Rückschau auf den Renntag

Michael Schmid springt in die Bresche

Glanzvoller Sieg in Tagesbestzeit: In Vertretung des erkrankten Michael Nimczyk gewinnt der Topfahrer mit Vin Rouge den Winter-Pokal des VDT. Für eine weitere außergewöhnliche Leistung sorgt der von Dennis Spangenberg präsentierte Rossini Diamant, der gegen exquisite Konkurrenten sogar eine Galoppade ausbügelt.

Top-Vertreter: Michael Schmid (M.) führte als Ersatz des erkrankten Michael Nimczyk Vin Rouge zum Sieg beim Winterpokal des VDT (Foto: ©BTV)

Weit über 2.200 Siege und zehn Millionen Euro an erzielter Gewinnsumme: Es besteht keinerlei Zweifel daran, dass Michael Schmid, der am 20. März seinen 50. Geburtstag feiern wird, zu den besten Sulkysportlern der Republik gehört. Am Sonntag lieferte der gebürtige Straubinger auf der Derby-Bahn einmal mehr eine Kostprobe seines Könnens ab und gewann mit dem Hengst Vin Rouge den mit 4.000 Euro Preisgeld dotierten Winter-Pokal des VDT.

Obwohl der Start eigentlich gar nicht eingeplant war, denn Michael Nimczyk sollte den von Manfred Schub trainierten Traber steuern. Da der Goldhelm aber die Fahrt aufgrund einer Grippeerkrankung nicht wahrnehmen konnte, trat Michael Schmid für die Interessen von Thomas Hierl und Daniel Färber – den beiden Besitzern von Vin Rouge – an. Eine goldrichtige Entscheidung.


„Das war wirklich ein feiner Auftritt von Vin Rouge. Er hatte auf dem Schlusskilometer nicht die geringsten Probleme und wird in dieser Saison noch häufig in den Winner-Circle einkehren!“

Michael Schmid


Denn „Schmiddi“ fackelte nicht lange und nahm mit dem sechsjährigen Hengst bereits nach wenigen Metern das Zepter in die Hand. Das war es auch schon, denn Vin Rouge spulte das Pensum aus der Führungsposition heraus eisern ab, ohne auch nur einen einzigen Zwischenangriff seiner Konkurrenten zuzulassen. Die Uhren blieben bei 13,8/1.900m stehen – Tagesbestzeit!

Rossini Diamant: 5. Sieg in Folge trotz Problemen

Fast noch spektakulärer als dieser Sieg war allerdings der Triumph von Dennis Spangenberg und Rossini Diamant. bei der von kaltem, aber trockenem Wetter begleiteten Veranstaltung. Außergewöhnlich nicht nur, weil es bereits der fünfte Volltreffer hintereinander für den Wallach aus dem Besitz von Klaus Bockhoff und Wolfgang May war. Sondern sensationell vor allem, weil eine Galoppade eingangs der Gegenseite den Dunkelbraunen nahezu aussichtslos zurückgeworfen hatte.

Doch obwohl seine Gegner wahrlich nicht von Pappe waren, sondern durchweg beste Qualität verkörperten und zudem ein rasantes Tempo vorlegten, kämpfte sich Rossini Diamant ins Rennen zurück. Ausgangs des Schlussbogens war der Traber bereits wieder auf Tuchfühlung mit den vorderen Pferden. Mit den letzten Schritten machte Rossini Diamant dann tatsächlich das schier Unglaubliche perfekt und nagelte den Piloten Soccer (Victor Gentz) unmittelbar vor der Linie fest. Die exquisite Zeit von 14,6/1.900m war dabei fast nebensächlich, denn ohne den Fehler wäre für den Seriensieger sogar ein 13-er Schnitt drin gewesen.

Spangenberg siegt auch mit Il Santo

Für Dennis Spangenberg blieb es nicht bei dem diesem einzigen Sieg. Das erwartete muntere Hauen und Stechen gab es in dem mit 9.999 Euro Garantie ausgestatteten Viererwetten-Rennen, denn auf dem langen 2.500-Meter-Kanten gab es mehrere Führungswechsel und turbulente Attacken. Zu denen, die kurzzeitig die Spitze hatten, gehörte auch der vom Berufsfahrer gesteuerte Il Santo.

Spangenberg ließ sich mit dem Wallach dann aber an die dritte Position zurückfallen und ergriff die Initiative erst wieder auf der Schlussrunde, als Teeny Weeny (Thorsten Tietz) längst das Kommando übernommen hatte. Il Santo folgte der Pilotin in der Außenspur wie ein Schatten und zog mit den letzten Schritten mit einer Halslänge vorbei. Auch die dritt- und viertplatzierten Bonaparte (Michael Hönemann) und Krabat (Matthieu Hegewald) hielten sich achtbar und waren nur knapp geschlagen.

Überraschung: Außenseiter siegt, Tragopan Jet nur Vierter

Mit dem auf 13:10 herunter gewetteten Tragopan Jet, der nur Vierter wurde, blieb Spangenberg allerdings deutlich unter den Erwartungen, denn der italienische Hengst konnte sich in dem in 15,3/1.900m gelaufenen Rennen der Gewinnsummenklasse bis 14.000 Euro trotz akzeptablen Verlaufs an sechster Position außen verblüffender Weise nie entscheidend einschalten. Stattdessen gab Jorma Oikarinen mit dem bei 258:10 gehandelten Riesenaußenseiter Willow Bay Evert den Ton an – die größte Überraschung der Veranstaltung.

Der Finne hatte den in seinem eigenen Besitz befindlichen Wallach gekonnt im Windschatten des Tempomachers Harley As gehalten und obwohl dieser zu keinem Zeitpunkt müde wurde und sich überaus teuer verkaufte, bog Willow Bay Evert den Spieß mit einem fulminanten Schlussangriff doch noch um.

Auch Merete düpiert die Favoriten

Auch Heiner Christiansen sorgte für lange Odds. Der vielfache Norddeutsche Champion kämpfte mit der für die Farben von Kay Härtel laufenden Merete kurz um die Spitze mit und servierte der vierjährigen Stute im Anschluss einen Traumverlauf als zweites Pferd an der Innenkante.

Im Schlussbogen wirkte Merete zwar noch nicht wie die kommende Siegerin – aber auf der Zielgeraden streckte sich die 127:10-Außenseiterin willig und hielt die ganz außen heranfliegende Classic Winner (Edelbert Ohmer), die sogar bei 323:10 notiert war, und die erst spät freigekommene Ring the Bell (Thorsten Tietz) unter Rekordverbesserung auf 1:17,8 min. in Schach. Honoriert wurde die richtige Dreier-Reihenfolge mit dem tausendfachen Einsatz!

Topkandidat setzt sich nach Aufholjagd durch

Eine geradezu phänomenale Leistung lieferte der von André Pögel präsentierte Amundsen Mo ab. Sicherlich – dass der 20:10-Favorit nach der Zieldurchfahrt zur Ehrenrunde eindrehte, war zunächst einmal keine allzu große Überraschung. Aber angesichts des Rennverlaufs war der Auftritt einfach großartig. Denn beim Eindrehen aus dem Band kam der Mommert-Traber überhaupt nicht gut weg und folgte der Spitze mit gehörigem Abstand. Es kam zu einer imponierenden Aufholjagd, bei der Amundsen Mo herausragende Moral bewies.

So hartnäckig sich Cash Only S (Michael Hamann), der Ende der Gegenseite die Führung übernommen hatte, auch wehrte – er besaß gegen den über sich hinauswachsenden Amundsen Mo keine Chance.

Zweiter Saisonsieg für Lordano Ass

Lordano Ass fühlt sich auf dem Mariendorfer Rechtskurs offensichtlich pudelwohl und unterstrich seine tolle Verfassung mit dem zweiten Saisonsieg. „Ohne Eisen ist er ein besseres Pferd!“, strahlte sein Trainer und Fahrer Victor Gentz bei der anschließenden Siegerehrung und hatte wahrlich allen Grund zur Freude, denn der fünfjährige Wallach trommelte stolze 14,7/1.900m auf das Geläuf.

Selbst der harte Rennverlauf in zweiter Spur konnte dem Ganymede-Sohn nicht das Geringste anhaben – der Wallach wird in den kommenden Wochen und Monaten weiter von sich reden machen!

Taktikfuchs Wewering führt Außenseiterin zum Sieg

Eine erstklassige taktische Leistung durfte man Heinz Wewering bei seiner Fahrt mit Fabian Boshoeve attestieren. Europas siegreichster Sulkysportler steuerte die Stute des Niederländers Wiebe D. Landman sofort in Front, ließ dann aber im weiteren Verlauf einige seiner Gegner gewähren und wartete in aller Seelenruhe ab.

Schon im Schlussbogen war erkennbar, das Fabian Boshoeve noch ein Wörtchen mitreden würde – und so kam es dann auch. Die 101:10-Außenseiterin spurtete am Konkurrenten Good Vibrations (Dennis Spangenberg) vorbei und setzte sich mit einer halben Länge Vorsprung durch.


„Dass sie auf einem guten Weg ist, hatte Fabian Boshoeve schon beim Start zuvor bewiesen, als sie eine 16-er Zeit lief.“

Heinz Wewering


Mit Edana wäre für Heinz Wewering beinahe ein weiterer Tageserfolg drin gewesen, denn die Stute zog von der Spitze aus fein durch und wurde für ihren Fleiß verdienterweise mit dem zweiten Platz belohnt. Noch besser konnte es allerdings der von Hannu Voutilainen trainierte und von Daniel Wagner gesteuerte Saint’s Angel, der nach vielen guten Leistungen für einen vollen Erfolg geradezu überfällig war.

Leicht traf es der Sechsjährige allerdings nicht an, denn er musste sich das Rennen in der Außenspur selber gestalten. Doch Daniel Wagner überhastete trotz der eher misslichen Lage nichts und führte seinen Schützling peu à peu an die Gegnerin heran. Auf den entscheidenden letzten hundert Metern war Saint’s Angel eindeutig dominant.

Dulco di Quattro beeindruckend

Auf den überlegensten Sieger des Tages mussten die Zuschauer bis zum abschließenden letzten Rennen warten. Der wie fast immer von Marlene Matzky vorgetragene Dulco di Quattro war eine Klasse für sich. Obwohl der Love-You-Sohn als einziger der acht Teilnehmer dieser Prüfung eine Zulage zu verkraften hatte und die gesamte 2.020-Meter-Strecke in der Außenspur bewältigen musste, war er am Ende weit voraus.

Dulco di Quatto sammelte einen Gegner nach dem anderen ein und schon deutlich vor dem Ziel war klar, dass es kein Verlieren für ihn geben würde. Der Wallach setzte sich in 1:14,5 min. mit vier Längen Vorsprung gegen Bianca Boshoeve (Chantal Solhart) und Inari (Sarah Kube) durch und scheint nach den ausgiebigen Ruhepausen, die ab dem Spätsommer eingelegt hatte, nun besser als jemals zuvor in Schwung zu sein.

Gesamtumsatz: 151.739,71Euro – Bahnumsatz: 36.549,30 Euro - Außenumsatz: 115.190,41 Euro.

 

Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung findet am Sonntag, dem 26. Februar statt. Beginn ist um 13.30 Uhr.

Quelle: Berliner Trabrenn-Verein (BTV)