Trab: Der Mariendorfer Rennsonntag

Viermal Dennis Spangenberg

Easter Smart (2) mit Dennis Spangenberg hat die Nase vorn (Foto: Marius Schwarz)

Der Berufsfahrer bleibt in der Bundeswertung beim Kampf um Edelmetall auf Kurs. Matthieu Hegewald imponiert mit Mon Etoile, die in der Tagesbestzeit von 1:13,3 min. siegt.

Während die Traberfans mit einem Auge auf das St-Leger-Geschehen in Gelsenkirchen schielten, das in tolle Siege von Mc Arthur (Michael Larsen) und Motion Pure (Christian Lindhardt) mündete, gingen auf der Derby-Bahn bei angenehmen Spätsommerwetter zehn Rennen über die Bühne.

3x vorne weg, 1x aus der Deckung

Der Auftakt der letzten Mariendorfer Veranstaltung vor dem großen Breeders-Crown-Wochenende (23. und 24. September) gehörte Dennis Spangenberg, denn der Berufsfahrer gewann die ersten beiden Tagesprüfungen. Sein Schützling Exception Smart wirkte zwar noch ein wenig grün – das erste Rennen ihres Lebens wurde für die Ready-Cash-Tochter dennoch zu einem Spaziergang. Die Stute schoss sofort nach vorne und als ihr Fahrer über weite Strecken das Tempo aus der Partie nehmen konnte, war der Rest für die Dreijährige nur noch ein Kinderspiel.

Nur fünfundzwanzig Minuten später gewann die ebenfalls vom zweimaligen Amérique-Sieger abstammende Easter Smart nach einem komplett identischen Rennverlauf. Die Braune war überaus gehfreudig und musste die Karten noch nicht einmal ansatzweise aufdecken, um überlegen aufzutrumpfen. Ihr Temperament scheint allerdings überschäumend zu sein – auf der Rückfahrt in den Stall wollte die Dreijährige den scheinbar kürzesten Weg über die Hecke ins Stallgelände nehmen.

Komplett anders gestaltete sich der Handlungsfilm bei Spangenbergs drittem Treffer, denn Khalid ließ sich zunächst im hinteren Teil des Feldes jede Menge Zeit. Auf der letzten dreiviertel Runde rückte der Rappe aber immer stärker ins Blickfeld und zwang den erheblich verbesserten Piloten Gustavson Be (Victor Gentz) auf den letzten hundert Metern in bärenstarken 13,7/1.900m relativ problemlos in die Knie.

Den Abschluss des Spangenberg-Siegerquartetts machte dann wiederum eine Ready-Cash-Tochter: Extra Cash triumphierte wie ihre Geschwister Start bis Ziel, wobei ihr allerdings der zweitplatzierte Chuckaluck (Lea Ahokas) auf den letzten hundert Metern durchaus gefährlich auf den Pelz rückte. Dennis Spangenberg behielt im Finishduell aber knapp die Oberhand und verteidigte mit der blendenden Tagesausbeute den zweiten Rang in der Bundeswertung hinter dem überlegen führenden Michael Nimczyk. Für den 35-jährigen Sportler scheint in dieser Saison also durchaus Edelmetall möglich zu sein.

"Team Tietz" mit sechs Tagessiegen

Ungemein zu beeindrucken wusste ein weiteres Pferd aus der Trainieranstalt Tietz, nämlich die von Matthieu Hegewald gesteuerte Mon Etoile. „Das war noch längst nicht alles – sie kann noch mehr“, strahlte der Berufsfahrer nach dem überragenden Start-Ziel-Erfolg in der Tagesbestzeit von 13,3/1.900m. In der Tat – man kann Hegewalds Worte nur unterstreichen. Die Stute schoss los wie ein Pfeil und war eine ganze Klasse besser als ihre Konkurrenten. Keine Frage: Bei der für die Breeders Crown genannten Vierjährigen ist der Knoten endgültig geplatzt – sie steht vor einer großen Zukunft.

Bei dem Berliner Großereignis sollte auch Lady Vera eine ausgezeichnete Rolle spielen. Sie gewann ihre Generalprobe in der Hand von Thomas Panschow mit höllischem Speed. Ihr Siegfahrer: „Ich wollte vom Startplatz acht aus nicht gleich in der Anfangsphase ihre ganze Kraft aufopfern. Die Stute kann genauso gut von hinten kommen – das hat sie heute eindrucksvoll bewiesen!“

Immosand im Schlussspurt, Flavio As souverän

Die Tagesausbeute des Teams von Thorsten Tietz betrug also sechs Siege. In der internationalen Gewinnsummenklasse kamen aber andere Protagonisten zum Zuge – obwohl der vom Berliner Champion trainierte und von Liza Marlow pilotierte Spicy A. als Dritter ehrenwert geschlagen war. Als Sieger trabte jedoch Immosand von der Bahn, der in der Hand von Lea Ahokas stets über sich hinauswächst. Der Love-You-Sohn übernahm zunächst die Führung, ließ dann zwei Gegner vorbei und wechselte im Schlussbogen endgültig in den Angriffsmodus. Auf der Zielgeraden wurden Immosands Schritte in beeindruckenden 13,4/1.900m immer länger. Der Wallach marschierte mit sieben Längen Vorsprung auf und davon. Komplettiert wurde der tolle Erfolg durch Lea Ahokas‘ Lebensgefährten Victor Gentz, der mit Alaska Joe den Ehrenrang belegte.

Zwischen dem Besitzertrainer Alexander Dame und dem als Catchfahrer heiß begehrten schwedischen Profi Jørgen Sjunnesson hat sich eine freundschaftliche Zusammenarbeit entwickelt, die großartige Früchte hervorbringt. Wie gut der Skandinavier mit den Pferden des Deutschen zurechtkommt, zeigte sich einmal mehr beim Start-Ziel-Sieg von Flavio As. Sjunnesson ließ seine Gegner noch nicht einmal ansatzweise in die Nähe des Fünfjährigen – ein drückend überlegener Triumph.

Escada knapp vorne, Twelve in a Row macht's spannend

Wesentlich knapper fiel der Erfolg von Heiner Christiansen und Escada aus. Der vielfache Norddeutsche Champion warf die in den zurückliegenden beiden Monaten fein in Schwung gekommene Stute erst im Einlauf richtig in die Schlacht und war von ihrer Leistung begeistert: „Ich hatte im Vorfeld nicht mit dem Sieg gerechnet – aber Escada hat sich wirklich toll eingesetzt!“

Ziemlich ungewöhnlich gestaltete sich der Rennverlauf beim Sieg von Twelve in a Row und Hans-Jürgen von Holdt. Der von Jörg Schefe trainierte Wallach ging auf der langen 2.500-Meter-Distanz zwar sofort nach vorne – aber 800 Meter vor dem Ziel schien der frischgebackene Europameister der Amateure für einen Moment absteigen zu können. Die vermeintliche Schwäche seines Pferdes hatte aber andere Gründe. Hans-Jürgen von Holdt: „Ich musste einen Gegner passieren lassen, denn Twelve in a Row unterlief ein Wechselschritt – daher war Vorsicht angesagt.“ Der bei 38:10 gehandelte Mitfavorit sorgte bei seinem wettenden Anhang also nur kurz für Irritationen, denn nachdem die kritische Phase überwunden war, meldete sich Twelve in a Row in starker Manier zurück. Am Ende trennten ihn sogar fünf Längen Vorsprung von seinen Gegnern.

Gesamtumsatz: 101.222,05 Euro – Bahnumsatz: 34.817,50 Euro – Außenumsatz: 66.404,55 Euro.

Unser Terminhinweis: Wir freuen uns auf ein großartiges Event! Am 23. und 24. September findet auf der Mariendorfer Trabrennbahn die Breeders Crown statt. In den nach den Jahrgängen der Pferde getrennten Rennen werden insgesamt über 400.000 Euro Preisgeld an die Sieger und Platzierten ausgeschüttet.

Quelle: Berliner Trabrenn-Verein (BTV)