Trab: Start der Derby-Woche 2018

FREITAG, 27. JULI 2018:
1. TAG DES DERBY-MEETINGS

ORLANDO JET ANTE PORTAS!

Einer der Stars zum Auftakt der Derby-Woche: Orlando Jet mit Fahrer Rudolf Haller

(mw). Das Warten hat ein Ende! Neun Tage vor dem ultimativen Saisonhöhepunkt, dem trotto.de 123. deutschen Traber-Derby, wird der Hauptstarter seine acht (Amateur-)Schäfchen zum 1. Rennen des Derby-Meetings, das ja seit Jahren schon über eine Woche hinausgeht, am Freitagnachmittag um 16.10 Uhr hinters Auto rufen. Wie in den Jahren zuvor wird der „Apéritif“ durch die Übertragung der Rennen 4 bis 7 nach Frankreich noch ein bisschen schmackhafter gemacht. Die Kooperation Traber-Deutschlands mit der französischen Wettorganisation PMU, ohne die der Trabrennsport hierzulande auf tönernen Füßen stehen würde, geht nun schon ins achte Jahr und hat mithin Traditionscharakter.

Das erste dieser sogenannten PMU-Rennen versammelt um 17.40 Uhr nur sechs Vierjährige hinterm Startwagen, die noch keine 20.000 Euro verdient haben - aber die haben’s fürwahr in sich. Viele werden hinter Pelle Barosso ihr Kreuzchen machen, dem das Pech zuweilen an den Füßen klebt. Im Vorjahr fürs Derby sportlich qualifiziert, musste er das Blaue Band wegen einer Erkältung sausen lassen und sollte in diesem Jahr Teile des Versäumten nachholen. Doch auch das ging nicht ganz geräuschlos über die Bühne: Beim Comeback war er als Erster an der imaginären Linie, wurde jedoch im Nachgang wegen Störung eines Kontrahenten disqualifiziert. Satisfaktion holte er sich im Pfarrkirchener Großen Pfingst-Preis nach hartem Kampf - und musste anschließend erneut krankheitsbedingt kurz aussetzen. Platz vier in einem Rennen der Vierjährigen-Serie und ein überlegener Sieg in Münchner Alltagsgeschäft dürften den enorm talentierten Dunkelbraunen auf den Favoritenschild heben. Doch „dahoam“ ist der Franzl-Schützling gegen Nordmann, der bei seinem Sieg am 13. Mai enorm zu beeindrucken vermochte und nach seiner jüngsten Startgaloppade in ungewohnter Hand nun wieder vom Trainer an die Kandare genommen wird, sowie den häufig in Dänemark wildernden Glaedar noch lange nicht.

Als sportliches Sahnehäubchen kommt die 8. Prüfung um 19.35 Uhr daher. Was könnte besser zu einem PMU-Renntag passen als ein Traber, der zweimal in Vincennes, dem Mekka des Sports schlechthin, erfolgreich war? Im Charlie-Mills-Memorial, mit dem eines vor 46 Jahren verstorbenen europäischen Meisters seines Fachs und Weltbürgers des Trabrennsports gedacht wird, gibt sich Orlando Jet die Ehre, Deutschlands vermutlich beste internationale Waffe bei den Älteren. Wobei „älter“ relativ ist. Das Bild von einem Pferd hat gerade mal fünf Jahre auf dem Buckel und erst 16 Rennen im Leib. Wenn ein alter Fahrensmann wie Rudolf Haller, der in seiner Laufbahn weit mehr als 2100 Rennen gewonnen und Pferde wie Renado, Saskia Bisa und den ebenfalls im Memorial antretenden Stark Bi geformt hat, bei den Siegerehrungen mit Orlando Jet feuchte Augen hat, sagt das mehr als tausend Worte: „Er ist das beste Pferd, das ich je trainiert habe“, war sich der „Haller Rudi“ schon nach der Dreijährigen-Saison sicher und hütet den für im Nachhinein geradezu läppische 7.500 Euro auf der Derby-Auktion 2014 ersteigerten Hengst wie seinen Augapfel.

Vor einem Jahr tilgte der 53jährige auf der berühmtesten Bahn der Welt mit diesem Hengst einen weißen Fleck in seinem Fahrtenbuch - dort hatte er bis dato noch nie gewonnen. Nach dem Elitloppet-Fiasko legten die beiden im Juni eine neuerliche kesse Sohle auf jenes noble Parkett. Trotz eines Cash Hanover, dem er beim BILD-Pokal am 1. Mai kräftig die Leviten las - mehr als zum Geldwechsel-Siegkurs von 10:10 wird der braune Bomber kaum antreten. Das sollte den Wettumsatz kaum schmälern: Sieht man von der Binsenweisheit ab, dass es „Unverlierbare“ im Sport nicht gibt, dürfte dieses Duo die sicherste Bank der gesamten Derbywoche sein, um an eines der begehrten Lose für die große Prämienausspielung zu gelangen. Bei der darf ein Glückspilz am Ende des Meetings mit einem neuen Automobil, einem VW join up! black pearl im Wert von 13.900.- Euro, nach Hause fahren.

Knüller des Garantieauszahlungs- und Jackpot-Festivals ist die zum zweiten Mal angebotene V7+-Wette. Vom 2. (16.40 Uhr) bis zu besagtem 8. Rennen sind alle sieben Sieger vorherzusagen. Bei der Premiere am 15. Juli gelang dies niemandem, woraus ein Jackpot von 7.616 Euro resultierte, der am Freitag in die 20.000 Euro betragende Garantieauszahlung einfließt. Wenngleich mit Orlando Jet ein „Vinnar“ scheinbar festzustehen scheint und die V7+- in praxi zur V6+-Wette macht, halten einige andere Prüfungen manche Stolpersteine parat.

Das gilt besonders für das französischen Trabern vorbehaltene 5. Rennen (18.10 Uhr), in dem die Suche nach dem Sieger einem Würfelspiel gleicht: Aus drei Bändern gehen zehn „Trotteur français“ auf die bis zu 2540 Meter weite Strecke, von denen die fünf aus Polen anreisenden Kandidaten vorab kaum stichhaltig zu taxieren sind. Viel leichter dürfte auch die 7. Prüfung (19.10 Uhr) nicht zu enträtseln sein, in der mit Holly Star, Star’s Speed, Gri Maximus und Eminent Frisia vier aktuelle „Winner“ von Chuckaluck herausgefordert werden, der lediglich bei einem seiner zehn Saisonauftritte nicht auf einem der ersten beiden Plätze gelandet und in diesem Jahr der Großverdiener dieser Neun ist.

Unsere Tipps:

1. Gonzales Greenwood – Miguel Greenwood – Ivy Corner
2. Leap Day Credit – Gri Power Jet – Ramazotti Diamant
3. Wildcat Hanseatic – Gobelin – Gentle Yankee
4. Pelle Barosso – Lille Alfred – Glaedar
5. Derrick de Nganda – Douce Rose Amour – Delta d’Urfist
6. Kiss Me Bo – Longhire – Mon Filou – Campione
7. Gri Maximus – Chuckaluck – Eminent Frisia
8. Orlando Jet – Cash Hanover – Stark Bi
9. Harley As – Firefox BR – Nico Way

Samstag, 28. Juli 2018
2. Tag des Derby-Meetings

Nun gilt’s für die dreijährigen Ladys

Favoritin im zweiten Vorlauf zum Stuten-Derby 2018: Avalon Mists (Foto: Marius Schwarz)

(mw). Wer schwingt sich zur 30. Siegerin des deutschen Stuten-Derbys auf? Obwohl diese Frage erst am kommenden Samstag (4. August) beantwortet wird, wirft sie ihre Schatten bereits am zweiten Tag des Derby-Meetings, bei dem um 13.00 Uhr zum ersten heißen Tanz gerufen wird, voraus.

31 im Jahr 2015 ins deutsche Gestütbuch eingetragene junge Damen bzw. ihr zweibeiniges Umfeld wollen an den rund 92.000 Euro fetten Final-Kuchen, sodass wie üblich vorab kräftig gesiebt wird. Als roter Faden ziehen sich vier „Qualifier“ um jeweils 10.000 Euro als 4., 6., 8., und 10. Menüpunkt durch die 13-Rennen-Karte; die jeweils ersten Drei dürfen eine Woche später nochmals ran.

Wie üblich wurde für jeden Vorlauf eine Stute gesetzt, was bei einem Trio keine Zweifel offen ließ. Im 2. Vorlauf sticht Avalon Mists derart weit heraus, dass die Frage nach der Siegerin keinesfalls nebulös ist. Dreimal war die Stute aus dem Erfolgsquartier des Paul Hagoort heuer unter Order und warf mit einem zweiten wie fünften Platz im Trabertempel von Vincennes ihren Hut nachdrücklich in den Ring. Für alle „Unkenrufer“ unterstrich sie beim überlegenen Sieg in der Stutenabteilung des Buddenbrock-Rennens ihre Anwartschaft nicht nur für die Setzliste, sondern gar auf den Gesamtsieg. Und weil diese 6. Prüfung um 15.30 Uhr mitten im V7+-Reigen liegt – die neue deutsche Großwette beginnt mit dem 2. Rennen um 13.50 Uhr – werden ihr nicht nur in der Sieg-, sondern auch der „Königswette“ viele Wetterherzen zufliegen. Als wollte es ihr die Losfee nicht zu einfach machen, hat sie der „fliegenden Holländerin“ die äußerste Startposition „8“ zugeschanzt. Platz zwei ist für Unicorn Diamant machbar; des „Einhorns“ nimmt sich mit Björn Goop einer der besten Catchdriver der Welt an - nicht nur zwölffacher schwedischer Champion, sondern dank Readly Express auch „amtierender“ Prix-d’Amérique-Sieger.

Im Siebener-Feld von Vorlauf 3 (8. Rennen; 16.20 Uhr) wurde Laura Vici gesetzt. Die von Deutschlands Goldhelm Michael Nimczyk gesteuerte Braune hat sich diese Wertschätzung durch einen furiosen Kampf-Sieg in der Damenriege des Adbell-Toddington-Rennens über Isabella Boshoeve redlich verdient. In etwas veränderter Aufmachung belegte sie im bereits angesprochenen Buddenbrock-Vergleich „nur“ Rang drei. Zur schärfsten Herausforderin sollte Bayerns Donna Granata avancieren, die zwei blitzsaubere Siege im Marschgepäck hat. Es sei denn, die stets brandgefährliche Holland-Fraktion um Diablo Simoni, Smilla und Symphonie H hat mit feinem Gespür für den Ernst der Situation gewaltig zugelegt und vermag im Gegensatz zu den vorigen Auftritten gewaltig auf die Pauke zu hauen.

Besagte Isabella Boshoeve nimmt Qualifier 4 (10. Rennen, 17.10 Uhr) als Primadonna in Angriff. Dion Tesselaars Stute war im Vorjahr eine Augenweide und holte sich hier auf der Derbybahn leichten Schritts Auktionsrennen und Jugendpreis; den einzigen „roten Fleck“ auf der weißen Weste gab’s bei der Disqualifikation im Stuten-Preis des Winterfavoriten. 2018 führte sie ihr Arbeitsweg aufgrund ihrer Gewinnsumme ins Ausland. In Holland, Schweden und Frankreich lief sie durchwegs in die Geldränge. Beim einzigen Deutschland-Auftritt zog sie nur haarscharf gegen Laura Vici den Kürzeren und sollte eingedenk dessen für den Vorlaufsieg, der für den Startplatz im Finale von Bedeutung ist, durch niemanden in die Bredouille geraten. Schafft Björn Goop die Sause dorthin als Nummer zwei? Fitforfun wies bei der Hamburger Generalprobe, einem an die 1994er Derby-Siegerin Sunset Lane erinnernden Rennen für dreijährige Stuten, die kurioserweise ebenfalls in diesem Vorlauf vertretenen Smilla und Brétigny um eine halbe bzw. drei Längen in die Schranken - da dürfte das letzte Wort noch nicht gefallen sein.

Mit Cahaya wurde in Vorlauf 1 ein weitere Aspirantin aus dem Lot Dion Tesselaars gesetzt - und das nach lediglich einem Start! Das Debüt als Zweite des Buddenbrock-Rennens hinter Avalon Mists, aber deutlich vor Laura Vici entschied zu ihren Gunsten; nun muss sie sich des Vertrauens des für die Setzliste zuständigen Veranstalters würdig erweisen. Queen for a Day war in jener letzten Derby-Prüfung nach ruinösem Verlauf als Siebente klar abgehängt. Die kleine Schwester des berühmten Orlando Jet wird auf Rache sinnen und beweisen wollen, dass ihre beiden Siege zuvor nicht von ungefähr kamen. Sieben Mal war Intouchable am Start - so häufig wie keine ihre Konkurrentinnen. Neben immenser Erfahrung spricht für sie, dass sie durchweg Prämien eingetrabt hat und viermal tatsächlich „unberührbar“ war, sprich als Siegerin vom Platz gegangen ist. Das lässt fürs 4. Rennen (14.40 Uhr) reichlich Spannung erwarten.

Das leckerste Schmankerl des reichhaltigen Rahmenprogramms ist an 7. Stelle (15.55 Uhr) der Derby-Pokal der Publikumslieblinge - der vierbeinigen selbstverständlich, die in allen Regionen Deutschlands über die Jahre ihre Fans zu begeistern wussten. Mighty Hanover, eine echte Berliner Pflanze - schon ihre Mutter Misty Hanover legte für den Stall Adlermühle Ruhm und Ehre ein -, war 2015 Mariendorfs Traber des Jahres und hat mittlerweile 25 Siege auf dem sieben Jahre jungen Kerbholz. Der ein Jahr jüngere Rainbow Diamant aus dem kleinen Lot des Berliners Dr. Manuach Messengießer hat mit dem aktuell 16.870 Siege schweren Heinz Wewering 14 Mal den Zielstrich als Primus passiert und befindet sich in bestechender Form. Da werden sich selbst Cracks wie der Bayer RitchiRich Diamant (18 Siege) und Gamine Newport, die mit dem Rückenwind von drei frischen Treffern am Stück an die Spree reist, gewaltig strecken müssen.

Unsere Tipps:

1. Houdini Newport – Drachenblut – Horatio Fortuna
2. Janika Bo – Simba Diamant – Lokal Hero
3. Navy Blue – Falco – Fairy Ass
4. Cahaya – Queen for a Day – Intouchable
5. Nordic Jaycee – Hestia R.A. – Varykinow – Kleiner Donner
6. Avalon Mists – Unicorn Diamant – Uptoheaven Diamant
7. RitchiRich Diamant – Rainbow Diamant – Garmine Newport
8. Laura Vici – Donna Granata – Lightning Bo
9. Bruce Simoni – Pepper K.L. – Power of Rhythm
10. Isabella Boshoeve – Fitforfun – Calamintha
11. Tiffany Diamant – Fire Lane – Paco Jet – Marimba
12. Gustavson Be – Little Danny – Tequila F.
13. Highlander Boko – Irabelle – My Star

Sonntag, 29. Juli 2018:
3. Tag des Derby-Meetings

Stall Nimczyk contra „Oranje“

Gesetzt im zweiten Vorlauf zum Traber-Derby 2018: Very Impressive S und Fahrer Cees Kamminga (Foto: Lingk)

So oder ähnlich könnten die Überschriften lauten, läuft es in den vier Vorläufen zum trotto.de 123. deutschen Traber-Derby so, wie es sich die Setzkommission bei der Startplatzauslosung am Freitag vorgestellt hat. 33 Hengste und Wallache - erneut wagt keine Stute den Gang gegen das starke Geschlecht um den letztlich mit rund 216.000 Euro gefüllten Final-Topf - müssen eine Woche vor dem Blauen Band die Karten etwas nachhaltiger auf den Tisch legen. Von ihnen ist Great Gatsby As als mit 320 Euro ärmster Schlucker der Proposition gemäß der einzige, der aus Startreihe zwei los muss.

Aus vier Vorläufen, die als 4., 6., 8. und 12. Rennen das Gerüst der um 13.00 Uhr gestarteten 14-Rennen-Karte bilden, qualifizieren sich die jeweils besten Drei für den Endlauf. Die vier vermeintlich Stärksten (unterstrichen) können frühestens am Derby-Sonntag die Klingen miteinander kreuzen. Bei drei Kandidaten war die Lage glasklar. Ausgerechnet Wackelkandidat Emilion eröffnet den Reigen im 1. Vorlauf (4. Rennen; 14.20 Uhr). Über die läuferische Klasse des von Jean-Pierre Dubois gezüchteten Braunen aus dem Stall von Bahneigentümer Ulrich Mommert gibt es keine zwei Meinungen. Platz zwei in der Breeders Crown 2017 hinter Mister F Daag und zwei heurige Siege in Gelsenkirchen unterstreichen dies. Genauso unstrittig ist, dass der Sam-Bourbon-Hengst leicht aus der Fasson zu bringen ist, wie drei rote Karten im Fahrtenbuch beweisen. Die letzte handelte er sich beim kapitalen Startfehler im Buddenbrock-Rennen ein. Was er danach - praktisch außer Konkurrenz mitlaufend - zeigte, bewog die Verantwortlichen, ihn in den Kreis der vier schweren Jungs aufzunehmen. Wie der Zufall es wollte, hat er mit Ids Boko den Aspiranten zugelost bekommen, den man sich ebenfalls als Gesetzten hätte denken können - er war schließlich die Nummer drei der großen Derby-Generalprobe. Monsieur Dubois hat das Los ebenfalls in diesen Vorlauf verfrachtet - mit seiner wohl schwächeren zweiten Waffe Laurel Park.

Keine Diskussionen gab es hinsichtlich Very Impressive S, dem Gesetzten in Qualifier 2 (6. Rennen, 15.10 Uhr). Sehr beeindruckend war es in der Tat, wie der Schwarzbraune erst in einem Trial und eine Woche später im Buddenbrock-Rennen vom Leder zog. „Er wird mit jedem Start besser“, hatte sein Trainer Cees Kamminga nach dem Trial versprochen und hielt Wort: 1:12,9 war eine überdeutliche Ansage an die Konkurrenz, und Kamminga weiß, wie man deutsche Derby-Sieger „baut“: 2004 konnte er als Trainer schon einmal dank Ambassador As den renommiertesten deutschen Lorbeerkranz an seine Stalltür nageln. Da dürfte es für den Rest, von dem sich vielleicht der Schwedens Meisterfahrer Björn Goop anvertraute Standbyme als zweite Kraft entpuppt, nur um „Silber“ und „Bronze“ gehen.

Ein Déjà-vu zum 1. Vorlauf gibt’s in Elimination 3 (8. Rennen, 16.00 Uhr). Erneut kommt mit Chapter One der Gesetzte aus dem Stall Mommert/Nimczyk, ist wie Emilion von Dubois senior gezüchtet und hat seine Generalprobe am 1. Juli im Galopp vermasselt. Was der Wallach allerdings zuvor beim PMU-Sieg gegen ältere Semester und beim überlegenen Triumph im Adbell-Toddington-Rennen 3½ Längen vor Very Impressive S gezeigt hat, war schlichtweg eine Offenbarung. Erneut kann „Monsieur Dubois“ aus nächster Nähe begutachten, was für einen Kracher er 2015 gezüchtet hat: Er ist mit City Guide dabei, der in Italien vier Siege am Stück von der Spitze weg eingeklinkt hat, dann nach Frankreich ging und dort ein ums andere Mal kräftig die Leviten gelesen bekam. Nun ist der startschnelle Bursche erstmals rechtsrum auf Arbeit, und die vergleichsweise kurze Mariendorfer Zielgerade dürfte dem Bruder des vorjährigen Derby-Trostlauf-Siegers Classic Connection bestens munden. Optisch besser steht Officer Stephen da, der erst in dieser Saison in den Rennbetrieb eingestiegen ist und bei fünf Auftritten lediglich einmal einen Bezwinger fand.

Auf die Präsentation des heißen Derby-Favoriten Mister F Daag muss das geneigte Publikum bis zum 4. Vorlauf (12. Rennen, 17.45 Uhr) warten. Auf den ersten Blick sieht die 2018er Bilanz des vorjährigen Breeders-Crown- und Winterfavoriten-Triumphators nicht überragend aus. Jeweils ein erster, vierter und fünfter Rang - da haben andere eine wesentlich bessere Zahlen im Bordbuch stehen. Fast 40.000 Euro fielen dabei an - und schon ist das Rätsel gelöst: Sämtliche Formen stammen aus dem Schlaraffenland Frankreich von den ersten Adressen Vincennes und Enghien, wobei der Schützling von „Dauer-Derbysieger“ Paul Hagoort durchweg exzellente Kritiken eingeheimst hat. Es grenzte schon an ein kleines, im Rennsport allerdings nicht ungewöhnliches Wunder, sollten ihm Bayerns stärkste Protagonisten Provenzano und Far West, die der Zufall gemeinsam in einen Qualifier verfrachtet hat, oder der Buddenbrock-Zweite Fabio de Pervenche eins auswischen.

Die Kirsche auf dem Preisgeldkuchen bleibt im 10. Rennen (16.50 Uhr) den Satteltrabern vorbehalten. Zum 100. Geburtstag hat sich Mariendorf 2013 das 20.000 Euro wertvolle Derby-Monté spendiert und die Mittelstreckenprüfung seither im Programm belassen. Obwohl die auswärtige Konkurrenz mit dem französischen Ex-Weltrekordler Valdenburg, dem bei lediglich zwei Ausritten als Erster bzw. Dritter in 1:11,6 und 1:11,5 anschlagenden schwedischen Fuchs Star Advisor Joli sowie Conrad Lugauers Victorious Star als Speerspitzen von allerbesten Eltern ist, könnte es wie 2015 durch Greenspan einen deutschen Treffer geben: St-Leger-Sieger Zauni ist nach einer 2017er Saison zum Vergessen von seinem neuen Trainer Manfred Walter im wahrsten Sinn des Wortes umgesattelt worden und mit der deutschen Championesse in dieser Disziplin zu einer Macht avanciert: Mit seiner Tochter Ronja hat der Fünfjährige in Belgien, Holland und Frankreich erstklassige Visitenkarten abgegeben, ist bei elf Ausritten nie ohne Beute heimgekommen und hat mal eben 36.600 Euro verdient. Da werden sich alle warm anziehen müssen…

In Erinnerungen schwelgen heißt es im 7. Rennen um 15.35 Uhr, wenn mehr als 30.000 Siege aufeinandertreffen. Im Derby-Pokal der Oldies sind nur Chauffeure jenseits der 60 Jahre zugelassen, wobei fast alle Teilnehmer noch im Rennwagen aktiv sind. Heinz Wewering (68) mit Unstoppable, Gerd Biendl (61) mit Marie Galante, Hendrik Grift (71) mit Fast and Furious, Jean-Pierre Dubois (78) mit Lordano Ass sollten den Sieg unter sich ausfechten - oder zieht Ex-Europameister Manne Zwiener sie in seiner Heimatstadt allesamt mit Late Night Show am Nachmittag über den Leisten?

Und dann ist da noch Hannah Hazelaar, das zweite Pferd der 2017 nach dem Vorbild der schwedischen Travkompaniet ins Leben gerufenen, über die gesamte Bundesrepublik verstreuten Besitzergemeinschaft TraberParti. Sollte die von den Nimczyks gemanagte Stute tatsächlich im 11. Rennen den sechsten Sieg aus elf Versuchen feiern, dürfte es kurz nach 17.20 Uhr im Winner Circle proppenvoll werden: Natürlich sind alle Miteigner herzlich eingeladen, dann eine ausgiebige Jubel-Party steigen zu lassen.

Unsere Tipps:

1. Ivonne Dragon – Kartell – Inshallah H
2. Dismoiouicheri – Richard Parker – Genever
3. Iceman Bo – Krabat – Super Trader
4. Emilion – Ids Boko – Crazy and Qick
5. Graf Bismarck – Atlantic CG – Marinah – Percy LB
6. Very Impressive S – Standbyme – Bleu Roi
7. Fast and Furious – Marie Galante – Unstoppable
8. Chapter One – Officer Stephen – City Guide
9. Be Happy – Payet – Paavo Nurmi
10. Star Advisor Joli – Zauni – Victorious Star – Winston Laser
11. Helene des Moeres – Hannah Hazelaar – Victory Moko
12 Mister F Daag – Fabio de Pervenche – Far West
13. Jiliane – El Raul – Apollonia
14. Ice Greenwood – Best Kept Secret – Bella Romantica

Quelle: Berliner Trabrenn-Verein (BTV)