Trab: Rückblick auf den Renntag

Der Hans, der kann‘s!

Nicht nur am Mikrofon ein Meister: Der niederländische Rennsportjournalist und Moderator Hans Sinnige gewinnt den Winterpokal der Amateure mit Falco (im Foto vorne).

Sinnige lenkt Falco zum Sieg im Hauptrennen

Man kennt ihn als Bahnsprecher des Victoria-Parks in Wolvega, als fachkundigen Moderator und als exzellenten Rennsportjournalisten. Und spätestens seit diesem Sonntag kennt man ihn nun auch als total cleveren und ausgekochten Sulkyfahrer: Hans Sinnige gewann den einschließlich der beiden Vorläufe mit insgesamt 13.000 Euro Preisgeld dotierten Winterpokal der Amateure, das letzte große Ereignis des Mariendorfer Rennjahres 2016. Der Niederländer setzte mit seinem vierjährigen Wallach Falco, der im Finale zur Quote von 50:10 angetreten war und der direkt auf seinem kleinen Anwesen in dem friesischen 1.000-Seelen-Ort Langezwaag – knapp 20 Kilometer von Wolvega entfernt – das Licht der Welt erblickte, den Schlusspunkt unter die Saison. Der Traber wird von Hendrik Hamming trainiert und ist fast so etwas wie ein Familienmitglied. Hans Sinnige: „Falco ist quasi in meinem gleich neben dem Haus gelegenen Garten groß geworden. Dort lebt auch seine Mutter Mercedes Star, die nun 24 Jahre alt ist und die – obwohl sie leider mittlerweile blind ist – immer noch putzmunter ist.“

Der Plan geht auf

Locker und kompetent: So kennt man Hans Sinnige (r.) eigentlich von Trabveranstaltungen (Foto: © H. Nickelé)

Der Niederländer, der bei Großereignissen wie der Derby-Woche oder der Breeders Crown die Chancen der Pferde für das Publikum genauestens analysiert, hatte sich natürlich auch seine sechs Finalgegner detailliert angeschaut. Drei der insgesamt zehn startberechtigten Pferde waren im Endlauf, in dem die gewinnsummenreicheren Pferde ebenso wie in den Vorläufen eine Zulage zu verkraften hatten, leider nicht mehr angetreten.

„Ich wollte unbedingt in die Ideallage als Zweiter innen finden – wusste aber nicht, ob Falco auf den ersten Metern mitspielt.“ Hans Sinnige

„Ich wollte unbedingt in die Ideallage als Zweiter innen finden – wusste aber nicht, ob Falco auf den ersten Metern mitspielt“, erklärte Hans Sinnige seine Taktik im Anschluss. Die Rechnung ging voll auf. Während Gallanatics (Constantin Gentz) die Rolle der Tempomacherin übernahm, konnte Falco in ihrem Windschatten wichtige Reserven sparen und zog in zwar mäßig klingenden, aber aus schwierigen Witterungsverhältnissen resultierenden 19,2/2.000m knapp an der Konkurrentin vorbei. Die Entscheidung lag nur zwischen diesen beiden Pferden. Falco siegte mit Kopfvorteil. Anderthalb Längen hinter den beiden Streithähnen belegte Beautiful Girl (Tony Böker) vor Vigo Bes (Bernd Schrödl) und Hironimus LB (Thomas Maaßen) Rang drei.

Vorläufe: Siege vom Start weg

Und hier die Chronologie der beiden Vorläufe: Die erste Entscheidung ging aufgrund eines Geschirrdefekts bei einem Teilnehmer erst mit erheblicher zeitlicher Verzögerung über die Bühne. Das brachte Arno (99:10) und seinen Fahrer Sebastian Gläser aber in keinster Weise aus der Ruhe. Der Fuchswallach übernahm mit Einbiegen in die erste Kurve die Führung. Bis zur Gegenseite konnte Sebastian Gläser das Tempo ruhig halten und die im 16-er Schnitt absolvierten letzten 800 Meter reichten, um im überlegenen Stil vor Candyman Hornline (Franz-Josef Stamer) und Hironimus LB (Thomas Maaßen) zu siegen. Richtig gefährlich wäre Arno wohl nur Eminent Frisia (Bernd Nebel) geworden – doch der Dunkelbraune sprang im Einlauf in der Hitze des Gefechts an.

Auch der zweite Vorlauf wurde Start bis Ziel gewonnen – und zwar von der späteren Final-Zweiten Gallanatics, die als Riesenaußenseiterin zur Quote von 429:10 ins Rennen gegangen war. Constantin Gentz und sein Pferd überraschten das Publikum mit einer blitzsauberen Leistung. Die fünfjährige Stute regierte das Geschehen völlig unangefochten und musste während des gesamten Verlaufs lediglich den in der Außenspur überaus tapferen Vigo Bes (Bernd Schrödl) in ihrer Nähe dulden. Der Angreifer besaß allerdings nie die geringste Chance, das Blatt entscheidend zu wenden. Ein regelrechtes Hauen und Stechen gab es dann auf den weiteren Plätzen. David F Boko (Nick Schwarma) setzte sich für den dritten Rang durch, während der hier noch nicht wie der kommende Endlaufsieger wirkende Falco die durch einen Starfehler gehandicapte One and Only (André Pögel) für das vierte Geld knapp in Schach hielt.

Mr. Shorty und Thorsten Tietz imponieren

Ein imponierender Sieg in der Tagesbestzeit von 1:16,6 min trotz Bänderstart und zwanzig Meter Zulage: Was der bei 15:10 gehandelte Mr Shorty in der Hand seines Trainers Thorsten Tietz auf der 2.020-Meter-Strecke zeigte, macht fürwahr Geschmack auf mehr! Der Hengst bewies, dass er seine prominente Rolle im Derby-Jahrgang nicht ohne Grund gespielt hat und man darf zukünftig noch viel mehr von ihm erwarten. Die Art und Weise, wie der nun als nächstes für ein Engagement am 30. Dezember in Vincennes – vermutlich mit Pierre Vercruysse im Sulky – vorgesehene Hengst die älteren und erfahreneren Pferde trotz eines Verlaufs in der Außenspur abservierte, war sensationell. Und noch etwas anderes war in dem international ausgeschriebenen Rennen unübersehbar: Nämlich, dass der erst im Einlauf eingesetzte und auf der Ziellinie zweitplatzierte Harry’s Bar (Thomas Panschow) auf dem besten Weg ist, wieder der Alte zu werden. Harry is back on track!

Auch Vitesse Lumiere und Floh G in ihren Rennen vorne

Vitesse Lumiere zeigte in der Hand von Thomas Panschow bei ihrem zweiten Start nach der fast fünfmonatigen Pause eine ganz feine Leistung. Die Stute übernahm sofort die Spitze und gewann zur Quote von 153:10 mit drei Längen Vorsprung. Mit Holly go lightly, der er auf der Zielgeraden regelrecht Flügel wachsen ließ, hätte es für Thomas Panschow ebenfalls fast gereicht – der Profi scheint für die Stute der Familie Schulz regelrecht geboren zu sein. Die Traber-Lady unterlag aber ganz knapp einem Pferd, das für den Sieg längst überfällig war. Nämlich dem diesmal von Dennis Spangenberg gesteuerten Floh G, der endlich einmal auf den Beinen blieb und trotz eines Rennens in zweiter Spur stark genug war, um den brandgefährlichen Schlussangriff abzuwehren.

Harley As problemlos, Pathos gewinnt dank Disqualifikation

Einmal mehr blendend aufgelegt war Harley As. Werner Brendels Wallach erzielte nunmehr den dritten Erfolg en suite - und das ohne Haken und Ösen, er scheint mittlerweile problemlos regulierbar zu sein. Michael Hönemann dirigierte den Fuchs sofort an die Spitze und aus dieser Position heraus gab er seinen acht Gegnern kräftig Fersengeld. Auch Pathos wurde von seiner Fahrerin Lea Ahokas couragiert an die Spitze gesteuert. In dem wohl spannendsten Finish des Tages schien der Hengst dennoch dem Angreifer Melchior Mo (Michael Nimczyk) zu unterliegen. Doch der Traber des alten und neuen Besitzer-Champions Ulrich Mommert konnte die korrekte Gangart nicht halten und wurde als Sieger aus der Wertung genommen.

U R Amazing deutlich - Außenseiter Chloe: spät, aber gewaltig

Weiterhin in starker Form agiert André Schiller, der U R Amazing auf die Ehrenrunde führte. Der Wallach attackierte die führenden Pferde auf der Gegenseite vehement und setze sich schon vor dem letzten Bogen deutlich ab. Der Dreijährige feierte den ersten Sieg seiner Rennkarriere in überlegener Art und Weise. Wesentlich knapper fiel der Sieg von Roman Matzky und Chloe aus. Von der Quick-Wood-Tochter war unterwegs nicht allzu viel zu sehen. Doch auf der Zielgeraden trat die Dreijährige aus dem Schatten der Gegner heraus und entwickelte einen tollen Speed, der am Toto an einem ohnehin von vielen Überraschungen gekennzeichneten Nachmittag noch einmal für ein kleines Beben sorgte. Chloes Siegquote betrug 462:10!

Gesamtumsatz: 122.893,91 Euro – Bahnumsatz: 41.778,50 Euro - Außenumsatz: 81.115,41 Euro.

Unser Terminhinweis:
Die nächste Veranstaltung – der Startschuss in die Mariendorfer Rennsaison 2017 – findet am Sonntag, dem 8. Januar statt. Beginn ist um 13.30 Uhr. Starterangabe für diesen Renntag ist am Montag, dem 2. Januar. Sie erreichen das Mariendorfer Rennsekretariat unter der Rufnummer 030-7401229 bzw. per Mail an starterangabe@berlintrab.de.

Quelle: Berliner Trabrenn-Verein (BTV)