Trab: Rückblick auf den Mariendorfer Rennsonntag

Emilion mit Kämpferherz

Beim Auftakt der Gold-Serie führt Michael Nimczyk Ulrich Mommerts Wallach zum Sieg. Bei den Newcomern geht die erste Etappe an den von Kornelius Kluth gesteuerten Mister Joni H.

Emilion und Fahrer Michael Nimczyk (Foto:©Marius Schwarz)

Er gehört zu jenen Pferden, die Emotionen wecken: Der Wallach Emilion genießt stets die volle Aufmerksamkeit des Publikums und seine Auftritte rufen zumeist Begeisterung und manchmal auch deutliche Kritik hervor. Denn dass der Sechsjährige ein gewaltiges Potential besitzt, steht außer Zweifel – aber es gelingt ihm nicht immer, sein Laufvermögen voll und ganz umzusetzen. Am Sonntag präsentierte sich der wie stets von Michael Nimczyk pilotierte Crack aus dem Stall von Ulrich Mommert aber von seiner Schokoladenseite. Denn er ließ sich nicht nur relativ problemlos über den Kurs steuern, sondern stellte in der Tagesbestzeit von 13,6/1900m auch sein Kämpferherz unter Beweis. Er war also ein würdiger Sieger in dem mit 10.000 Euro Preisgeld dotierten ersten Lauf der diesjährigen Mariendorfer Gold-Serie und auch die hinter ihm platzierten Pferde verkauften sich zum Teil wirklich herausragend..

Knappes Finish in der Gold-Serie

In der Startphase klebte Emilion zwar nicht an den Flügeln des Autos dran, verlor aber nicht so viel Boden, wie es zu Beginn seiner Rennkarriere oftmals der Fall gewesen war. Sondern Michael Nimczyk konnte seinen Schützling schon auf der Tribünengeraden in der Spitzengruppe etablieren. In dieser Phase wurde Emilion zwar noch von der nach außen dirigierten Flaming Ace Sisu (Benny Christensen) in Empfang genommen. Mitte der Gegenseite wurde es Michael Nimczyk aber bei einem mittlerweile in den 17-er Bereich abgeflauten Tempo endgültig zu bunt und er nahm den 1,7-Favoriten in die dritte Spur. Ein spannendes Finish begann.

Denn der Pacemaker Orkan von Haithabu (Robbin Bot) – als zweitlängster Außenseiter angetreten – hielt bis weit in die Zielgerade hinein bravourös mit und von hinten flog Exclusive Fire (Victor Gentz), der sich nach halbjähriger Pause auf Anhieb die Bestnote verdiente und den man gar nicht genug loben kann, in grandioser Manier schnell wie ein Pfeil heran. Doch Emilion, der im Einlauf nach außen wich, wofür Michael Nimczyk 75 Euro Strafe kassierte, gab den kurz vor der Linie erkämpften Vorteil nicht mehr preis und siegte mit einer halben Länge Vorsprung vor dem zeitgleichen Exclusive Fire und dem lediglich eine Zehntelsekunde langsameren Orkan von Haithabu. „Ich war mir jederzeit sicher, dass er gewinnt!“, lautete das Statement des Champions, der zuvor bereits mit Venture Capital gepunktet hatte – für den Hengst der achte Sieg hintereinander. Ein trockener 14,6-Zwischenspurt reichte Venture Capital, um ausgangs der Tribünengeraden das Kommando zu übernehmen und das war es dann auch schon. Der 1,0-Ultrafavorit triumphierte in 15,1/1.900m.

Mister Joni H souverän

Mister Joni H und Fahrer Kornelius Kluth (Foto:©Marius Schwarz)

Auch der mit 6.000 Euro dotierte erste Lauf der Newcomer-Serie wurde von einem überaus souverän agierenden Pferd gewonnen. Nämlich von Mister Joni H, dessen Trainer Michael Hönemann die Fahrleine erneut Kornelius Kluth anvertraut hatte. Der Hengst hatte zwar keinen guten Startplatz erwischt, machte dieses Manko aber mit schnellem Antritt sehr rasch wett und übernahm nach mehreren Positionswechseln die Führung. Obwohl sich mit Erreichen des Einlaufs in seinem Rücken eine gefährlich erscheinende Gegnerschaft zusammenballte, ließ Mister Joni H den Konkurrenten nicht den Hauch einer Chance und stiefelte in 15,7/1.900m unbeeindruckt dem Ziel entgegen. Keine Frage: Der Hengst wird seinen Weg gehen.

Rolfi und Jeanine Go stark

Ein anderer Traber wird ebenfalls mit jedem Tag besser: Hans-Heinrich Dreve hat allen Grund, auf seinen Wallach Rolfi stolz zu sein. Vier seiner letzten fünf Starts hat der Dunkelbraune nun gewonnen und vor allem die Art und Weise, wie er mit Thomas Panschow am Sonntag über die Piste fegte, macht Geschmack auf mehr. Der Profi ließ sich bereits auf der Startgeraden nicht die Butter vom Brot nehmen und im Einlauf verabschiedete sich Rolfi endgültig von den Verfolgern. Thomas Panschow: „Er hat sich wirklich vorzüglich entwickelt!“

Das darf man wohl auch von Jeanine Go behaupten, die trotz einer längeren Ruhepause mit Marciano Hauber im Sulky in 15,5/2020m sofort wieder die Alte war. Die Fünfjährige eroberte trotz Zulage rasch die dritte Position und wies ihre Konkurrenten ausgangs der letzten Kurve vollends in die Schranken. Sie wird in dieser Saison noch viele Siegerschleifen ergattern.  

Zwei Siege für Victor Gentz

Neben Michael Nimczyk gelang auch dem an diesem Tag blendend aufgelegten Victor Gentz ein Doppeltreffer. Nach vielen überzeugenden Platzierungen konnte Undigious Diamant nun wieder auf eine Ehrenrunde gehen. Victor Gentz wählte eine offensive Taktik und dies scheint dem Wallach voll und ganz zu liegen. Von der Spitze aus war Undigious Diamant zur 4,7-fachen Quote und in der Kilometerzeit von 14,3/1.900m eine Macht. Auch Willow Bay Evert (Jorma Oikarinen), der mit feinem Speed den Ehrenrang ergatterte, verdiente sich ein deutliches Lob.

Noch überlegener trumpfte Victor Gentz dann wenig später mit Honfleur auf. Allerdings mit einer ganz anderen Strategie, denn die Stute lag zunächst am Feldende und der „Mann in Grün-Weiß“ führte die Braune erst 700 Meter vor dem Ziel ins Gefecht. Die Vierjährige siegte mit Weile-Vorsprung.

Enge Einläufe

Mächtig spannend entwickelte sich die sogenannte Anfängerklasse, denn von dem späteren Sieger Major Sheba H war lange nichts zu sehen. Der Vierjährige kam erst auf der Schlusshalben voll in Schwung und fing  Just for Josh (Rolf Hafvenström) mit dem letzten Schritt ab. Sein Trainer und Fahrer Tim Schwarma über den in eigenen Farben laufenden Hengst: „Ich wollte ihn bewusst erst auf den letzten tausend Metern einsetzen und er gab sich recht phlegmatisch, sodass es eng wurde. Aber der Major wird dazulernen und ich bin überzeugt, dass er sich einem tollen Pferd entwickelt!“

Im Trotteur Français war ebenfalls Pfeffer in der Partie, denn Fend d’Ukraine (Thomas Heinzig) bolzte bis kurz vor der Linie emsig Tempo und sah lange wie der Sieger aus. Aber 50 Meter vor dem Ziel wurde der Außenseiter doch noch von dem von Thomas Reber punktgenau gebrachten Elan du Gollier abgefangen und auch Dorthez Prestance (Michael Nimczyk) kämpfte sich noch an Fend d’Ukraine vorbei.

Gesamtumsatz: 81.215,36 Euro. 

Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung findet am Karfreitag, dem 3. April statt. Im sportlichen Mittelpunkt steht das diesmal aufgrund der Corona-Bestimmungen ausschließlich Profis vorbehaltene Fritz-Brandt-Rennen. Beginn ist um 13.30 Uhr.

Quelle: Berliner Trabrenn-Verein (BTV)