, dass das Fell des Bären nicht verteilt werden sollte, bevor der nicht erlegt ist. Heißester Anwärter auf einen Umsturz ist besagter Wild West Diamant, der den Nachteil hat, nicht übermäßig zügig hinterm Startauto wegzukommen, was andererseits eine der Stärken Keytothehills ist. Sein Bonus: Er wird vorbereitet von Paul Hagoort und gesteuert von Robin Bakker, die dem deutschen Derby seit 2013 ihren Stempel aufgedrückt haben. Fünfmal waren ihre Schützlinge seitdem vorn -– von Tiger Woods As bis Mister F Daag.

Natürlich wird ob dieser beiden Granden der Rest nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, sondern auf den immer wieder beschworenen Überraschungs-Thrill hoffen. In vorderster Linie gilt dies für den auf höchstem Level noch recht unerfahrenen Straight Flush, der seine Rennlaufbahn erst in diesem Jahr begonnen und fünf seiner sechs Aufgaben als Klassenbester gelöst hat. Ein bisschen mehr Erfahrung hat Gold Cap BR als schnellster der vier Vorlauf-Zweiten, der in seinem Qualifier Keytothehill gar ein paar hundert Meter getrotzt hat. Hervorzuheben ist daneben Toto Barosso, der in Schweden mit 1:11,2 die schnellste Durchschnittskilometer-Zeit aller zwölf Anwärter erzielt und dies als Zweiter zu Straight Flush untermauert hat. Der Rest wird sich mit dem Part des chancenreichen Außenseiters begnügen müssen, mit dem es sich oft bestens leben lässt.

Trostpflaster für Winnetou?

All jene, die den Sprung bzw. die Fahrt ins Finale nicht geschafft haben, dürfen im mit 20.000 Euro versüßten Finale B (13. Rennen) versuchen, sich und ihre Besitzer zu trösten. Das gilt ganz besonders für Winnetou Diamant, der in seinem, dem am heftigsten umkämpften Vorlauf, das Finale als Vierter nur haarscharf verpasste - und das trotz einer anfänglichen Galoppeinlage, die ihn rund 40 Meter zurückwarf. Ohne einen solchen Lapsus sollte der Apachen-Häuptling in der Lage sein, sich die Skalps seiner neun Rivalen zu holen. Doch Eagle in the Sky, The Natural, Body n Soul und vor allem Brady wollen sich so leicht nicht unterbuttern lassen.

Derby-Revanche für La Grace?

In der wie bereits 2019 nicht nach Geschlechtern getrennten Revanche aufs Derby 2019 (4. Rennen) wagt sich Stuten-Derby-Siegerin La Grace mit exzellenten Aussichten gegen das starke Geschlecht. Bis auf das erste hat die Braune die folgenden drei Rennen dieser Saison gewonnen – jeweils ohne an ihre Grenze gehen zu müssen. Die wird sie diesmal wohl ausloten müssen, denn Juan Les Pins, Derby-Sechster des Vorjahrs, ist gleichfalls in bestechender Verfassung, wie der jüngste Sieg im hiesigen Auktionsrennen über unter anderem Ikarus Love und Pechvogel River Flow bewiesen hat, der im entscheidenden Moment hinter einem galoppierenden Mitstreiter nicht wegkam. Aus dem Derby 2019 hat er noch eine gewaltige Rechnung offen, denn als es um Himmel oder Hölle ging, fand er erst ganz spät ein Schlupfloch und wurde nicht mal eine halbe Länge hinter dem Sieger nur Vierter.

Abschied von Hannah Hazelaar

Für jeden etwas dabei ist an der Wetter-Front. Allein sechsmal werden in der Siegwette mindestens 10.000 Euro ausgeschüttet - im 3., 5., 7., 10., 12. und 14. Rennen. Viermal wird die Dreierwette mit einer Garantie-Auszahlung kräftig unterfüttert. Clou des Ganzen ist wie immer die V7+-Wette, in der mindestens 40.000 Euro auf all jene Spürnasen warten, die vom 8. bis 14. Rennen alle Sieger auf einen Wettschein zu bringen vermögen. Schon die erste Aufgabe ist hammerhart bei zwölf Teilnehmern, die sich allesamt bereits im 2. Rennen mit Amateuren in die Haare gekriegt haben, was einen Fingerzeig geben kann, aber nicht muss, wer nun mit Profis unbedingt zu beachten ist. Die ungemein zuverlässige Bonanomi CG gehört auf jeden Fall dazu. Desgleichen sind Inforgettable mit Weltmeister Rick Ebbinge, Iron Fox, Jamaica Ferro nicht zu verachten. Auf jeden Fall Abschied nehmen heißt es von Hannah Hazelaar, dem zweiten Projekt der nach dem schwedischen Vorbild der Travkompaniet vor drei Jahren ins Leben gerufenen TraberParti. Hannah, die sich sehr ordentlich geschlagen, wenngleich nicht alle Hoffnungen erfüllt hat, bestreitet vertragsgemäß für die große Besitzergemeinschaft ihr letztes Rennen. Sollte ihr der Sieg gelingen - es wäre Nummer zehn -, gibt’s ein großes Hallo im Winner Circle. Selbstverständlich unter Beachtung aller Abstands- und Hygieneregeln.

Zweimal die Jungspunde

Nicht viel einfacher dürfte es sein, im mit 13 Zweijährigen proppenvoll besetzten Jugend-Preis (10. Rennen) den Sieger herauszupicken. Vieles spricht für ALL IN LOVE, die vor neun Tagen in Wolvega einen Vorlauf zum Breeders Course in famosen 1:14,3 zu ihren Gunsten entschieden hat. Heute ist der Weg für die Tochter von Prix-d’Amérique-Sieger Readly Express 300 Meter länger, Startnummer „13“ ein echtes Handicap. Mit Stonehenge, Robertson, XY Diamant, Ole Bo, Gladiator As und Jimmy Ferro BR warten einige komplett unbeschriebene Blätter auf sie, die sich allesamt durch starke Qualifikationsleistungen ausgezeichnet haben. Ganz abgesehen von Lord Bianco, der sich beim Debüt vor 14 Tage nur Cindy Truppo beugen musste.

Die wiederum gilt im entsprechenden Stutenlauf (3. Rennen) nach ihrer Gala-Vorstellung vom 6. September als große Favoritin. Die Maharajah-Tochter präsentierte sich in jenem Gerhard-Krüger-Memorial nicht wie eine aufgeregte Debütantin, sondern wie eine erfahrene Alte, fegte sofort in Front, lag unterwegs wie ein Brett und verurteilte den Umsturzversuch ihres einzig verbliebenen Verfolgers glattweg zum Scheitern. Und wenngleich Zeiten nicht alles aussagen, so sind ihre erzielten 1:15,8 eine geharnischte Ansage an ihre sechs Rivalinnen, die allesamt erstmals um Geld am Start sind und von denen Xylene Diamant in der Qualifikation den bemerkenswertesten Eindruck hinterlassen hat; sie ist als Schwester Tsunami Diamants empfohlen, des Derby-Siegers von 2017.

Unsere Tipps:

1. Kristel F Boko – Knight of Steel – Bugatti SS
2. Iron Fox – Bonanomi CG – French Kiss
3. Cindy Truppo – Xylene Diamant – Emmi Lou
4. La Grace – Juan les Pins – River Flow
5. Cherry Lady S – Unique Diamant – Gerson Boko
6. Desiree Star – Fighter Pilot – Visage Pale – Favori de la Basle
7. Calamintha – Hindy Heikant – Offroader
8. Iron Fox – Jamaica Ferro – Bonanomi CG
9. Naama – Julnick Shark – Chimmichurri
10. ALL IN LOVE – Lord Bianco – Jimmy Ferro
11. Keytothehill – Wild West Diamant – Toto Barosso – Straight Flush
12 Purple Rain – Business Class – Rajah
13. Body n Soul. – Winnetou Diamant – Brady
14. Prosperous S – King of Steel – John Butcher


Derby-Meeting, Tag 4 (19. September):

Im Finale des Stuten-Derbys: Kyriad Newport und Fahrer Michael Nimczyk (Foto:©Marius Schwarz)

Jeopardy - der Hauptgewinn im Stuten-Derby? – Zwei Trostläufe um je 10.000 Euro – Newcomer-Serie: Velten von Polly, Ol Dono Lengai oder Jilt Flevo? – Monté-Derby mit Titelverteidiger Zauni – Ausgeglichenes Gottlieb-Jauß-Memorial

Frühes Erscheinen sichert die besten Plätze - das gilt mehr denn je für Samstag, an dem das Derby-Meeting mit einem 14 Rennen umfassenden Menü in die Schlusskurve biegt. Wegen der anschließenden Jährlingsauktion ertönt der erste „Start-frei-Ruf“ von Bahnsprecher Michael Kohl bereits um 11.00 Uhr zum Finale des Handicap de Luxe. 24 Stunden vor dem 125. deutschen Traber-Derby kämpfen im Stuten-Derby (13. Rennen, 16.25 Uhr) jene zehn 2017 geborenen Ladys um 88.350 Euro, die sich vor zwei Wochen in fünf Vorläufen qualifiziert haben. 1989 als eigenständige Prüfung für die jungen Traberdamen begründet - die mussten vorher stets mit dem starken Geschlecht die Klingen kreuzen -, wird mit ihm als Marion-Jauß Deutsches Stuten-Derby der im Mai verstorbenen Amateurfahrerin, Besitzerin und Züchterin gedacht, die über Jahrzehnte dem Sport in Berlin auch als Sponsorin eng verbunden war.

Deutsches Stuten-Derby 2020 (13. Rennen)

Die 32. Auflage kommt wie viele ihrer Vorgänger höchst offen daher, was schon daraus resultiert, dass nur die besten Beiden jedes Qualifiers in den Endlauf gekommen sind. So etwas wie der Titelverteidiger ist Deutschlands Goldhelm Michael Nimczyk, der im Vorjahr mit La Grace nach vielen vergeblichen Versuchen endlich sein erstes Derby gewann. Diesmal hat er mit Kyriad Newport eine Waffe zur Hand, die viermal in Folge nicht zu bezwingen war und die Pflicht vor der heutigen Kür quasi im Schongang erledigt hat - in der langsamsten Zeit aller Siegerinnen. Das könnte ihr einige Reserven erhalten haben, die dringend nötig sind.

Zwar sind, wie es so schön heißt, Zeiten Schall und Rauch und die Karten grundsätzlich neu gemischt, doch mindestens die übrigen vier Siegerinnen werden der Stute aus dem Besitz des Berliner Bahneigentümers Ulrich Mommert gehörig auf den Zahn fühlen. Whoopie Diamant hat nach dem verpatzten Stutenlauf zum Buddenbrock-Rennen nachdrücklich gezeigt, was sie kann und war vorneweg von der hoch eingeschätzten Glide be Lucky AS keine Sekunde zu erschüttern. Und dann sind da noch die drei im schwedischen Sport gestählten Namanga Bo, Raya und Jeopardy.

Von denen ist Namanga Bo, für die erneut Pietro Gubellini aus Italien einfliegt, die reichste und Jeopardy die schnellste der Vorlaufsiegerinnen. Mit der imposanten Braunen will Conrad Lugauer endlich einen Makel in seiner sportlichen Vita merzen. Frei nach Klaus Lage „Tausendmal versucht, tausendmal ist nix passiert“ soll es nun endlich „Zoom“ machen: Ein Sieg im deutschen Derby fehlt dem seit mehr als einem Jahrzehnt im Süden Schwedens ansässigen gebürtigen Regensburger trotz zahlreicher vielversprechender Anläufe noch immer. Mit der nach einer amerikanischen Quiz-Show benannten Stute will er den hartnäckigen Bock endlich umstoßen - ausgerechnet im 13. Rennen!

Großer Andrang nach Trost

19 jener Stuten, die sich nicht fürs Finale grande qualifizieren konnten, wollen sich Trost im sogenannten Finale B holen. Ob des gewaltigen Andrangs wird dieser Trostlauf in zwei mit je 10.000 Euro dotierten Abteilungen ausgetragen. Abteilung 1 (5. Rennen) könnte an Night fever Bo oder Heavenly Dreamgirl gehen, die jedoch mit „7“ und „8“ nicht gerade optimale Startplätze gelost haben. In der 2. Division (10. Rennen) ist die Gemengelage nicht viel übersichtlicher. Katalonia aus dem Erfolgsteam Hagoort/Bakker will ihre rote Karte aus dem Vorlauf korrigieren, Naomi Bo endlich ihren ersten Sieg landen, Shimmy des Bois die nach drei Treffern im Alltagsgeschäft doch recht deftige Vorlauf-Schlappe vergessen machen. Und auch Kiwi Fortuna geht mit Stuten-Derby-König Heinz Wewering die Aufgabe alles andere als chancenlos an.

Zauni vor erneuter Titelverteidigung

Erster echter sportlicher Knüller verspricht mal wieder das Monté-Derby um 20.000 Euro (6. Rennen) zu werden, das seine achte Auflage erlebt. Die letzten beiden waren eine jeweils klare Sache für Ronja Walter und Zauni, die 2019 mit sagenhaften 1:11,5 die schnellste je in einem Trabreiten auf deutschem Boden erzielte Zeit aufs Tapet brachten. Ein bisschen haben die vielen harten Schlachten besonders auf französischem Terrain an der Frische des seit langem ausschließlich unterm Sattel eingesetzten einstigen St-Leger-Siegers genagt. Da könnte Lea Ahokas mit dem elf Jahre alten Franzosen Volcan de Bellande, einem Satteltraber par excellence, der Derby-Rennen der Fliegermehr als eine halbe Million Euro gescheffelt hat, einen gehörigen Streit um die 10.000 Euro für Platz eins vom Zaun brechen. Seinen einzigen Auftritt in Deutschland hat der Franzose hier in Mariendorf überlegen gegen Tell Me No Lies gewonnen und bewiesen, wie scharf alte Kanonen auch beim 116. (!) Auftritt ihrer Laufbahn noch zu schießen vermögen. Deutschlands Championesse ist mit ihrem Paradepferd hinreichend gewarnt.

Derby-Rennen der Flieger

Mit dem 8. Rennen, dem Derby-Pokal der Flieger, beginnt für all jene Wetter, die ans ganz große Geld wollen, die schwierigste Denksport-Aufgabe. Gelingt es ihnen, bis zum letzten Rennen alle Sieger richtig vorherzusagen, ist in der V7+-Wette vom Berliner Trabrennverein eine Ausschüttung von mindestens 33.333 Euro garantiert. Doch schon der erste Teil hat‘s in sich. Der im Bogen erfolgende Start ist nicht jedes Pferdes Sache. Es gehen lediglich sechs Gespanne aus der ersten Reihe ab, so dass das zweite halbe Dutzend direkt dahinter Platz nehmen muss. Die Startplätze zwei, drei und vier gelten gemeinhin als die besten, und das könnte Zofran de Gleris ausnutzen. Der Italiener hat in seiner Heimat zahlreiche solcher Sprintaufgaben erfolgreich gelöst; mit ihm sollte Berlin-Fan Rudi Haller bestens gerüstet sein. Andererseits wollen Iron Creek und Otero die letzten, etwas mageren Resultate gerade rücken. Und dann ist da noch Mon Filou, der vor zwei Wochen für Sieg-Odds von 563:10 genau solch eine Königswette hat platzen lassen…

Finale der Newcomer-Serie

Leichter wird’s auch im folgenden Finale der Newcomer-Serie um 20.000 Euro nicht, obwohl alle Kandidaten in unterschiedlichen Konstellationen miteinander die Klingen gekreuzt haben. Die Favoriten Ol Dono Lengai und Velten von Polly waren im Halbfinale am 5. September Totalausfälle, was Jilt Flevo entschlossen genutzt hat. Seine dabei erzielten 1:13,6 sind durchaus die Kragenweite der beiden Vorgenannten - und Startplatz „8“ ein nicht zu unterschätzendes Handicap. Auf neuerliche Ausrutscher wartet Amon Wise As, der vor vierzehnTagen mit einem Ehrenplatz maßgenommen hat.

Gottlieb-Jauß-Memorial

An Berlins vor 21 Jahren tödlich verunglücktes Idol erinnert das Gottlieb-Jauß-Memorial, das sich - abgesehen vom Monté-Derby - an die gewinnreichste Klasse wendet. Prima aufgestellt ist der Stall Habo mit den seit geraumer Zeit in Schweden stationierten Natorp Bo und Volare Gar, doch ein Selbstläufer wird‘s nicht: Massai ist ein bewährter Krieger, der mit ein wenig Glück eine solche Schlacht gewinnen kann; auch Noubliez jamais darf nie vergessen werden, von Arendelle ganz zu schweigen. Die zähe Stute hat jüngst sogar Rainbow Diamant das Nachsehen gegeben, ging damals allerdings mit 20 Meter Vorsprung auf die Reise.

Erst im fünften Abschnitt der V7+-Wette (12. Rennen) könnte man auf der Suche nach einem „Bankpferd“ fündig werden, damit der V7+-Einsatz nicht gar zu hoch wird: Der kleine JFK hatte am 5. September wegen eines Reifenschadens keine Chance auf den Sieg, biss sich jedoch mit enormem Kampfgeist zum Ehrenplatz durch.

Auktion zum Abschluss

Nach dem letzten Rennen wird wie üblich kräftig in die Zukunft investiert: Vor der offenen Endellschen Tribüne aus dem Gründerjahr der Trabrennbahn kommen zur 30. Derby-Auktion 84 Jährlinge in den Ring. Gesteigert werden kann „live“ vor Ort oder erstmals auch online. Dass durchaus für den schmalen Geldbeutel etwas Gutes dabei sein kann, hat die Vergangenheit hinreichend bewiesen: Die Breeders-Crown-Sieger Ginger Heldia und Emma di Quattro waren 2012 für 12.000 bzw. 6.000 Euro zu haben, Laskari 2014 gar für nur 4.500 Euro. Auf der gleichen Auktion war Orlando Jet für 7.500 Euro eine 1a-Investition, wie sich in den folgenden Jahren gezeigt hat: Der Hengst hält nicht nur den Mariendorfer Bahnrekord, sondern ist der aktuell beste deutsche Traber und hat derzeit 409.351 Euro auf der hohen Kante…

Unsere Tipps:

1. Finale “ Handicap-Pokal de luxe “
2. Piemonte – No Nay Never – Bolero Sun
3. Emilion – Exclusive Fire – Pompano Julian
4. Nada mas – Gabalier – Million PS – Germinal
5. Heavenly Dreamgirl – Fräulein Trixie – Donato Princess
6. Zauni – Volcan de Bellande – Gustavson Be
7. Black Star – Longhire – I can steel
8. Iron Creeck – Fitforfun – Zofran de Gleris
9. Jilt Flevo – Ol Dono Lengai – Velten von Polly
10. Katalonia – Quelle Fleur – Kiwi Fortuna – Shimmy des Bois
11. Natorp Bo – Massai – Rainbow Diamant
12. JFK – Golden Evasion – Flash Gordon
13. Jeopardy – Kyriad Newport – Namanga Bo – Ruby Barosso
14. Eye Catcher C – Loaded Eliyas – Legend Act


Derby-Meeting, Tag 3 (18. September):

Orlando Jet und Fahrer Rudolf Haller (Foto:©Lingk)

Der Abend der Hobbyfahrer – 12 Ladies im Bruno-Cassirer-Rennen – Altstars im Oldies-Pokal – Orlando Jet bittet zum 3.200-Meter-Tanz

„Freitag ab eins macht jeder seins“ - oder er ist Amateurtrabrennfahrer und hat noch lange, nervenaufreibende Stunden vor sich. Nach dem Motto des Berliner Trabrenn-Vereins, ein Derby-Meeting für alle zu präsentieren, sind an diesem langen Abend, an dem bis 22.00 Uhr 13 Prüfungen auf der Speisenkarte stehen, die Hobbyfahrer im Dauereinsatz.

Derby-Pokal der Amateure

Gleich in die Vollen geht’s für sie mit dem 1. Rennen um 17.00 Uhr. In diesem 4. Wertungslauf der Serie „Derby-Pokal der Amateure“ sind Traber startberechtigt, die bis zu 4.000 Euro gewonnen haben. Die ebenso junge wie talentierte und kaltschnäuzige Emma Stolle fährt den nach zehn Monaten Pause sein Comeback gebenden Over the Cloud (11). Nach drei Siegen aus lediglich acht Versuchen ihrer erst vor wenigen Wochen begonnenen Karriere schwebt die BTV-Moderatorin derzeit auf Wolke sieben und hofft, dass sie dort auch gegen Open Season (1), Bruno Font CG (5) und Powerful PS (8) bleibt.

Im 5. Wertungslauf (8. Rennen) dürfen die Amateure mit vierbeinigen Geldschränken ran. Thomas Maaßen, 2018 Champion und derzeit gemeinsam mit dem Berliner André Pögel mit je zehn Siegen Tabellenführer, ist mit Mister Ed Heldia (8) bestens gerüstet, der Louie Brodde (10) jüngst in Gelsenkirchen um 2½ Längen locker hinter sich gelassen hat. Zur harten Nuss könnte der fürwahr eisenharte Iron Steel (1) avancieren.

Internationale Derby-Meisterschaft

Das alles ist jedoch nur gut dotiertes Geplänkel gegen das, was den Amateuren in der Internationalen Derby-Meisterschaft blüht. Das höchstdotierte Amateurfahren der Republik wird in zwei Vorläufen à 5.000 Euro und einem Finale entschieden, in welchem dem Sieger neben der Ehre die Hälfte der ausgelobten 25.000 Euro winkt. Wer im 11. Rennen noch einmal ran will, muss zu den jeweils besten Fünf gehören.

Im Vorlauf 1 (4. Rennen), mit dem die mit 17.500 Euro Garantieauszahlung unterfütterte V7+-Wette, die Hohe Schule des Wettens, beginnt, gehört Zucchero in die engste Wahl. Der Wallach ist Stammgast auf dem Treppchen, hat dies bei 21 Starts nur dreimal verfehlt, zehn Siege eingerannt und ist mit seinem Fahrer und Besitzer Peter Platzer seit Monaten eine Macht, woran auch Startnummer „9“ und damit der Beginn aus zweiter Reihe hinterm Auto nicht rütteln sollte. Schwächen darf sich der Nachkomme des zweifachen Prix-d’Amérique-Siegers Offshore Dream nicht leisten, denn Typen wie Idony (1), Jersey Muscles (2), der wankelmütige Copernikus (3) oder Jacy di Quattro (8), die jüngst unverschuldet aus dem Takt geraten ist, warten nur darauf, ihm in die Siegersuppe zu spucken.

Noch besser scheint Platzer, der diese Derby-Meisterschaft bereits 2016 mit Diamond Select an seine Fahne geheftet hat, im Vorlauf 2 (5. Rennen) mit Very Special One gerüstet. Der Hengst ist tatsächlich „speziell“, ist er doch, vom verpatzten Debüt abgesehen, in den folgenden 22 Versuchen immer in der Dreierwette gelandet, davon sage und schreibe 17 Mal als Klassenprimus. Mit der „5“ ist Zuccheros ein Jahr älterer Bruder ideal bedient und kennt die glasklare Favoritenrolle aus dem Effeff. Wen nimmt er mit ins Finale? Irish Steel (4) ist durch die harte schwedische Schule gegangen, Zarch Wise As (3) in Amateurhand bestens erprobt, der nicht immer ganz einfache Horatio Fortuna (6) wirft zwei aktuelle Siege auf die Waagschale. Golden Future (9), Major Ass (10), die schwer ausrechenbare Gian Luca Pasel (11) sowie das Titelverteidiger-Gespann Yen (13) und André Pögel müssen aus zweiter Startreihe auch ein bisschen aufs richtige Hinterrad hoffen.

Bruno-Cassirer-Rennen

„Damenwahl“ heißt die Devise im 9. Rennen, dem vorletzten der V7+-Wette. Mit ihm wird traditionell Bruno Cassirers gedacht, des Retters der Mariendorfer Rennbahn und langjährigen Präsidenten, der als jüdischer Mitbürger nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten seinen Hut nehmen musste und 1941 im englischen Exil verstarb. Dem Verleger, Galeristen, Pferdebesitzer und -züchter zu Ehren streiten sich zwölf Stuten in heuer nur einem Lauf um 20.000 Euro. Von der 2.000-Meter-Grundmarke dürften Jacky Crown (1), Ann Boleyn (5) und Stand up (8) die meisten Anhänger finden. 20 Meter mehr müssen Just be Proud (9), Jamaica Ferro (10), die beide am 6. September gute, aber nicht überragende Generalproben abgeliefert haben, die in Schweden für holländische Besitzer recht erfolgreiche Italienerin Africa Bi (10) sowie Calamintha (12) unter die Hufe nehmen - das wird nicht einfach.

Derby-Pokal der "Oldies"

In Erinnerungen schwelgen werden die Fans beim Derby-Pokal der Oldies (7. Rennen), der sich an Fahrer richtet, die das 60. Lebensjahr vollendet haben. Welt- und Europameister, zigfache Bahn- wie Landeschampions nehmen daran teil, die dem Trabrennsport teils über mehrere Jahrzehnte ihre Stempel aufgedrückt haben. All diese Meriten vereinigt Heinz Wewering, das Aushängeschild des deutschen Sports schlechthin. Niemand in Europa hat mehr Rennen gewonnen als der 29fache deutsche Meister der Trabrennfahrer, der zudem viermaliger Europa- und zweifacher Weltmeister ist. 16.916 Siege hat der 70jährige auf seinem Kerbholz und ist dennoch mit Charmeur Royal (8) nur chancenreicher Außenseiter. Berlins zehnfacher Champion Michael Hönemann fährt mit Lewandowski (4) einen Hengst aus dem Lot der verstorbenen Marion Jauß, der ebenso souverän einnetzt wie sein zweibeiniger Namensvetter: 26 Rennen hat der Fünfjährige bestritten, war durchweg unter den besten Fünf zu finden und hat zehnmal ins Schwarze, das im Rennsport der Winner Circle ist, getroffen - konstanter geht‘s nicht. Dieses Gesamtpaket sollte ihm bei den Wettern gegen Porto (3), French Kiss (6) und Prigana (7) den meisten Kredit geben.

Orlando Jet - der Hingucker zum Abschluss

Wird die V7+-Wette mit einem rätselvollen Vorlauf des Handicap de Luxe (10. Rennen) beendet, in dem 14 Aspiranten um die Finalteilnahme buhlen – die größten Hoffnungen dürfen sich Ijsvink (1), Donna Leone H (6) und Terpie Burgerheide (11) machen –, so sollte zum krönenden Abschluss Deutschlands aktuelles Aushängeschild Orlando Jet (8) im 12. Rennen sein Licht strahlend hell leuchten lassen. Über die bis 1978 gültige Derby-Distanz von 3200 Metern muss der kapitale Braune zwar gegen Doc Holiday (1) und Echo Oldeson (2) 40 sowie gegen General Lee (3) und Out of the Slums (4) 20 Meter wettmachen. Das sollte dem auf allen Distanzen heimischen Mariendorfer Bahnrekordler jedoch mühelos gelingen. Der von Rudi Haller schon in jungen Jahren als „Bester meiner gesamten Karriere“ bezeichnete Hengst hat ähnliche Distanzen auf französischen Rennbahnen mit Bravour gemeistert und ist die letzte und vielleicht sogar sicherste Gelegenheit des Abends, sich über eine 10-Euro-Siegwette ein Los für die große Prämienausspielung zu sichern. Auf der Derbybahn hat sich der stets wie aus dem Ei gepellt daherkommende Muskelprotz nun sieben Mal in Folge als nicht zu knackende Nuss erwiesen.

Nach dem bei ausreichender Nachfrage als 13. Prüfung ausgetragenen Trostlauf zur Derby-Meisterschaft der Amateure dürfen sich alle entspannt zurücklehnen und genießen. Laut wird’s nicht, denn der Veranstalter hat das früher übliche Höhenfeuerwerk durch eine Lasershow vom Feinsten ersetzt.

Unsere Tipps:

1. Over the Cloud – Bruno Font CG – Powerful PS
2. Here I am – I ‘ll be there – Windhund
3. Hooper des Chasses – Bajaro BR – Fight oft he Night
4. Zucchero – Jersey Muscles – L ‘Amicus

5. Very Special One – Zarch Wise As – Horatio Fortuna – Major Ass
6. Power Snatch – Captain Olaf – Kathy Scott
7. Lewandowski – Prigana – French Kiss
8. Mister Ed Heldia – Loui Brodde – Iron Steel

9. Africa Bi – Ann Boleyn – Stand up – Jenna Transs R
10. Donna Leone H – Terpie Burgerheide – Ijsvink
11. Int. Derby-Meisterschaft der Amateure - Finale A-
12. Orlando Jet – Prosperous – General Lee
13. Int. Derby-Meisterschaft der Amateure - Finale B –

Quelle: Berliner Trabrenn-Verein (BTV)