Trab: Die Mariendorf-Rückschau vom Sonntag

Die November-Trophy? Schmiedesache!

André Pögel mit Falco (Nr. 6) bei der Zieldurchfahrt (Foto:www.traberpixx.de)

André Pögel gewinnt zwei der vier Läufe – Iron Steel stahlhart – Garry zum 55.

Der graue Novembersonntag stand ganz im Zeichen der Amateure, die mit vier Wertungsläufen zur November-Trophy ausgiebig beschäftigt waren.

Pögel zweimal seines Glückes Schmied

In deren erstem klingelte es nach vier Ehrenplätzen im neuen Quartier von Victor Gentz endlich für Falco. Nachdem er nach 700 Metern den Widerstand Bonjour Ganyboy AMs gebrochen hatte, konnte sich Andre Pögel mit dem 14:10-Favoriten aus dem Besitz des holländischen Traber-Experten Hans-Peter Sinnige alles bestens einteilen und erteilte den Umsturzversuchen Bonjour Ganyboy AMs und Lovers Halls, der durchweg durch die Todesspur rackerte, eine glasklare Absage. Weil’s so gut geklappt hatte, legte der Hufschmied sich im 2. Lauf sofort das nächste Hölzchen an. Diesmal ließ er sich mit Perfect Hall vom partout auf die Führung pochenden Alonso P D ziehen, wechselte 500 Meter vorm Ziel in die Überholspur, legte den schwächelnden Leader an der letzten Ecke zu den Akten und kam gegen die famos spurtenden, jedoch zu weit aus dem Rennen liegenden Ivo und Genever sicher nach Hause.

Magister überrascht, Iron Steel macht's spannend

Nachdem Vorausfavorit Howard T kurzfristig wegen Lahmheit gestrichen werden musste und Longhire mit einem frühen Patzer endlos zurückgefallen war, sah es in Abteilung 3 lange nach einem Start-Ziel-Erfolg für Joeyboy und damit dem dritten Trainerpunkt für Klaus Detlefs aus. Auf den letzten Metern kam der Wallach jedoch in arge Bedrängnis und wurde tatsächlich nur mit „Bronze“ dekoriert. Den berühmten Hauch besser waren Capten Jack H und der außen ganz spät gebrachte Magister, mit dem Sönke Gedaschko „dank des Rennglücks, das man immer braucht, und des langen Einlaufs“ doch noch zum „Meister“ und mit 118:10 zum Ausreißer des ansonsten recht favoritenlastigen Nachmittags wurde.

Im 4. Wertungslauf, der sich an die beste Klasse wendete, war dann wieder der Gemeinte vorn. Doch was bis zu Beginn der Zielgeraden nach einem lockeren Durchmarsch des von Günter Schiefelbein nach 400 Metern in Front gewuchteten Iron Steel aussah, wurde zu einer nervenaufreibenden Angelegenheit. Ganz so aus Stahl wie bei seinem jüngsten 1:11,6-Rekordlauf war der Oscar-Schindler-Sohn diesmal nicht und musste gegen den unerwartet zäh nachsetzenden Run for the Roses alles geben, um in der Tagesbestzeit von 1:13,7 die schwarzbraune Nase um ein „Köpfchen“ als Erster an die Linie zu bringen. „Ein fantastischer Bursche“, schwärmte Taktikfuchs „Schiefel“, „doch heute meinte er wohl, das Rennen sei so allein vorneweg schon ein bisschen früher beendet. So wurde es enger, als ich eingangs des Einlaufs gedacht habe.“ Platz zwei mit besagtem Run for the Roses reichte Hans-Jürgen von Holdt, der im Hamburger Raum für die Pediküre der Pferde zuständig ist, mit 33 Zählern auch im Gesamtklassement zum Ehrenplatz vor Michael Hamann (31). Dank seines Doppeltreffers war gegen Andre Pögel (37) nichts zu löten.

Trabreiten: Walter und Garry Klasse für sich

Als Erste in den ungewöhnlich bunten Teller greifen durften die Trabreiterinnen, und am tiefsten tat dies wie selbstverständlich Ronja Walter. Derzeit bereist Deutschlands Botschafterin in Sachen Monté-Sport landauf, landab mit ihren beiden Spezialisten Zauni und Garry Deutschland und den Westen Europas und hatte Letzteren mal wieder auf die Derbybahn mitgebracht. Es gibt nur wenige Pferde, die aus dem Band so explosiv beginnen wie hinter dem Startauto. Der Tipi-Sohn ist eine dieser Ausnahmen, der wie ein Pfeil losfliegt. Binnen weniger 100 Meter waren die laut Proposition bis zu 40 Meter Zulage dahin geschmolzen wie Butter in der Sommersonne. Nach 600 Metern spürte Rayman Garrys heißen Atem im Nacken, der 600 Meter vorm Ziel den Schnellgang einlegte, im Nu vorbei war und sich in einem ansonsten unansehnlichen Monté um sechs Längen von der gebeutelten Konkurrenz, aus der lediglich Harley As und Imperia diesen 1:14,6-Sturmlauf ohne rote Karte überlebten, zum 55. Erfolg seiner Karriere verabschiedete.

Los Vascos ohne Konkurrenz

Gleich zweimal durften in Gästefahren all jene ihr Geschick beweisen, die ansonsten fürs breite Publikum unsichtbar hinter den Kulissen für Wohl und Wehe der Traber verantwortlich sind. Eine schwere Bürde hatte die ihren ersten Sieg überhaupt feiernde Mitbesitzerin Claudia Klapper, die im ersten „Stallmannsfahren“ mit dem turmhoch überlegenen Los Vascos die gestandenen Ex-Profis Frank Kelm und Armin Petrak kräftig einseifte, der für die Wiederholung verpflichteten Cynthia Lüdicke aufgedrückt: „Keine Bange, Los Vascos kann das durchaus noch mal. Kondition hat der Bursche ohne Ende.“ Die junge Berufsfahrerin, vor allem jedoch ihr vierbeiniger Partner hielten sich perfekt daran.

Diesmal ging‘s durchweg durch die Todesspur, doch auch das machte dem Wallach nicht das Geringste aus. Wiederum 500 Meter vorm Ziel gab der Adam‘s-Peak-Sohn kräftig Gas, erneut war er in Windeseile turmhoch überlegen, „und das, obwohl ich unbedingt ein Führpferd suchen sollte“, so die 24jährige, die zum zweiten Mal in ihrer Karriere zur Ehrenrunde eindrehen durfte. Somit war Claudia Klapper das deutlich effektivere Orakel als Ex-Europameister Manfred Zwiener, der seinem Eminent Frisia einen brillanten zweiten Lauf vorausgesagt hatte - und nach wenigen Metern mit der Disqualifikationskarte im Gepäck die Koffer packen konnte.

Premiere für Levana RA  -  Amici P siegt

In Gästefahren Nummer zwei schlugen die Ex-Profis zurück, wobei Frank Kelm auch vom Durcheinander im Schlussbogen profitierte, wo die bis dahin führende Peekaboo Wibb aus dem Takt geriet. „Das Rennen fahren verlernt man halt nicht“, gab der nunmehr 446 Treffer schwere Kelm zu Protokoll, der der bislang sieglosen Levana RA, die sich vor zwei Jahren im Stuten-Derby versucht hatte, beim 37. Versuch zum ersten Sieg verhalf.

Ganz so gut lief’s in der Wiederholung nicht, wobei die Stute für Rang drei das Glück der Tüchtigen hatte, dass in der entscheidenden Phase die vor ihr liegenden Speed of Moor und Grazia Greenwood die Balance verloren. Das nutzte der zuvor dreimal nicht von Fortuna verfolgte Favorit Amici P mit Michael Larsen trotz Todesspur zu einem sicheren Sieg gegen den endlich mal wieder fehlerlos um die Bahn kommenden Zweitausend PS.

Nur Drei kamen durch

Das Finale war den Franzosen-Trabern vorbehalten, die nicht unbedingt Werbung für ihr Zuchtgebiet machten. Lediglich Drei der Zehn kamen fehlerlos durch. Von denen war Fighter Pilot mit Mykola Volf klar der Beste vor den am Start 20 Meter schlechter gestellten Demm Dirac und Dogma. Am Tempo können die vielen Ausfälle kaum gelegen haben, denn der Sohn des einstigen Gruppe-I-Siegers Quaker Jet kurvte mit 1:18,3 deutlich am langsamsten von allen Siegern um die Bahn.

Umsatz bei 10 Rennen: 109.055,61 Euro (incl. 70.380,41 Euro Außenumsatz
Nächster Renntag des BTV: Sonntag, 9. Dezember 2018

Quelle: Berliner Trabrenn-Verein (BTV)