Trab: Rückblick auf den Rennsonntag

Mariendorf: Mac Smily grinst die Gegner an

Christian Lindhardt führt den Lasbek-Hengst in neuer Saisonrekordzeit zum phänomenalen Breeders-Course-Sieg. Das mit 10.000 Euro Preisgeld dotierte Rennen war der Sulky-Legende Gerhard Krüger gewidmet.

Mac Smily (3) mit Christian Lindhardt (Foto: ©Marius Schwarz)

Das Vertrauen der Besitzerfamilie Herz war schon im Vorfeld riesig: Angesichts der Tatsache, dass das Gestüt Lasbek den Hengst Mac Smily extra für den mit 10.000 Euro Preisgeld dotierten Breeders-Course-Lauf der Dreijährigen nachgenannt hatte, hätte sich diese Zuversicht eigentlich auch in den Odds ausdrücken müssen. Doch der kleine Bruder des in Mariendorf noch bestens bekannten Connery wurde stattdessen für erstaunliche 83:10 gehandelt – für diejenigen Wetter, die den deutlichen Hinweis beachtet hatten, eine höchst lukrative Quote. Überaus erfreulich war aber vor allem das hohe sportliche Niveau dieses 1.900-Meter-Rennens, das in der phänomenalen Kilometerzeit von 1:13,1 min. entschieden wurde – ein neuer Mariendorfer Saisonrekord!

Rekordzeit im Gedenken an Gerhard Krüger

Dieser fabelhafte Schnitt stellt zugleich die aktuelle Jahresbestmarke für dreijährige deutsche Pferde dar – darüber wäre ganz sicher auch Gerhard Krüger begeistert gewesen, der bis zu seinem Tode kaum einen Mariendorfer Renntag versäumt hatte. Die international ausgeschriebene Prüfung war der am 29. April verstorbenen Sulky-Legende gewidmet. Die Berliner Veranstaltung stand ohnehin ganz in seinem Zeichen. Die Flaggen waren auf Halbmast gesetzt, die Fahrer starteten mit schwarzem Flor. Es wurde eine Schweigeminute abgehalten und die Besucher konnten sich in ein Kondolenzbuch eintragen. Am kommenden Donnerstag (11. Mai) findet die Trauerfeier für Gerhard Krüger in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche statt.

Zurück zum Rennverlauf: Mac Smily war gleich nach dem Start hinter dem 21:10-Favoriten Passe Partout (Thorsten Tietz) an zweiter Stelle auszumachen. Vor den Tribünen marschierte Ganyboy (Thomas Panschow) auf, der bis in die Zielgerade hinein die Pace bestimmte, dann aber nicht mehr sauber trabte und als Dritter aus der Wertung genommen wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der an diesem Tag unerklärlich schwache Passe Partout längst aus dem Geschehen verabschiedet. Ganz anders Mac Smily, der ausgangs der Gegenseite seinen langgezogenen Angriff eingeleitet hatte und fortan auf keinerlei ernsthafte Opposition stieß. Lediglich Pelle Barosso (Josef Franzl) konnte zwei Längen zurück mit einer ebenfalls sehr ansprechenden Leistung den Anschluss an den Sieger halten. Rang drei ging deutlich dahinter an Happy Occagnes (Michael Nimczyk), der sich auf dem Weg zum Startauto noch sehr heftig gebärdet hatte.

Bei der anschließenden Siegerehrung wusste der aktuell auf einer Erfolgswelle schwimmende Christian Lindhardt auf die Frage des Rennbahnmoderators Nicolai Laaser, was denn nun die nächsten Ziele für ihn und Mac Smily seien, eine kurze und trockene Antwort: „Der Derby-Sieg!“ Natürlich war auch ein kleines Augenzwinkern mit dabei. Aber es war unübersehbar: Der dänische Trainer ist von dem Sohn der bei siebzehn Starts achtmal erfolgreichen Stute Smily hellauf begeistert! Christian Lindhardt:

„Mac Smily ist ein absolutes Kraftpaket und seine körperliche und mentale Entwicklung schreitet mit jedem Tag voran – er ist ein wirklich großartiges Pferd!“

Keine Frage: Der Hengst wird in den Dreijährigen-Klassikern eine scharfe Klinge schlagen und sein Vorbereiter, der eine Stunde zuvor bereits den Trainingsgefährten Lindsay nach offensivem Vortrag für die Lasbeker Farben auf die Siegerstraße geführt hatte, darf sehr optimistisch sein.

Doppelsieg für Goldhelm Nimczyk

Goldhelm Michael Nimczyk (Archivbild) Foto: ©Berlinsport Aktuell

Neben Mac Smilys Sieg gab es aber noch weitere spektakuläre Leistungen: Der von Michael Nimczyk gesteuerte Prince of Persia feierte ein fulminantes Comeback und war nach seiner halbjährigen Rennpause sofort on top. Der Fuchswallach übernahm vor den Tribünen die Führung und schaute sich – bildlich ausgedrückt – erst einmal ein wenig in der Landschaft um. Denn der Love-You-Sohn ist immer noch recht guckig. Doch als der Goldhelm Ulrich Mommerts Traber auf den letzten achthundert Metern ans Gebiss nahm, legte Prince of Persia los wie ein Turbo. Seine Schritte wurden bei Zwischenzeiten im 10-er und 11-er Bereich immer länger und die Konkurrenten besaßen gegen den in 14,7/1900m auftrumpfenden Fuchs keinerlei Chance.

Nicht weniger imposant verlief nur wenige Minuten später der nächste Hieb des Deutschen Meisters, denn Michael Nimczyk führte die ebenfalls für die Mommert-Farben trabende Yen zu einem Start-Ziel-Sieg. In 14,4/1.900m unterbot die Stute ihre Bestmarke um volle zwei Sekunden!

Auch Gentz zweimal vorne

Auf der Meilenstrecke gab es einen Doppelerfolg für den Trainer Victor Gentz, der selber die Fahrleine von Grazia Greenwood in die Hand genommen hatte, während seine Lebensgefährtin Lea Ahokas im Sulky der zweitplatzierten Vaillance saß. Diese Reihenfolge hatte sich schon auf der Startgeraden herauskristallisiert und blieb bis ins Ziel unverändert, wobei Grazia Greenwood ihren Rekord um weit über eine Sekunde auf stramme 1:14,8 min. steigerte.

Sein Meisterstück machte Victor Gentz knapp zwei Stunden später dann mit Soccer, der nach einem Rennverlauf in zweiter Spur eigentlich nicht mehr hinzukommen schien. Doch der Seriensieger bewies erneut eine eiserne Moral und kämpfte sich in 14,5/1.900m mit dem letzten Schritt an seinen Gegnern vorbei.

Alt-Meister Wewering kann es immer noch

Im Sulky von Impulsiv musste sich Heinz Wewering ebenfalls mächtig rühren. Der fünfjährige Wallach hatte sofort die Spitze übernommen – doch auch nachdem seine Kontrahenten Astasia du Vivier (Michael Hönemann) und Gobelin (Victor Gentz) bei ihren auf der Schlusshalben erfolgten Attacken nacheinander von den Beinen geraten waren, drohte weiterhin Gefahr und Wewerings Schützling war noch längst nicht zuhause. Denn unmittelbar vor dem Ziel marschierte noch einmal eine breite Phalanx im Nacken von Impulsiv auf und alles schien möglich zu sein. Doch Heinz Wewering und sein Schützling behielten den knappen Vorteil in 14,9/1.900m in ihren Händen.

Tietz komplettiert Reihe der Doppelsieger

Endlich einmal wieder auf eine Ehrenrunde ging der von Thorsten Tietz vorgetragene Tokay, der in phantastischen 14,5/2.000m aus dem ersten Band heraus von einem idealen Rennverlauf als viertes Pferd außen profitierte. Der Berliner Champion drehte ebenfalls mit New Dawn in Richtung Winner-Circle um. Der für die Besitzergemeinschaft von Renate Gramüller und Johann Holzapfel laufende Hengst setzte sich Start bis Ziel durch.

Gast aus dem Norden mit ganz viel Luft

Der schwedische Gast Jørgen Sjunnesson punktete auf dem langen 2.500-Meter-Kanten mit dem Distanzspezialisten O’Sunday, der bei seinem grandiosen Vorstoß Ende der letzten Gegenseite die gesamte Konkurrenz mächtig blass aussehen ließ und in 1:14,5 min. drückend überlegen mit sieben Längen Vorsprung auftrumpfte.

Kube und Schiefelbein bei Amateuren vorne

Zwei Mal waren die Amateurfahrer an diesem Tag gefordert. Günther Schiefelbein gewann mit Lodrino nahezu spielerisch. Kay Härtels Traber ging im ersten Bogen nach vorne und lediglich Give me Love (Chantal Solhart) konnte mit dem Fünfjährigen bis zum Zielpfosten auf Tuchfühlung bleiben.

Einen Schreck jagte der von Sarah Kube gesteuerte 14:10-Topfavorit Muscle Design dagegen seinen zahlreichen Anhängern ein, denn der vierjährige Hengst war auf der Startgeraden zunächst in der Luft. Da seine Gegner aber vor den Tribünen nur ein gemächliches Schneckentempo einschlugen, schoss Muscle Design an allen vorbei an die Spitze und geriet danach nicht mehr in Gefahr.

Gesamtumsatz: 146.770,82 Euro – Bahnumsatz: 45.102,80 Euro - Außenumsatz: 101.668,02 Euro.

Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung findet am Sonntag, dem 21. Mai statt. Im sportlichen Mittelpunkt stehen an diesem Tag gleich zwei hochkarätige Klassiker: das Adbell-Toddington-Rennen und das Heinz-Mohr-Memorial. Beginn ist um 13.30 Uhr.

Quelle: Berliner Trabrenn-Verein (BTV)