Trab: Tag 4 und 5 des Derby-Meetings stehen an

Donnerstag, 1. August - 4. Tag des derby-Meetings

Bühne frei für die besten Amateurfahrer

Der „ältere Nachwuchs“ im Shootingstar-Cup – Franzosen-Traber über den langen Kanten

Der Österreicher Thomas Royer (r.) ist einer der Top-Fahrer bei den Amateuren (Foto:©www.lingk.com)

Der vierte Tag des Meetings (Start des 1. Rennens um 17.00 Uhr) ist seit geraumer Zeit der Abend all jener Männer und Frauen, die mit viel finanziellem und ideellem Einsatz ein wichtiges Schmiermittel des Trabrennsports sind: Vier der zwölf Rennen sind den Amateuren reserviert, von denen Spitzenkräfte wie Dr. Marie Lindinger, Thomas Royer, André Pögel, Jörg Hafer, Hilda Hofstra, um nur einige zu nennen, manch einem Professional, was Strategie und Taktik anbelangt, bequem das Wasser reichen können.

Nach einem von insgesamt drei Vorläufen zum zweiten „Luxus-Handicap“ dieses Meetings - die anderen beiden werden als 3. und 8. Rennen über die Pferde-Avus-Bühne gehen - bestreiten die oft ein wenig despektierlich „Hobbyfahrer“ Betitelten mit dem 2. Rennen, dem 7. Wertungslauf zum Derby-Pokal der Amateure, ein Warm-up zur Formüberprüfung. In dem sollten die beiden aktuellen Sieger Bonanomi CG und Fantomas das beste Ende unter sich ausmachen und möchte Fionaro ihnen die Siegessuppe versalzen.

Danach ist Schluss mit Abtasten, geht’s für sie wie seit 1997 - damals als Derby-Pokal der Amateure - in der Internationalen Derby-Meisterschaft der Amateure in zwei Vorläufen und dem Finale neben der Ehre um üppige Prämien. Allein 25.000 Euro werden im „Endspiel“, das die jeweils besten Fünf bestreiten, verteilt, womit dies das wertvollste Amateurfahren in deutschen Landen ist.

Vor jener großen Kür, die als 12. Rennen um 21.26 Uhr angesetzt ist, stehen 18 Gespanne in der Vorlauf-Pflicht, bei der die jeweils besten Fünf die zweite Chance auf den großen Wurf bekommen. Die Ärmeren bis maximal 20.000 Euro Gewinnsumme messen sich im 6. Rennen, und von jenen Zehn sticht sofort ein Gespann ins Auge, das erste Chancen gar auf den Gesamtsieg anmeldet: Neunmal sind Very Special One und Peter Platzer gemeinsam angetreten, genauso oft haben sie die Konkurrenz eingeseift - ein wahres Dream-Team also, an dem es nur schwer ein Vorbeikommen geben wird. Zumal der bayerische Hengst auch rechtsrum auf der Derbybahn eine vorzügliche Visitenkarte abgegeben und sein Chauffeur sich 2016 in die Siegerliste eingetragen hat. Beide wissen folglich, wie’s geht. Der erklärte Gegner kommt ebenfalls aus dem Freistaat südlich des Main-Äqautors: Provenzano war sich bei den letzten sechs Starts als unbezwingbar entpuppt und erst vor elf Tagen Dr. Marie Lindingers Pech-Serie gestoppt. An jenem 21. Juli hätte ihn der kampfstarke Realist als Speerspitze der Einheimischen fast noch erwischt und ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Weitere Finalkandidaten sind Hercules Petnic, Yen und Schweden-Rückkehrerin Indira OE.

Jene Acht, die maximal 50.000 Euro gewonnen haben, fahren unmittelbar zuvor im 5. Rennen, mit dem die mit 10.000 Euro Garantieauszahlung gespickte V7+-Wette beginnt, ihre Finalisten aus und können sich anschließend ansehen, wen sie für die 20 Meter Endlauf-Mehrarbeit vor der Brust haben. Volare Gar kennt seit Wochen nur erste und zweite Plätze, dürfte aber mit der Derbybahn eher ungute Erinnerungen verknüpfen: Im Fritz-Brandt-Rennen kam er mit dem österreichischen Spitzen-Amateur Thomas Royer über Platz vier im Vorlauf nicht hinaus und sprang im Finale. Nun nimmt mit dem amtierenden deutschen Amateurchampion Thomas Maaßen ein anderer Thomas den Fuchs an die Hand und will es besser machen. Er hat 2017 mit Out oft he Slums triumphiert, während sich der Hotelier aus der Dachstein-Region den Titel 2014 mit Faust Hanover und 2018 mit Desert King geholt hat - jeweils von Josef Franzl perfekt vorbereitet. Der stellt ihm heuer Baxter Hill zur Verfügung - sehr gut möglich, dass aller guten Dinge drei sind. Nur wenn er die letzten Vorstellungen deutlich überbietet, kann Gentle Yankee aus dem prognostizierten Zwei- einen Dreikampf machen. Der Hengst aus dem Lot von Marion Jauß, die selbst 1997 die erste Auflage mit King Boshoeve gewonnen hat, hat hier 2018 mit Jörg Hafer als Sieger des zu sehr ähnlichen Propositionen entschiedenen Fritz-Brandt-Rennens seinen größten Coup gelandet.

Finanzieller Höhepunkt für die Profis ist der heuer unter der Schirmherrschaft von wettstar.de stehende Shootingstar-Cup, der seit 1997 all jenen Vierbeinern, deren Karriere drei- und vielleicht auch vierjährig noch nicht recht ins Rollen gekommen ist, eine Plattform bietet, mal etwas zügiger „an Kohle“ zu kommen. 14.000 Euro sind ein üppiges Salär. Pferde wie Celebrate Light, Celestial Dreams, Arc de Triomphe, Indio Corner, Out of the Slums haben diesen „zweiten Bildungsweg” zum Durchstarten in eine bemerkenswerte Laufbahn genutzt. Hatte Michael Nimczyk nun dreimal in Folge den Shootingstar in den Fingern, so ist der deutsche Champion diesmal Zuschauer. Von 2009 bis 2012 war der Cup fest in niederländischer Hand. Sehr gut möglich, dass es nach dem 10. Rennen mal wieder heißt: „Oranje boven“. Ignacio, I can steel und der oft springende I’ll be there haben durchaus das Zeug dazu. Deutscherseits sollten der aktuelle Dreifach-Sieger Naheed aus dem formstarken Nobel-Gestüt Lasbek und der in Berliner, ja gar Mariendorfer Besitz befindliche, ebenfalls in Norddeutschland vorbereitete Bogomir CG die meisten Anhänger finden. Joeyboy nicht vergessen! Dessen Formen lesen sich zwar nicht so fettig, doch ist die Steuerung durch Heinz Wewering ein echtes Plus. Dass der mit 16.903 Treffern erfolgreichste Trabrennfahrer des Kontinents trotz seiner 69 Jahre noch lange nicht zum alten Eisen zählt, hat er bei Klingandes Überraschungssieg im Vorlauf zum Stuten-Derby nachdrücklich bewiesen. Mit seinem Namen beginnt 1997 die Ehrenliste.

Die einzige von der Mittelstrecke abweichende Aufgabe haben die sturmerprobten Trotteurs Français zu lösen. Sämtliche zehn Teilnehmer des 11. Rennens sind mit französischem „Pferdepass“ unterwegs und müssen für 2500 Meter ein wenig mehr Puste als gewohnt mitbringen. Am Start, der immer wieder sehenswert direkt vor Publikum erfolgt, legt Birdy de Neuilly 20 Meter hinter unter anderem Erha d’Antan los. Das sollte der „Vogel“, der schon letztens mit Michael Nimczyk aus ähnlicher Ausgangslage zum Sieg geflogen ist, locker schaffen.

Nachdem die Amateure mit dem Finale das letzte sportliche Feuerwerk gezündet haben, gibt’s zum Ausklang ein echtes Höhenfeuerwerk. Beruhigend für alle Tierliebhaber und Tierschützer: Die edlen Vierbeiner sind dann längst in ihren Boxen, zudem wird auf laute Knalleffekte verzichtet.

Unsere Tipps:
1. Escudo – Mr Culpeper – Taj Mahal Diamant
2. Fionaro – Fantomas – Bonanomi CG
3. Ghislaine – Longhire – Goofy Wan
4. Nahib – Cruzado – Uncle Bens Diamant
5. Baxter Hill – Volare Gar – Khalid
6. Very Special One – Provenzano – Indira OE
 7. Namur – Evander Holyfield – San Pardo
8. Senorita Diamant – Ring the Bell – Touchdown OK
9. Pompano Julian – Stradivari – Candyman Hornline
10. Naheed – I can steel – Bogomir CG – I‘ ll be there
11. Birdy de Neuilly – Dean les Jarriais – Erha d’Antan
12. Int. Derby-Meisterschaft der Amateure - Finale -


Freitag, 2. August - 5. Tag des derby-Meetings

Wettstar-by-PMU-Trophy: 18 Ladys wollen ans große Geld

Prämienregen für die Vier- und Fünfjährigen – 3200-Meter-Marathon über die alte Derby-Distanz

Rudi Haller konnte bislang beim Meeting eine gute Rolle spielen (Foto:©www.lingk.com)

Freitagabend? Damenwahl! Nachdem der Abend zuvor im Zeichen der Amateure stand, darf nun das vermeintlich schwache Geschlecht an den großen Geldtopf ran. 18 vierbeinige Ladys, zufällig alle aus den Generationen 2014 und 2015, wollen an möglichst große Teile jener 28.000 Euro, die in der Wettstar-by-PMU-Trophy, Stammbesuchern als Bruno-Cassirer-Rennen geläufig, in drei Läufen verteilt werden. Sie bilden das Gerüst der 12-Rennen-Karte, die mit einem Rennen für französische Traber um 17.00 Uhr beginnt. Ausschließlich Pferde aus dem Schlaraffenland des Trabrennsports sind noch einmal im 11. Rennen am Start. 13 an der Zahl - wenn das mal nicht für den einen oder anderen Wetter zur Unglückszahl wird, denn diese Prüfung mit dem Untertitel „Der Garantiebrief der Signal Iduna“ ist zugleich die letzte für die V7+-Wette. Die vor einem Jahr ins Spiel gebrachte Königswette ist mit einer Garantieauszahlung von 30.000 Euro inklusive 8.720 Euro Jackpot fürwahr königlich unterfüttert, doch einen Garantiebrief, dass sämtliche sieben Sieger der Rennen 5 (18.38 Uhr) bis 11 auf einem Schein richtig angekreuzt werden, gibt’s natürlich nicht. Vorausfavorit in der letzten Riesenklippe ist Errakis, der im Handicap de Luxe zweimal in bestechender Manier mit der Konkurrenz Schlitten gefahren ist. Startreihe zwei hinterm Auto könnte dem kniffligen Burschen, der gern frei weg von der Leber marschiert, mehr Sorgen bereiten als die Konkurrenz. Passenderweise wird er die Startnummer „13“ tragen.

Die Traber-Damen steigen mit ihren beiden Vorläufen des Cassirer-Klassikers an zweiter und dritter Stelle in die V7+-Wette ein (6. und 7. Rennen). Wer ins mit üppigen 20.000 Euro dotierte Finale will, muss unter die ersten Fünf kommen, was bei den etwas ärmeren Ladys - jenen, die maximal 8.000 Euro für ihre Besitzer eingetrabt haben - einfacher ist: Sie nehmen die 1900 Meter des 6. Rennens lediglich zu Siebent in Angriff. Klare Favoritin dürfte Ida F Boko werden. Nicht nur, dass Rudi Haller sein Lot bestens in Schuss und bisher während des Meetings durchweg eine gute Rolle gespielt hat. Die Vierjährige war bei sieben 2019er Versuchen nur bei einem nicht auf der Ehrenrunde zu bewundern. Zwei aktuelle Siege in Folge lassen für Cora Sun aus dem Besitz des Mariendorfer Bahneigentümers Ulrich Mommert den Ehrenplatz erhoffen, doch da will Gingerbell ein gehöriges Wort mitreden. Nach vier Treffern am Stück war für Thorsten Tietz‘ Stute ein Vierteljahr Durchschnaufen angesagt. Vor dem Comeback am 19. Juli, das die wie ein Wiesel losfegende Dunkelbraune als Achte beendete, hatte ihr Trainer verkündet, der Fokus liege einzig und allein auf dieser Wettstar-by-PMU-Trophy. Das sollte man durchaus für bare Münze nehmen. Weil auch Woodbrown Beauty an guten Tagen im Winner Circle eine echte Beauty abgibt - viermal war sie auf diesem Catwalk präsent - und Uptoheaven Diamant zwar noch nie gewonnen, aber eine überaus gleichmäßige Bilanz mit zweiten und dritten Rängen vorzuweisen hat, müssen sich Shalala und American Dream sputen, wollen sie ums große Geld noch einmal ran.

Das dürfen sie im 12. Rennen 20 Meter vor jenen fünf Qualifikantinnen in Angriff nehmen, die sich im 7. Lauf durchsetzen müssen. Beste Werbung in eigener Sache machte am 21. Juli Lucky Lady Blue, die Hannah Hazelaar, Deutschlands Startpferd mit den meisten Besitzern, „traurig“ vier Längen hinter sich ließ. Nicht immer ist der Schützling Hannu Voutilainens allerdings so blendend aufgelegt, wie drei Disqualifikationen zeigen. Bombensicher und echte Siegertypen sind Kiss Me Bo, Super Pro, C’est La Vie C, bei der man Platz sieben aus einem Amateurfahren nicht auf die Goldwaage legen darf, und vor allem Zante Grif. Die Italienerin aus dem Erfolgsstall des Paul Hagoort ist bis auf einen Galopp-Ausrutscher in Oslo am 9. Juni in dieser Saison durchweg Erste oder Zweite geworden.

Zwei Pokale und jeweils 7.500 Euro gibt’s für die Vier- und Fünfjährigen zu gewinnen. Acht etwas Reichere messen sich im 4. Rennen, das von Erfolgsverwöhnten nur so wimmelt. Seinem Namen alle Ehre gemacht hat UBetterWin Diamant und bei fünf Versuchen überhaupt noch nicht verloren. So schwer wie diesmal hatte es der Sohn des amerikanischen Super-Vererbers Muscle Hill jedoch noch nie: Major Ass, Bleu Roi, Far West, Icebear Newport und Schweden-Heimkehrer Iron Creek sind granitene Brocken. Da könnte der erste graue Fleck auf der weißen Weste fällig werden. Die Ärmeren können im 10. Rennen ihren Kontostand gewaltig aufbessern. In erster Linie dafür in Frage kommen die beiden Bayern Uno per te Diamant und Zidane sowie Berlins „local hero“ Oxidizer.

Langer Atem ist über die bis 1978 gelaufene Derby-Strecke von 3200 Metern des Derby-Marathon-Pokals (9. Rennen) gefragt. Auf einem solchen Marsch sind 20 Meter Zulage, die Gustavson Be, RitchiRitch Diamant, Quick Crown und Cashback Pellini aufgebürdet bekommen, kein allzu großes Handicap, so dass die vorderen Sechs um den von Michael Nimczyk gesteuerten Laurel Park und Libero nicht allzu lange allein bleiben werden. Speziell die Dauerläufer Gustavson Be und RitchiRitch Diamant werden auf den 2½ Runden die Daumenschrauben gewaltig ansetzen. Als Lohn der langen Mühen winken jenem mit der meisten Puste 6.600 Euro.

Nach dem 12. Rennen (21.26 Uhr) können es sich die Vierbeiner in ihren Boxen ganz entspannt wohlergehen lassen: Der Renntag klingt geräuschlos mit einer Lasershow aus.

Unsere Tipps:
1. Fighter Pilot – Elixier d’Àndain – Diego du Bellay
2. Oscar L.A. – Quick Winner – One Penny Black
3. Intouchable – Perfect Hall – William Scott
4. UBetterWin Diamant – Far West – Iron Creek
5. Izzi’s Newport – Zucchero – Paris Turf
6. Ida F Boko – Cora Sun – Ginger Bell
 7. Zante Grif – Kiss Me Bo – Sup Pro – Hannah Haazelaar
8. Fandjo – Nada Mas – Bellaya CG
9. Laurel Park – Gustavson BE – RitchiRich Diamant
10. Zidane – Uno per te Diamant – Oxidizer – Heine Attack
11. Errakis – Fanny Hill – Furtif du Levant
12. Finale Bruno Cassirer-Rennen

Quelle: Berliner Trabrenn-Verein (BTV)