Rugby / RK03 Berlin: „Das Gebot der Stunde lautet Solidarität“

 

Am heutigen Sonnabend sollte die Rückrunde der Rugby-Bundesliga Nord/Ost u. a. mit dem Derby RK03 Berlin - Berliner Rugby Club starten. Aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus entschied der Deutsche Rugby-Verband (DRV) jedoch vergangenen Mittwoch, den Spielbetrieb zunächst für dieses Wochenende auszusetzen. Berlinsport Aktuell sprach mit Alexander Schmidt, Vizepräsident des RK03, über die Situation

BerlinsportAktuell: Wie überraschend kam angesichts der allgemeinen Entwicklung zum Thema „Coronavirus und Sport(-Veranstaltungen)“ noch für Sie die Entscheidung des Deutschen Rugby-Verbands (DRV), den Spielbetrieb bis auf Weiteres auszusetzen und damit de facto auch das Derby RK03 - BRC für Samstag abzusagen?

Alexander Schmidt (RK03): Allein in den letzten sieben Tagen hat die komplette Thematik eine enorme Dynamik bekommen und täglich eine neue Eskalationsstufe erreicht. Aufgrund der Einmaligkeit dieser Vorgänge kam diese drastische Entscheidung einerseits schon überraschend, wenngleich sie uns aufgrund der Entwicklungen auch in anderen Sportarten schlussendlich nicht umgehauen hat. Rein sportlich ist es natürlich eine Katastrophe, da sich alle unsere Mannschaften über den Winter sehr hart auf das neue Rugbyjahr vorbereitet haben. Über das komplette Wochenende hinweg sollte es ja neben dem Bundesligaderby auch noch die Derbys der Reserveteams sowie in den Altersklassen U16 und U14 geben. Ein Riesending für unseren Klub, aber auch für den Berliner Rugbysport.

BspA: Bei einer zu erwartenden Zahl von (nur) mehreren hundert Zuschauern unter freiem Himmel in Weißensee: Wie weit geht das Verständnis beim RK03 für diese Entscheidung?

Schmidt: Den Sinn einer solchen Absage zum jetzigen Zeitpunkt noch in Frage zu stellen, ist aus meiner Sicht nicht zielführend – zumal wir uns folgerichtig umgehend dazu entschlossen haben, auch unseren kompletten Trainingsbetrieb ruhen zu lassen. Als RK03 sind wir Teil dieser Gesellschaft. Das Gebot der Stunde lautet Solidarität – und diesem wollen wir als Verein gerecht werden. Für diesen Wert ist unser Sport ja auch bekannt.


        Alexander Schmidt (RK03 Berlin)

Als RK03 sind wir Teil dieser Gesellschaft. Das Gebot der Stunde lautet Solidarität – und diesem wollen wir als Verein gerecht werden. Für diesen Wert ist unser Sport ja auch bekannt.


BspA: Oder ist die Aussetzung vielmehr auch auf Rugby als intensiven Kontaktsport und die möglicherweise damit verbundene Ansteckungsgefahr unter den Aktiven zu verstehen?

Schmidt: Ich denke die Aussetzung orientiert sich ganz klar an den Entscheidungen auf vielen gesellschaftlichen Ebenen. Mittlerweile ist ja auch die Schließung von Schulen und Kitas in Berlin beschlossen. Der Sport kann und wird das aushalten.

BspA: Wie groß ist die Enttäuschung, dass ausgerechnet das Derbywochenende betroffen ist?

Schmidt: Wie bereits eingangs erwähnt, ist es rein sportlich betrachtet eine Katastrophe. Wir können alle unserer Leidenschaft nicht nachgehen, egal ob als Aktiver, Trainer, Organisator oder Fan. Schlussendlich geht es jetzt aber um mehr. Es geht um den Gesundheitsschutz unserer Gesellschaft und hier vor allem um die benannten Risikogruppen. Das ist die Priorität!

BspA: Welche Vorbereitungen hat der Verein bereits für den Spieltag getroffen, die sich nun als „umsonst“ erweisen bzw. Unkosten verursachen, die für den Fall nicht ausgeglichen werden können?

Schmidt: Die Vorfreude auf den Beginn des Rugbyjahres wurde natürlich wie immer von einem Haufen Eifer unseres Orgateams begleitet. Rein wirtschaftlich werden uns die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern fehlen, die ein fester Bestandteil unseres Haushaltplanes sind. Wie wir das ausgleichen können, wissen wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht.

BspA: Wie wahrscheinlich schätzen sie beim RK 03 derzeit die Möglichkeit ein, dass der DRV die Saison vorzeitig für beendet erklärt?

Schmidt: Ich persönlich möchte mich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht an wilden Spekulationen beteiligen. Wenn ich beobachte, was in anderen Sportarten auf der ganzen Welt derzeit passiert, halte ich das aber nicht für unmöglich.

BspA: Für diesen Fall könnte der RK 03 (zum zweiten Mal in Folge*) als Austragungsort des Endspiels um die Deutsche Meisterschaft leer ausgehen – ist dies schon ein Thema im Verein?

Schmidt: Wir haben diese Option auf unserer Vorstandssitzung in dieser Woche kurz andiskutiert. Die Vorfreude, das größte Event des deutschen Rugbysports erneut im Stadion Buschallee ausrichten zu dürfen ist riesig. Die Zeit wird nun zeigen wo die Reise hingeht. Im schlechtesten Fall sind aller guten Dinge drei – und wir stehen auch 2021 bereit.

*Vergangene Saison musste der Endspieltermin aufgrund eines Relegationsspiels der Nationalmannschaft vorverlegt werden – der RK 03 Berlin sah sich daraufhin gezwungen, die Ausrichtung an Frankfurt 1880 abzugeben

Beitrag: Berlinsport Aktuell /Hagen Nickelé
Fotos: privat, Berlinsport Aktuell