Football: Zwischenfazit der Rebels (GFL1) und Adler (GFL2)

Zwischen Himmel und Hölle

Die besten Football-Teams Berlins, die Rebels und die Adler, gehen auch in Liga eins und zwei sportlich weiter unterschiedliche Wege.

Ein weiterer Regenschauer ging zum Spielende über dem Mommsenstadion in Berlin-Charlottenburg nieder. Doch Kim Kuci, Headcoach der Rebels, trug am vergangenen Samstag ein zufriedenes Lächeln im Gesicht. Kein Wunder, schließlich hatte sein Team gerade den bis dahin ungeschlagenen Cologne Crocodiles mit 34:13 ihre erste Saisonniederlage zugefügt. Damit stürmten die Rebels vor ihrer Spielpause in der German Football League 1 (GFL1) Staffel Nord auf den ersten Platz. Sechs Wochen tritt die Mannschaft von Kim Kuci nicht mehr an, und die Konkurrenten aus Köln sowie Braunschweig können die Hauptstädter an diesem Sonntag schon mit ihren Nachholspielen von der Tabellenspitze verdrängen. Für den Trainer der Rebels ist Platz eins aber ohnehin nur eine schöne Momentaufnahme. Zuvorderst soll sich sein Team während der Regular Season, der Hauptrunde, weiter steigern, um in den Play-offs zu Höchstform aufzulaufen. Und da gab es gegen die Crocodiles viel Gutes zu sehen – vor allem in der ersten Halbzeit. Da spielten quasi nur die Rebels und gingen mit einer 28:0-Führung in die Kabinen. Vier verschiedene Spieler erzielten die Touchdowns, ein Zeichen für die Ausgeglichenheit des Kaders.

Vor allem gegen die starken Teams der Nord-Staffel kam der Berliner Erstligist bislang bemerkenswert gut zurecht. Nicht nur die Crocodiles bekamen das zu spüren, sondern auch die Dresden Monarchs, die mit 30:7 nach Hause geschickt wurden. Höhepunkt der bisherigen Saison war aber sicher der 26:21-Erfolg bei den New Yorker Lions Mitte Juni. Das Team aus Braunschweig gewann schließlich vier der letzten fünf deutschen Meisterschaften – außer dem Endspiel 2017 hatte man zwei Jahre lang kein Spiel mehr verloren. Nun aber wurde das Team, das unter professionellen Bedingungen arbeitet, von den Rebels entzaubert. Auch hier erwischten die Berliner einen Traumstart: schnell gingen sie in Führung, als Quarterback Terrell Robinson – wie im Übrigen auch gegen Köln – mit einem Pass den erst ein Spiel zuvor verpflichteten US-Amerikaner Joshua Simmons erfolgreich auf die Reise schickte.

Historischer Erfolg in Braunschweig

Nach dem ersten Viertel führten die Hauptstädter dann sogar bereits mit 21:6 und konnten die Braunschweiger Schlussoffensive so abwehren. Robinson, früher bereits bei den Rebels auf der Position eingesetzt, war dabei für den verletzten James Harris als Spielmacher eingesprungen. Der Mann mit der Nummer eins auf dem Trikot zahlte das Vertrauen dabei nicht nur mit hoher Passgenauigkeit zurück – gegen Köln etwa sorgte er mit einem Touchdown selbst für das zwischenzeitliche 13:0. Wide Receiver Simmons stellte seine Klasse dazu innerhalb von nur drei Auftritten bereits unter Beweis. Sollte sich das Zusammenspiel mit Robinson weiter verbessern, hätte die Offense der Berliner einen zusätzlichen, dicken Pluspunkt. Denn neben Neuzugang Hayden Daniels haben die Rebels mit Jason Harris oder dem Niederländer Sean Richard noch mehr an starkem Angriffspersonal zu bieten.

Rebels-Coach Kim Kuci

Da grämt es Kim Kuci auch nicht besonders, dass die beiden Niederlagen ausgerechnet zu Hause gegen vermeintlich leichtere Teams zustande kamen. Gegen die Kiel Baltic Hurricanes – dieses Jahr im Umbruch – verspielten die Berliner sogar eine 21:6-Führung. Und gegen den Aufsteiger Potsdam Royals setzte es ebenfalls eine verdiente 20:31-Niederlage. Dennoch hat der Rebels-Coach auch daraus mit seinem Trainerteam die richtigen Schlüsse gezogen. Ziel ist diesmal nicht nur Play-off-Platz vier, sondern das Heimrecht in der an die Hauptrunde anschließenden K.-o.-Runde zu bekommen. Das erhält man aber nur über die ersten beiden Plätze der Staffel – dafür wollen die Rebels in den letzten sechs Spielen der Regular Season 2018 ab dem 5. August noch mal alles geben. Die Chancen stehen nicht schlecht, wenn sich das Team an Kucis Credo hält: nämlich, dass das letzte Spiel der Saison immer das beste sein sollte.

Adler auch in Liga 2 im Abstiegskampf

Anfang Juni fiel Stefan Mücke ein Stein vom Herzen – und sicherlich nicht ihm allein. Der Präsident der Berlin Adler, zu deren „goldenen Zeiten" selbst als Spieler aktiv, atmete jedenfalls nach dem 24:21-Sieg in der GFL 2 Staffel Nord gegen die Lübeck Cougars kräftig durch. Es war schließlich der erste Erfolg des Traditionsvereins im fünften Spiel der 2. Liga 2018. Die ganze Malaise wurde aber erst in der erweiterten Statistik deutlich: Zum letzten Mal überhaupt hatten die Adler 406 Tage zuvor gewonnen (30:8 bei den Hamburg Huskies), im ersten Spiel der Abstiegssaison 2017. Der auch in der 2. Liga zahlreich erscheinende, treue Anhang hatte im Poststadion sogar über zwei Jahre auf einen Heimsieg (damals 42:39 gegen die Düsseldorf Panther) warten müssen. Herbe Zahlen für einen immer noch stolzen Club, der es in diesem Jahr im Unterhaus mit Teams wie den Elmshorn Fighting Pirates oder Langenfeld Longhorns zu tun bekommt. Doch auch hier geht es für die Weddinger um die nackte Existenz, denn dem erwähnten Sieg folgten zwei weitere Niederlagen – und so liegt der GFL1-Absteiger zur Halbzeit der Regular Season punktgleich mit Schlusslicht Paderborn Dolphins auf dem vorletzten Platz. Zwei Spiele hat das Team des vor der Spielzeit neu gekommenen Trainers Talib Wise nun vor der Sommerpause noch zu bestreiten. Am Sonnabend (16 Uhr) dürften dabei im Heimspiel gegen den Tabellenzweiten Rostock Griffins die Trauben wieder hoch hängen.

Samstag Heimspiel gegen den Tabellen-2. aus Rostock

Adler-Präsident Stefan Mücke

Nach der klar verlorenen Relegation gegen Potsdam im vergangenen Jahr hatte Präsident Mücke als erste Reaktion noch vom direkten Wiederaufstieg als Ziel gesprochen. Davon ist längst keine Rede mehr – nach dem Beinahe-Bankrott 2015 ist mit schmalem Budget offenbar auch keine schlagkräftige Zweitligatruppe auf die Beine zu stellen. Weshalb man auch während der Spielzeit weiter nach jeder möglichen Verstärkung sucht. So fanden zuletzt Ignacio "Nacho" Cordero (Defensive Backfield) und mit David Perkins sogar ein Mann für die Position des Quarterbacks den Weg zu den Weddingern.

Vor dem vergangenen Heimspiel gegen Düsseldorf wurde auf der Homepage einmal mehr dem vergangenen Ruhm der Teams gehuldigt – ein „Hauch von German Bowl", also dem Endspiel um die Deutsche Meisterschaft, wehe bei dem Aufeinandertreffen der beiden sechsfachen Titelträger durch das Poststadion. Doch da hören die Gemeinsamkeiten aktuell bereits schon auf: Die ungeschlagenen Rheinländer untermauerten nämlich mit dem 30:0-Sieg in Berlin ihre Aufstiegschancen. Die Adler hingegen müssen diese auf die nächste Spielzeit verschieben – den Klassenerhalt in der GFL 2 in diesem Jahr vorausgesetzt.

Beitrag+Fotos: Berlinsport Aktuell/Hagen Nickelé