Trab: Die Mariendorf-Rückschau

Großer Tag für Wolfgang Nimczyk

Laura Vici (Nr. 3) mit Michael Nimczyk auf dem Weg zum Sieg (Foto: @Lingk)

Der Trainerchampion zeichnet für beide Sieger der Adbell-Toddington-Läufe verantwortlich: Sein Sohn Michael gewinnt mit der Stute Laura Vici nur hauchdünn, während Michael Larsen mit dem Wallach Chapter One überlegen auftrumpft.

Es ist eine Prüfung mit jahrzehntelanger Tradition: Auf der Mariendorfer Trabrennbahn fand am Sonntag das renommierte Adbell-Toddington-Rennen statt. Der schon seit 1922 ausgetragene Klassiker ist seit dem Jahr 2016 in zwei mit jeweils 20.000 Euro Preisgeld dotierte Läufe unterteilt. Die Stuten bzw. die Hengste und Wallache traten also getrennt voneinander an. Die Ladies kamen zuerst an die Reihe und es gab ein extrem spannendes Finish, in dem Laura Vici mit dem Goldhelm Michael Nimczyk gegen die vom Niederländer Dion Tesselaar gesteuerte Favoritin Isabella Boshoeve knapp die Oberhand gewann.

Dabei hatte es für die ohnehin auf den ersten Metern nicht gerade pfeilschnelle Orlando-Vici-Tochter anfangs gar nicht gut ausgesehen. Denn während Isabella Boshoeve ausgangs des ersten Bogens die Führung übernommen hatte, war Laura Vici weit dahinter nur an sechster Position auszumachen. Ab Mitte der Gegenseite kam die von Wolfgang Nimczyk für die Farben von Erich Rothe und Rolf Wrage trainierte Stute aber immer besser auf Touren und im Einlauf spielte die Braune schließlich ihren gefürchteten Speed aus, der ihr in 14,5/1.900m mit einem Kopfvorteil dann doch noch den Sieg bescherte. Zwei Längen hinter den beiden Duellanten sicherte sich die unterwegs geschonte 710:10-Riesenaußenseiterin Noelani (Dennis Spangenberg) Rang drei.

Chapter One (Nr. 6) und Michael Larsen liefen der Konkurrenz auf und davon (Foto: ©Lingk)

Ganz anders als bei den Ladies entwickelte sich der Adbell-Lauf für die Hengste und Wallache, denn hier gab es eine eindeutige Entscheidung – quasi eine One-Horse-Show. Der kurz vor dem Rennen in den Besitz von Hans Brocker und Ulrich Mommert gewechselte und Michael Larsen anvertraute Chapter One beherrschte vom Fleck weg die Szenerie und gewann die Prüfung in bärenstarken 13,5/1.900m Start bis Ziel, ohne seinen Konkurrenten auch nur den Hauch einer Chance zu lassen. Mit dieser erstklassigen Leistung hat der von Jean-Pierre Dubois gezüchtete Traber einen ernsthaften Machtanspruch im Jahrgang angemeldet – mit ihm wird zukünftig zu rechnen sein.

Vor allem sein rasanter Antritt könnte in den kommenden Vergleichen mit Cracks wie Northern Charm und Mister F Daag ein ernstzunehmender Faktor sein. Das Buddenbrock-Rennen am 8. Juli wird wichtige Aufschlüsse liefern. Während der überlegene Dreieinhalb-Längen-Triumph von Chapter One also eine glasklare Angelegenheit war, sorgte die weitere Reihenfolge hinter dem 40:10-Mitfavoriten für staunende Münder. Denn mit den größtenteils an der Innenkante geschonten Außenseitern Very Impressive S (Cees Kamminga), Iron Tranns R (Jeffrey Mieras) und Ibra Boko (Karel Gerrits) hatte das Publikum nicht gerechnet. In der Viererwette ergab sich daher ein Jackpot in Höhe von 3.851 Euro.

Fionaro, Charmeur Royal und Gri Maximus viel versprechend

Nicht nur in den beiden Adbell-Läufen, sondern auch im Rahmenprogramm lieferten einige ausgezeichnete Dreijährige Kostproben ihres Könnens ab: Fionaro (Thorsten Tietz) ging auf der Tribünengeraden nach vorne und wehrte auch den Angriff der ebenfalls enorm starken Gegnerin Ida F Boko (Josef Franzl) ab, die bei der Attacke aber nicht ihr Geläuf halten konnte und daher disqualifiziert wurde. Ein Riesentalent scheint ebenfalls der von Robin Bakker gesteuerte Charmeur Royal zu sein. Der Hengst übernahm gleich auf den ersten Metern das Kommando und gewann gegen den außen herum ebenfalls prächtig agierenden Iron Creek (Thorsten Tietz) sicherer, als es der Vorsprung von einer halben Länge ausdrückt.
In den Vorbereitungsrennen lief es für ihn nicht perfekt – aber als es ernst wurde, war Gri Maximus auf den Punkt genau maximal in Form. Im UllrichEqine-Lauf um 6.000 Euro Preisgeld bewältigte der von Thorsten Tietz trainierte und gefahrene Wallach aus dem Besitz von Herbert Tuscher sogar einen Rennverlauf in zweiter Spur ohne Probleme. Im der letzten Kurve zog der Vierjährige endgültig nach vorne und schien sich bereits zu verabschieden. Der bei 27:10 gehandelte Traber musste in 16,2/1.900m aber noch einen fulminanten Schlussangriff der Stute Misty Morning (Christan Lindhardt) parieren, die ganz vom Ende des Pulks im Einlauf wie ein Düsenjäger heranflog und den Rückstand auf den Sieger auf eine halbe Länge verkürzen konnte. Das dritte Geld ging an Gameboy Newport (Dennis Spangenberg).

Rainbow Diamant und Marinah überragend

Die internationale Klasse wurde einmal mehr zur Beute von dem aktuell in überragender Form agierenden Rainbow Diamant. Mit seinem Trainer Heinz Wewering im Sulky war es bereits der vierte Erfolg hintereinander. Und auch die Manier war grandios: Rainbow Diamant trumpfte in der Tagesbestzeit von 13,3/1.900m Start bis Ziel auf und absolvierte die Schlusshalbe sogar im 11-er Tempo. Die von Jörgen Sjunnesson gesteuerte und von Jörg Schefe trainierte Marinah war ebenfalls sehr offensiv unterwegs und löste sich auf der Zielgeraden in 15,2/1.900m mit fünf Längen Vorsprung von den Verfolgern.

Krabat und Mad World konkurrenzlos

In der Handicap-Klasse konnte sich Krabat, der mit Manfred Zwiener als einziger Teilnehmer von der 2.500-Meter-Grundmarke aus gestartet war und am Toto mit einer Quote von 65:10 eindeutig unterschätzt wurde, sehr leicht durchsetzen. Der Wallach ließ seinen Gegnern keinerlei Angriffsmöglichkeit und hat sich diesen Erfolg nach einer von Disqualifikationen überschatteten Durststrecke wahrlich verdient.

Das einzige Amateurfahren der Veranstaltung ging an Marco Schindler, der mit seinem selbst gezüchteten Vierbeiner-Crack Mad World einen überlegenen Sieg herausfuhr. Der mit zwanzig Meter Zulage bedachte Wallach lag zwar lange am Schluss der Feldes, war im Einlauf aber gegen eher formschwache Gegner ganz andere Ware und sollte schon bald erneut im Winner-Circle auftauchen.

Gesamtumsatz: 129.436,13 Euro – Bahnumsatz: 49.471,90 Euro – Außenumsatz: 79.964,23 Euro.
Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung findet am Sonntag, dem 3. Juni statt. Im Mittelpunkt stehen der mit 12.000 Euro Preisgeld dotierte zweite Lauf der Vierjährigen-Serie sowie das Heinz-Mohr-Memorial. Beginn ist um 13.30 Uhr.

Quelle: Berliner Trabrenn-Verein (BTV)