Trab: Der Mariendorfer Rennsonntag im Rückblick

„Flotte Lotte“ marschiert weiter

Charlotte Newport (5) mit Michael Nimczyk bei der Siegerehrung zum KRAFFT Sport Original - Rennen der 4-Jährigen-Serie (Foto: ©Marius Schwarz)

Selbst vom Seriensieger New Dawn nicht zu stoppen: Charlotte Newport gewinnt das KRAFFT Vierjährigen-Rennen. Ihr Fahrer Michael Nimczyk führt noch vier weitere Pferde auf die Ehrenrunde. Total abgezockt: Marc Elias triumphiert im Lauf zum Super Trot Cup und legt mit seiner Stute Bijou Bourbon H.M. eine coole Fahrt hin.

Es war alles andere als die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm: Die Mariendorfer Veranstaltung vor der Derby-Woche (27. Juli bis 5. August) hatte mit dem KRAFFT Sport Original Rennen (12.000 Euro) und dem dritten Lauf zum Super Trot Cup (10.000 Euro) zwei spektakuläre Highlights zu bieten. Garniert wurde das Geschehen auf der Tempelhofer Piste obendrein durch die Einführung der V76-Wette, deren erster Rang zwar nicht getroffen wurde, aber bereits für sechs Richtige gab es 42.311:10 zurück. Eine Vierbeiner-Lady, die von Tag zu Tag besser wird und vor einer großartigen Zukunft steht, strich die dickste Siegbörse ein: Nämlich die von Thomas Holtermann für die Farben von Ulrich Mommert trainierte Charlotte Newport (35:10), die sich mit Michael Nimczyk im Sulky in 13,4/1.900m gegen den von Thorsten Tietz gesteuerten Seriensieger New Dawn (21:10) durchsetzte. Der Deutsche Meister triumphierte mit einem cleveren taktischen Schachzug, denn er übernahm mit der Stute sofort die Spitze und ließ dann ausgangs des ersten Bogens den Widersacher New Dawn vorbei. Eine halbe Runde vor dem Ziel dirigierte Nimczyk Charlotte Newport in die zweite Spur und übte enormen Druck aus, dem sich New Dawn am Ende mit einer halben Länge Rückstand beugen musste. In das Duell dieser beiden Spitzenpferde konnte die drittplatzierte Pearl Stardust (Jaap van Rijn) zu keinem Zeitpunkt eingreifen. Die Dominanz von Charlotte Newport und New Dawn war einfach unantastbar.

Goldhelm Nimczyk herausragend an diesem Renntag

Für Michael Nimczyk war dieser Erfolg die Krönung eines perfekten Tages, denn er hatte zuvor schon vier andere Pferde auf die Ehrenrunde geführt. Gleich zweimal ging es für seine Schützlinge über die Meilendistanz. Der Goldhelm triumphierte zunächst mit TomNJerry Diamant, der sich ausgangs des Schlussbogens an die zweite Position verbessert hatte und im Einlauf in spektakulären 1:12,7 min. souverän an dem Tempomacher Chuckaluck (Victor Gentz) vorbeizog. Der Hengst blieb somit nur vier Zehntelsekunden über dem von Rainbow Diamant im April aufgestellten 12,3-Saisonrekord. Wenig später führte Michael Nimczyk dann Fast and Furious auf die Ehrenrunde, der sich zwar auf 1:14,0 min. steigerte, auf der Zielgeraden aber aus der Fahrspur wich dabei einen Gegner behinderte. Erstaunlicherweise verblieb der Hengst dennoch in der Wertung. Nimczyks weitere Siege ergaben sich mit Free Bird, der sich auf 1:14,8 min. verbesserte und nach einem Idealverlauf als zweites Pferd innen im Einlauf überlegen freimachte, sowie mit Lille Alfred, der Mitte der Gegenseite ernstmachte und in 1:14,5 min. mit riesigem Vorsprung gewann.

Youngster Marc Elias ganz abgezockt

Bijou Bourbon H.M. (6) mit Marc Elias gewinnt den 3. Lauf zum Super Trot Cup (Foto: ©Marius Schwarz)

Dass er ein feines Händchen besitzt und in seiner skandinavischen Heimat nicht ohne Grund große Aufmerksamkeit erfährt, stellte der 24-jährige Marc Elias im dritten Lauf zum Super Trot Cup mit der für eigene Farben laufenden Bijou Bourbon H.M. eindrucksvoll unter Beweis. Die Kunde von den fahrerischen Klasseleistungen des Sohnes von Conrad Lugauer und seiner Lebensgefährtin Karin war natürlich auch nach Berlin gedrungen und der frische Erfolg seiner Stute in Kalmar war ein zusätzliches Plus, sodass die Vierbeiner-Lady hinter dem 28:10 Favoriten Prince of Persia (Michael Larsen) mit einer Quote von 39:10 an zweiter Stelle rangierte.

Larsens Schützling schien im Rennen zunächst tatsächlich auch der Hauptgegner zu sein. Denn der Hengst hatte sofort die Führung übernommen, während Bijou Bourbon H.M. an dritter Position auszumachen war und ab dem trotto.de-Bogen den schwereren Verlauf in zweiter Spur akzeptieren musste. Doch Marc Elias verrichtete seine Arbeit ohne jegliche Hektik, sondern mit viel Kaltschnäuzigkeit und Nervenstärke. Er wartete mit dem entscheidenden Angriff bis zum Schlussbogen. Prince of Persia hielt zwar noch dagegen, doch Mitte der Zielgeraden war Bijou Bourbon H.M. in 13,4/1.900m endgültig am Piloten vorbei. Für Prince of Persia blieb sogar nur der vierte Platz übrig, denn der Hengst musste auch noch den unterwegs im zweiten Paar außen optimal postierten Den of Warlock (Markus Niklasson) und den innen geschonten Tyrolean Dream (Thomas Panschow) vorbeilassen.

Janus R. A. verblüffend

Eine faustdicke Überraschung gab es in dem aus drei Bändern gestarteten internationalen Rennen, denn weder der trotz optimalen Verlaufs schon im letzten Bogen nicht mehr zwingend wirkende Lighten up Today (Michael Nimczyk) noch der ebenfalls stark gewettete Rainbow Diamant (Heinz Wewering) wurden ihrer Favoritenrollen gerecht. Rainbow Diamant, der mit der für ihn ungewohnten Startmethode überhaupt nicht zurechtkam und daher gleich viele Meter auf die Spitze verlor, lieferte zwar noch eine tolle Aufholjagd ab und belegte den Ehrenrang. Gegen den eine halbe Runde vor dem Ziel von Bernd Warnke gebrachten Janus R.A. konnte er aber nichts ausrichten – der Aleo-Traber zog in 15,1/2.500m mit drei Längen Vorsprung auf und davon.

Tietz siegt mit Gri Maximus - hat mit Favorit Fionaro aber das Nachsehen

Für Thorsten Tietz, für den an diesem Nachmittag nicht alles optimal lief, sprang wenigstens ein Sieg mit Gri Maximus heraus. Der Wallach, der unterwegs zunächst nur an fünfter Stelle auszumachen war, stellte den eigentlich schon wie der sichere Sieger wirkenden Cromwell (Michael Nimczyk) genau auf der Ziellinie.

Marlene Matzky feierte einen spektakulären Erfolg mit dem 205:10-Außenseiter Richard Parker, mit dem kaum jemand gerechnet hatte. Das Publikum ging stattdessen mit dem auf 10:10 herunter gewetteten Favoriten Fionaro (Thorsten Tietz) und nachdem der Derby-Aspirant Ende der Tribünengeraden an Richard Parker vorbei das Kommando übernommen hatte, schien die Welt für seine Fangemeinde noch in Ordnung zu sein. Doch der nur durch einen Kraftakt erreichte Führungswechsel hatte mächtig viele Körner gekostet. Und tatsächlich: Bereits im Schlussbogen sendete Fionaro, der am Ende sogar nur Sechster wurde, akute Notsignale, während sein Konkurrent Richard Parker die übrigen Verfolger unter Rekordverbesserung auf 15,9/1.900m überlegen abfertigte.

Speedpferde siegen in Amateurrennen

Zwei Amateurrennen wurden bei der Veranstaltung ausgetragen. Die erste Prüfung ging an den norddeutschen Gast Hinrich Heitmann, der sich in der jüngsten Vergangenheit in Berlin zwar ziemlich rar gemacht hatte, aber bei seinen wenigen Starts auf der Derby-Bahn jedes Mal sehr erfolgreich agiert. Diesmal schlug der Routinier mit Paco Jet zu, der auf der Schlusshalben immer näher an die Pilotin Fame Greenwood (Hans-Jürgen von Holdt) herankam und die Gegnerin mit dem letzten Schritt bezwang.

Auch das zweite Amateurfahren wurde zur Beute eines Speedpferdes: Navy Blue war von Sarah Kube geschickt aus allem herausgehalten worden und zog im Einlauf mit flinken Schritten an ihren Konkurrenten vorbei.

Gesamtumsatz: 138.848,90 Euro – Bahnumsatz: 47.857,00 Euro – Außenumsatz: 90.991,90 Euro.

Unser Terminhinweis: Es ist bald soweit – die Derby-Woche beginnt! Die erste Veranstaltung des wichtigsten Meetings des deutschen Trabrennsports findet am Freitag, dem 27. Juli statt. Im Mittelpunkt steht das mit 20.000 Euro dotierte Charlie-Mills-Memorial. Beginn ist um 16 Uhr.

Quelle: Berliner Trabrenn-Verein (BTV)