Rückblick auf den Traber-Sonntag

Preis der Besten: Gerhard Biendl und Popeye Diamant lassen die Muskeln spielen

Strahlemänner: Gerhard Biendl (l.) setzte sich mit Popeye Diamant durch, Mitbesitzer Andreas Schwarz gesellte sich bei der Siegerehrung sichtbar fröhlich hinzu

Der bayerische Toptrainer führt den Seriensieger zu einem weiteren großartigen Erfolg

Er nahm bei seinem Ausflug in die Hauptstadt nur eine einzige Sulkyfahrt wahr – aber die entwickelte sich zu einer grandiosen Rennsport-Gala: Gerhard Biendl erwies sich einmal mehr als der Mann für die Big Points und gewann mit Popeye Diamant den mit 15.000 Euro dotierten Preis der Besten. Ein Pferd, auf das nicht nur sein Trainer, sondern das gesamte Team stolz sein darf. Der im Gemeinschaftsbesitz der Rennställe Kaurismäki und Diamanten befindliche Traber hatte zuvor bereits 20 Rennen gewonnen und erhöhte seine Gewinnsumme nach seinem kürzlichen Triumph beim Gelsenkirchener Marathon nun erneut um satte 7.500 Euro. Er wird seinem Namen vollauf gerecht: Fast 40.000 Euro trabte der Wallach, der jetzt in die Winterruhe gehen wird, in dieser Saison zusammen. Und nicht nur seine Erfolgszahlen sind imposant – faszinierend war vor allem die Art und Weise, wie er sich am Sonntag auf der Derby-Bahn gegen seine acht Gegner durchsetzte.

„Dass Popeye Diamant trotz des harten Pensums so überlegen gewann, beweist seine große Klasse!“  (Fahrer Gerhard Biendl)

Gewiss – Popeye Diamant hatte natürlich einen Vorteil auf seiner Seite, denn er konnte von der 2.000-Meter-Grundmarke aus in das in drei Bänder aufgeteilte Rennen gehen. Doch die vermeintlich optimale Ausgangslage erwies sich ziemlich schnell als Bürde, denn der 22:10-Favorit bekam – nachdem er vom Fleck weg die Führung übernommen hatte – einen permanenten und geradezu mörderischen Druck ab. Vor den Tribünen versuchte ihm zunächst der diesmal nur schwer zu regulierende und später untergehende Vin Rouge (Thorsten Tietz) die Hölle heiß zu machen und auf der Schlusshalben setzten sich die Breeders-Crown-Siegerin C’est bien (Roland Hülskath) und vor allem der ganz außen aufmarschierende Charlie-Mills-Triumphator Othello Victory (Rudolf Haller) immer stärker in Szene. Der Letztgenannte sah 400 Meter vor dem Ziel schon wie der Sieger aus. Doch die Rechnung war ohne den Wirt gemacht und Othello Victory bzw. C‘est bien blieben nur die Ränge zwei und drei. Denn Popeye Diamant zeigte sich völlig unbeeindruckt und dehnte seinen Vorsprung im Einlauf in der Kilometerzeit von 1:16,1 min. sogar auf vier Längen aus. Gerhard Biendls Resümee: „Dass Popeye Diamant trotz des harten Pensums so überlegen gewann, beweist seine große Klasse!“

"Pinky" siegt im Doppelpack...

Die Eins vor der Zwei und der Drei – so simpel lautete die Reihenfolge in dem mit 5.000 Euro Garantie versehenen „Team Jokimaa - Rennen“, das einer zwanzigköpfigen Gruppe von finnischen Sulkysportlern gewidmet war, die am Sonntag in Mariendorf zu Gast waren. Die Nummer eins: Das war Sarina, die mit Michael Hönemann sofort in Front gestürmt war und das Pensum in der Tagesbestzeit von 15,8/1.900m eisern herunter stiefelte. Der oftmalige Berliner Meister strahlte danach in dem mit den skandinavischen Gratulanten prall gefüllten Winner-Circle über das ganze Gesicht: „Sarina ist in Front wirklich eine Macht und viel stärker als aus dem Feld heraus!“

„Sarina ist in Front wirklich eine Macht und viel stärker als aus dem Feld heraus!“ (Fahrer Michael "Pinky" Hönemann)

Nur zwanzig Minuten später gelang „Pinky“ dann der zweite Schlag – mit Flavio As punktete Hönemann erneut für die Farben von Alexander Dame. Der Wallach kämpfte sich in der Außenspur knapp vor der speedstarken Irma (Thomas Buley) und dem Pacemaker Joke d’Avril (Thomas Heinzig) über die Linie.

...und Thorsten Tietz zieht nach

Erfolgsrezept: Thorsten Tietz siegte zweimal "auf dieselbe Tour" (Foto: H. Nickelé)

Auch Thorsten Tietz gelang an der von tristen und feuchten äußeren Bedingungen – die natürlich auch auf dem Geläuf Spuren hinterließen – begleiteten Veranstaltung ein Doppelerfolg. Der Berliner Champion führte zunächst Tornado Jet auf die Siegerparade. Tietz dirigierte den in Italien gezüchteten Wallach mit Erreichen der ersten Geraden an die Spitze und konnte seinem Schützling das Tempo frei einteilen. Auf der Zielgeraden löste sich der Vierjährige spielerisch.

Da dies so gut geklappt hatte, entschied sich der Mann im weiß-braunen Dress mit dem ebenfalls die Toniatti-Farben tragenden Tragopan Jet für die exakt identische Taktik. Der Hengst beherrschte die Schlussrunde mit großer Autorität.

Auch Meister und Alt-Meister gehen nicht leer aus

Mit cleverer taktischer Raffinesse steuerte Michael Nimczyk Montgomery Mo zum Sieg. Der Mommert-Traber hatte sofort die Führung übernommen, doch vor den Tribünen ließ der Deutsche Meister seinen Hauptkontrahenten Heinz Wewering und dessen Schützling Impulsiv passieren. Auf den letzten 400 Metern drehte der Goldhelm den Spieß ganz gelassen wieder um.

Heinz Wewering wurde aber unmittelbar danach reichlich entschädigt – denn Europas siegreichster Trabrennsportler führte Jorma Bo auf die Ehrenrunde. Der dreijährige Wallach zog an der Spitze einsam seine Kreise und machte seiner neuen Besitzerin Katharina Pavel, die am Sonntag ihren Geburtstag feierte, ein tolles Präsent.

Agostini überrascht, Arando dominiert, Mighty Hanover souverän

Thomas Panschow überraschte das wettende Publikum mit dem 121:10-Außenseiter Agostini, der allerdings angesichts seines zuvor schon oft bewiesenen Laufvermögens am Toto deutlich unterschätzt war. Der Fünfjährige stürmte kurz vor dem trotto.de-Bogen an die Spitze und siegte völlig überlegen.

Arando feierte in der Hand von Franz-Josef Stamer einen Start-Ziel-Sieg. Annett Lineckes Wallach machte sich im Einlauf überlegen frei und bildet mit dem Amateurfahrer ein absolutes Dreamteam.

Das kann auch von Sarah Kube und Mighty Hanover behaupten, die im Vorfeld als Tipp des Tages galten. Das 14:10-Favoritengespann wurde dieser Einschätzung vollauf gerecht, übernahm noch auf der Startgeraden das Kommando und gewann völlig souverän.

Der Renntag in Zahlen:
Gesamtumsatz: 134.749,60 Euro – Bahnumsatz: 42.498,50 Euro - Außenumsatz: 92.251,10 Euro.

Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung findet am Sonntag, dem 18. Dezember statt. Im Mittelpunkt stehen die Vorläufe und das Finale zum hochdotierten Winterpokal der Amateure. Beginn ist um 13.30 Uhr.

Quelle: Berliner Trabrenn-Verein (BTV)